Mikroplastik aus der Waschmaschine: Alte Kleidung fusselt weniger
Neue Klamotten setzen die meisten Mikroplastikfasern frei. Je länger sie getragen werden, desto weniger fusseln sie. Das ist gut für die Umwelt.
Klärschlamm ist, neben Reifenabrieb, einer der vermuteten Hauptträger, die Mikroplastik in die Umwelt bringen – und damit auch das Abwasser aus der Waschmaschine. „Die mit Abstand höchsten Emissionen treten in den ersten drei Wäschen auf“, sagt Meyer. Wird ein Kleidungsstück also nach wenigen Waschzyklen entsorgt und durch ein neues ersetzt, wird daher mehr Mikroplastik freigesetzt, als wenn das Kleidungsstück länger verwendet worden wäre. Darum solle man „Qualität statt Quantität“ kaufen.
Zu erkennen, welches Kleidungsstück sich zur „Partikelschleuder“ entwickeln wird, ist nicht einfach. Die Arbeit sei „intensiv und interdisziplinär“ gewesen, doch es gebe nach drei Jahren Forschungsprojekt „mehr Fragen als Antworten“, sagt Robert Klauer, Projektmanager Textile Innovation und Mikroplastik bei der Sportmarke Vaude, die an der Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten arbeitet.
Weil die Textilproduktion so „unglaublich kompliziert und schwer zu überblicken“ sei, sei auch das Thema Mikroplastik so schwierig, sagt Caroline Kraas, die als Mikroplastikexpertin der Naturschutzorganisation WWF an dem Projekt beteiligt war. Eine wichtige Erkenntnis sei: Die Nutzungsphase von Textilien sei zwar wichtig. Vermutlich entstünden aber ebenso große Einträge von Mikroplastik in die Umwelt in der Produktion und auch nach Nutzungsende, so Kraas.
Ende mit Schrecken
Bei der Sammlung von Alttextilien wird nicht nach Materialien unterschieden. Wird die Kleidung anschließend deponiert oder gelangt als Second-Hand-Ware in den Globalen Süden, dann laufen synthetische Textilien Gefahr, in der Landschaft zu landen und dort am Ende zu Mikroplastik zu zerfallen. „Wir müssen daher auch den Anfang und das Ende der Kleidung in den Fokus stellen“, sagt Kraas.
„Ein wichtiger erster Schritt für die Produktion ist die Methodik“, sagt Vaude-Manager Klauer. „Mit einem standardisierten Testverfahren können wir prüfen, wie viel Mikroplastik ein Stoff oder ein Kleidungsstück absondert.“
Man sieht es dem Stoff nicht an, wie viele Fasern er freisetzt. Ein rauer, flauschiger Fleecestoff etwa sondere nicht unbedingt mehr Mikroplastik ab als ein glatter. „Das haben wir so nicht erwartet“, sagt Klauer. Lediglich Indizien habe man sammeln können, warum der eine Stoff mehr fussele als der andere – etwa der Zeitpunkt und die Art der Färbung, oder die Art der Fasern. Vaude werde diesen Indizien nachgehen – es gebe noch viel Stoff für weitere Forschung, sagt Klauer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?