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Linke zu AfD-VerbotMutige Minderheitenmeinung

Die Mehrheit im Land will ein AfD-Verbot – vieles spricht dafür. Aber bei aller Abscheu gibt es auch linke Argumente dagegen. Das zeigt ein taz talk.

Unter Linken mag sie niemand, aber was ist die beste Strategie, um die Rechtsextremen zu stoppen? Die AfD und ihre Chefin Alice Weidel Foto: Sebastian Willnow/dpa

Berlin taz | „Die AfD ist nur Symptom, nicht Ursache des Rechtsrucks“, betont der Soziologe Thorsten Mense – und kritisiert autoritäre Tendenzen der sogenannten Mitte der Gesellschaft. „Der völkischen Partei müssen Macht und Geld entzogen werden“, findet hingegen Ricarda Lang, Abgeordnete der Grünen und ehemalige Parteivorsitzende.

„Wir dürfen nicht weiter wie ein Kaninchen auf die Schlange AfD starren“, warnt Rechtsanwältin Angela Furmaniak aus dem Vorstand des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins (RAV) – sie sieht den Bundestag in der Pflicht, ein Verbotsverfahren zu beantragen. „Die 10 Millionen Wäh­le­r*in­nen verschwinden mit einem Verbot nicht einfach, vielleicht werden sie sogar noch wütender“, fürchtet indes taz-Titelseiten-Redakteur Lukas Wallraff.

Kontroverser hätte die Diskussion am Mittwochabend in der taz Kantine nicht laufen können (hier auf YouTube zum Nachhören). Die Gemeinsamkeit der Gäste: Alle vier sind sich der Gefahr durch die extreme Rechte bewusst und sehen sich selbst als Antifaschist*innen.

Ricarda Lang macht Geständnis

Ricarda Lang beginnt den Abend mit einem Geständnis: „Ehrlicherweise hat bei mir eine Bewegung stattgefunden.“ Anfangs sei sie selbst „skeptisch“ gewesen, doch inzwischen sei sie „überzeugt, dass die Mütter und Väter des Grundgesetzes den Artikel zum Parteienverbot aus gutem Grund da reingeschrieben haben: weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass Parteien mit demokratischen Mitteln an die Macht kommen können, um, sobald sie an der Macht sind, die Demokratie abzuschaffen.“

Wir dürfen nicht weiter wie ein Kaninchen auf die Schlange AfD starren.

Angela Furmaniak

Lang hatte im November mit einer Gruppe von Abgeordneten rund um Marco Wanderwitz (CDU) einen Antrag für ein Verbotsverfahren im Bundestag eingebracht. Der scheiterte. Doch nicht nur die Grünen-Politikerin hat sich bewegt, auch in der SPD ändern derzeit einige ihre Meinung.

So sprach sich zuletzt mit Nordrhein-Westfalen der größte Landesverband für ein Verbot aus. Und Parteichef Lars Klingbeil, der vor einigen Monaten noch „zu wenig Belege“ für ein Verbot sah, sagte jetzt, das Thema dürfe „nicht vom Tisch genommen“ werden. Die hohen Tiere der Union wie Merz, Frei und Dobrindt sind allerdings weiterhin dagegen – selbst nachdem der Bundesverfassungsschutz (BfV) die AfD Anfang Mai als „rechtsextrem“ eingestuft hat. Fast alles aus diesem Gutachten ist seit Jahren bekannt, die Massen an Belegen sind öffentlich zugänglich.

Die Bedeutung, die dem BfV zugemessen wird, stört vor allem Wallraff, Mense und Furmaniak. Sie teilen großes Unbehagen darüber, wie selbstverständlich sogar manche Linke aktuell den Verfassungsschutz zitieren: eine Behörde, die die extreme Rechte jahrelang aktiv gefördert hat und „deren Mitarbeiter bei den Morden des NSU mit im Raum waren“, wie es Mense sagt. Rechtlich ist das Gutachten für ein Verbot nicht nötig, erklärt Furmaniak. Politisch hofft sie, dass es der Union hilft, sich zu einem Verbotsantrag durchzuringen.

Aus ihrer Sicht wurde der Zeitpunkt verpasst, die AfD politisch zu stellen. „Jetzt zu sagen, weil das gescheitert ist, können wir auch nichts mehr machen, das kann nicht sein!“, mahnt sie – und erntet dicken Applaus. Als Bürgerrechtsorganisation lehnt ihr Verein RAV staatliche Eingriffe in bürgerlichen Freiheiten eigentlich ab. Doch nach langer Diskussion habe sich der RAV vor mehr als einem Jahr entschieden, die Kampagne „AfD-Verbot-Jetzt“ zu unterstützen. „Denn unsere Demokratie braucht dringend eine Verschnaufpause“, erklärt die Strafverteidigerin, die den erhöhten Druck von rechts auch in ihrer täglichen juristischen Arbeit spürt.

