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Lust auf AggressionLässt sich Gewalt abschaffen?

Kommentar von Philipp Saul

Lust an Gewalt zu empfinden, ist nicht krank, sagt der Neuropsychologe Thomas Elbert. Ist Aggression etwas Normales, das wir akzeptieren müssen?

Nach einem Gefecht zwischen separatistischen und ukrainischen Truppen in der Nähe von Donezk zeigt ein Mann auf die Trümmer seiner Garage. Foto: reuters

S chon in der Schule schlägt Cáglar Budakli andere Kinder. Er bleibt mehrfach sitzen. Sechsmal muss er die Schule wechseln, dann will ihn in Berlin-Kreuzberg kein Schulleiter mehr haben. Mit 14 Jahren bricht er die Hauptschule ab, dealt mit Drogen und muss später für drei Monate ins Gefängnis. Er prügelt und dealt weiter. Mit 18 Jahren zieht er einem Mann eine abgebrochene Bierflasche über die Augen, weil der ihn als „Kanacke“ beschimpft. Der Mann überlebt, Budakli muss für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis.

Warum werden Jugendliche gewalttätig? Der Kriminologe Gerhard Spiess von der Universität Konstanz macht gewisse Risikofaktoren für Jugendgewalt aus. Mangelnder Erfolg in unserem Bildungssystem, Armut und gewalttätige Erziehungspraktiken in der Familie gehören dazu. Treten diese Faktoren gemeinsam auf, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Jugendlichen gewalttätig werden. Unabhängig von der Herkunft.

„Mein Vater hat oft mit meiner Mutter gestritten, er hat getrunken und wurde gewalttätig. Das hat mich kaputt gemacht. Ich war noch klein und konnte meine Mutter nicht beschützen.“ In mehreren Gesprächen mit der taz hat Cáglar Budakli zwischen 2008 und 2012 seine Geschichte erzählt, er kann zumindest einige Gründe für seine Aggressivität benennen. Von seinen Lehrern fühlte er sich gedemütigt. Wenn seine Mitschüler bessere Noten schrieben, wollte er sich körperlich überlegen fühlen. Und schlug zu.

Nicht immer sind die Motive für Gewalttätigkeit so einfach offen zu legen. Und entsprechend schwer fällt es, darauf zu reagieren. „Wir sind biologisch darauf vorbereitet, dass Gewaltausübung Spaß macht“, sagt Thomas Elbert. Schon unsere Vorfahren hätten die großen Strapazen der Jagd ohne die Lust am Töten nicht überstanden. Die Freude an der Aggression sei uns vererbt und etwas ganz Normales.

Die Verwandlung begann im Gefängnis

Lässt sich Gewalt dann überhaupt noch kontrollieren, in konstruktive Bahnen lenken oder sogar ganz verbannen? Wie wirkt man auf Menschen ein, wenn es ihnen Spaß macht, Gewalt auszuüben?

Bei Caglar Budakli beginnt die Veränderung im Gefängnis. Er liest viel. Vor allem Psychologiebücher interessieren ihn. Er will sich selbst und seine Stärken erkennen. Kriminell ist er heute nicht mehr und zu den Freunden von früher hat er den Kontakt abgebrochen. Nach der Zeit im Knast arbeitet Budakli präventiv mit Kindern und Jugendlichen. Er macht sozialkritische Rap-Musik. In Schulen und Jugendclubs erzählt er von seinem Werdegang, gibt Breakdance- und Rapkurse. Er möchte über Gewalt und Drogen aufklären, damit es den Jugendlichen von heute nicht so ergeht wie ihm.

Mein Vater hat getrunken und wurde gewalttätig. Das hat mich kaputt gemacht. Ich war noch klein und konnte meine Mutter nicht beschützen.

Caglar Budakli, Rapper

Manche Angebote setzen darauf dass die Jugendlichen sich nicht auf der Straße austoben, sondern im Sportverein. Dort sollen sie ihre überschüssige Energie loswerden, sich mit Gleichaltrigen treffen, zusammen spielen und trainieren. Die Jugendlichen erleben die Erfolgserlebnisse, die ihnen in der Schule verwehrt bleiben.

Yoga gegen Boxen

Andere Ansätze zielen mehr auf die Sprache der Heranwachsenden ab. Sie lernen, sich lösungsorientiert auszudrücken, ihre Gefühle zu äußern. So können sie vermeiden, dass sich ein Konflikt immer weiter aufschaukelt und irgendwann zu einer Schlägerei wird.

Für die taz.am wochenende vom 13./14. Februar hat unsere Autorin Maria Rossbauer einen Berliner Boxclub und einen Yoga-Kindergarten in Hamburg besucht. In Berlin lassen die Jugendlichen ihre Aggressionen an Sandsäcken aus. Alles hört auf Trainer Izzet Mafratoglu. Seine Trillerpfeife bedeutet Disziplin wie in der Armee. In Hamburg-Altona riecht es nach Johanniskrauttee statt nach Schweiß. Muktiar Dettmann und Karolin Hoffmann zeigen den Kindern, wie man Gewalt schon beim Sprechen vermeidet. Die beiden Erzieherinnen wollen verhindern, dass sich immer das aggressivste Kind durchsetzt. Das große Ziel ist eine gewaltfreie Welt.

taz.am wochenende

Die Menschheit hat ein Gewaltproblem. Kann man das ändern, wenn man den Nachwuchs entsprechend erzieht? Lesen Sie mehr darüber in der taz.am wochenende vom 13./14. Januar 2016. Außerdem: Ryan Gattis hat einen genau recherchierten Roman über die L.A. Riots geschrieben – "In den Straßen die Wut". Und: Batumi in Georgien ist eine absurde Stadt, besonders im Winter. Am Kiosk, eKiosk oder im praktischen Wochenendabo.

Können Menschen tatsächlich eine Welt schaffen, in der sie sich nicht mehr prügeln, quälen, töten? Oder kann man wie Izzet Mafratoglu nur versuchen, Gewalt in geordnete Bahnen zu lenken? Glauben Sie, dass es so etwas wie eine Lust an der Aggression gibt? Oder ist das bloß eine wissenschaftlich klingende Entschuldigung für mangelnde Selbstbeherrschung?

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Die Titelgeschichte „Omm gegen Bamm“ lesen Sie in der taz.am wochenende vom 13./14. Februar 2016

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105 Kommentare

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  • Die Frage ist doch, wo die Saat der Gewalt beginnt. Eine Quelle ist die Genitalverstümmelung des männlichen Kindes. Eine Analyse dazu von Prof. Dr. Matthias Franz. http://www.focus.de/magazin/archiv/politik-und-gesellschaft-gewalt-gegen-frauen-hat-mit-gewalt-gegen-jungen-zu-tun_id_5262514.html

     

    Um Gewaltkulturen zu beenden, muss die menschenverachtende Gewalt gegen Kinder gestoppt werden. Sonst werden wir niemals in Frieden und Sicherheit leben können. Diejenigen, denen wir heute das Recht auf körperliche Unversehrtheit verweigern, werden diese Verweigerung früher oder später uns gegenüber ins Feld führen.

     

    Wir züchten uns so unsere zukünftigen Attentäter und Integrationsverweigerer auch noch selbst heran. Wer anderen das Recht auf körperliche Unversehrtheit verweigert, befindet sich außerhalb der menschenwürdebasierten Rechtsordung.

    • @Steffen Wasmund:

      Ja, man denke an die ganzen beschnittenen Juden und die grässliche Gewalt, die sie uns unbeschnittenen Deutschen angetan haben, nicht wahr?

       

      Das scheint ein empirisch sehr zu vernachlässigender Faktor bei der Entstehung von Gewalt zu sein.

       

      Das ist das Schöne an Pädagogik. Jeder kann was labern und selbst Argumente, die jeder sofort als irrelevant belegen kann, werden ausdiskutiert.

      • @Age Krüger:

        Age Krüger: "Ja, man denke an die ganzen beschnittenen Juden und die grässliche Gewalt, die sie uns unbeschnittenen Deutschen angetan haben, nicht wahr?"

         

        Das verstehe ich nicht. Wo hätten "die ganzen beschnittenen Juden", "uns unbeschnittenen Deutschen" "grässliche Gewalt" "angetan"?

        • @Steffen Wasmund:

          Nicht zu fassen, was alles Sie hier nicht verstehen wollen- aber Hauptsache man verstehe Sie- alles klar.

          • @H.G.S.:

            HGS: "Nicht zu fassen, was alles Sie hier nicht verstehen wollen- aber Hauptsache man verstehe Sie- alles klar."

             

            Ich kapituliere vor Ihrem Intellekt. Im rechten Verstehen sind Sie mir wohl doch weit überlegen.

            • @Steffen Wasmund:

              Nichts gegen Ihren Intellekt, wahrlich nicht, aber vielleicht sollten Sie @Ages Beitrag, mal als Ironie-Attacke auf Ihre Haltung zur Sache wahrnehmen wollen?

    • @Steffen Wasmund:

      Hm, Gewalt gegen Kinder, bzw. in der Erziehung, begründet in vielen Menschen eine Neigung zu Gewalttätigkeit als Erwachsene. Soweit klar und wohl unbestritten.

      Als kleiner Junge beschnitten zu werden ist vermutlich keine angenehme Erfahrung, und die religiöse Verbrämung zu kritisieren ist eine gute Sache. Auch einverstanden.

      Sie implizieren aber, dass die Beschneidung die traumatische Erfahrung schlechthin sei, so als ob dieses Einzelerlebnis alle späteren Gewalt- und Ausgrenzungserlebnisse überlagern würde. Glauben Sie das im Ernst?

      Das Pikante an dieser Argumentation ist, dass es eben nicht die Abstammungsdeutschen sondern v. a. Muslime (und Juden) sind, die ihre Söhne beschneiden. Das müsste doch bedeuten, dass in islamisch geprägten Ländern (und Israel) seit Jahrhunderten zu einem Großteil traumatisierte und eben auch latent gewaltgeneigte Männer herumlaufen. Genau in diesem Sinne schreiben Sie, dass wir uns „unsere zukünftigen Attentäter und Integrationsverweigerer“ selbst heranzüchten. Sie meinen damit aber ganz offensichtlich nicht die Mehrheitsdeutschen, sondern muslimische Migranten (oder auch Juden?), die, nach Ihrer Logik, qua religiöser Praktiken gleichsam automatisch zu Attentaten neigen und die Teilhabe an „unserer“ „friedlichen“ Kultur verweigern.

      Das ist eine ebenso absurde wie zutiefst rassistische Argumentation.

      • @Ruhig Blut:

        Antwort 1/2

         

        RUHIG BLUT: "Als kleiner Junge beschnitten zu werden ist vermutlich keine angenehme Erfahrung..."

         

        Keine "angenehme Erfahrung"? Menschen ohne Betäubung was von den Geschlechtsorganen herunterzuschneiden bringen sie euphemistisch mit "angenehme Erfahrung" in Verbindung? Sehen Sie sich entsprechende Videos dazu an. Vorzugsweise solche, die nicht von lauter Musik oder dem Gejohle und Gesinge der Erwachsenen übertönt werden. Dann hören sie das jämmerliche Schreien und Wimmern der Kinder, die gerade verstümmelt werden.

         

        RUHIG BLUT: "Sie implizieren aber, dass die Beschneidung die traumatische Erfahrung schlechthin sei,..."

         

        In Afrika werden Kinder geschlachtet, um ihre Körperteile zu gewinnen. Es gib schlimmere Gewalterfahrungen. Wollen Sie das Schlimme mit dem Schlimmeren rechtfertigen. Was ist die schlimmste Gewalterfahrung der Menschheit? Ist alles Darunterliegende dann erlaubt? Was würden die (damaligen) Opfer dazu sagen? Ist nicht die Lehre aus dem Holocaust die Verabsolutierung der Menschenwürde?

         

        RUHIG BLUT: " ... so als ob dieses Einzelerlebnis alle späteren Gewalt- und Ausgrenzungserlebnisse überlagern würde. Glauben Sie das im Ernst?"

         

        Das meine ich im Ernst. Zum psychologischen Mechanismus empfehle ich den Beitrag zur klassischen Konditionierung nach Watson. (https://www.uni-due.de/edit/lp/behavior/watson.htm) Alle vom Kind bewusst erlebbaren Umstände während der Beschneidung sind so Stimuli, die von neutralen Stimuli zu konditionierten Stimuli werden. Mit den Bedingungen der "Einmal-Paarungs-Konditionierung", die bei der Beschneidung ohne Zweifel vorliegen, ist nur ein Durchlauf nötig.

         

        Meiner Ansicht nach enthält die Beschneidungssituation ebenfalls alle Bedingungen zur Herstellung von gelernter Hilflosigkeit, die mit Watson dann auch nur einen Durchlauf benötigt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Erlernte_Hilflosigkeit)

      • @Ruhig Blut:

        Antwort 2/2

         

        RUHIG BLUT: "Das müsste doch bedeuten, dass in islamisch geprägten Ländern (und Israel) seit Jahrhunderten zu einem Großteil traumatisierte und eben auch latent gewaltgeneigte Männer herumlaufen.

         

        Das Körperteilamputationsrecht in islamischen Ländern spricht für sich selbst. Weitere Berichterstattung http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gastbeitrag-von-samuel-schirmbeck-zum-muslimischen-frauenbild-14007010.html

        Der Akt der Genitalverstümmelung ist selbst ein Akt der Gewalt, der von der entsprechenden jüdischen Bevölkerung befürwortet wird. Um diesen Akt, der bei Mädchen sogar in milderen Formen als Menschheitsverbrechen eingestuft wird, hier für Juden möglich zu machen, befürworten eben auch diese Juden die Ausweitung dieses Verbrechens mit § 1631d BGB, der die Verstümmelung aus jedem Motiv heraus erlaubt. Man stelle sich vor ein entsprechendes Gesetz würde hier für Mädchen erlassen.

         

        RUHIG BLUT: "Sie meinen damit aber ganz offensichtlich nicht die Mehrheitsdeutschen ..."

         

        Selbstverständlich meine ich damit auch die "Mehrheitsdeutschen", da § 1631d BGB - absolut rassistisch - die Genitalverstümmelung an allen männlichen Kindern erlaubt. Wir züchten uns eine Gesellschaft, die WIEDER wegsieht, wenn Verbrechen an Schwachen verübt werden. Wir haben aber das Problem, dass diese Schwachen schon bald die Stärksten sein werden. Was heißt das für schwachen Minderheiten?

         

        RUHIG BLUT: "gleichsam automatisch"

         

        Sie verwechseln die relevante Wahrscheinlichkeit mit einem absoluten Automatismus.

        • @Steffen Wasmund:

          Wie traumatisierend die Beschneidung bei Jungen im Einzelfall ist, kann ich nicht beurteilen. Ich kenne auch die Verfahrensweisen nicht, nehme aber mal an, dass es unterschiedliche – schlimmere und weniger schlimme – gibt. Dennoch bleibt es ein Einzelerlebnis.

          Entscheidend für die menschliche Sozialisierung sind aber die jahrzehntelangen Prozesse, die anschließend folgen; Elternhaus, Freunde, gesellschaftliche Stellung usw. Diese Faktoren bestimmen maßgeblich Weltanschauung und soziales Verhalten und mithin auch die Friedfertigkeit im Umgang mit den Mitmenschen.

           

          Auf meine Kritik an Ihrer kulturrassistischen Argumentation sind Sie nicht eingegangen, und ich vermute aus gutem Grund. Nochmal ganz einfach: Sind Gesellschaften, in denen Jungs beschnitten werden, historisch betrachtet gewalttätiger als andere? Nein. Wurden die großen Kriege, Genozide und weltweiten Kolonialisierungen der letzten 500 Jahre von durch Beschneidung traumatisierten (und aus desintegrierten Gesellschaften stammenden) Muslimen oder Juden durchgeführt. Ebenfalls nein. Auch Ihnen dürfte das bewusst sein.

          Wider dieses Wissen behaupten Sie, Beschneidung bringe „mit relevanter Wahrscheinlichkeit“ (kein allzu großer Unterscheid zu „gleichsam automatisch“ möchte ich meinen) „Attentäter und Integrationsverweigerer“ hervor. Das, Herr Wasmund, ist klassische rechtspopulistische Propaganda. Eine diskriminierende und verallgemeinernde Behauptung, die offenkundig nichts mit der Realität gemein hat, aber an die irrationalen, rassistischen Vorurteile und Ängste ihrer Adressaten appelliert.

          • @Ruhig Blut:

            RUHIG BLUT: "Wie traumatisierend die Beschneidung bei Jungen im Einzelfall ist, kann ich nicht beurteilen."

             

            Wie können Sie eine Beurteilung auf etwas begründen, was Sie nicht kennen? Vom objektiven Schaden der Beschneidung, ob die Beschneidung also ein Verbrechen ist oder nicht hängt alles ab. Vor allem auch, ob die Forderung nach einem Verbot von religiösen Ritualen Durchsetzung von Menschenrecht ist oder Rassismus.

             

            RUHIG BLUT: "Dennoch bleibt es ein Einzelerlebnis."

             

            Weil ein Verbrechen an einer Minderheit für den Selbstbetroffenen ein Einzelerlebnis ist, soll es erlaubt sein? Sie sind mir ein schöner Nicht-Rassist.

             

            RUHIG BLUT: "Auf meine Kritik an Ihrer kulturrassistischen Argumentation"

             

            Ihre Behauptung meiner angeblichen "kulturrassistischen Argumentation" habe ich widerlegt.

             

            RUHIG BLUT: "Nochmal ganz einfach: Sind Gesellschaften, in denen Jungs beschnitten werden, historisch betrachtet gewalttätiger als andere? Nein."

             

            Das ist kein Gegenargument. Sie müssen nicht "gewalttätiger als andere" sein. Träfe dies zu, wären alle Gesellschaften, die in ihrer Gewalttätigkeit unterhalb der des Dritten Reiches lägen, automatisch menschenwürdekonform.

             

            RUHIG BLUT: "Wurden die großen Kriege, Genozide und weltweiten Kolonialisierungen der letzten 500 Jahre von durch Beschneidung traumatisierten (und aus desintegrierten Gesellschaften stammenden) Muslimen oder Juden durchgeführt."

             

            Dass dies für Juden allein "aus Mangel an Macht" (Albert Einstein Gottesbrief) nicht möglch war, ist offensichtlich. Auf die Unterschiede zwischen muslimischer und jüdischer Beschneidung weist Prof. Dr. Matthias Franz hin. Die Geschichte des Islams und die Zustände in allen Ländern, in denen der Islam an der Macht ist, sprechen für sich.

             

            § 1631d BGB ist verfassungswidrig. Wer offensichtlich Verfassungswidriges (Eschelbach) will, ist nicht in die menschenwürdbasierte Rechtkultur integriert. Ebensowenig wie der Rassist der das Asylbewerberheim in Brand steckt.

            • @Steffen Wasmund:

              Das mit dem "Einzelerlebnis" verdrehen Sie doch nun auch wieder!- Mit demagogischer Absicht? Oder wieso: "..soll es erlaubt sein?"

               

              Es genügt nur wenig Aufmerksamkeit, um zur Kenntnis nehmen zu können, dass es als in einer lebenslangen Erlebniskette, als Einzelerlebnis für die jeweilige Einzelperson gemeint ist. Der Lebensphilosoph Henri Bergson nannte diese Tatsache temps durée. Ein ständiges Werden und sich verändern, durch den voller unvorhersehbaren Überraschungen steckendem Prozess Leben. Sie versuchen dieses sicher sehr schmerzhafte Einzelerlebnis, als unvermeidlich sich umwandelnde Triebfeder für die schlimmsten Gewalttaten gegen Andere zusätzlich zu stigmatisieren. Und das, vor dem Hintergrund unserer momentan so sehr strittigen Flüchtlingssituation. Kommt also sehr rassistisch an.

              • @H.G.S.:

                Danke.

                Ich steige aus, hab keine Lust mehr auf den Schwachsinn. Wenn sich jemand so konsequent einer stringenten Argumentation verweigert, hat das Richtigstellen keinen Sinn, befürchte ich. Zumindest in diesem Forumsformat, face-to-face klappt das besser, nach meiner Erfahrung.

                Übrigens ein wunderschönes Bild, das Sie weiter unten von Ihrem Vater (und Ihrer Mutter) gezeichnet haben!

                Gute Nacht.

              • @H.G.S.:

                HGS: "Der Lebensphilosoph Henri Bergson nannte diese Tatsache temps durée. Ein ständiges Werden und sich verändern, durch den voller unvorhersehbaren Überraschungen steckendem Prozess Leben."

                 

                Auf genitalverstümmelte Mädchen warten doch sicher auch noch "unvorhersehbaren Überraschungen". Und auch Ihnen HGS wollen wir kein überraschungsfreies Leben zumuten. Dürfen wir für Sie, nur für Sie, ein eigenständiges Körperteilamputationsgesetz in Auftrag geben? Die überraschende Durchführung kann dort gerne festgehalten werden.

                 

                Ich nehme an, das möchten Sie nicht so gern. Aber jüdischen und muslimischen Kindern wollen Sie das zumuten. Nun ich bin hier nicht der Rassist.

                • @Steffen Wasmund:

                  So langsam stellt es sich heraus, dass wohl nun zusätzlich die Fixe Idee von Ihnen Besitz ergreift, dass wir, die wir Ihren rassistisch übertrieben anmutenden Warnschreiben vor archaisch-wild-aggressiv zu werden drohenden “Genitalverstümmelten”, die nun ihrerseits zwangsläufig, zu unabänderlich, psychologisch traumatisch Getriebene, undifferenziert um sich herum Attentate und andere, ähnlich fiese Mordbubereien begehen wollende Monstergestalten werden müssten, dass also Ihrer Meinung nach, wir, Ihre Kritiker, sowas dann ja wohl okay finden müssten? Tja,- tut mir leid, aber dann bliebe nur noch festzustellen: Sie merken nun garnix mehr.

                  • @H.G.S.:

                    HGS: "dass also Ihrer Meinung nach, wir, Ihre Kritiker, sowas dann ja wohl okay finden müssten?"

                     

                    Mal davon abgesehen, dass ich Ihre polemische Zusammenfassung des von mir Gesagten ablehne. "Monstergestalten"? Das klingt ja fast nach "The Walking Dead". Selbstverständlich hoffe ich, dass Menschen - auch meine Kritiker - das nicht "okay finden" können(!). Deshalb weise ich ja auf den Zusammenhang hin. Die Erfahrung auch in anderen Zusammenhängen zeigt allerdings, dass Menschen oft nicht erreicht werden wollen, wenn es um die Infragestellung von eigenen Interessen und Vorteilen geht.

                     

                    Ich hoffe Ihnen ist oder bleibt es nicht egal.

    • @Steffen Wasmund:

      Wie sieht´s mit seelischer Unversehrtheit aus ?

      • @lions:

        ANAMOLIE: "Wie sieht´s mit seelischer Unversehrtheit aus ?"

         

        § 1631 Abs. 2 BGB Inhalt und Grenzen der Personensorge

        (2) Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig. (http://www.buergerliches-gesetzbuch.info/bgb/1631.html)

    • @Steffen Wasmund:

      Was für ein unfaßbarer Schwachsinn.

      • @TV:

        TV: "Was für ein unfaßbarer Schwachsinn."

         

        Schön, dass Sie mir Recht geben, denn eine Begründung für Ihre Position konnten Sie offensichtlich nicht finden. Woraus zu schlussfolgern ist, Sie selbst müssen der Meinung sein, dass es eine solche nicht gibt. Ihre Position ist also nicht begründbar Ihrer Meinung nach.

         

        Vielen Dank für die Bestätiung.

        • @Steffen Wasmund:

          Das Thema hier heißt “Lust” auf Aggression.

           

          Das Böse, sprich die böse Lust, sieht man doch hier, eher mit europäisch-christlichen Kulturen (Christen-Priestern) einhergehen, welche aus “Lust” wehrlose kleine Kinder immer wieder wiederholend sexuell mißbrauchen.

           

          Jene massiv brutale Beschneidung ist dagegen eher ein lebensphilosophisch brutal fehlgeleitetes aber immerhin von der Intention her “Lust”-freies, einmaliges Ritual. Was der europäische und somit auch deutsche Priester mit Kindern veranstaltet ist wie gesagt, die wahrhaft böse “Lust”-Befriedigung mittels sexueller Aggression. Und Das ist hier Thema: “Die Lust auf Aggression.” Siehe Taz-Titel!

           

          Dass nun Sie hier, wieder mal auf eine rassistisch anmutende Weise, wieder mal gegen obzwar archaische Kulturkreise anhetzen wollen, dürfte hier so manchen Forenteilnehmer(n)innen längst klar geworden sein.

           

          Dass unter unseren akzeptierten Flüchtlingen mglw. auch einige aus solchen, archaisch abstämmigen Kulturkreisen kommen werden, darauf scheinen Sie hier wieder mal, als aufstachelnde Folie anspielen zu wollen. Dieser starke Eindruck drängt sich aufgrund der momentanen Gesamt- Atmosphäre unvermeidlich auf.

           

          Diese Art von themenfremdem, enervierenden hausieren gehen wollen, in allen Ihnen scheint’s zu pass kommen sollenden Taz-Artikeln, die Sie hier veranstalten, dürfte der Dienlichkeit einer Debatte (mit Ihnen) über den menschenrechtlichen Aspekt der Beschneidung eher Steine in den Weg legen.

          --------

          P.S. Ihr lächerlich formulierter Versuch, @TV mit dermaßen abstruser Rethorik- Überlegenheit kommen zu wollen, macht die Sache nicht besser.

          • @H.G.S.:

            HGS: "Das Thema hier heißt “Lust” auf Aggression."

             

            Falsch. Das Thema heißt: "Lust auf Aggression Lässt sich Gewalt abschaffen? Lust an Gewalt zu empfinden, ist nicht krank, sagt der Neuropsychologe Thomas Elbert. Ist Aggression etwas Normales, das wir akzeptieren müssen?"

             

            HGS: "Was der europäische und somit auch deutsche Priester mit Kindern veranstaltet ist wie gesagt, die wahrhaft böse “Lust”-Befriedigung mittels sexueller Aggression. Und Das ist hier Thema: “Die Lust auf Aggression.” Siehe Taz-Titel!"

             

            Im gesamten TAZ-Beitrag kommen die Worte "Priester" oder "sexuell" überhaupt nicht vor.

             

            HGS: "Jene massiv brutale Beschneidung ist dagegen eher ein lebensphilosophisch brutal fehlgeleitetes aber immerhin von der Intention her “Lust”-freies, einmaliges Ritual. Was der europäische und somit auch deutsche Priester mit Kindern veranstaltet ist wie gesagt, die wahrhaft böse “Lust”-Befriedigung mittels sexueller Aggression."

             

            Sie rechtfertigen wieder mal das eine Böse mit dem anderen Bösen. Mit ihrer Vorgehensweise lässt sich somit jedes Verbrechen rechtfertigen, wenn man nur ein schlimmeres findet. Wie ein amputierender Gewaltakt gegen das sexuelle Lustorgan lustfrei, also ohne Bezug zur Lust sein kann, haben Sie wohl "vergessen" zu durchdenken.

             

            Mein Maßstab ist aber nicht das Verbrechen um andere Verbrechen zu rechtfertigen, sondern mein Maßstab ist die Menschenwürde, um davon abweichendes Verhalten zu verhindern.

             

            HGS: "Dass nun Sie hier, wieder mal auf eine rassistisch anmutende Weise, wieder mal gegen obzwar archaische Kulturkreise anhetzen wollen, dürfte hier so manchen Forenteilnehmer(n)innen längst klar geworden sein."

             

            Wir als Gesellschaft sollten uns langsam mal Gedanken über diejenigen machen, welche die Sicherstellung der Menschenwürde als Rassismus bezeichnen.

             

            Das Magazin ttt zitiert den polnischen Autor Andrzej Stasiuk: "Die Vergangenheit wird wiederkommen, in einer Verkleidung, die wir nicht rechtzeitig erkennen werden."

            • @Steffen Wasmund:

              -?- "im gesamten TAZ-Beitrag kommen die Worte "Priester" oder "sexuell" überhaupt nicht vor."

              ---

              Ich vermute mal, Sie sind hauptberuflich Rechtsanwalt, was die schnöde Alltagsbevölkerung oft als Rechtsverdreher geißelt. Warum macht diese Bevölkerung sowas?

               

              Der mit Verlaub billige Kniff, was wo, in wessen Text nicht angesprochen werde, ist doch eigentlich mein kardinaler Vorwurf gegen Sie.- Hallo!

              • @H.G.S.:

                HGS: "Ich vermute mal, Sie sind hauptberuflich Rechtsanwalt, was die schnöde Alltagsbevölkerung oft als Rechtsverdreher geißelt."

                 

                Ich bin kein Rechtsanwalt. Wer sich von der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland selbst als "schnöde" versteht und bezeichnen lassen möchte, möge sich melden.

