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Nach Gipfeltreffen von Trump und KimSchulterklopfen ohne Ende

Sowohl die USA als auch Nordkorea feiern den Ausgang des Treffens in Singapur. Für die vereinbarten Pläne zur Abrüstung fehlt allerdings ein verbindlicher Zeitrahmen.

Zeigt die Vereinbarung: Donald Trump Foto: dpa

Washington dpa | Die Regierungen in den USA und Nordkorea feiern am Tag nach Gipfel von Singapur ihre politische Leistung für den Frieden in der Welt. „Die Welt hat einen großen Schritt zurück vor einer nuklearen Katastrophe gemacht. Keine Raketenstarts mehr, keine Nukleartests oder –Forschung mehr!“, schrieb Trump am Mittwoch noch vom Rückflug in die USA aus auf Twitter.

Trump dankte Kim für dessen „wagemutigen ersten Schritt zu einer neuen hellen Zukunft“ für sein Volk. „Unser beispielloses Treffen – das erste zwischen einem amerikanischen Präsidenten und einem Führer Nordkoreas – beweist, dass echte Änderungen möglich sind“, twitterte Trump.

Am Dienstag hatten die beiden Staatsmänner nach fast fünfstündigen Verhandlungen in Singapur eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet. Darin bekennt sich Nordkorea zur atomaren Abrüstung. Als Gegenleistung bietet Trump unter anderem Sicherheitsgarantien an.

Die USA wollen nach Angaben Trumps auch ihre gemeinsamen Militärmanöver mit Südkorea einstellen. Sollte dies tatsächlich eintreten, wäre dies nach Auffassung vieler Kommentatoren eine enorme Konzession der USA gegenüber dem Machthaber in Pjöngjang. In Japan stieß die Ankündigung umgehend auf Kritik. Die US-Truppenpräsenz in Südkorea bedeute eine wichtige Säule der Sicherheit in Ostasien, hieß es aus Tokio.

Die USA haben derzeit rund 28 500 Soldaten in Südkorea stehen. In China stieß der Schritt dagegen auf Wohlwollen. „Mit einer Abkühlung der militärischen Aktivitäten“ und einem eventuellen Rückzug der US-Truppen“ werde die koreanische Halbinsel vollständig aus dem Schatten des Kalten Krieges treten. Trump und Kim hätten nun die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben: „Wenn Trump die vollständige Denuklearisierung der Halbinsel erreichen kann und Kim Nordkorea Wohlstand bringen kann, ist es eine große Leistung für beide.“

„Es gibt keine Grenzen dessen, was NoKo (Nordkorea) erreichen kann, wenn es seine Atomwaffen aufgibt und stattdessen Handel und Zusammenarbeit mit der Welt aufgreift“, schrieb Trump. Kim habe die Chance, als der Mann in Erinnerung zu bleiben, der „eine herrliche neue Ära“ von Sicherheit und Wohlstand für sein Volk eingeleitet habe. Trump hatte Kim mit einem eigens produzierten Video an die Möglichkeiten erinnert, die eine Öffnung Nordkoreas und eine friedliche Integration in die Weltgemeinschaft eröffnen können.

Das Video wurde im Internet veröffentlicht und erntete international auch viel Hohn. Politikwissenschaftler in den USA und Asien waren sich einig, dass die erreichte Vereinbarung kaum über bereits vor Jahren formulierte Dokumente hinaus geht, die dann nicht einmal eingehalten worden waren. Auch diesmal findet sich in dem zweiseitigen Papier kein verbindlicher Zeitrahmen für die von Nordkorea geforderten Schritte. Trump erklärte, man könne dies nicht erzwingen. Er vertraue darauf, dass Kim an Wandel interessiert sei.

„Historischer Gipfel“

Unterdessen feierte auch die nordkoreanische Staatsagentur KCNA den „historischen Gipfel“ von Singapur. Das Treffen sei durch den „festen Willen“ der beiden Staaten zur Beendigung der feindschaftlichen Beziehungen zustande gekommen, schrieb die Agentur am Mittwoch. Die Führer der beiden Staaten seien zusammengekommen, um erste Schritte zur Versöhnung „nach rund 70 Jahren Konfrontation und Antagonismus“ seit der Teilung der koreanischen Halbinsel zu unternehmen.

Die Agentur beschrieb fast jeden Schritt der beiden Staatsmänner, angefangen vom ersten Händeschütteln, dem „Souvenir-Foto“, bis hin zum Verlauf der Gespräche, sowohl unter vier Augen als auch später im erweiterten Kreis mit Beratern. Zu den veröffentlichten Details der Gespräche gehörte unter anderem auch die Zusage Kims, die sterblichen Überreste gefallener US-Soldaten aus dem Koreakrieg möglichst bald zu repatriieren.

Trumps Angebot zur Einstellung der gemeinsamen Militärmanöver der USA mit Südkorea fand ebenso Niederschlag wie die nicht näher definierte Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel. Die gegenseitigen Einladungen nach Pjöngjang und Washington „zu einem geeigneten Zeitpunkt“ rundeten die nordkoreanische Berichterstattung über „den Trend zu Versöhnung und Frieden, Stabilität und Wohlstand“ in der Region ab.

Das US-Verteidigungsministerium begrüßte die Ergebnisse des Nordkorea-Gipfels, äußerte sich aber nicht zur Zukunft gemeinsamer Manöver der USA mit Südkorea. Berichten zufolge wurden Verbündete von dieser Ankündigung des US-Präsidenten ebenso überrascht wie das Pentagon.

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4 Kommentare

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  • Diese beiden sind stehen für Vertragsbruch. Also was soll der Hype?

    • @xonra:

      Welche Verträge hat Trump denn gebrochen? Ausstieg aus dem Klimaabkommen? Juristisch einwandfrei. Kündigung des Iranabkommens? Juristisch einwandfrei. Verlegung der Botschaft nach Jerusalem? Hier hat ein in den 90er unterzeichnetes Gesetz erst durchgesetzt.

  • Also Nordkorea verspricht das was es seit Jahren verspricht und wofür es sanktioniert wird.

     

    Und im Gegenzug beendet Trump ein Militärmanöver. Was die Halbinsel in Aufruhr brachte.

     

    Es ist ein gutes Zeichen das die Anspannung abgebaut wird.

     

    Und ja Trump wurde ordentlich über den tisch gezogen. Wahrscheinlich benötigt die Lösung des Konflikts einfach einen schwachen US Präsidenten der einfach zurücksteckt. (Ohne es zu merken)

  • Nach Lesen dieses Artikels sowie 25 andere in diversen Medien bleibt festzuhalten:

    Risikominimierung eines militärisch/atomaren Konflikts zumindest für die nächsten Wochen/Monate.

    Langfristig steht überhaupt nix fest: Es gibt letztlich alles andere als einen "deal" der inhaltlich prüfbar wäre.

    Südkorea und andere Verbündete wurden bei diesem Dialog wohl unzureichend eingebunden.

    Das Selbstbeweihräuchern Trumps ist ein Ärgernis. Gliechwohl man sagen kann, vielleicht brauchte Kim so eine Figur wie Trump; einer der so ähnlich schlicht in Macht und Unterwerfung tickt wie er, um sich zu bewegen.