Militärübung vor Südafrikas Küste: Marinemanöver mit Russland, na und?
Südafrikas Regierung verteidigt die im Februar vor der Küste des Landes geplante Marineübung mit Russland und China. Lawrow freut sich.
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Am Montag weilte der russische Außenminister Sergei Lawrow in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria zu Gesprächen mit seiner südafrikanischen Amtskollegin Naledi Pandor. Sie verteidigten gemeinsam das geplante Manöver „Mosi II“ und warfen den Kritikern daran Doppelstandards vor. „Sie (die USA) denken, sie können überall auf der Welt Militärübungen abhalten, nicht nur auf ihren über 200 Militärbasen auf der ganzen Welt, sondern an jedem Ort“, sagte Lawrow. Die USA, Kanada und Japan hätten Ende 2022 ein Marinemanöver im Südchinesischen Meer abgehalten. Das habe niemand kritisiert, so der Russe. Das geplante Manöver vor Südafrika hingegen sei „transparent“.
Das Manöver „Mosi II“ soll am 17. Februar beginnen und zehn Tage dauern. Es beinhaltet Schießübungen, maritimen Geleitschutz und Luftverteidigung. Zwei Kriegsschiffe aus Russland sind bereits unterwegs in den südafrikanischen Hafen Durban, Kriegsschiffe aus China werden dazustoßen. Über 350 südafrikanische Militärangehörige werden teilnehmen.
Außenministerin Pandor sieht keinen Grund für Kritik. „Alle Länder der Welt halten Übungen mit ihren Freunden ab“, sagte sie. „Das gehört zu normalen zwischenstaatlichen Beziehungen.“
Außenbeziehungen im Einklang mit nationalen Interessen
Naledi Pandor, Südafrikas Außenministerin
Das letzte trilaterale Manöver mit Russland und China hielt Südafrika 2019 ab. Südafrikas Verteidigungsministerium veröffentlichte vor dem Lawrow-Besuch eine deutlich formulierte Erklärung. „Wir möchten kategorisch klarstellen, dass Südafrika, wie jeder unabhängige und souveräne Staat, das Recht hat, seine Außenbeziehungen im Einklang mit seinen diplomatischen Beziehungen und seinem nationalen Interesse zu führen“, so das Ministerium.
Zugleich betonte das Ministerium: „Anders als unsere Kritiker behaupten, gibt Südafrika seine Position der Neutralität im russisch-ukrainischen Konflikt nicht auf. Wir bleiben strikt bei unserem Standpunkt, dass Multilateralismus und Dialog der Schlüssel zu nachhaltigem Weltfrieden sind. Wir rufen weiterhin beide Parteien dazu auf, Dialog als Lösung des gegenwärtigen Konflikts zu suchen.“ Dies bestätigte auch Außenministerin Pandor nach ihrem Treffen mit Lawrow und forderte Verhandlungen unter UN-Ägide.
Der russische Außenminister freute sich. „Ich möchte die prinzipientreue Position Südafrikas begrüßen“, so Lawrow. „Ich respektiere die Offenheit und Verantwortung, die Südafrika auf der Grundlage der nationalen Interessen seines Volkes verfolgt.“ Russland sei nicht gegen Verhandlungen „über die Ukraine“, behauptete er, aber „je länger der Westen das vermeidet, desto schwieriger wird die Situation“.
Die guten Beziehungen Südafrikas zu Russland sind älter als der Ukrainekrieg. Südafrika ist Teil des Schwellenlandbündnisses BRICS mit Brasilien, Russland, Indien und China. Südafrikas regierender ANC (African National Congress) hat historisch gute Beziehungen zu Moskau aus den Zeiten der Sowjetunion, die den Kampf der schwarzen Bevölkerungsmehrheit gegen das Apartheidregime unterstützte.
Dies ist auch in der südafrikanischen Öffentlichkeit noch sehr präsent. „Russland stand mit uns während der Apartheid. Es unterstützte uns mit Waffen und Geld, als der Westen uns unterdrückte“, schreibt auf sozialen Medien ein „Phalaphala“. Ein „Shyfire131“ stimmt zu: „Warum ist es (das Marinemanöver) unmoralisch? Es ist nicht unmoralisch, sondern loyal.“
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