Furmaniak erinnert an die vielen Menschen, die bereits jetzt massiv unter der AfD leiden – allen voran Geflüchtete – und die anderen stimmen ihr voll und ganz zu. Rechte Taten haben laut Polizei zuletzt um 48 Prozent zugenommen. Einig ist das Podium auch, dass die fehlende soziale Politik der letzten Jahre den Aufstieg der extremen Rechten begünstigt hat. Wallraff lobt deshalb „die Selbstkritik“, die Lang auf dem Podium gegenüber ihrer eigenen Partei anbringt.

Wallraff nerven in der Verbotsdebatte auch Linke

So weit, so harmonisch? Weit gefehlt. Ausgerechnet der taz-Redakteur ist skeptisch gegenüber einem Verbot: sowohl wegen der seiner Meinung nach fraglichen Erfolgsaussichten, als auch wegen der möglichen Folgen. „Es gibt sogar ehemalige Verfassungsrichter, die von einem Verfahren abraten“, sagt Wallraff.

„Was, wenn ein Verbot scheitert? Das wäre der worst case und ein mega Erfolg für die AfD.“ Wallraff wünsche sich selbstverständlich „nichts sehnlicher“, als dass die AfD verschwinde. Aber er moniert, dass Verbots-Skeptikern wie ihm in der aktuellen Debatte teils eine Verharmlosung der AfD vorgeworfen werde. Das finden auch die Befürworterinnen Lang und Furmaniak problematisch, beim taz talk macht das niemand.

Die Brutalisierung der Politik treiben aktuell nicht Faschisten, sondern formal-demokratische Parteien voran.

Thorsten Mense

Gar als „fatal“ bezeichnet Thorsten Mense die Verbotsdebatte. Zum einen finde er gefährlich, dass dabei eine „Externalisierung der AfD“ stattfände, wodurch die „bis weit in die Mitte reichenden menschenfeindlichen Einstellungen verschleiert“ würden. Genauer erklärt der Soziologe das im Sammelband „Rechts wo die Mitte ist“, den er mit seiner Kollegin Judith Goetz herausgegeben hat. Zum anderen wirft er die Frage auf, ob An­ti­fa­schis­t*in­nen nicht Sinnvolleres tun könnten, als etwa AfD-Verbots-Ortsgruppen zu gründen. Aktiv gegen ein Verbot stellen würde er sich letztlich aber nicht. „Alles, was Rechtsextremisten schadet, finde ich gut“, sagt er – und aus dem Publikum kommt „Yeah“.

Mense beobachte eine „Brutalisierung der Politik“, die mitnichten von Faschisten, sondern von formal-demokratischen Parteien vorangetrieben werde: „Die erste Amtshandlung der neuen Bundesregierung war es, die Grenzen zu schließen und damit das Asylrecht, das im Grundgesetz verankert ist, faktisch außer Kraft zu setzen. Wir haben einen Kulturstaatsminister, der selbst völkische Gemeinschaftsvorstellungen propagiert. Wir haben einen Innenminister, der für die Konservative Revolution wirbt.“ Mense erinnert auch daran, dass der Grüne Robert Habeck einen 10-Punkte-Plan – wie er auch von der CSU hätte stammen können – vorgelegt hatte, demnach Menschen schneller abgeschoben werden sollen.

Mense kritisiert Grundgesetz

Die Forderung nach einem Verbot zeugt laut dem Soziologen von einem falschen Demokratie-Verständnis: „Da wird so getan, als sei das Grundgesetz in Stein gemeißelt und die Ver­fas­sungs­rich­te­r*in­nen wären die Wäch­te­r*in­nen der Demokratie“, kritisiert er. Dann nennt er Beispiele für Menschenverachtung, die lange mit dem Grundgesetz vereinbar war: Vergewaltigung in der Ehe ebenso wie ein völkisch begründetes Abstammungsrecht, zu dem die AfD nun zurückwolle.

„Auch Ver­fas­sungs­rich­te­r*in­nen sind Teil dieser Gesellschaft, die sich seit Jahren rasant nach rechts bewegt und wodurch sich verschoben hat, was als demokratisch akzeptabel gilt.“ Ein Verbot halte er für „illusionär“, die AfD stehe in manchen Umfragen an erster Stelle.

Da muss Furmaniak schlucken. Die Rechtsanwältin sieht durchaus Chancen für ein Verbot – und verweist auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, wonach es nicht unbedingt einen gefüllten Waffenschrank braucht, damit die Verbotsvoraussetzung eines „aggressiv-kämpferischen“ Vorgehens als erfüllt gilt. „Dafür reicht planvolles Vorgehen mit dem Ziel, die freiheitlich-demokratische Grundordnung abzuschaffen“, erklärt die Juristin. Dies nachzuweisen dürfte in einem Verbotsverfahren die Gretchenfrage sein.

CSU-Innenminister kennt das Grundgesetz nicht

Dass aktuell, gerade von der Union, so viele Falschaussagen verbreitet werden, bezeichnet sie als „unredlich“. So hatte etwa Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) behauptet, eine Partei müsse, um als verfassungswidrig verboten zu werden, gegen alle drei Elemente der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgehen: Menschenwürde, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. „Es reicht aber eins der Elemente“, stellt die Rechtsanwältin klar. Schon was das Kriterium Menschenwürde betrifft, sind viele Ju­ris­t*in­nen sich einig, dass die AfD diese bedroht. Und welche Rechtsfolge hätte ein Verbot? „Die AfD wäre erheblich geschwächt. Ihr würden Macht, Geld und Mandate entzogen.“

Im letzten Jahr standen AfD-Strukturen bundesweit insgesamt rund 200 Millionen Euro zur Verfügung. Der Betrag wird dieses Jahr aufgrund des guten Wahlergebnisses noch einmal deutlich ansteigen. Die AfD bildet mit derzeit 151 Sitzen die stärkste Oppositionsfraktion im Deutschen Bundestag. In Landtagen stellt die völkische Partei insgesamt 285 Abgeordnete.

Ich bezweifle, dass die 10 Millionen Wähler nach einem AfD-Verbot zu aufrechten Demokraten werden.

Lukas Wallraff

Aber – und damit hat Wallraff auch aus Sicht aller anderen Gäste Recht: Der Rechtsextremismus in der Gesellschaft wäre mit einem Parteiverbot nicht weg. Wallraff kann sich „beim besten Willen nicht vorstellen, dass die 10 Millionen Wähler nach einem AfD-Verbot wieder aufrechte De­mo­kra­t*in­nen werden“. Er zitiert den Juristen Ronen Steinke, der in der Süddeutschen Zeitung ausgeführt hat, was nach einem Verbot alles passieren könnte, unter anderem eine Organisierung der Rechten in Ersatzparteien, etwa der Werteunion.

Ricarda Lang kontert taz-Redakteur

Lang kontert, dass neue Parteien aber „nicht sofort den gleichen Zugang zu Macht, Vernetzung und Geld hätten“. Danach dürfe man eben nicht die gleichen Fehler wie bei der AfD wiederholen, zum Beispiel, sie überall einzuladen und so zu normalisieren. „Deshalb würde ich mir auch eine Debatte über die Verantwortung der Medien wünschen.“ Ob sie diesbezüglich auch Kritik an der taz hat? „Nee, an der nicht“, sagt Lang.

„Es könnte aber sein, dass nicht nur die liberalen und demokratischen Kräfte durch ein Verbot etwas lernen, sondern auch die rechtsextremen“, wirft Wallraff ein. „Nämlich, dass sie eine neue Partei etwas geschickter aufbauen, nicht ganz so plump auftreten wie Alexander Gauland, sondern etwas betulicher – und sich damit erst recht an die Macht schleichen.“

Solch eine neue Ersatzpartei würde vielleicht nicht mehr wie die AfD offen darüber sprechen, dass sie „Menschen in Anatolien entsorgen“ will, sondern zunächst gemäßigter auftreten. „Und wenn sie dann an der Regierung ist, trotzdem schlimme Dinge tun.“ Der Soziologe Mense verweist darüber hinaus auf die Gefahr, das konservative Parteien nach einem erfolgreichen AfD-Verbot als nächstes versuchen könnten, linke Parteien oder Organisationen zu verbieten. Zivilgesellschaft und NGOs hatte die Merz-CDU ja erst kürzlich infrage gestellt.

Nach einem Verbot hätten Nachfolgeparteien nicht den gleichen Zugang zu Macht, Vernetzung und Geld.

Ricarda Lang

taz-Leser*innen sind für Verbot

Die AfD wird verboten – das wäre das Ergebnis, dürfte das Publikum entscheiden, das des talks per Handzeichen abgestimmt hat. Doch dessen Meinung ist nicht maßgeblich. Denn über ein Parteiverbot entscheidet in Deutschland nicht die Bevölkerung, sondern das Bundesverfassungsgericht – sofern Bundesregierung, Bundestag oder Bundesrat dort ein Verbotsverfahren beantragen.

Immerhin: Das taz-Publikum bildet keine, wie von Rechten gern behauptet, linksgrünversiffte Minderheit. Sie sind vielleicht links oder grün (versifft sah niemand aus), aber sie vertreten genau die gleiche Meinung wie viele andere Deutsche: 46 Prozent wünschen sich laut einer neuen Umfrage des Instituts Ipsos nämlich ein AfD-Verbot.

Dabei ist die Stimmung polarisiert: Rund 44 Prozent sprechen sich gegen ein Verbot aus. Unter den Be­für­wor­te­r*in­nen sind besonders viele Frauen und Jüngere. Ältere und Männer sind demnach häufiger dagegen. Dieses Geschlechterverhältnis hat zufälligerweise auch das Podium des taz talk repräsentiert – und das Publikum zum Lachen gebracht.

