Nach Anschlag auf Kommunalpolitiker: „Fuck you right wing!“
In Schleswig-Holstein will sich Politiker Erik Schaller nach einem Anschlag mit mutmaßlich rechtsextremem Hintergrund nicht einschüchtern lassen.
Über den politischen Hintergrund ist sich der Kommunalpolitiker der Dänenpartei Südschleswigscher Wählerverband (SSW) sicher. Denn schon Anfang März hatte er eine einschlägige Morddrohung erhalten, als er auf seiner Facebook-Seite eine Fahrt für Jugendliche nach Auschwitz ankündigte. Daraufhin bekam er einen anonymen Anruf: „Die Tour kannst du dir sparen. Linke Schweine wie dich werden wir vorher entsorgen.“ Schallers Reaktion: Er meldete die Drohung der Polizei und fuhr in die KZ-Gedenkstätte nach Polen.
Schaller, der jetzt an unbekanntem Ort urlaubt, ist seit Langem aktiv gegen rechts, im NDR-Gespräch sitzt er im Kapuzenpullover mit der Aufschrift „Gegen Nazis“ vor der Kamera. „Fuck you right wing!“ kommentierte er den aktuellen Anschlag auf Facebook.
Und natürlich hat er Anzeige gegen Unbekannt erstattet, der Staatsschutz des Landes Schleswig-Holstein führt die Ermittlungen. „Das ist ein Angriff auf unsere Zivilgesellschaft“, kommentierte der SSW-Vorsitzende Flemming Meyer den Vorfall in einer Mitteilung. Er erwarte, „dass Staats- und Verfassungsschutz den versuchten Anschlag auch genau in diesem Kontext einordnen und ermitteln“.
Unterstützung bekommt Schaller auch aus anderen Parteien. Die Grünen-Vorsitzende Ann-Kathrin Tranziska sprach auch wegen des Mordes am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke von einem „extremen Warnsignal“. Es müsse aufgeklärt werde, ob es sich „um Einzeltäter oder ein organisiertes Netzwerk handelt“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
„Männer“-Aussage von Angela Merkel
Endlich eine Erklärung für das Scheitern der Ampel
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko