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Nach Klagen für Diesel-FahrverboteDie CDU will der Umwelthilfe ans Geld

Die Deutsche Umwelthilfe treibt die Politik mit Klagen zu Fahrverboten vor sich her. Nun will die CDU den Druck auf die Organisation erhöhen.

Für die Autofahrerpartei CDU schwierig: Die Deutsche Umwelthilfe will Dieselfahrverbote durchsetzen Foto: dpa

Berlin taz | Noch am vergangenen Montag zeigte sich die Kanzlerin besorgt über wachsenden Druck auf zivilgesellschaftliche Organisationen. Bei ihrem jährlichen Treffen mit VertreterInnen von Umweltverbänden erkundigte sich Angela Merkel nach Beispielen, wie deren Arbeit erschwert werde. Anfang Dezember kann sie sich selbst ein Bild davon machen: Der CDU-Parteitag regelt nicht nur ihre Nachfolge an der Parteispitze – er könnte auch den Druck auf die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erhöhen, die derzeit mit Klagen auf Diesel-Fahrverbote die Politik vor sich hertreibt.

„Die CDU Deutschlands fordert zu prüfen, ob die Deutsche Umwelthilfe noch die Kriterien für die Gemeinnützigkeit erfüllt“, heißt es in einem Antrag des CDU-Bezirksverbands Nordwürttemberg. Diesem Antrag kommt nicht nur deshalb erhebliches Gewicht zu, weil der Bezirksverbandsvorsitzend Steffen Bilger zugleich Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium ist. Zudem empfiehlt die Antragskommission der Partei, den Antrag anzunehmen, berichtet das Handelsblatt. Die Empfehlungen dieses vom Parteivorstand eingesetzten Gremiums schließt sich der Parteitag in den meisten Fällen an.

Führende CDU-PolitikerInnen haben die DUH in der Vergangenheit immer wieder scharf angegriffen. Der wirtschaftspolitische Sprecher Joachim Pfeiffer nannte sie einen „semikriminellen Abmahnverein“, Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte der Organisation einen „Lobby-Feldzug auf dem Rücken des Gemeinwohls“ vorgeworfen. Zuvor hatte Umwelthilfe-Geschäftsführer Jürgen Resch dem NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) vorgeworfen, „ein Herz für Dieselstinker“ zu haben, weil dieser sich weigerte, Fahrverbote zu erlassen.

Die DUH klagt auf der Grundlage der seit 2010 gültigen EU-Grenzwerte für giftiges Stickoxid in mittlerweile 34 Städten auf Fahrverbote für ältere Diesel-Fahrzeuge. In allen zwölf Fällen, die bisher entschieden wurden, bekam die Organisation recht.

Über die Gemeinnützigkeit entscheiden Gerichte

Das wird für die Union, die seit acht Jahren die Verkehrspolitik im Land verantwortet und keine wirksamen Maßnahmen gegen die hohe Stickoxidbelastung unternommen hat, zunehmend zum Problem. Bei Umfragen zur Hessen-Wahl, wo die CDU 11 Prozentpunkte verlor und die Grünen 9 Prozentpunkte gewannen, erklärten 85 Prozent der Befragten, sie seien unzufrieden mit der Diesel-Politik der Bundesregierung.

Wenn die Umwelthilfe die Gemeinnützigkeit verlieren würde, dürfte dem Verein das Einwerben von Spenden künftig schwerer fallen, weil diese nicht mehr steuerlich abgesetzt werden könnten. Passiert ist das bereits bei der globalisierungskritischen Organisation Attac. Ob es bei der DUH dazu kommt, wäre aber auch bei einem positiven Votum des CDU-Parteitags sehr fraglich.