                 

                Welche Fragestellung sich bzgl. jener Menschen ergibt, die Bevölkerungsgruppen als "schnöde" bezeichnen, geht aus dem Zitat von Andrzej Stasiuk hervor.

                • @Steffen Wasmund:

                  Damit Sie nicht damit durchkommen, von meinem eigentlichen Anliegen sich wegstehlen zu können:

                   

                  Der Vorwurf war, das SIE einen Sachverhalt herbei ziehen wollen, dessen Thema -wie Sie erdreistenderweise mir vorhalten wollen-, gar nicht im Artikel angesprochen wird.

                  „Im gesamten TAZ-Beitrag kommen die Worte ….überhaupt nicht vor.“ Das ist grundlegender zunächst erst mal für Ihr Wort „Genitalverstümmelung“ der Fall.

                   

                  Ich bleibe dabei, dass Sie eine vermeintliche Gelegenheit für sich nutzen wollen,- mit einem andernorts sicherlich ernst zu debattierendem Thema- die Stimmung gegen einen Ihnen wohl im Ganzen, verheerend zu sein scheinenden Flüchtlingskreis, zusätzlich aufheizen zu wollen. Denn all das hört sich doch sehr nach einer tief sitzenden Total- Ablehnung eines ganzen Kulturkreises an. Das nennte man dann Rassismus.

                  • @H.G.S.:

                    HGS: "Denn all das hört sich doch sehr nach einer tief sitzenden Total- Ablehnung eines ganzen Kulturkreises an. Das nennte man dann Rassismus."

                     

                    Das ist schon mal wieder falsch. Nicht die Ablehnung eines Kulturkreises ist schon Rassismus, sondern die der Menschenwürde widersprechende Ablehnung eines Kulturkreises ist Rassismus. So ist die Ablehnung des Kulturkreises des Faschismus kein Rassismus.

                     

                    Weiterhin lehne ich keine Kulturkreise ab, sondern konkrete der Menschenwürde widersprechende Einzelpositionen von Kulturkreisen oder auch Einzelpersonen.

                    • @Steffen Wasmund:

                      Die eindeutige, auch in der BRD sich natürlicherweise sehr mühsam abgerungene Festlegung, was in Zusammenhang mit Beschneidung noch als Menschenwürde zu betrachten sei oder was nicht, ist zur Zeit eher noch Debatten offen. Bei mir persönlich, als Ablehner dieser mich erst einmal entsetzenden Beschneidungen, ist es auch noch offen. Aber eines weiß ich sofort: Ich halte nicht alle Beschnittenen für zwangsläufig, der undifferenzierten Gewaltausübung gegen Andere verfallen.

                      • @H.G.S.:

                        HGS: "Aber eines weiß ich sofort: Ich halte nicht alle Beschnittenen für zwangsläufig, der undifferenzierten Gewaltausübung gegen Andere verfallen."

                         

                        Großartig, dass Sie dies soweit verstanden haben.

  • Der geschilderte Fall Cáglar Budakli dürfte mit Lust auf Gewalt eher nichts zu tun haben, sondern mit mangelnder Impulskontrolle. Solche psychischen Entwicklungsstörungen sind bei traumatisierten Jugendlichen immer wieder anzutreffen.

     

    Auch sonst sind mir keine empirischen Studien bekannt, die die Behauptung einer Lust auf Gewalt oder eines "Agressionstriebes" rechtfertigen würden.

     

    Worauf gründet denn der zitierte Neurologe seine Behauptung?

  • „Glauben Sie, dass es so etwas wie eine Lust an der Aggression gibt? Oder ist das bloß eine wissenschaftlich klingende Entschuldigung für mangelnde Selbstbeherrschung?“

     

    Für mich sind diese Sätze zu einfach für das nuancierte Thema des menschlichen Verhaltens. Ich glaube, dass es keine Lust an der Aggression gibt aber wenn sie gäbe, wäre der Grund dafür nicht mangelnde Selbstbeherrschung sein. Meiner Meinung nach wird eine Lust an der Aggression oft mit einer Lust an der Kraft verwechselt. Kraft, oder die Eigenschaft eine bestimmte Wirkung zu erzeugen, macht die Angelegenheit komplexer. In fast alle Gesellschaften gibt es eine unfaire Verteilung der Kraft. Wenn man sich schwäche als einen anderen Menschen fühlt, fühlt man sich als ob man die Situation ändern möchte. Ich meine, dass es zwei häufige Möglichkeiten der Reaktionen gibt. Die Erste ist, dass man aggressiv wird, da man die Kraft als körperliche Stärke sieht. Die Zweite ist, dass man versucht, die Situation mit Wörter oder Schweigen zu kontrollieren. Abgesehen davon ist es schwer zu verallgemeinern. Ich finde es wichtig zu verstehen, dass Menschen in verschiedenen Umstände aufgewachsen sind und unterschiedlichen Erfahrungen mit Gewalt haben. Sowas ist wichtig, weil unsere Erfahrungen einen großen Einfluss auf unserem Verhalten haben, wie man in dieser Geschichte sehen kann.

  • "Glauben Sie, dass es so etwas wie eine Lust an der Aggression gibt? Oder ist das bloß eine wissenschaftlich klingende Entschuldigung für mangelnde Selbstbeherrschung?"

     

    Für mich sind diese Sätze zu einfach für das nuancierte Thema des menschlichen Verhaltens. Ich glaube, dass es keine Lust an der Aggression gibt aber wenn sie gäbe, wäre der Grund dafür nicht mangelnde Selbstbeherrschung sein. Meiner Meinung nach wird eine Lust an der Aggression oft mit einer Lust an der Kraft verwechselt. Kraft, oder die Eigenschaft eine bestimmte Wirkung zu erzeugen, macht die Angelegenheit komplexer. In fast alle Gesellschaften gibt es eine unfaire Verteilung der Kraft. Wenn man sich schwäche als einen anderen Menschen fühlt, fühlt man sich als ob man die Situation ändern möchte. Ich meine, dass es zwei häufige Möglichkeiten der Reaktionen gibt. Die Erste ist, dass man aggressiv wird, da man die Kraft als körperliche Stärke sieht. Die Zweite ist, dass man versucht, die Situation mit Wörter oder Schweigen zu kontrollieren. Abgesehen davon ist es schwer zu verallgemeinern. Ich finde es wichtig zu verstehen, dass Menschen in verschiedenen Umstände aufgewachsen sind und unterschiedlichen Erfahrungen mit Gewalt haben. Sowas ist wichtig, weil unsere Erfahrungen einen großen Einfluss auf unserem Verhalten haben, wie man in dieser Geschichte sehen kann.

  • Aussagen à la "Im Kapitalismus bekommen wir von Anfang an beigebracht, dass es in Ordnung sei, mit allen Mitteln - also gerade auch mit Gewalt - die eigenen Interessen durchzusetzen. Konkurrenz bringt Gewalt hervor." helfen m.E. kein Stück weiter. Das würde ja bedeuten, in der sozialistischen Ländern hätte es keine Gewalt gegeben?

    Ich lehne die (soziale) Marktwirtschaft - mithin auch das System der "Konkurrenz" - nicht von vornherein ab. Und obwohl ich vielfach gescheitert bin, wurde ich komischerweise nie gewalttätig...

    • @Blacky:

      "Das würde ja bedeuten, in der sozialistischen Ländern hätte es keine Gewalt gegeben?" Sicher nicht. In dem, was sich Sozialismus nannte, war Gewalt viel offensichtlicher, auch staatlich. Die im heute bestehenden Kapitalismus ist subtiler und keiner behauptete, dass jeder, wie Sie eben auch nicht, darauf anspringt. Der Kapitalismus definiert Leistungsversager, die gepaart mit familiären Gewalterfahrungen Gewaltpotential innehaben.

      Der Artikel enthält keinen Alleinvertretungsanspruch des Kapitalismus für Gewaltgenerierung.

      • @lions:

        ja, von wegen KEINE GEWALT IM SOZIALISMUS! in den jahren als massenhaft die leute der DDR den rücken kehrten, da konntest du sehen, mit welcher gier sich die leut' die hinterlassenschaften der abtrünnigen an land zogen. da ging die post ab - oft wurde vorher schon fleißig denunziert und "rausgedrängt"...

        • @Gion :

          Ich habe die zitierte Frage in Ihrem Sinn beantwortet. Lesen sie noch mal !

          • @lions:

            was ich nicht in abrede stellen wollte! danke für ihren hinweis.

    • @Blacky:

      Sie haben recht, denke ich. Aussagen wie: "Der Kapitalismus ist schuld", helfen uns nicht weiter. Der Kapitalismus ist genau so wenig vom Himmel gefallen wie der Sozialismus. Das Entstehen der beiden Gesellschaftsmodelle war jeweils eine (nicht sonderlich vernünftige) Reaktion auf das, was vorher war. Die psychologische Komponente des Phänomens Gewalt war einfach noch nicht entdeckt und in den richtigen Blickwinkel gesetzt. Deswegen haben alle "Revolutionäre" bisher nur an den Symptomen herumgedoktert, die Ursachen des Problems aber nicht bekämpft, sonder sie sich selbst angeeignet.

       

      Gewalt wird halt nicht nur in Familien "vererbt", sondern auch von Gesellschaftsform zu Gesellschaftsform. Der Feudalismus, der dem Kapitalismus vorangegangen ist, war nicht weniger von Gewalt geprägt, sondern noch sehr viel stärker. Denken Sie nur an die damals üblichen Strafen: Ganz ohne Gerichtsverhandlung mit Beweisaufnahme und Verteidigung konnten Menschen öffentlich gevierteilt, gerädert, ersäuft, geköpft oder verbrannt werden. Und die öffentlich demonstrierte Gewalt hatte ihre Entsprechung durchaus auch in den Familien. Da wurden Kinder auch schon mal tot geschlagen.

