Nach Vorwürfen der sexuellen Gewalt: Die Kevin-Spacey-Stiftung schließt
Neue Konsequenzen aus der #MeToo-Debatte in Großbritannien: Eine von Kevin Spacey gegründete Stiftung stellt ihre Arbeit ein.
Kevin Spacey hatte die Stiftung 2008 während eines Aufenthalts in London als Intendant am Old Vic Theater gegründet, um jungen Menschen den Einstieg in die Kunst zu ermöglichen. Der Namensgeber wurde bereits im November aus der Stiftung entlassen, nachdem ihm im Rahmen der #MeToo-Enthüllungen mehrfach sexuelle Gewalt und Belästigung vorgeworfen wurden.
Unter anderem hatten sich mehr als zwanzig Mitarbeiter*innen des Londoner Theaters geäußert, Spacey habe sie sexuell missbraucht oder belästigt. Scotland Yard ermittelt in den Fällen. Auf der Webseite des Old Vic Theater steht seit Oktober 2017 das Statement, man sei bestürzt über die Vorwürfe. Ein solches Verhalten bei Mitarbeiter*innen des Old Vic sei vollkommen inakzeptabel.
Den ersten Vorwurf gegen Spacey äußerte der US-Schauspieler Anthony Rapp in einem Interview im Oktober 2017. Spacey habe ihn im Jahr 1986 gegen seinen Willen bei einer Party auf ein Bett gehoben und sich auf ihn gelegt. Damals war er 14 Jahre alt, Spacey war 26. In einem Tweet erwiderte Spacey, er könne sich an den Vorfall nicht erinnern, da es mehr als 30 Jahre her sei. Er wolle sich aber entschuldigen für den Fall, dass es tatsächlich so war.
Film-Karriere vorerst beendet
Auch die Netflix-Serie „House of Cards“, in der er die Hauptrolle spielte und leitender Produzent war, hatte sich infolge der Anschuldigungen von Spacey verabschiedet. Stattdessen sollen in der sechsten und letzten Staffel die Schauspieler*innen Diane Lane und Greg Kinnear in die Serie involviert werden. Für den 2017 erschienen Film „Alles Geld der Welt“ wurde Spaceys Hauptrolle ebenfalls neu besetzt und seine Szenen nachgedreht.
Im Gegensatz zum englischsprachigen Raum hat die #MeToo-Debatte in Deutschland bisher wenig Konsequenzen nach sich gezogen. Im Fall des Regisseurs Dieter Wedel bemüht sich die ARD nun um Aufklärung. Dem Saarländischen Rundfunk lagen bereits seit Jahrzehnten Missbrauchsvorwürfe gegenüber Wedel vor. Der Sender gibt inzwischen zu, sich „nicht richtig verhalten“ zu haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?