Nachfolge von Armin Laschet: Helge Braun will CDU-Chef werden
Bis zur Coronakrise kannten viele den Kanzleramtschef Braun nicht. Jetzt bewirbt sich „die rechte Hand Merkels“ um den Posten als Parteichef.
Plötzlich liest sich die Interviewantwort wie eine versteckte Ankündigung. „Ich hoffe für eine spannende Mitgliederbefragung auf ein Kandidatenfeld mit echten Alternativen“, hatte der amtierende CDU-Kanzleramtsminister Helge Braun am vergangenen Samstag der FAZ gesagt. Damals hatte noch so gut wie niemand den engen Vertrauten von Angela Merkel als möglichen Kandidaten für den CDU-Vorsitz auf dem Schirm. Doch am Donnerstag bestätigte die hessische CDU: Der 49-Jährige wird für die Nachfolge von Armin Laschet antreten. Damit ist plötzlich neben den vielen gehandelten Nordrhein-Westfalen auch ein Hesse im Spiel.
Einer größeren Öffentlichkeit ist der Mann mit dem wichtigen Posten im Kanzleramt wohl erst seit der Coronakrise bekannt. Seitdem hat Braun in zahlreichen Talkshowssesseln klug und kenntnisreich die Pandemiepolitik der Bundesregierung erklärt. Weil er dabei stets freundlich blieb, hat er dabei oft wie der gemütliche Erklärbär der Kanzlerin gewirkt.
Wie Merkel – und anders als die vielen Juristen in der Spitzenpolitik – hat Braun einen naturwissenschaftlichen Blick auf die Dinge. Mit der noch amtierenden Kanzlerin teilt er außerdem eine große Vorsicht im Umgang mit der Pandemie. Der Sohn einer Lehrerin und eines Gynäkologen aus Gießen ist ausgebildeter Intensivmediziner und Narkosearzt und hat promoviert. Wohl auch deshalb hat er die Gefahr der Pandemie früher als andere erkannt.
Merkels rechte Hand
2014, da war er bereits Staatssekretär im Kanzleramt, warnte Braun vor der Ebolakrise in Westafrika. Seit 2018 ist er als Kanzleramtsminister Merkels rechte Hand und musste als solcher die berüchtigten Bund-Länder-Sitzungen vorbereiten. Auch dadurch hat sich Braun den Ruf eines guten und fleißigen Politikmanagers erarbeitet. Rhetorisches Talent allerdings wird ihm weniger nachgesagt, es kann durchaus passieren, dass er sich in langatmigen Ausführungen verliert.
Braun, der 1990 in die CDU eintrat, sitzt seit 2002 im Bundestag, mit einer Unterbrechung von 2004 bis 2009, als er den Wiedereinzug verpasste. Dreimal gewann er das Direktmandat in Gießen, zuletzt aber unterlag er einem Sozialdemokraten. Seit geraumer Zeit wird Braun als möglicher Nachfolger des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier genannt.
Wichtige Funktionen in der Partei hatte Braun bislang nicht inne, am Wochenende wurde er als Kreisvorsitzender in Gießen wiedergewählt. Jetzt aber will er den Sprung an die Bundesspitze wagen, seine klare Verortung im Merkel-Lager dürfte das nicht unbedingt leichter machen.
Noch bis Mittwoch können Kandidat:innen für den CDU-Vorsitz nominiert werden. Norbert Röttgen verkündet am Freitagmorgen seine Kandidatur in der Bundespressekonferenz, Friedrich Merz’ Kandidatur wurde noch erwartet. Gesundheitsminister Jens Spahn erklärte, nicht antreten zu wollen. Der neue CDU-Chef muss eine Mitgliederbefragung gewinnen, Mitte Januar wird er dann auf einem Parteitag formal gewählt.
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