       

      Gewalt hat lange überhaupt nicht als problematisch gegolten, sondern schlicht als notwendig. Der Mensch als solcher, lehrt die Kirche seit 2.000 Jahren, wird durch Geburt zum Sünder. Die angebliche Notwendigkeit, Gewalt auszuüben, hat die Machtverhältnisse immer schon legitimiert. Sie tut es bis heute. Ich denke, die Umverteilung materieller Güter wird unser Gewaltproblem nicht lösen. Wir brauchen zugleich ein völlig neues Menschenbild. Eins, das es uns möglich macht, nicht länger festzuhalten an Gewalt i.S. einer Ultima Ratio.

  • Bei der Frage, auf welche Weise sich bei Menschen Gewaltbereitschaft gegen Seinesgleichen entwickelt hat, würde ich mir als Erstes die Geschichte der Mutterschaft ansehen. Säuglinge, die von ihren gestressten Müttern abgelehnt vielleicht sogar misshandelt werden, tragen ein hohes Risiko, später einmal ihre Aggressionen nicht unter Kontrolle zu bekommen. Hier zwei Beispiele:

     

    Günstige Bedingungen http://kita3k.de/files/ipwschf6berlwerkkreisfeinffchligkeit1281340542.pdf

     

    Ungünstige Bedingungen http://www.ekma.de/psychologische-beratungsstelle/download/texte/FT%208.10.08%20-%20Wortmann-Fleischer.pdf

     

    Allerdings wird das auf sich selbst zurückgeworfene Kind später mit großer Wahrscheinlichkeit Eigenschaften und Bedürfnisse entwickeln, die in unserer heutigen Gesellschaft als nützlich gelten: Materialismus, Gier, Ich-Bezogenheit, aber auch hohe Einsatzbereitschaft, wenn etwas Attraktives in Aussicht gestellt wird.

    • @Angelika Oetken:

      Danke für die Links. Wenn Sie mir nun noch erklären, wieso Sie ausschließlich von Müttern reden, fühle ich mich wahrscheinlich richtig gut informiert.

       

      Kinder auf die Welt bringen, können bis heute nur Frauen, das ist wahr. Nach ihrer Geburt allerdings sind Menschen eigentlich autonom genug, auch von Vätern aufgezogen zu werden. Dieser "Job" passt bloß nicht ins Rollenbild, das wir bei heute an unsere Kinder weitergeben. Menschlichkeit wird ohne Not zweigeteilt - Mütter sind die sorgenden, bewahrenden, Väter hingegen die beschützenden, verteidigenden. Unter diese funktionale Trennung leidet der Sinnzusammenhang, der für uns Menschen so unglaublich wichtig ist als Grundlage für Selbstbeherrschung und Eigenkorrektur.

       

      Ich denke, wer die Frage, auf welche Weise sich bei Menschen Gewaltbereitschaft gegen seinesgleichen entwickelt, wirklich sinnvoll beantworten will, der darf die (verhinderten) Väter auf keinen Fall vergessen.

      • @mowgli:

        Natürlich sind Mütter nicht allein dafür verantwortlich, wie sich ihre Kinder entwickeln. Und die Mehrheit behandelt ihre Kinder gut. Die ungleichen Machtverhältnisse, die sich mit Beginn des Altertums entwickelten haben aber selbstverständlich auch Folgen für die Beziehung zwischen Müttern und ihren Kindern.

        Wenn ich nur alle paar Jahre ein Kind austrage, es in Lust und Liebe empfing und die Möglichkeit habe es mit Unterstützung von anderen Menschen groß zu ziehen, dann kann ich mich ihm viel leichter und besser zuwenden als unter den Bedingungen, die immer noch für einen Großteil der Frauen gelten, die Kinder bekommen. Als Folge ungewollter und als Belastung und Angriff empfundener männlicher Sexualität, in viel zu kurzer Folge (viel zu häufige Schwangerschaften) und verbunden mit einer großen Belastung und mit wenig Unterstützung durch die Gesellschaft. Unter solchen Bedingungen fällt es Müttern schwer ihrer Kinder zu lieben.

        • @Angelika Oetken:

          D'accord. Und nun fragen Sie sich bitte, mit wie viel "Unterstützung durch die Gesellschaft" Männer in vergangenen Jahrhunderten rechnen durften, wenn sie ihren Kindern gegenüber eine Mutterrolle übernehmen wollten, obwohl die Mutter weder tot war noch erkrankt oder verreist. Gewisse Entfremdungs-Erfahrungen sind unter den gegebenen Bedingungen vermutlich (beinah) unvermeidbar.

           

          Nicht nur, dass Mütter es sich nicht so gerne nehmen lassen, für ihre Kinder da zu sein. Sie wollen auch möglichst gut abgesichert sein dabei. Und das männlich dominierte Umfeld war und ist bis heute nicht besonders feinfühlig Männern gegenüber, die den traditionellen Rollenmustern nicht entsprechen mögen. Im Ergebnis einer jahrtausendelangen Ausgrenzung aus dem "Intimbereich Mutter und Kind" haben Männer offenbar verlernt, nach dem Sinn gewisser Verhaltensweise zu fragen. Ob sie ihre Kinder z.B. wirklich dadurch schützen, dass sie die Freiheit Deutschlands am Hindukusch verteidigen, überlegen sich zu viele von ihnen gar nicht erst. Sie haben mit dem ganz konkreten Kind und seinen ganz konkreten Bedürfnissen ja schließlich bis heute kaum etwas zu tun. Sie sind für Technik zuständig, fürs Organisatorische und fürs Geld.

           

          Ich sage nicht, dass damit alles erklärt ist. Ich sage nur, dass die meisten Menschen nicht gut abstrahieren können – und dass gewisse Leute sich diese Schwäche nur zu gern zunutze machen. Nicht nur Politiker und Waffenproduzenten. Die aber auch.

          • @mowgli:

            Die Rolle des Vaters hat sich ja innerhalb der letzten Jahre gewandelt. Das ist doch sehr ermutigend. Ich schätze, dass dies zu mehr Gelassenheit in der Erziehung der Kinder beiträgt, das Verständnis von Männern für die Lebenswelt von Kindern erhöht und letztlich hilft, Gewalt zu reduzieren.

    • @Angelika Oetken:

      zur geschichte der mutterschaft (krinz) gehört die der alloo-eltern.

      beginnt beim das dergel haltenden papa und hört bei den paten noch nicht auf.

      je weniger allo-eltern, desto mehr stress.

      aber es ist ja modern, dass jeder mann eine frau ganz für sich alleine hat.

      • @christine rölke-sommer:

        Je kleiner die Familienstrukturen, desto besser lassen sie sich beherrschen. Je abhängiger Menschen vom Broterwerb Einzelner, desto dito. Es lebe die Freiheit!

      • @christine rölke-sommer:

        Die isolierte Lebensweise in der Kleinfamilie ist wirklich relativ neu. Im Grunde keine 150 Jahre alt. Die Beziehung zwischen Mann und Frau auf reproduktive Zwecke zu beschränken allerdings etwas, das am Übergang von der Steinzeit zum Altertum aufkam. Zeitgleich stieg die Geburtenfolge rasant. Das veränderte natürlich auch die Mutterschaft. Sie wurde unattraktiver, riskanter und unangenehmer für Frauen. Abgesehen von dem wahrscheinlichen Verlust an sexueller Kultur. "Circe-Effekt": Männer wurden in Schweine verwandelt.

        • @Angelika Oetken:

          Die Isolation beruht in jüngerer Zeit auf dem Zerfall großfamiliärer Strukturen. Da muss man weit ausholen. Alte Familienverbände waren überwiegend bäuerliche, bei denen der Generationenvertrag darin bestand, dass die Eltern früh auf´s Altenteil gingen, alle Geschicke den Jungbauern überließen, dafür versorgt wurden und wie sie eben konnten, "nur noch" hauswirtschaftliche Aufgaben und Enkelbetreuung übernahmen. Es herrschte, na ja, schlechtestenfalls ein Burgfrieden.

          Mit Aufkommen von industriellen Verdienstmöglichkeiten plus anderseits staatlicher Rente wurde die Familiensymbiose zerschlagen. Folge war die Isolation der Generationsvertreter und die Verstärkung des Patriarchats, da das Einkommen darin hauptsächlich vom Mann erzielt werden konnte. Das Paradox im Kapitalismus ist, dass mit dessen Modernisierung die Frau auch Einkommen erzielen konnte, doch die unterstützende alte Generation heute quasi weggefallen ist. Folge ist "Kinderarmut" oder Kinderlosigkeit, da Frauen hier häufig überlastet sind oder Kinder dem exo- und endogenen Karrierewunsch entgegenstehen. Der Kapitalismus stirbt mit zunehmender Moderne im Mangel an "Produktivkräften", dessen Zahl seine Verfechter, wie aktuell, durch Zustrom von außen auszugleichen versuchen.

          Die familiäre Isolation ist ein fester Bestandteil eines familienfeindlichen Kapitalismus, der gern staatliche Kinderbetreuung zur Verfügung stellt, um berufliche "Selbstverwirklichung" über den Wert der Familie zu stellen;

          Ergo alles systemimmanent.

      • @christine rölke-sommer:

        "aber es ist ja modern, dass jeder mann eine frau ganz für sich alleine hat."

        Oder jede Frau einen Mann, wie man´s nimmt. Warum Sie dabei den Kontext mutmaßlich Richtung Sexualität verlassen, darüber möchte ich jetzt nicht spekulieren.

        • @lions:

          weil es mit sexualität nichts, aber mit eigentum alles zu tun hat.

          das ist nun mal das, was die moderne ehe verspricht: du (of all three+x sexes) gehörst mir allein.

