Neue Rote Liste der Säugetiere: Mahnung Maulwurf
Maulwürfen, Füchsen und Rehen geht es gut in Deutschland. Tiere, die Wälder und Hecken brauchen, sind jedoch gefährdet. Dabei wäre Platz für alle da.
F üchse, Maulwürfe und Rehe kommen gut klar mit der Art und Weise, mit der wir hierzulande Lebensmittel und erneuerbare Rohstoffe produzieren, wie wir Häuser bauen, Gärten anlegen und Straßen planen. Füchse, Maulwürfe und Rehe gehören zu dem Drittel aller Säugetierarten auf der aktuellen Roten Liste des Bundesamtes für Naturschutz, die den erfreulichen Status „ungefährdet“ erreichen. Das ist schön für sie – und für uns, schließlich mögen wir alle Maulwürfe.
Für die Diplomaten der Bundesregierung, die schon jetzt und vor allem im nächsten Jahr an den UN-Verhandlungen zu einem neuen Plan für den Schutz der globalen Biodiversität teilnehmen, ist die Rote Liste allerdings peinlich. Ein weiteres Drittel der Arten auf der Liste ist nämlich in seinem Bestand gefährdet: Fledermäusen, Feldhamstern, Luchsen – Tieren, die alte Wälder brauchen oder Hecken, Wiesen und Brachen – geht es schlecht.
Wie anders als in stiller Demut sollen die Deutschen ihren Verhandlungspartnern entgegentreten, wenn es darum geht, 30 Prozent der Erdoberfläche unter Schutz zu stellen? Sie werden wieder mal als Papiertiger anreisen, die groß darin sind, Verordnungen, Gesetze und Regularien zu verfassen, während die Arten, die sich an den durchindustrialisierten Standort Deutschland nicht anpassen können, nach und nach verschwinden.
Dabei zeigen die Beispiele für positive Entwicklungen auf der Roten Liste ja, dass auch in Deutschland Platz für alle ist: In den Wäldern vermehren sich die Wölfe, an den Bächen die Fischotter, in den Meeren die Kegelrobben. Sie profitieren von strengen Schutzmaßnahmen und kleinen Hilfen, wie besseren Möglichkeiten, Straßen zu überqueren.
Ihr Beispiel zeigt aber auch, dass der Schutz der Biodiversität nicht umsonst zu haben ist. Er kostet Geld, und er bedeutet Verhaltensänderungen und Einschränkungen, nicht nur für Touristen, Landwirte oder Fischer, sondern für uns alle. Aber wollen wir wirklich in Zukunft alleine bleiben, nur mit Füchsen, Maulwürfen und Rehen?
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft ade
ifo-Studie zu Kriminalitätsfaktoren
Migration allein macht niemanden kriminell