Welche Alternativen gäbe es zu einem Verbot? Sollte man versuchen, die AfD-Wähler zurückzugewinnen oder sind sie unsere Feinde? Und was lehrt uns der Blick in andere Länder wie die USA? Über diese und weitere spannende Fragen hat im Anschluss das taz-Publikum mit den vier Gästen diskutiert.

Bei aller Kontroversität fielen dabei häufig Sätze wie „In dem Punkt stimme ich dir zu“ oder „Ich würde mich freuen, wenn du Recht behältst“. Und obwohl auch an diesem Abend niemand die antifaschistische Zauberformel gefunden hat, war diese Debatte ein Meisterstück des solidarischen Streitens – so wie es unter Linken sein sollte.

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32 Kommentare

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  • Was ist eigentlich verfassungswidriger und mehr auf die Beseitigung der Ordnung des Grundgesetzes hin ausgelegt, als der Verrat Deutschlands an das faschistische Russland? Und genau das strebt die AfD doch faktisch an.

  • Mir scheint, wir sind einfach über-tolerant! Ja, es wäre nicht nett, die AfD zu verbieten, aber die AfD ist ja auch nicht nett. Und sie ist überhaupt nicht tolerant. Ja, ein Verbot der AfD wäre ein Armutszeugnis der demokratisch orientierten Gesellschaft, aber es wäre immerhin ein Hebel, der Partei Macht und Geld zu entziehen. Es würde sie hindern, weiter Sand ins Getriebe unseres Parlaments zu streuen. Es würde sie nicht so marginalisieren, wie die FDP sich selbst marginalisiert hat, aber es verschafft uns die Zeit, die wir dringend benötigen, um gleichzeitig politisch und gesellschaftlich alles tun zu können, um möglichst viele faschistisch Wählende zurück in unsere Gesellschaft zu holen. Das kann und muss beides gleichzeitig erfolgen. Also Verbotsantrag und politisches Bekämpfengleichzeitig! Und wenn der Verbotsantrag tatsächlich scheitern sollte, dann wäre das nicht der Weltuntergang. Dann müsste man eben über Alternativen nachdenken. Aber von Vornherein "wie das Kaninchen vor der Schlange" zu sitzen, das ist das eigentliche Armutszeugnis!

    • @Stinepizza :

      Glauben Sie ernsthaft, dass Sie die " faschistisch Wählenden" nach einem Parteiverbot noch erreichen?

      Das "politische Bekämpfen" hätte schon längst erfolgen müssen, nicht erst jetzt gleichzeitig mit dem Parteiverbot.

      (Darin sehe ich das eigentliche Armutszeugnis. Wenn die Demokraten schon nicht wissen, warum Demokratie etc. gut ist, wie will man dann andere überzeugen?)

      Wenn das schiefgeht, haben wir die AfD als zertifiziert demokratische Partei.

      Stimmt, der Weltuntergang ist das nicht.

      Schlechter als jetzt wird es aber schon sein.

      Nur Brandmauer und Moralismus war halt recht dünn.

  • Ein großer Fehler des Bundesverfassungsgerichtes, als es um das NPD-Verbot ging, war die Feststellung, es fehle der NPD an Gewicht (Menetekel: gewogen und für zu leicht befunden). Ich zitiere aus dem Urteil vom 17.01.2017: "Die NPD bekennt sich zwar zu ihren gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichteten Zielen und arbeitet planvoll auf deren Erreichung hin, so dass sich ihr Handeln als qualifizierte Vorbereitung der von ihr angestrebten Beseitigung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung darstellt. Es fehlt jedoch an konkreten Anhaltspunkten von Gewicht, die eine Durchsetzung der von ihr verfolgten verfassungsfeindlichen Ziele möglich erscheinen lassen."



    Wäre es klug zu warten, bis eine verfassungsfeindliche Partei das Gewicht hat, ihre Ziele durchzusetzen? Ich glaube nicht. Bei der AfD sind wir bereits nahe dran.



    Was die Wähler der AfD betrifft, fürchte ich, dass viele immer noch glauben, die CDU sei nach links gerückt und die AfD verfolge die Ideen der "alten" CDU/CSU. Dem ist nicht so. Die AfD hat sich von einer konservativen, geschichtsrevisionistischen in eine Partei verwandelt, in der Rechtsradikale den Diskurs bestimmen.

    • @Aurego:

      Das BVerfG hat es sich auf den ersten Blick damals einfach gemacht, weil es aussah, als bräuchten sie eine Begründung, warum ein Verbot nicht gerechtfertigt ist, ohne sich mit den Inhalten der Partei auseinandersetzen zu müssen.