          • @christine rölke-sommer:

            Komisch, bei mir bedeutet die Ehe "ich gehöre Dir allein"

             

            Mag da aber regionale Unterschiede geben, wir sind eigentlich ganz glücklich damit :)

            • @Questor:

              Niemand sollte einem anderen gehören, doch alle sollten mit jemandem sein.

            • @Questor:

              Gibt es!

              z.B. dergestaltige (weltberühmte):

               

              "Die Liebe, die in ihren Mitteln der Krieg, in ihrem Grunde der Todhass der Geschlechter ist! – Ich weiss keinen Fall, wo der tragische Witz, der das Wesen der Liebe macht, so streng sich ausdrückte, so schrecklich zur Formel würde, wie im letzten Schrei Don José's, mit dem das Werk schliesst: "Ja! Ich habe sie getödtet, ich – meine angebetete Carmen.

              • @H.G.S.:

                "Ridendo dicere severum"

  • "Schon unsere Vorfahren hätten die großen Strapazen der Jagd ohne die Lust am Töten nicht überstanden"

     

    Unsere Vorfahren ernährten sich vor Allem von dem, was sie auf ihren nahezu beständigen Wanderungen fanden und fingen. Ab und an gingen sie auch gezielt auf die Jagd nach größeren Tieren. Aber nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Zu gefährlich, zu aufwändig, allein was den Verbrauch an wertvollen Kalorien betraf. Später, als die Menschen sich waffen- und jagdtechnisch weiterentwickelt hatten, mag bei dem einen oder anderen auch Lust am Töten die Motivation fürs Jagen gewesen sein. Allerdings war die Jagd in den komplexeren Gesellschaften, wie sie ab dem Altertum entstanden eh nur einer Oberschicht vorbehalten. Als Argument für "das Jagen liegt dem Menschen im Blut und ist ein Beweis dafür, dass er, sofern ein Mann, eine natürliche Freude am Töten hat" taugt das nicht.

    • @Angelika Oetken:

      Es gibt Wissenschaftler, die die Ansicht vertreten, der angebliche Jagdinstinkt sei dem Menschen keineswegs angeboren. Menschen sind schließlich Primaten, und die aller meisten Primatenarten sind Sammler, keine Jäger. Man geht davon aus, das Jagen sei eine Reaktion auf veränderte Lebensumstände gewesen, auf drastische Klimaveränderungen zum Beispiel. Eine Notlösung also, von der wir später einfach nicht mehr lassen konnten. Zum einen, weil wir Angst hatten vor den eventuellen Folgen eines freiwilligen Verzichts, zum anderen, weil sich Strukturen etabliert hatten, die davon profitiert haben. Man kann sich das womöglich vorstellen wie das Phänomen der sogenannten Blutrache, die es ja auch noch immer gibt, wenn auch nicht überall.

       

      Wenn das stimmt, dann ist die angebliche "Lust" am Töten sozial bedingt, angelernt, wenn man so will. Sie ist eine Folge der Jagd, kein Auslöser davon. Allerdings eine Folge, die uns daran hindert, die angelernten Verhaltensweisen abzulegen. Was nicht bedeuten soll, dass sie nicht im Laufe der Jahrtausende durch "natürliche Zuchtwahl" zu einem Bestandteil der genetischen Grundausstattung mancher Menschen geworden sein kann. Locken, helle Haut oder rote Haare hat ja schließlich auch nicht jeder.

  • Teil I

    Gewalt ist die Angst vor Kontrollverlust, der sich damit wiederum vollends bestätigt. Grundlage dessen ist eine unterentwickelte Persönlichkeit, die sich im autoritären Charakter manifestiert. Der autoritäre Charakter lebt das Prinzip der Unterordnung und hat den stillen Wunsch, dieser zu entkommen. Wird ein Mensch unter diesen Vorzeichen „Erwachsen“, kann dieser zwar die wirtschaftliche Unabhängigkeit von den ebenfalls autoritären Eltern erlangen, aber nicht die der Persönlichkeit. Er hat sich/wird aus dem autoritären Verhältnis entlassen und lebt fortan in der Angst der unvollständigen Entscheidungsfähigkeit und der vorm Versagen. Gewalt gegen Familienmitglieder wird dann angewandt, wenn allgemein existenzielle oder bloß als diese fehlinterpretiert wahrgenommene Probleme auftreten. Die Spannung entlädt sich gewaltsam gegen die schwächsten im autoritären Verhältnis - die Kinder. Diese werden ursächlich vereinfacht für die bestehende existenzielle Bedrohung verantwortlich gemacht; Es entsteht ein Schuldverhältnis. Dieses Schuldverhältnis erzeugt eine frühe Parentifizierung und das Kind kommt wiederum nicht zur Reife und wendet durch den Parentifizierungsdruck sehr früh schon Gewalt außerhalb der Familie an, denn diese Art von „Kontrollgewinn“ erlernte es von den Eltern. Die Gewaltanwendung sollte man keinesfalls als nur physische betrachten.

    • @lions:

      Mit tiefenpsychologischen Theorien lässt sich im Nachhinein alles Mögliche plausibel erklären. So ähnlich wie dies auch die Börsenberichterstatter machen, es gibt immer einen Grund warum es abwärts ging und gleichzeitig auch immer einen Grund warum es hätte aufwärts gehen können.

       

      Auf den ersten Blick sind solche Erklärungsmuster beeindruckend, vor allem dann, wenn sie auch noch in Fremdwörten gekleidet daherkommen. Bei genauem Hinsehen entpuppen sich die Modelle und Theorien aber oft als selbsreferentiell und logisch nichtssagend.

       

      Beispielsweise Karl Poppers Wissenschaftstheorie hilft dabei, wirkliche Erkenntnisse und plausible Annektdoten auseinander zu halten...

      • @Grisch:

        Es ist (m)eine These und in meinen Ausführungen gehe ich sparsam mit "m.E" und "m.M" um, was eben nicht bedeutet, dass ich mich für absolut objektiv halte. Thesen widerlegt man und ich freue mich über konstruktive Kritik. Doch ein so etwa: " Ich weiß nichts und du damit auch nicht und ich kenne jemanden, der was weiß" ist das Argument, was ich ein lautes Nichtsagen nenne.

        Noch mal ins reine: Ich kann mich irren ( im doppelten Sinn) !

  • Teil II

    Bezüglich des Schuldverhältnisses spielt hier die rein psychische Gewalt m. E, die entscheidende Rolle. Es gibt gewaltsame Eltern-Kind-Verhältnisse, die ohne einen Schlag auskommen. Gewalt wird vererbt und solche Erbschaften sind wie die materiellen von außen schwer zu beeinflussen. Aufklärung und Hinwendung zu solchen Familien sind die einzig erfolgversprechenden Mittel, um den Ausstieg daraus zu schaffen. Meiner Meinung nach ist dies gesellschaftlich zur Zeit aber nicht gewollt, da der autoritäre Charakter eine Säule des Kapitalismus darstellt, und nur dieser unterwürfige Mensch ist auch ausbeutungsfähig und willfährig. Wären wir in der Lage, Gewalt wenigstens auf ein Mindestmaß zu reduzieren, lebten wir auch in einem völlig anderen Wirtschaftssystem.

    @taz

    „Schon unsere Vorfahren hätten die großen Strapazen der Jagd ohne die Lust am Töten nicht überstanden.“ Mmmh, es liegt uns also in den Genen ? Jagderfolg war wohl überlebenswichtig, weil landwirtschaftl. Kultur noch fern lag und die Ernährung gehaltvoll auch carnivor sichergestellt werden musste. Auch der Steinzeitjäger wäre wohl lieber des Nachts lustvoll im Bett geblieben.

  • Ich möchte die Problematik nicht psychologisieren - dies halte ich für müßig - sondern auf gesellschaftlicher Ebene beleuchten. Im Kapitalismus bekommen wir von Anfang an beigebracht, dass es in Ordnung sei, mit allen Mitteln - also gerade auch mit Gewalt - die eigenen Interessen durchzusetzen. Konkurrenz bringt Gewalt hervor.

     

    Und Kapitalismus ist nun mal ein sehr gewaltsames System, er setzt sich stetig mit Gewalt durch. Gewalt zur Disziplinierung und Kontrolle der Arbeiter, Gewalt zur Erhaltung des Status-quo auf allen Ebenen. Die Geschichte des Kapitalismus ist von Anfang an im globalen Maßstab mit viel Blut geschrieben. Arbeiterstreiks enden im Massaker durch die Polizei, koloniale Kriege werden vom Zaun gebrochen, um Ressourcen für die Kapitalverwertung anzueignen und jeder, der den Interessen des Kapitals im Weg steht, wird gewaltsam beseitigt - sei es nun das Indigenen-Dorf im Amazonas oder seien es die Aktivisten einer Protestbewegung.

     

    Aber von den bürgerlichen Medien als Problem wahrgenommen wird diese Gewalt eigentlich ganz selten. Gewalt ist es immer nur dann, wenn sich die Menschen gegen unzumutbare Zustände wehren und auf die Barrikaden steigen. Da empören sich die bürgerlichen Medien dann gerne hysterisch über eingeschlagene Fensterscheiben.

    • 6G
      628 (Profil gelöscht)
      @Rudeboy:

      Im Kapitalismus in Reinform ist der Einzelne sogar dazu gezwungen, Gewalt anzuwenden (nicht unbedingt körperliche) und skrupellos zu agieren. Denn ohne Sicherheiten, mit der ständigen Angst im Nacken, völlig abzustürzen, muss jeder versuchen, so viel wie möglich für sich selbst zu sichern. Nur dann hat man eine gewisse Sicherheit.

      Insofern bevorzugt der Kapitalismus soziopathische Charaktere, also solche, die so etwas wie Skrupel gar nicht kennen. Und ein System, in dem vor allem skrupellose Menschen das Sagen haben, verroht zwangsläufig.

