Mögliches Ende der Mali-Mission: Eine leere Drohung

Wegen der Kooperation mit russischen Söldnern droht die Verteidigungsministerin, deutsche Soldaten abzuziehen. Den malischen Putschisten dürfte das ziemlich egal sein.

Ein Soldat der Bundeswehr steht bewaffnet neben einem gepanzerten Fahrzeug

Bald weg? Ein Soldat der Bundeswehr nahe des Stützpunktes in Gao im Norden Malis Foto: Michael Kappeler/dpa

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat den geplanten Söldner-Deal zwischen Mali und der russischen Sicherheitsfirma Wagner „sehr besorgniserregend“ genannt. Würde dieser tatsächlich zustande kommen, müssten Konsequenzen gezogen werden. Die Bundeswehr beteiligt sich mit bis zu 1.700 Sol­da­t*in­nen an den Missionen der Vereinten Nationen und der EU in dem Krisenstaat. Nach der Empörung aus Paris – Außenminister Le Drian sagte, dass ein Eingreifen einer solchen Gruppe mit der französischen Präsenz nicht vereinbar sei – war klar, dass sich auch Berlin positionieren muss.

Die Androhung, die Missionen aufzukündigen, dürfte die Junta allerdings wenig interessieren. Vor 13 Monaten machte sie zwar Hoffnung auf Besserung. Doch die Putschisten ziehen längst ihren eigenen Plan durch und führen die internationale Gemeinschaft noch mehr vor als die frühere Regierung unter Ibrahim Boubacar Keïta.

Zwar haben die zahlreichen Missionen seit 2013 nicht zur Stabilisierung oder gar Terrorbekämpfung beigetragen. Dass das nun ausgerechnet russischen Söldnern, denen beispielsweise in der Zentralafrikanischen Republik Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, gelingen soll, klingt aber völlig unplausibel. Stattdessen macht die Vorstellung Angst. Schließlich sollen sie offenbar auch die malischen Streitkräfte ausbilden, die ebenfalls immer wieder Menschenrechte verletzt haben. Auch steht es im Widerspruch mit dem, was Ex­per­t*in­nen empfehlen und sich die Bevölkerung wünscht: Die militärische Lösung ist gescheitert. Vielmehr braucht es Strategien, die die Ma­lie­r*in­nen mit einbeziehen.

Letztlich zeigt die Debatte erneut: Es geht weniger um Terrorbekämpfung, sondern um korrupte und unzuverlässige Regimes, gleich, ob diese gewählt wurden oder die Macht an sich gerissen haben. Hier ist auch die internatio­nale Gemeinschaft in der Verantwortung. Wenn sie lange und milliardenschwere Einsätze akzeptiert, muss sie auch Druck machen dürfen und Gegenleistungen einfordern – und nicht erst dann, wenn fast alles zu spät ist.

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Nach dem Abitur im Münsterland bereiste sie zum ersten Mal Südafrika und studierte anschließend in Leipzig, Helsinki und Kopenhagen Journalistik und Afrikanistik. Nach mehreren Jahren im beschaulichen Schleswig-Holstein ging sie 2010 nach Nigeria und Benin. Seitdem berichtet sie aus ganz Westafrika – besonders gerne über gesellschaftliche Entwicklungen und all das, was im weitesten Sinne mit Religion zu tun hat.

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