      Letztlich läuft es nach jetzigem Stand darauf hinaus, dass das Verfassungsgericht anhand der 1108 Seiten des Verfassungsschutzberichts bewerten soll, ob die vielen Aussagen von AfDlern die Partei verbotswürdig machen, insbesondere in Bezug auf das Volksverständnis.



      Diese Strategie wird höchstwahrscheinlich fehlschlagen.

      Selbst bei glasklar ausländerfeindlichen Inhalten klappt das ja nicht. Dutzende singen auf "L'Amours toujours" immer wieder "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus". Polizei und Staatsanwalt leiteten immer Ermittlungsverfahren ein und nahmen Personalien auf. Und dann? Wurden die Verfahren eingestellt. Davon wird nur kaum berichtet. Keiner ist bisher deshalb verurteilt worden.



      Das Compact-Magazin ist auch verboten worden. Und dann?



      In der Hauptsache ist noch gar nicht entschieden worden. Wenn die verbotsfrei ausgehen und weitermachen dürfen, dann wird es bei der AfD als Partei noch deutlich schwieriger.

    • @Aurego:

      Bei der Potenzialität hat das BVerfG keinen "Fehler" begangen sondern lediglich die Vorgaben des EGMR mit einbezogen.

      Das Gewicht einer Partei hat auch rechtlich weniger mit "zu klein" oder "zu groß" zu tun. Ergäbe logisch aber auch rechtlich wenig Sinn, dieses als Maßstab für ein Verbot anzusetzen. Bliebe dann ja nur die "Mitte", nur wovon?

      Die Potenzialität wird u.a. daran festgemacht, inwiefern eine Partei schon Machtstrukturen entfaltet hat oder in naher Zukunft kann (präventiver Charakter).

      Indikatoren dafür sind regionale Regierungsbeteiligungen, Vertretungen in Ausschüssen, Beiräten etc. Auch die Präsenz in staatlichen Institutionen gehört dazu.

      Daher ist für ein Verbotsverfahren auch der richtige Zeitpunkt entscheidend.

      Und selbstverständlich berücksichtigt ein Gericht bei einem solchen Verfahren auch den Willen der Wähler. Die Stimmen von 10 Millionen haben umso mehr Gewicht, wenn die Begründungen für ein Verbot nicht von Anfang an hieb und stichfest sind. Alleine auf das Attribut Menschwürde zu setzen ist zwar rechtlich machbar, aber halt auch für eine Prozessführung sehr riskant, wenn die Beweisführung nicht aussagekräftig genug ist.

    • @Aurego:

      Ganz genauso ist es.

      Die NPD - verfassungsfeindlich, aber zu schwach.



      Die AfD - verfassungsfeindlich und ....

      Verbietet man die AfD, können die Rechtsradikalen zwar eine Nachfolgeorganisation gründen.

      Aber das braucht wieder 5 bis 10 Jahre. Und außerdem kann die wieder verboten werden :-).

      Das Grundgesetz kennt aus gutem Grund das Instrument des Parteienverbots, um die Demokratie vor ihrer Selbstzerstörung zu schützen.

      Abgesehen von Ihrem (sehr guten!) Einfluss-Argument: Die Zeit ist gekommen, um unsere Demokratie zu retten. Nicht mehr und nicht weniger.

  • Das wichtigste Mittel gegen Faschismus ist gute demokratische Politik. Aber die lässt sich nicht herbeideklarieren, so wie sich antidemokratische Überzeugungen nicht wegverbieten lassen. Greifbare Ergebnisse in absehbarer Zeit, die auch aktiv sichtbar und fühlbar gemacht werden, frische Sprache und gute Laune, Orientierung auf Ziele, hinter denen sich Menschen versammeln wollen. Daran arbeiten die sich als demokratisch verstehenden Parteien leider nicht. Vereinzelte Ausnahmepersonen bestätigen leider die Regel. Wer das liest, überlege, sie/er eine der positiven Ausnahmen sein oder werden könnte.

  • Ich finde die Argumente linker und liberaler Verbotsskeptiker nicht nachvollziehbar. Natürlich verschwinden die zehn Millionen Faschistenwähler nach dem Verbot nicht und werden auch nicht wieder zu aufrechten Demokraten, aber dass müssen sie auch nicht. Wenn man sich Positionen von z.B. CDU-Wählern in früheren Jahrzehnten anschaut, darf doch auch zurecht bezweifelt werden, dass die allesamt demokratische Prinzipien verinnerlicht hatte. Der Unterschied zu heute: Sieh wählten keine faschistische Partei. Heute tun sie es, und diese faschistische Partei macht keinen Hehl daraus, dass sie die freiheitlich-demokratische Grundordnung und die offene Gesellschaft fundamental verändern und aushebeln möchte. Faschistisch zu reden und zu wählen muss wieder tabuisiert werden, damit die Ideologie sich nicht krebsartig verbreitet. Und dafür wäre ein erfolgreiches AfD-Verbot enorm wichtig. Manchmal muss die Volksherrschaft auch vor Teilen des Volkes geschützt werden.