      Deshalb kann meiner Meinung nach ein Kapitalismus ohne starke soziale Impulse in einer Katastrophe enden.

  • "Die beiden Erzieherinnen wollen verhindern, dass sich immer das aggressivste Kind durchsetzt."

     

    Im Kindergartenalter gibt es Phasen, wo die gröbsten Grabscher und Schubser tatsächlich häufig die meisten Vorteile haben. Später ändert sich das. Oft werden diese Gewohnheitsaggressoren von den anderen Kindern ausgegrenzt. Worauf sie mit einer Zunahme an Gewalt reagieren. Schließlich fliegen sie von der Schule. So wie es Caglar Budagli auch ergangen ist. Denn Kinder, die gewalttätig und egoistisch vorgehen, haben meistens Eltern, die ihnen schlechte Vorbilder sind und nicht den notwendigen Halt geben. Eltern- und Kinderrollen vertauschen sich. Man nennt das Parentifzierung. Die es auch in einer schwerer fassbaren Form mit ähnlich üblen Folgen gibt http://lexikon.stangl.eu/1172/parentifizierung/ Diese Kinder brauchen genauso wie ihre Eltern Grenzen und Hilfsangebote.

    • @Angelika Oetken:

      oi! gewalt geschrien!

      wir reden über homosoziale reproduktion.

      und darüber, warum+wie diese gewalt versteckt wird.

      • @christine rölke-sommer:

        "Homosoziale Reproduktion"....wenn Sie so wollen: auch das Nutzen eines speziellen, gruppenspezifischen Sprachcodes ist eine Methode der Ab-, bzw. Ausgrenzung. Streng genommen also Gewalt. Und worüber hier "geredet" werden darf, bestimmen die ForistInnen selbst. Die Meßlatte sind allein die Forenregeln. Eine der direktesten Formen der Demokratie wenn Sie so wollen. Ist doch super oder?

        • @Angelika Oetken:

          und was hindert Sie, sich zum stichwort homosoziale reproduktion zu informieren?

          etwa die demokratie+die forenregeln?

          oder die unlust?

          • @christine rölke-sommer:

            Unlust. Ich hab was gegen Gouvernanten.

            • @Angelika Oetken:

              ich auch.

              die sind der neugier, dem wissen-wollen so hinderlich

  • Komplett abschaffen lässt sich Gewalt vermutlich nicht, obwohl das wünschenswert wäre. Aber sie lässt sich reduzieren: In egalitären Gesellschaften ist zum Beispiel die Mordrate deutlich geringer als in stark ungleichen Gesellschaften.

     

    Ungleichheit ist strukturelle Gewalt: Sie macht Statusunterschiede deutlich wichtiger als in egalitären Gesellschaften. I.d.R. werden Menschen dann gewalttätig, wenn sie ihren Status bedroht sehen, wenn sie sich herabgesetzt fühlen, wie der junge Mann in Ihrem Beispiel. Die Täter leben oft in relativer Armut - und da junge Frauen in der Realität dann doch oft Männer mit gesichertem sozialem Status attraktiver finden, kommt Frust über das sexuelle Zu-kurz-Kommen noch dazu.

     

    Keine dieser Erklärungen kann Gewalt rechtfertigen. Wenn wir Gewalt aber abschaffen oder reduzieren wollen, müssen wir zunächst den gesellschaftlichen Reichtum und damit die Chancen im Leben gerecht verteilen.

     

    (Quelle: Kate Pickett/Richard Wilkinson: Gleichheit ist Glück. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind)

  • Aggression an sich ist vollkommen normal und nichts Schlechtes. Es gibt aber einen erheblichen Unterschied zwischen akzeptablem aggressiven Verhalten und "prügeln, quälen, töten". Als die Menschheit noch auf technische Annehmlichkeiten verzichten musste, waren unsere Vorfahren sehr aufeinander angewiesen. Gewalt erzeugt nur Stress, was insgesamt die Überlebenschancen der Gruppe schwächt. Deshalb haben wir Menschen im Laufe unserer Geschichte allerlei soziale Regularien entwickelt. Unter Anderem die, dass Erwachsene sich um Kinder kümmern. Wer solche Eltern hat, wie Caglar Budagli sie beschreibt und von denen gibt es leider viele, erlebt schon als Kleinstkind Unruhe, Schrecken, Angst und ständige Bedrohung. So etwas hinterlässt Folgen. Es ist eine große Leistung, wenn ein solcherart negativ geprägtes Kind später ein einigermaßen kompatibles, d.h. gewaltfreies Leben führt. Der Kinder- und Jugendpsychiater Andreas Krüger beschreibt, was Schlimmstenfalls droht http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-130630569.html

    Wir überlassen Kinder weitgehend unkontrolliert und schutzlos ihren Eltern bzw. Familien. Auch das ist ein Verbrechen.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

    • @Angelika Oetken:

      Ihr sätzchen "eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden" ist übrigens auch gewalt

      • @christine rölke-sommer:

        Nein.

        Ist es nicht.

    • @Angelika Oetken:

      abgesehen davon, dass ich eine von ungezählten millionen flüchtlingskindern bin - kinder wurden immer schon behütet. läßt sich bis in die bestattungssitten hinein nachweisen.

      das änderte sich erst in der neuzeit.

      aufklärung ging mit gewalt gegen kinder einher. weshalb man sich an eltern zu stören begann, die ihre kinder nicht der gewalt ausliefern wollten. aber sie hatten schon verloren- ihre zärtlichkeit wurde zu gewalt erklärt.

      und Sie betreiben das geschäft der gewalterklärer.

      • @christine rölke-sommer:

        "Männer hingegen finden Gefallen daran, einem Tier nachzujagen und es zu erlegen. Sie versuchen, ihren Willen durchzusetzen und weisen dementsprechend andere Verhaltensweisen auf. Sie üben Gewalt um der Gewalt willen aus, empfinden Spaß daran ." http://www.zeit.de/wissen/2011-08/thomas-elbert-interview/seite-2

         

        Eigentlich müssten bestimmte politische Gruppierungen jetzt für die sofortige Abschiebung aller männlichen Wesen, die den 14 Geburtstag erreicht haben plädieren oder? Fragt sich nur wohin?

         

        Im Ernst: die These wonach in steinzeitlichen Gesellschaften die Hälfte aller Männer durch Gewalt umkamen ist umstritten. Man hatte Begräbnisstätten untersucht, aber nicht berücksichtigt, wie viele postmortale Schäden es gibt. Und von den wenigen steinzeitlichen Gesellschaften, die man in jüngerer Zeit erforschen konnte auf alle zu schließen ist riskant.

      • @christine rölke-sommer:

        "aber sie hatten schon verloren- ihre zärtlichkeit wurde zu gewalt erklärt."

         

        Interessante These. Zum besseren Verständnis möchte ich Sie um eine kurze konkretisierende Veranschaulichung bitten.

        • @Angelika Oetken:

          wir haten das doch schon.

          die mutter, die im vorbeigehen die vulva der tochter knutscht - für Sie gewalt. füt mich zärtlichkeit und ermächtigung

          • @christine rölke-sommer:

            "Missbrauch" muss nicht unbedingt gewalttätig daher kommen. Häufig handelt es sich um Konditionierung mit Hilfe von Manipulation.

             

            "zärtlichkeit und ermächtigung":

            Wer wird damit ermächtigt? Und: wenn es der Vater des Mädchens ist, der "im vorbeigehen die vulva der tochter knutscht"... wäre das Ihrer Ansicht nach ebenfalls "zärtlichkeit"?

            • @Angelika Oetken:

              ja.

              auch wenn Sie sich das nicht vorstellen können.

              • @christine rölke-sommer:

                Leider kann ich mir die Intention und Motivation eines Erwachsenen, der (s)ein Kind sexuell angeht nur zu gut vorstellen. Wie vielen anderen Betroffenen auch, wurden mir Täterintrojekte eingepflanzt. Es hat zwar viel Mühe gekostet, die zu identifizieren und zu bearbeiten, aber die war es wert. Ich bin heute in der Lage, mich in MissbraucherInnen hineinzuversetzen, ohne mich mit deren Perspektive identifizieren zu müssen. Oder den Impuls zu verspüren, ähnlich zu handeln.

                • @Angelika Oetken:

                  ich kann das auch.

                  ich habe allerdings auch gelernt, nicht jeden zwanghaft zu täter/in zu erklären.

                  und mich von meiner oma und ihren introjekten zu befreien, das habe ich auch gelernt. hat meiner oma gutgetan.

          • @christine rölke-sommer:

            Und der Vater?- Müsste sich sofort nach solchem Tun, einen sehr guten Rechtsanwalt in Sachen Sittenstrolch suchen?-Oder Wie oder Was??

            • @H.G.S.:

              auch der vater kann der tochter wertschätzung vermitteln.

              in unserer gesellschaft eher selten.

              aber es gibt ja nicht nur die unsere.

              • @christine rölke-sommer:

                Wertschätzung in ihrer Rolle als Sexualpartnerin?

                • @Angelika Oetken:

                  nein.

                  aber das kriegen nur leutz hin, die ihr gegenüber als mensch sehen, nicht als sexualpartner.

                • @Angelika Oetken:

                  Nee.- Eher als bejahende und "ermächtigende" Begrüßung der Gesamtperson Baby, als auch das Weibliche, das zur Welt dazu gehört. Nach dem Motto: Du bist rundherum okay!

                   

                  (Die Besitzverhältnisse, wer wem als was gehört, sind doch hier im Thema schon längst durch dekliniert- sprich: hier dekonstruiert worden. Fiese Abweichler sind doch ein Sonderthema?)