Denn über die Gemeinnützigkeit entscheiden nicht Politiker, sondern Gerichte. Und die fürchtet DUH-Co-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner nicht. „Unsere Gemeinnützigkeit wird ständig überprüft“, sagte er der taz. „Und es gibt keinerlei Anhaltspunkte, warum sie nicht mehr gegeben sein sollte.“ Sehr viel direkter Einfluss nehmen könnte die Politik hingegen auf staatliche Gelder, die die DUH für einzelne Projekte erhält: 2017 stammten rund 20 Prozent der Einnahmen aus öffentlichen Zuschüssen.

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24 Kommentare

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  • Die DUH drängt nur auf Einhaltung allgemein gültiger Regeln und Gesetze zum Schutz von uns allen - etwas, was die Regierung aufgrund massivem Lobbyeinfluss nicht auf die Reihe kriegt.

    Statt jetzt geltende Gesetze umzusetzen, greift die CDU diejenigen an, die ihren Job macht - DAS nenn ich mal saubere Regierungsarbeit!

    Statt dazu zu drängen, dass die Autos sauberer werden und sich E-Antriebe durchsetzen, kämpft die Regierung gegen Fortschritt und Umsetzung vorhandener Lösungen. Weil sie nicht unsere Interessen, sondern die der Industrie vertritt.

  • Politiker die sich über einen angeblichen Lobby-Feldzug beklagen. Selten so gut gelacht.

  • Aus den falschen Gründen und mit den falschen (Finanz-)Mitteln sich angeblich für die Umwelt einzusetzen, und dabei ganz ··nebenbei··auch noch extrem gut zu verdienen, ist m. E. nicht gemeinnützig.



    Das ist m. E. gut getarnte Abzocke, die wegen des Namens DUH von vielen Menschen nicht als Abzocke erkannt wird, denn ··E S·· ist ja für die Umwelt… … …

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Die DUH ist ein von Toyota anschubfinanziertet Abmahnverein, der eine Methode zum Geldverdienen betriebt. Mehr nicht. Der klügste Schachzug war die Namensgebung, klingt staatlich seriös. Ist es aber nicht.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Würden die Regierungen ihren Job machen, bräuchte man die DUH nicht.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @80576 (Profil gelöscht):

      Die Förderung der DUH durch Toyota besteht erstens schon sehr lange und ist zweitens ebenso lange bekannt.

      Zur Größenordnung: Die mir vorliegenden Informationen besagen, diese Zuwendungen belaufen sich "auf einen mittleren bis hohen fünfstelligen Betrag." Bei einem Millionenetat nicht gerade üppig.

      Die Namensgebung ist für mich im Übrigen eine Marginalie. Keine ist es, was die DUH für eine saubere Umwelt unternimmt.

      Apropos saubere Umwelt: fahren Sie einen alten deutschen Diesel der Schummelklasse???

    • @80576 (Profil gelöscht):

      haben sie diese top news von infowars oder breitbart deutschland? russia today? is ja der wahnsinn! da ruf ich gleich mal die ard an, dass die das auch bringen

      • @the real günni:

        Die pöse Seite nennt sich Wikipedia und die Fakten sind ebensolche.

      • @the real günni:

        ach bin ich bloed, das ist ja die luegenpresse, geht ja gar nicht.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Da wäre Toyota ja auch reichlich blöd, wenn es das nicht nutzen würde, wenn denen das einen Vorteil gegenüber den deutschen, sowieso schon völlig verhätschelten Automobilkonzernen bringen kann.

      Das nennt man Kapitalismus oder auch freier Markt.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        Sie haben Recht.

        Das nennt sich 'freier Markt'. Ist es aber genausowenig wie die seit dem (gefühlt) frühen 19. Jahrhundert subventionierte teutsche Landwirtschaft. Ich nenne das (Achtung: Wiederholung) Protektionismus und Scheinheiligkeit.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Sie sprechen mir so was von aus der Seele, denn ganz genau so isses – aber auf mich hört ja keiner.^^

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Das ist das Land in dem wir gut und gerne leben., laut der Frau von der CDU

  • Wie war die alte Weisheit?



