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Maskenpflicht in den SchulenDie Politik drückt sich

Ralf Pauli
Kommentar von Ralf Pauli

Erst ab Oktober dürfen die Länder wieder eine Maskenpflicht einführen. Bis dahin wälzt man unbequeme Entscheidungen auf Schü­le­r:in­nen und Eltern ab.

Mit oder ohne Maske ins neue Schuljahr? Die Entscheidung bleibt vorerst bei den Schü­le­r:in­nen Foto: Jens Büttner/dpa

D er Wunsch nach Normalität, den die Bil­dungs­mi­nis­te­r:in­nen zum Schulstart wortreich im Munde führen, ist nur allzu verständlich. Zwei Jahre lang haben die Schülerinnen und Schüler die Coronaschutzmaßnahmen ertragen. Im Winter haben sie gefroren, weil sich die Räume bei dem halbstündigen Durchlüften gar nicht mehr richtig aufheizten. Im Sommer haben sie unter der Maske geschwitzt, gelernt, Prüfungen geschrieben. Auf Sport, Musik, Wandertage, Schulfahrten haben sie lange verzichtet.

Man möchte den Kindern und Jugendlichen wünschen, dass sie solche Einschränkungen in diesem Schuljahr nicht mehr erleben. Aber wie gerechtfertigt sind die Hoffnungen, die die Landesregierungen Schü­le­r:in­nen und Eltern – wieder einmal – machen?

Wie schnell aus pädagogisch wertvoller Normalität auch im dritten Corona-Schuljahr gesundheitliche Gefährdung werden kann, legt eine aktuelle Studie aus den Niederlanden nahe. Danach leidet je­de:r achte Infizierte unter Long-Covid-Symptomen wie Muskelschmerzen, Schlafstörungen oder allgemeiner Erschöpfung. Dass auch Minderjährige davon betroffen sein können, bezweifelt heute hoffentlich niemand mehr.

Dennoch heißt es zum Schulstart in ganz Deutschland: keine Maskenpflicht, obwohl diese Schutzmaßnahme unbestritten die wirksamste bei normalem Unterricht ist. Zu verantworten haben das Bund und Länder gleichermaßen. Die Ampelregierung hat das Infektionsschutzgesetz so gestaltet, dass die Länder die Masken nicht mehr vorschreiben können. Die Länder haben das Ganze im Bundesrat abgenickt.

Gut, dass die Ampel jetzt erkennt, wie sinnfrei dieses Freiheitsversprechen war: Ab Oktober gilt das neue Infektionsschutzgesetz, das den Ländern wieder erlaubt, Masken vorzuschreiben. Nur leider könnte es dann schon zu spät sein und die Corona-Epidemie wieder grassieren. So kommt es jetzt auf die Klugheit der jungen Menschen an, aus freien Stücken Vorsicht walten zu lassen. Die Politiker wälzen die unbequemen Entscheidungen also auf die Jugendlichen ab. Das ist beschämend.

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Ralf Pauli
Redakteur Bildung/taz1
Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.
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3 Kommentare

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  • Was ist die Lösung? Im Sommer unter der Maske schwitzen ist nicht schön, im Winter wegen Lüften frieren ebensowenig. Überall Lüfter einbauen ist utopisch, vom Stromverbrauch dieses Jahr gar nicht erst zu reden.

    Corona verschwindet nicht, also müssen auch Schüler und Lehrer damit klar kommen. Wer will, setzt sich eine FFP2 Maske auf und ein einigermaßen sicher.

  • Der deutsche Sonderweg bei den Corona-Maßnahmen sollte einfach beendet werden - kaum ein anderes Land noch dass Masken in den Schulen einen Unterschied für die Virusausbreitung machen und beeinträchtigt die Kinder durch Masken- oder Testpflichten.

  • Ähm, was?



    Zuerst wird gesagt, wie die SuS unter der Maske gelitten haben "Im Sommer haben sie unter der Maske geschwitzt," , dann wird sich beschwert, das noch keine Maskenpflicht beschlossen ist?



    Es kann noch ein wenig abgewartet werden und Eigeninitiative ist auch nicht verkehrt.