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Landesschülerrat gegen UnterrichtsausfallKatholikentag verhindert Bildung

Gegen den am Mittwoch beginnenden Katholikentag gibt es Protest. Schüler beklagen, dass ihnen Unterricht entgeht, weil Katholiken in den Schulen übernachten.

Nickerchen: Papst Franziskus schläft nicht in einer Schule Foto: dpa

Leipzig/Dresden epd/dpa | Der sächsische Landesschülerrat hat die Schließung von mehr als 30 Schulen wegen des 100. Deutschen Katholikentages in Leipzig kritisiert. Weil die Unterrichtsräume für Übernachtungen genutzt würden, stünden nun Tausende Schüler ohne Klassenzimmer da, erklärten Vertreter des Landesschülerrates am Mittwoch in Leipzig. Während noch einige Abschlussprüfungen anstünden, sei „eine religiöse Veranstaltung“ offenbar „wichtiger als die Zukunft der Leipziger Schüler“.

Zwar sollten im Zuge der Schulschließungen eigentlich alternative Unterrichtsformen gefunden werden, so dass es de facto keinen Ausfall gebe, erklärten die Schülersprecher weiter. Dies sei aber nicht einheitlich organisiert worden. Letztlich gäbe es an einigen Schulen selbstständig finanzierte Projekttage, an anderen aber nur „Hausarbeitstage“.

Der 100. Deutsche Katholikentag wird am Mittwochabend mit einem Fest auf dem Leipziger Markt eröffnet. Bis Sonntag werden mindestens 30.000 Gäste in der Stadt erwartet. Die Veranstalter haben etwa 10.000 kostenlose Schlafplätze für Besucher und ehrenamtliche Helfer akquiriert, ein Großteil davon in Leipziger Schulen.

Das Christentreffen wird staatlich alimentiert: Die Stadt Leipzig gab eine Million Euro, der Freistaat Sachsen drei Millionen und der Bund eine halbe Million Euro. Kritik kam von den Linken, den Piraten und einer humanistischen Stiftung. Während der Leipziger Stadtrat die Million nach zähen Diskussionen letztlich gewährte, macht es Münster, wo 2018 der nächste Katholikentag veranstaltet werden soll, anders. Dort lehnte der Stadtrat den Millionen-Zuschuss ab.

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24 Kommentare

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  • Heute streikten dann auch noch ein paar Lehrer aus Sachsen. Auch im Landtag ging es um das Thema Lehrermangel und Unterrichtsausfall.

     

    Die benötigten Lehrer*innen sollen jetzt aus Tschechien und Polen kommen. Na, da freue ich mich schon drauf... Das wird Sachsen sicherlich nicht weiterhelfen aus seinen konservativen Vorstellungen und Gewohnheiten samt seiner "besorgten Bürger" zu kommen.

    http://www.dnn.de/Mitteldeutschland/News/Warnstreiks-der-Lehrer-Kurth-wirbt-um-Lehrer-aus-dem-Ausland

     

    "Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) kritisierte im Landtag indirekt die Warnstreiks: „Ich plädiere dafür, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer Unterricht halten und mit uns konstruktiv über attraktivitätssteigernde Maßnahmen sprechen.“ Mit Streiks steige der Unterrichtsausfall.""

     

    "Um die Situation der Lehrer ging es am Donnerstag auch bei einer Debatte im Landtag. Kurth wünschte sich dabei Pädagogen aus Polen und Tschechien an sächsischen Schulen."

     

    "Die Linken hatten über Lehrermangel und Ausfall von Unterricht debattieren wollen und die Schulen in Gefahr gesehen. Kurth warnte vor „Panikmache und negativen Schlagzeilen“. Dies helfe nicht bei der Werbung um Lehrer. Sachsens Schulen seien nicht in Not. „Wir sind auf einem guten Weg, das Mammutprogramm an Einstellungen zu bewältigen.“ Es werde aber bestimmt nicht leicht, dies für den Schuljahresstart hinzubekommen: „Der Lehrer-Arbeitsmarkt ist leer gefegt.“ Sachsen befinde sich im Wettbewerb mit anderen Ländern."

  • ..und wieviel Unterricht den Schülern erst durch die ganzen christlichen Feiertage entgeht!

  • Das Bild vom schlafenden Franziskus finde ich super! Der Vatikan am Boden!

    Happy Kadaver!

  • In mind. 6 Bundesländern haben die Schulen auch so die Tage wegen des christlichen Feiertags Fronleichnam und nachfolgendem Brückentag geschlossen ;-)

    • @Hanne:

      In Leipzig sind 4,3% der Bevölkerung Katholiken, 11,8% Protestanten und 83,9% Anders- oder Nicht-Religionszugehörige.

      Meine Jungs am Gymnasium ab Heute:

      11.Klasse:

      Mi Exkursion, die die Eltern bezahlen

      Do: Sportfest

      Fr: Ausflug ins Rosental, in die Natur.