    • @Huang Rong:

      Die Sache ist nur die, dass selbst so die AfD noch nicht "ganz" weg wäre, würde das Bundesverfassungsgericht sie verbieten. Denn der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte kann dieses Verbot widerrufen, wenn die AfD dagegen vorgeht - was sie ziemlich sicher tut und der EGMR wird dieses Verbot zurücknehmen, darauf können wir uns verlassen. Dann ist die AfD nicht mehr wegzubekommen und gibt es keinerlei Gründe mehr, sie von Ausschussvorsitzen oder Regierungsverantwortungen wegzuhalten. Ich verstehe allgemein nicht, wieso der EGMR in der öffentlich Debatte nie angesprochen wird, wenn es um Parteiverbote geht.

  • "Die hohen Tiere der Union wie Merz, Frei und Dobrindt ..." So tief sind wir gesunken, u. a. diese drei zu den "hohen Tieren" zu zählen. Mit Heine: Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.

  • Ich bin für das Verbotsverfahren. Das die AfD einen großen braunen Haufen auf das Grundgesetz und die Demokratie setzt, ist offensichtlich. Mit der katastrophalen Politik der GroKo sehe ich wenig Hoffnung, dass sich die Wähler der AfD eines besseren besinnen. Wer heute noch die AfD wählt, ist ein Faschist und kein Protestwähler.

  • Wenn man sich gerade so ansieht was z.B. in den USA und Ungarn so abspielt, frage ich mich auf was man denn nun wartet?



    Sollte die AfD in so einer Machtposition kommen wird sie das mit rasanter Geschwindigkeit mit den anderen Parteien machen.



    Oder anders dafür sorgen da die keine Gefahr mehr darstellen.



    Das was die Sagen meinen die auch so.



    Wer es nicht wenigstens versucht soll hinterher nicht rum jammern.



    Allein an Polen sieht man wie schwierig man das wieder umdreht.



    Und auch wie sich die AfD zu Russland verhält bedeutet auch nicht gutes.

    • @Captain Hornblower:

      Das sehe ich grundsätzlich auch so. Auf der anderen Seite bleibt die Frage was passiert, wenn das Verbot denn nun durch wäre. Neue Parteigründung, selbes Spiel? Eine Verteilung auf andere oder mehrere neue Parteien? Was machen die Wähler?

      Instrumente einzuschränken funktioniert dann aber auch wieder nicht, weil das dann ignoriert und einfach geändert wird. Prävention ist auch gescheitert, letztlich auch weil die meisten Orte kein funktionierendes soziales Zusammenleben bieten.

      • @ImInternet:

        Wenn ich das mal richtig verstanden habe, dürften die jetzt bei der AfD in Parteiämter sind selbst nichts mehr neu gründen.



        Es werden ja auch Strukturen zerschlagen z.B. auch keine Partei nahe Stiftung.



        Das würde die schon erstmal erheblich treffen.



        Das Verbot darf aber nicht die einzige Maßnahme sein.

  • Alle Gegner eines Verbotes müssten eigentlich immer auch die Frage beantworten, ab wann sie einen Verbotsantrag für notwendig hielten. Erst, wenn er mit Sicherheit Erfolg hätte? Und wann wäre das?

    • @Suryo:

      Ich bin kein Gegner, aber auch kein voreiliger Befürworter.



      Und ein Antrag ist immer noch nur ein Antrag, kein Automatismus auf Verbot.



      Ich halte den bb dem Zeitpunkt notwendig, ab dem aggressiv-kämpferisch unter Inkaufnahme von Straftaten und fern jeglicher Rechtsstaatlichkeit vorgegangen wird. Bei der Letzten Generation hatten wir das ja zuhauf. Man stelle sich mal vor, die AfD würde Flughafenzäune aufschneiden, sich vor einen Airbus stellen, den aufhalten und verlangen: Alle Malle-Passagiere aussteigen, der Flieger hebt erst ab, wenn Asylanten drin sitzen. Oder dauerhafte Sitzblockaden auf der Autobahn. Oder AfD-Mitglieder stellten sich bewaffnet selbst an die Grenzen. Oder organisierte Attacken auf Migranten. Im Parlament hetzerische Rhetorik reicht nicht aus.

      Deshalb müssen sich umgekehrt Befürworter eines Verbots eher die Frage stellen: Wie verhalten sie sich, wenn das BVerfG den Antrag ablehnt und kein Verbot erfolgt? Akzeptieren sie dann die AfD als Partei, so wie alle anderen Parteien?



      Das ist ein echtes Risiko für die Gesellschaft.



      Stellt das BVerfG fest, die AfD sei nicht verbotswürdig, wäre die Spaltung der Gesellschaft ein für allemal zementiert.