    "Erschlagt den Boten, wenn Euch die Nachricht nicht gefällt!"



    .



    Noch eindeutiger kann es nicht werden, welche & wessen Interessen wenigstens von großen Teilen der CDU vertreten werden!



    .



    Wenn man Regierungspolitik als "Versuch den Interessenausgleich aller Beteiligten Gruppen zu moderieren!" definiert, hat sich die Christlich Demokratische Union wieder ein Stück weiter demaskiert!



    .



    Danke für die Ehrlichkeit, aber da der Michel wenigsten IM AUTO, denken einstellt, wird sich so etwas in den Wahlergebnissen wohl nicht niederschlagen



    .



    Brummt Sikasuu

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Und mal wieder das alte Thema: Verantwortung - und wie man es schafft, sie zu umgehen. Die Antragskomission dachte wohl an Fussball, genauer gesagt: einen Terminus aus dem Vokabular des Fussballsports: Angriff ist die beste Verteidigung.

    Doch Obacht: das Schicksal der deutschen Nationalmannschaft sollte warnen. Ich wünsche mir, dass der CDU-Parteitag der Antragskomission folgt. Damit sich einige - bislang verklebte - Augen öffnen. Innerhalb der TAZ-Redaktion zuallererst.

  • Soso, liebe CDU, das sind ja Methoden...

    Meine Spende an die DUH ist gerade rausgegangen! Danke insofern an die CDU für den Anlass.

  • Die Umwelthilfe erdreistet sich, ihr Recht auf Einhaltung der Gesetze wahrzunehmen - unglaublich. So könnte man die Einschätzung der Bundesregierung zusammenfassen.



    Statt dass die Bundesregierung ihren Anteil an dem Schlamassel bekennt und Ihre Verantwortung übernimmt und schnellstmöglich ihre Fehler behebt, werden lieber die Grenzwerte angepasst und unliebsame Kritiker angegriffen.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Pete Webber:

      Wenn es denn so wäre! Die Orte, an dennen in Deutschland Luftschadstoffgehalte gemessen werden, auf die sich die DUH bezieht, entsprechen meist nicht den Vorgaben der EU. Man misst quasi direkt am "Auspuff". Daher ist die Luft in deutschen Städten dreckig, in anderen EU Staaten nicht.

      • @80576 (Profil gelöscht):

        naja,



        die Schadstoff-messanlagen der Klimatologischen Institute, welche oft auch Grundlage für Schadstoffmessungen in Innenstädten sind, kleben eher nicht am Auspuff, sondern stehen in Straßennähe, oft gar nicht weit weg von Fußgängerwegen, Radwegen und Wohnhäusern.



        JETZT ist Zeit was zu ändern, einfach mal hinnehmen,



        und die DHU ist m.E nicht unseriös,



        zumal auch Toyota schon sein fett abbekommen hat



        ( auch schon sehr früh,- Quellen bitte selber recherchieren, vielleicht bildet die Recherche nachhaltig!)

      • @80576 (Profil gelöscht):

        kennen sie das bild mit den drei affen? ist ja voellig abgelutscht, muss ich aber trotzdem immer dran denken, wenn ich ihre kommentare lese. dass da hinten dreck rauskommt, wollen sie aber dann doch nicht abstreiten, oder? oder dass paris blad die gesamte stadt fuer alte diesel sperrt - period! und barcelona, und london, und oslo...... sind alle blind, nur sie nicht! laeuuuuft

      • @80576 (Profil gelöscht):

        Ich habe anderes gehört - oft wird nicht da gemessen, wo die Belastungen am höchsten sind. Aber Sie können ja gerne selber mitmessen, und zwar hier: luftdaten.info/.

        "Direkt am Auspuff" - meinen Sie damit dort, wo ich oft mit meinem Fahrrad fahre (wegen schlechter Radwege fahren muss)? Wäre es nicht schön, wenn wir durch dreckige Diesel nicht an Lebenserwartung einbüßen müssten?