      7.Klasse

      Mi: 2 Stunden kürzer (ersatzloser Ausfall)

      Do: Sportfest

      Fr: Exkursion, die die Eltern bezahlen (5,-€)

      „frown“-Emoticon

      Ich bin gespannt, was eventuell künftige Arbeitgeber sagen, wenn in der Bewerbung steht: "Die Note im Fach XY ist nicht optimal, weil wir Platz für kostenlose Übungsplätze anlässlich des Katholikentages machen mussten und anstatt zu lernen ein Sportfest veranstaltet haben, einen Erlebnispark besucht haben, Ausfall hatten."

      Ich bin begeistert und meine Toleranzgrenze ist überschritten!

      • @swilli63:

        Genau das sind die "Probleme" vieler ursächsischen Eltern, die ich nicht nachvollziehen kann.

         

        Mir bereitet es viel mehr Sorge, was in der Zeit in der Schule geschieht, wenn der Unterricht statt findet. Da gruselt es mich nun nach 11 Erfahrungsjahren doch sehr.

  • Die Zukunft der Schüler steht schon allein deshalb zur Debatte, weil einige offenbar nicht fähig sind ohne Lehrernanny ein paar Tage selbstständig zu lernen und zudem jegliches Gefühl für solidarisches Handel jenseits der eigen vier Glaubenswände verloren haben.

  • Hier eine aktuelle Petition dazu, die aber leider kaum auf Interesse stößt:

    https://www.openpetition.de/petition/online/kindeswohl-contra-schulstress-in-sachsen-bulimie-lernen-nein-danke

     

    "Den Schülern und ihren Familien sollen Freiraum und Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zurückgegeben werden. Der Schulalltag darf nicht mehr das Familienleben vom Aufstehen bis zur Bettruhe dominieren.

    Die Schulverwaltung soll lernen, dass ein Mehr an Lehrplaninhalten nicht zu einem Mehr an Wissen, Lernbereitschaft und sozialer Empfindsamkeit führt.

    Als einziges Bundesland verzichtet Sachsen auf eine externe Überprüfung der Lehrpläne (Evaluation). Diese ist aber wichtig für die Beantwortung der Frage: Was hat sich bewährt? Was sollen unsere Kinder lernen? Was ist für gelingendes Leben wichtig?...

     

    Begründung:

     

    Schüler in Sachsen lernen im Übermaß Überflüssiges und Belastendes. Viele Familien leiden unter diesem Diktat, weil es Freiräume einengt, Neugier abtötet und Experimentierlust zum Versiegen bringt. Viele Schüler leiden, sind unkonzentriert und zeigen deutliche Erscheinungen von Überforderungen. Fachleute weisen verstärkt auf eine Fehlentwicklung hin, die zu einem Ausgebranntsein schon bei Berufsanfang und Familiengründung führt.

    Bildung ist wichtig! Sie dient der Persönlichkeitsentwicklung und ist Orientierungshilfe in einer immer komplexer werdenden Welt. Bildung ist aber auch die Summe von Erfahrung im Wachsen, für das man Freiräume braucht - Freiräume, die eingeengt werden durch das "Bulimie-Lernen", bei dem Faktenwissen schnell verfügbar gemacht, in der Leistungskontrolle wiedergegeben und sodann gleichfalls schnell vergessen wird.

     

    Bildung ist wichtig! Sie darf aber nicht unter dem Diktat wirtschaftlicher Erfordernisse stehen, denn sie hat den ganzen Menschen in den Blick zu nehmen." (gekürzt)

    • @Hanne:

      Sollte eigentlich eine Ergänzung zur Antwort weiter unten sein, weshalb Sächsische Schüler*innen sich über Unterrichtsausfall beschweren :-)

  • Es wäre vielleicht nicht verkehrt, sein Lernen in dieser Zeit selbst zu organisieren. An der Uni gehört das eh zu den geforderten Kompetenzen.

  • Nun seid mal nicht so kleinlich -

    die Schulstreikdemos finden auch vormittags statt und einige freuen sich über ein Alternativprogramm.

  • 3G
    34420 (Profil gelöscht)

    "Während noch einige Abschlussprüfungen anstünden, sei „eine religiöse Veranstaltung“ offenbar „wichtiger als die Zukunft der Leipziger Schüler“."

    Da sind offensichtlich schon früher mal für mehr als nur ein paar Kirchentagstage Schulunterrichtsstunden ausgefallen. Anders ist ein solcher Satz des Schülerrates nicht zu erklären. Was haben die paar Fehltage, die mühelos genutzt werden können, mit der "Zukunft der Leipziger Schüler" zu tun? Die haben natürlich schon miteinander zu tun. Nur eben völlig anders als hier (Mit welchen Absichten eigentlich?) vom Schülerrat unterstellt wird.