                  • @H.G.S.:

                    Wenn ich meinem Baby meine Wertschätzung und Liebe als Gesamtperson ausdrücken möchte, gelingt mir das am besten, wenn ich intime Grenzen wahre, wo immer das geht. Ich wüsste nicht, warum es dazu notwendig sein sollte, explizit seine Geschlechtsorgane zu küssen oder sonstwie zu traktieren. Sexuelle Selbstbestimmung bedeutet zu allererst, selbst darüber zu entscheiden, ob überhaupt jemand mich an den Genitalien berührt und wenn ja, wer das macht.

                    • @Angelika Oetken:

                      Danke für Ihre Hartnäckigkeit in der Diskussion zu sexuellen Übergriffen an Kindern.

                    • @Angelika Oetken:

                      "explizit"-?- und "traktieren"-?-

                      ---

                      Ist was anderes, als das, was CRS hier gemeint haben dürfte. Es dürfte mehr so eine Art vorrüberhuschende aber sympathisierende Bestätigung des pudelnackten Babys gemeint sein?

                       

                      Reden wir mal von Respekt dem Anderen gegenüber, diesen Aspekt werfen Sie hier ja auf. Das ist selbstverständlich DAS Entscheidende! Und wer seelisch liebt, spürt die Verletzung einer solchen Grenze sofort.

                       

                      Meine Mutter hat meinen kriegsversehrten Vater hin und wieder in größter Ausgelassenheit auf den versehrten Armstumpf geküsst. Der ganze Mann wackelte dann jedesmal; allein vor lauter seelischer Angerührtheit und wahrgenommener "Ganzheit". - Was war das, was meine Mutter tat: Respekt oder Verletzung "intimer Grenzen"??

                      • @H.G.S.:

                        Was für ein rührendes Bild, geht mir gerade nicht mehr aus dem Kopf.

                      • @H.G.S.:

                        das problem ist: frau Oetken hält jegliche berührung von genitalien für sexualität.

                        und empathie für etwas, das mensch erst lernen müsse.

                        • @christine rölke-sommer:

                          "Berühren von Genitalien": Genitalien sind ein besonders intimer Bereich. Wer sie berührt, sollte sich das klar machen.

                          "Empathie": funktionell besitzen wir die Fähigkeit zur Empathie. Sie muss aber durch Lernen entwickelt werden.

                      • @H.G.S.:

                        "Und wer seelisch liebt, spürt die Verletzung einer solchen Grenze sofort."

                         

                        Absolut. Aber nicht jeder Mensch ist gleichermaßen zu so viel Empathie fähig. Und besonders die brauchen ausgesprochene, sehr klare Regularien, um die Grenzen anderer wahren zu können.

                         

                        "Meine Mutter hat meinen kriegsversehrten Vater hin und wieder in größter Ausgelassenheit auf den versehrten Armstumpf geküsst."

                         

                        Sie schildern sehr liebevolles Verhalten zwischen Erwachsenen. Im Beitrag von Frau Rölke-Sommer ging es aber darum, dass eine Mutter ihre Tochter auf die Genitalien küsst. Das ist etwas Anderes als wenn erwachsene Menschen Intimitäten austauschen.

              • @christine rölke-sommer:

                Den ersten Satz habe ich zwischenzeitlich glaube ich begriffen. Mit dem zweiten will ich nichts zu tun haben. Und an dem dritten werde ich interessiert bleiben.-Insgesamt respektable Position Ihrerseits.

                • @H.G.S.:

                  es ist eigentlich ganz einfach: kind knutschen und wieder loslassen und es läuft weiter. und nimmt auf den weg mit, dass es gut schmeckt.

                  meine freundin Fatma machte das mit ihren kindern so, solange die mit-ohne windeln durch die gegend turnten.

                  mit sex+gewalt hatte das nichts zu tun.

                  sondern eben mit zärtlichkeit und annahme.

      • @christine rölke-sommer:

        "Aufklärung ging mit Gewalt gegen Kinder einher....(...)" ????????

        Würde es Ihnen etwas ausmachen Ihre doch arg merkwürdigen Thesen etwas näher zu erläutern?

        • @LittleRedRooster:

          vor-kapitalistisch galten menschen, auch ganz kleine, als wertvoll.

          das begann sich zu ändern, als die arbeitskraft entdeckt und vom menschen getrennt wurde.

          • @christine rölke-sommer:

            Ist natürlich nur eine weitere These. In der Antike galt ein Mensch als wertvoller, umso älter er war. Durch eine hohe Kindersterblichkeit wurde dem Kind aus dieser Gefahr heraus weniger Wert zugesprochen. Die relative Gleichbewertung des Individuums unabhängig vom Alter ist ein neuzeitlicher Umstand, unter dem die Abnahme der Kinderzahl zur Zunahme an Umsorgung und Wertbeimessung des Kindes führte. Ich denke, es ist so ziemlich das Gegenteil Ihrer These wahr. Da würde ich mich keiner romantischen Verklärung der Geschichte hingeben.

            • @lions:

              hat mit ramontik nix zu tun.

              umso mehr aber mit dem wert der amme.

              je unwerter die wurde....

              • @christine rölke-sommer:

                Nicht weniger romantisiert und auch nicht wahrer. Ich glaube, die Frau potenziell Mutter, war m.E. die letzten paar tausend Jahre gleich beschissen dran, früher wegen der Kinder, heute weil ihr der Wunsch danach zur Last gelegt wird und diese glaubt, sich nur gesellschaftskonform emanzipieren zu können, sich zu vermännlichen.

        • @LittleRedRooster:

          Ist doch vollkomen klar und wenn de das nich kapiert hast, gibt´s paar auf´n Nischel.

  • "Menschen macht es Spaß, anderen wehzutun, sagt der Neuropsychologe Thomas Elbert."

     

    Mir macht es keinen Spaß, anderen weh zu tun. Behauptung widerlegt.

  • Die längst verstaubte Uraltthese von der "überschüssigen Energie" die man via sportlichen Aktivitäten abreagieren könne ist einfach nicht totzukriegen, so unsinnig sie auch ist.

    Alles was man am Sandsack hinkriegt ist ein körperliches Erschöpfen für den Moment. Natürlich allemal besser als jemand den Schädel einzuschlagen. Nur: ändert das etwas an der Grundkonstitution des Erschöpften? Ändert das seine Aggressionsbereitschaft? Ändert das sein Konfliktverhalten? Ist er also am nächsten Tag friedfertiger - oder braucht er schon wieder den Sandsack?

    Wütend sein ist nämlich nicht automatisch gleichbedeutend mit Gewalttätigkeit. Und Aggression ist keine Emotion, kein Gefühl, sondern ein Verhaltensmuster und die Emotion die dahinter steckt ist oft genug Angst.

    Wer Probleme hat seinen Emotionen und Gefühlen friedfertig Ausdruck zu verleihen, dem fehlt es an den entsprechenden Verhaltensmustern. Solche gilt es zu erlernen. Aber das ist natürlich schwieriger als auf Sandsäcke einzuprügeln.

    Wer glaubt Gewalttätigkeit mit gewalttätigen Verhaltensmustern (Boxen) therapieren zu können der ist erkenntnispsychologisch in den 70er Jahren hängen geblieben.

    • @LittleRedRooster:

      Sie erwähnen da einen ganz wichtigen Aspekt, denke ich: Aggression ist keine Emotion, sondern ein Verhaltensmuster. Gefühle sind angeboren, Verhaltensmuster sind erlernt. Hier setzt die moderne Gesellschaft an - in unterschiedlicher Art und Weise. Und das ist gut so.

       

      Auch gewalttätige Menschen sind Individuen. Was dem einen hilft, kann beim anderen vollkommen wirkungslos bleiben. Es sind ja schließlich auch nicht alle Formen der Gewalt auf gleichem Weg entstanden. Ich denke, in manchen Fällen hat auch eine bestimmte Form des Boxtrainings ihre Berechtigung. Allerdings ist es nicht das Boxen selbst, das wirkt. Wenn es wirklich hilft, ist es eher der Kontext, in dem es steht.

       

      Manche Menschen müssen erst vollkommen erschöpft sein, ehe sie bereit sind, anderen zuzuhören. Und wenn die Emotion, die hinter der Gewalt steckt, tatsächlich Angst ist, wundere ich mich nicht, wenn das Gefühl, sich notfalls fair verteidigen zu können, dem Menschen nicht nur (Selbst-)Sicherheit gibt, sondern auch die Gelegenheit, seine Aggressionen zu bändigen.

       

      Im Übrigen ist die Grundvoraussetzung für jede Art der Gewalt-Prävention die Einsicht des Täters in die Zusammenhänge. Nur wer sich im Klaren darüber ist, dass Gewalt mehr Probleme schafft als sie löst, hat eine Chance im Ringen mit sich selbst. Das ist genau wie mit jedem anderen Sucht-Verhalten.

      • @mowgli:

        Angst? oder Wut? ich halte Letzteres für das entscheidende Gefühl das Aggressionen steuert.

         

        Und wenn man am Wochenende mal im Park am Spielplatz vorbei kommt, wo sich die lieben Kleinen mit Sandschäufelchen verprügeln, dann bin ich mir nicht sicher ob das Alles "gelernt" ist...

  • ddr um 1953: mein vater schlug schon mal zu - mit seinem wehrmachtkoppel.

    http://www.ebay.de/itm/130cm-Wehrmacht-Koppel-Koppelriemen-Lederkoppel-1942-/161873900067

     

    brd um 1964: meine ausbilder beim bund: "wir machen euch waffengeil!" und: "wenn im nahkampf mit dem iwan die munition ausgeht, angeschärften klappspaten unten rein - und umdrehen!"

     

    schweiz vor jahrzehnten: viele selbstmorde von reservisten geschahen durch jene waffen, die sie zu hause aufbewahren mußten. ob morde damit verübt wurden halte ich für denkbar.

    • @Gion :

      sollte heißen: "halte ich NICHT für denkbar"