  • Die Intension des Grundgesetzes ist es ja genau eine Partei verbieten zu können, obwohl sie von einem signifikanten Anteil der Bevölkerung gewählt wird. Dass Argument, dass damit deren Wähler nicht weniger Rechtsradikal sind ist keines. Niemand wäre wohl so naiv zu glauben dass alle Nazis mit dem Verbot der NSDAP verschwunden waren. Ihnen aber weiter eine polotische Stimme zu geben, ist fahrlässig.

  • An der rechten Gewalt gegen Ausländer, Komunalpolitiker und Juden ändert das Verbot der AfD auch nichts. Wie im Artikel richtig gesagt, mit dem Verbot verschwinden die 10 Millionen Wählerinnen der AfD nicht.



    Das Verbot ist ein erbärmlicher Ausdruck politischer Hilflosigkeit.

    • @Edgar Schmauch:

      "An der rechten Gewalt gegen Ausländer, Komunalpolitiker und Juden ändert das Verbot der AfD auch nichts."



      Das wäre so noch zu belegen. Dass die politischen Hetzer dieser Partei in den vergangenen Jahren derartige Gewalt im Gefolge hatten, scheint mir indes Fakt.



      "Das Verbot ist ein erbärmlicher Ausdruck politischer Hilflosigkeit."



      Das stimmt. Aber wir haben offenbar nur diese jämmerlichen Gestalten in der Politik, die außer leere Sprüchen nicht großartig was auf die Kette kriegen.

  • Ja, das klingt gut!



    Ein Ende der "afd" ist wünschenswert.



    Ein Verbot wäre toll, doch ein gescheiterter Antrag ein Fiasko.



    Ist die Forderung nach einem Verbotsverfahren nicht einfach die bequeme Lösung, Verantwortung für unsere Demokratie abzuschieben?



    Wer bekämpft die "afd"?



    Leider muss ich feststellen, dass wir noch sehr weit von italienischen Erkenntnissen, wie in Genua, entfernt sind.



    Die Meisten KommunardInnen an dieser Stelle, sehen ihre Aufgabe scheinbar in der Bekämpfung der SPD.

    • @Philippo1000:

      Die SPD rückt immer weiter nach rechts, WEIL es die AfD gibt. Das ist schon der erste Erfolg dieser Partei.

      Und politische Kurzsichtigkeit der Sozialdemokraten. Auch wenn das Konzept der "Volksparteien" wohl gestorben ist, muss sich die SPD irgendwann fragen, wie sie es interpretieren will.

      Ein immer weiteres Anbiedern an eine immer rechtere "Mitte" wird die Republik sicher nicht retten.

      Sollte ich die SPD also kritisch sehen, dann deshalb, weil ich weiß, wie wichtig sie eigentlich ist. Und wie sehr sie leider ihre Verantwortung für das Land schleifen lässt.

      Wenn die AfD verboten wird, sind Ressourcen weg. Aber auch im Falle eines schließlich scheiternden Verbotes werden Ressourcen gebunden.

      Und, alles was in diesem Prozess zutage tritt, wird vielleicht Union und SPD von noch weiteren Rechtsausflügen und Normalisierungen abhalten.

      Es muss endlich wieder zur Normalität werden, bei allen Meinungsverschiedenheiten diese Republik in Sprache und Taten entschieden zu verteidigen.

  • Selbst wenn 90% für ein Parteiverbot wären, die rechtlichen Hürden sind dafür extrem hoch. Ich hab mir einen Großteil des 1108 Seiten langen Berichts des Bundesverfassungsschutzes durchgelesen. Das ist ein Sammelsurium zahlreicher oft rassistischer Zitate, die einst AfD-Politiker äußerten. Bloß: Das genügt nicht.



    Der Partei als Ganzes muss nachgewiesen werden, dass sie gegen die Verfassung ist, also aus dem Parteihandeln heraus so agiert. Hinzu kommt, dass das Übermaßverbot bzw. der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz zunächst vorsieht, dass der Staat immer zum geringsten Mittel greift. Sprich: Wenn ein Björn Höcke problematisch ist, müsste man erst versuchen, seinen Landesverband zu verbieten, um den restlichen Verbänden die Chance auf Mäßigung zu geben.



    de.wikipedia.org/w...nzip_(Deutschland)

    Was die Befürworter eines Verbots auch glauben: Dass ein Verbot ein Automatismus ist, sobald man nur den Antrag auf den Weg gebracht hat. Allein aber schon der Antrag Drucksache 20/13750 vom 13.11.2024 von den 113 Abgeordneten ist leider sehr dilettantisch.



    Das BVerfG wird den ziemlich sicher abschmettern. Und dann hätte die AfD ihren Persilschein.

    • @mwenger:

      Das Grundgesetz stellt auch auf das Verhalten der Anhänger einer Partei ab.

