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Nach Kollaps der Carolabrücke in DresdenNeue Elbbrücke wird vierspurig

Der Dresdner Stadtrat stimmt für einen vierspurigen Neubau der Carolabrücke. Opposition und Experten fürchten längere Bauzeit und höhere Kosten.

Nach Einsturz der Carolabrücke sind die Abrissarbeiten noch im vollen Gange, Dresden, 18.6.2025 Foto: Sylvio Dittrich/imago

Berlin taz | Die Dresdner Carolabrücke soll vierspurig werden. Das hat der Stadtrat am Donnerstagabend beschlossen. Gegen den Vorschlag stimmten Grüne, SPD und Linkspartei, dafür waren AfD, CDU, FDP/Freie Bürger, BSW und Team Zastrow.

Der Neubau ist nötig, weil die Brücke im September überraschend kollabiert war. Neben dem vierspurigen Plan, für den sich auch knapp der Bauauschuss des Stadtrats ausgesprochen hatte, gab es auch Vorschläge, die neue Brücke drei- oder zweispurig zu bauen. Fahr­rad­fah­re­r*in­nen und Fuß­gän­ge­r*in­nen hätten dann mehr Platz gehabt.

Mit den vier Autospuren wird die Brücke nun deutlich breiter werden als ihre Vorgängerin, weil neue Vorgaben und Standards gelten. Statt der bisherigen 34 Meter wird sie auf 41 Meter anwachsen. Das wiederum treibe die Kosten in die Höhe und mache im schlimmsten Fall das reguläre Planungsverfahren notwendig, weil die Ersatzneubauregelung nicht mehr gilt, fürchtet der Dresdner Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Die gleiche Befürchtung äußerten auch SPD, Grüne und Linke bei der Diskussion im Stadtrat. Die Grünen luden dazu den ehemaligen Dresdner Straßenbauamtsleiter Reinhard Koettnitz ein, der ebenfalls von deutlich höheren Kosten und längerer Bauzeit ausgeht.

Verkehrsforschende sind gegen die vierspurige Lösung

Dazu kommt: Bis zuletzt waren die Verkehrszahlen in Dresden rückläufig. Laut aktueller Prognose wäre das Kfz-Aufkommen auf der Carolabrücke bis 2030 um ein weiteres Drittel gesunken. Wendler fürchtet, dass die vierspurige Variante wieder mehr Verkehr in die Innenstadt lockt. Für die aufwendige Ortsumfahrung, die gerade um Dresden gebaut wird, gäbe es dann für Au­to­fah­re­r:in­nen kein Grund mehr.

Die Sorge teilt eine Gruppe von 15 Verkehrsforscher:innen, die sich vergangene Woche mit einem offenen Brief an den Stadtrat wandten und sich deutlich gegen die vierspurige Variante aussprachen: „Brücken sind verkehrliche Schlüsselstellen, dort gesetzte Prioritäten strahlen weit in das regionale Verkehrsnetz hinein.“

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