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Neue Chefin der Konrad-Adenauer-StiftungVorbild AKK

Kommentar von

Gunnar Hinck

Annegret Kramp-Karrenbauer hat als Unabhängige die Wahl gewonnen. Der politische Betrieb wundert sich – doch politische Stiftungen sind kein Parteieigentum.

Die Wahl AKKs ist ein wichtiges Zeichen für die Unabhängigkeit der politischen Stiftungen Foto: Michael Kappeler/dpa

I n der Satzung der Konrad-Adenauer-Stiftung steht unter Paragraf 2: Die Stiftung soll „politische Bildung vermitteln“, ferner „die geschichtliche Entwicklung der christlich-demokratischen Bewegung erforschen und dokumentieren“ und „durch Forschung und Beratung Grundlagen politischen Wirkens erarbeiten“. Was da nicht steht: dass die Stiftung der verlängerte Arm der CDU ist. Diesen Eindruck muss man jedoch mit Blick auf das mediale Echo der Vorsitzenden-Wahl gewinnen: CDU-Chef Friedrich Merz hat seinen Wunschkandidaten nicht durchbekommen; die ehemalige Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK), die als Unabhängige kandidierte, hat sich durchgesetzt.

Einhelliger Tenor: Merz hat machtpolitisch eine Schlappe erlitten. Diese Deutung ist besorgniserregend, denn sie nimmt die skandalöse Realität als gegeben hin, dass die durch viel Steuergeld (2024: 687 Millionen Euro) finanzierten parteinahen Stiftungen de facto im Besitz ihrer jeweiligen „Mutterpartei“ und deren Führung sind – obwohl sie rechtlich gesehen unabhängig sind.

Das führt zu absurden Verrenkungen: Die Friedrich-Ebert-Stiftung etwa strebt offiziell die Förderung der „sozialen Demokratie“ an und nicht der Sozialdemokratie – das zusätzliche e dient dazu, die Verflechtung mit der SPD zu verschleiern und das Bundesverfassungsgericht zu beruhigen, das die Trennung zwischen Parteien und Stiftungen angemahnt hat.

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Das, was Friedrich Merz vorhatte, ist gängige Praxis bei den meisten politischen Stiftungen. Die Parteiführung bestimmt vor oder hinter den Kulissen, wer den prestigeträchtigen Chefposten bekleiden darf, und natürlich sind Gegenkandidaturen nicht vorgesehen: Ex-SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz steht der Ebert-Stiftung vor; Chef der Rosa-Luxemburg-Stiftung ist neuerdings Ex-Linkenchef Bernd Riexinger.

AKKs erfolgreiche Kandidatur – sie hat kein Amt mehr in der CDU inne und bewarb sich auf eigenem Ticket – ist ein dringend nötiges Zeichen für alle Stiftungen, dass sie kein Privateigentum der Parteien sind.

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ist Redakteur im taz-Ressort Meinung.
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5 Kommentare

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  • In der Tat scheint da ein Kulturwandel sich Bahn gebrochen haben. Traditionell waren Stiftungsvorsitzende Versorgungs- und Trostposten für geschasst Politiker. Mit der Verweiblichung der Chefposten scheint das aufgebrochen. Gut so.

    • @rakader:

      Naja. Ein wenig wird natürlich auch Frau Kramp-Karrenbauer mit einem angemesseneren Posten als zuvor versorgt, doch traue ich ihr mehr als Hrn. Krings zu, dass sie das ernst nimmt und vielleicht sogar nicht nur "Söhne von"s wie Merz fördert oder den Nachwuchskonservativen auch mal Werte präsentiert.

      Bei den Grün-Nahen war es lange Ralf Fücks (Ex-Kommunist und dann fast FDPler, leider) und ist es nun Jan Philipp Albrecht (mit Imme Scholz), der dafür viel zu früh aus der aktiven direkten Politik (Datenschutz, Umwelt) herausging.

      Bei der FDP wurde die Naumannstiftung zum pervertierten Nur-Freiheit-der-Starken-Bude und Alles-für-den-Erfolg verrottet. Erst unter Gerhardt, dann unter Paqué.



      Von den Seidls schweigen wir höflich ganz.

  • Alleine 2024 erhielten die parteinahen Stiftungen 687,5 Mio. Euro öffentlicher Gelder. Dafür leisten sie keinen demokratischen Beitrag zur politischen Willensbildung. Ganz im Gegenteil. Sie sind die Denkfabriken der Parteien, in denen deren Programme und Wahlkampfstrategien ausgeheckt werden. Sie sind ein Link für Lobbyismus zu programmatisch nahestehenden Verbänden und Institutionen und sie betreiben programmatische Öffentlichkeitsarbeit. Sie dienen zur Heranziehung eines Parteinachwuchs mittels Stipendien und Seminaren. Sie sind Warteraum für zukünftige und Abstellplatz für ehemalige FunktionsträgerInnen der Parteien. Sie betreiben eine Schattenaußenpolitik und kooperieren mit Parteien im Ausland, darunter einigen, die für Autokraten stehen und/oder für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind. Die parteinahen Stiftungen gehören abgeschafft und diese indirekte Parteienfinanzierung muss eingestellt werden, denn sie sind überflüssig, intransparent und undemokratisch.

    • @DemokratischeZelleEins:

      Korrekt & 🤑 & was will uns denn



      “Gunnar Hinck van de CDU-LammerLammerStraat“ -



      denn da inne Tasche lügen - wa! 🙀🥳🧐



      Denn - “Wer hat an der Uhr gedreht?“



      Eva Maria Welskop-Deffaa die aktuelle Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes.



      (Und denk ich an meinen intriganten Präai in Westfälisch Sibirien & Caritas-Chef?



      Warf im Kohlenkeller Schatten & wie sie CDU •

      So geht das ©️ Kurt Vonnegut



      "Wahre Angst ist, eines Morgens aufzuwachen und zu entdecken, dass dein Highschool-Jahrgang das Land regiert“

      unterm—-mal im Ernst



      Pflichtlektüre Helmuth Schulze-Fielitz



      “Der informale Verfassungsstaat“



      Der "informale Verfassungsstaat" beschreibt einen Zustand, in dem neben den formellen, gesetzlich verankerten Strukturen des Staates (wie Gesetze und Verfassung) auch informelle Regeln, Praktiken und Akteure eine entscheidende Rolle spielen, besonders in politischen Entscheidungsprozessen; es geht um die Ergänzung und Dynamik zwischen formalen und informalen Elementen, die das tatsächliche Regieren in modernen Demokratien wie Deutschland prägen, wie z.B. in der Arbeit des Rechtswissenschaftlers Helmuth Schulze-Fielitz.



      (mal mein Nachbar & der ein oder andere Tipp oder Gedanke… Ed🎡dE 🤫

      • @Lowandorder:

        Antwort zu @ DemokratischeZelleEins



        Wollnichwoll