      Und da muss man nur zB auf die Facebookseite des SPIEGELs schauen, um zu erkennen, dass die Anhängerschaft dieser Partei ein Haufen Neonazis und Putintreue ist, der ganz offen die Verfassung verachtet.

      • @Suryo:

        Also ob jemand Putin-treu ist oder nicht, dürfte das Verfassungsgericht nur am äußerten Rande interessieren. Das wird als Argument nicht taugen.



        Und dass die Anhängerschaft "ein Haufen Neonazis" ist, muss erst mal sehr gut begründen. Die Verbrechen der damaligen Nazis gingen über rassistische Äußerungen weit hinaus. Die NPD trat ziemlich direkt in deren Fußstapfen, indem sie



        - Wehrmachtsgedenken feiert,



        - Rudolf-Hess-Gedenkmärsche abhält



        - 0bewusst mit ihrer Kleidung wie LoNSdale den Bezug zur NS-Zeit sucht



        - den Holocaust leugnet, Zeitzeugen von damals, die das auch tun (wie z.B. Haverbeck) feiern



        - zu Hitlers Geburtshaus pilgert,



        usw. usf.

        Diese Elemente waren bei der NPD quasi Parteiräson und gehörten dazu. Das war auch lange der Grund, warum die DVU mit der NPD nicht konnte. Gerhard Frey wollte sowas wie die AfD aufbauen, hatte auch das Geld dazu, aber die DVU war hauptsächlich Sammelbecken unzufriedener NPDler. Hinzu kam, dass die Union, speziell die CSU ihre stramm rechten Wähler einband, so dass kaum Potential da war.

        Fazit: Den Nazi-Popanz wie ihn die NPD abhielt, führt die AfD als Partei heute nicht auf.

  • Natürlich ist die AfD "nur" Symptom und gibt es nach einem Verbot auch noch viel zu tun, das sind doch Binsenweisheiten. Aber vielleicht reden wir erst noch ein paar Jahre drüber, bevor einer anfängt was zu tun. Eine Krise mehr geht noch.

  • Die Lehre aus der Weimarer Republik war die "wehrhafte Demokratie".

    Ja, es ist bestürzend und traurig, dass 10 Millionen Wählende sich mit ihrer Entscheidung gegen Demokratie, Menschenwürde und Verfassung stellen.

    Es muss andere Wege geben, sie zurückzugewinnen: Bildung und Soziales, verbesserte demokratische Partizipation, Humanisierung der Diskurse.

    All das spricht aber nicht dagegen, eine Partei, die, einmal an der Macht, wie 1933 die Republik abschaffen und Millionen Menschen ins Unglück stürzen wird, zu verbieten.

    Ich bitte dich, Deutschland, mach doch nicht denselben Fehler zweimal.

    (Selbstverständlich respektiere ich als Demokrat alle anderen Meinungen hierzu, insbesondere die hochgeschätzter Linker.)

  • Ich verstehe nicht, weshalb in der Diskussion immer so eindimensional „AfD-Verbot pro und contra“ argumentiert wird. Man kann das eine tun, ohne das andere zu unterlassen.



    Dass der AfD mit einem Parteiverbot Gelder und andere Ressourcen entzogen werden, mit denen sie - offiziell, als Partei - ihre widerliche Propaganda unters Volk streuen kann, ist aus meiner Sicht das schlagende Argument dabei. Also muss man es versuchen, ihr diese Mittel zu entziehen.



    Andererseits dürfte es uns allen klar sein, dass der fruchtbare Boden, auf den rechtsautoritäre bis faschistische Parteien gedeihen, der Extremismus der bürgerlichen Mitte ist - und auch klar, dass die Parteien, die diese bürgerliche Mitte repräsentieren, sich immer weiter nach rechts radikalisieren.



    Oder glaubt jemand, die CDU würde sich mäßigen, wenn die AfD von der Bildfläche verschwunden ist (eine ernst gemeinte Frage)?



    Der Kampf gegen Rechts ist also wie ein Kampf gegen die neunköpfige Hydra - im Grunde wird man nie alle Köpfe abschlagen können. Aber die AfD ist einer und man könnte wenigstens damit schon mal beginnen.

    • @Abdurchdiemitte:

      Der Hydra einen Kopf einschlagen - ein besseres Bild dazu habe ich noch nie gelesen.

      Die Gegner eines AfD-Verbots sagen ja bloß: Dann kommt eh wieder ein neuer Kopf. Ja, so ist das. Der Kampf geht immer weiter und man muss immer wachsam bleiben.

  • "Die AfD ist nur Symptom, nicht Ursache des Rechtsrucks" - tja, Herr Mense, da haben Sie wohl die letzten gut 10 Jahre geschlafen. Die AfD ist sehr wohl *eine* Ursache der Rechtsöffnung (da wurde niemand gerückt), weil sie das Overton-Fenster Woche für Woche weiter nach rechts geschoben hat.