  • 3G
    34420 (Profil gelöscht)

    "sei „eine religiöse Veranstaltung“ offenbar „wichtiger als die Zukunft der Leipziger Schüler“"

     

    Offensichtlich haben also auch monatelang nutzbare Klassenräume nicht geholfen, alternative Bildungsmöglichkeiten für die "armen" Schüler an diesen paar Tagen zu finden. Der Termin für den Katholikentag dürfte ja wohl seit langem bekannt gewesen sein. Das ist Besorgnis erregend. Was sagt das über den Bildungsstand der Schüler?

    Nächste Bildungsinhalte lauten also:

    1.Eigenverantwortliche Planung der Schulnutzung unter Beachtung außergewöhnlicher und für die Nutzung der Klassenräume relevanter Ereignisse

    2.Gemeinsame Überlegung und Diskussion, welche Gründe es für obige demagogische Aussage geben könnte.

    3.Warum illustriert die taz den Artikel mit diesem Foto und mit dieser Bildunterschrift?

     

    Das dürfte fürs Erste reichen, um die Tage sinnvoll rumzukriegen. Natürlich ohne Bildungsverlust.

    • @34420 (Profil gelöscht):

      Lassen Sie mich raten:

      Sie sind...

      1.Nicht betroffen.

      2.Nicht aus Leipzig.

      3.haben keine schulpflichtigen Kinder, deren Unterricht wegen einer (Werbe)Veranstaltung einer Religionsgemeinschaft ausfällt.

      • @swilli63:

        Wir hatten das selbe vor ein paar Jahren mit dem Evangelischen Kirchentag in Dresden. Und sogar in Dresden gab es damals keinen "Aufstand" der besorgten Schüler*innen und Eltern.

         

        Während der "Jahrhundert-Hochwasser" fiel der Unterricht z.B. auch immer mehrere Tage aus. Was ist nun aus den Schüler*innen geworden, die 2002 und/oder 2013 deswegen einige Tage ohne klassischen Schulunterricht hatten?

         

        Ihre Kinder tun mir leid, aber Sie sind nicht alleine mit solch einer Einstellung.

         

        In vielen Ländern dieser Welt haben viele Kinder überhaupt keine Möglichkeit eine Schule zu besuchen oder es findet wegen Krieg kein Unterricht statt - über Jahre!

         

        1939 bis 1945 war das in D auch nicht viel anders und dennoch haben es einige dieser ehemaligen Kinder und Jugendlichen geschafft "etwas zu werden".

  • Wir haben uns früher immer über den Ausfall von Unterricht gefreut. Den Eltern wars glaub auch egal.

     

    Wie ist denn bloß die Jugend drauf heutzutage inkl. Eltern?

     

    Da haben wir es wieder das deutsche Problem. Wir glauben auch noch an den Schmarrn den wir diskutieren. PISA, beweisbares Englischniveau via Zertifikat oder auch wie wichtig ein Zehntel bessere Abi-Note sein kann....

    • @Tom Farmer:

      Ja, ich verstehe das auch nicht, aber hier in Sachsen wird gerne von Unterrichtsausfall gesprochen. Und der Landesschülerrat ist irgendwann auf den Zug aufgesprungen.

       

      Mittlerweile habe ich das Problem mit dem "Unterrichtsausfall" auch verstanden, jedoch hat das sicher nichts mit dem Ausfall aufgrund des Katholikentags zu tun: Seit ein paar Jahren gibt es hier wohl wirklich zu wenige (gesunde) Lehrer*innen und an vielen Schulen über Monate und Jahre hinweg einfach keinen Unterricht in bestimmten Fächern.

       

      Das war bei uns vor 30 Jahren auch so, aber Aufregung gab es damals nicht und selbst mit sehr reduziertem Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern, gab es diverse anspruchsvolle Leistungskurse in der Oberstufe, die gut besucht waren und erfolgreich mit Abiturprüfungen bestanden wurden.

       

      Aber in Sachsen gilt ja auch immer noch, dass ein Lehrer vorne steht und diktiert, was auswendig gelernt werden muss. Was sollen die armen Schüler*innen denn dann machen, wenn sie nicht religiös interessiert sind und nicht zur Schule gehen dürfen? Niemand, der einem sagt, was er tun und denken soll?

       

      Meiner Meinung nach ist das ja ein Grundproblem der Sächsischen Bildung, dass hier nicht gelernt wird, sondern gedrillt, inkl. Petzenbevorzugung und diversen Bestrafungsmöglichkeiten für Nichtigkeiten. Da würde mancher mit den Ohren schlackern, wenn man den Jugendlichen mal zuhört. Viele haben niemals gelernt, ihre Zeit selbst sinnvoll und kreativ zu gestalten, denn Freizeit gibt es quasi nicht. Auch wird "freie Zeit" nicht als wichtig eingeschätzt.

    • @Tom Farmer:

      "Schüler beklagen, dass ihnen Unterricht entgeht, weil Katholiken in den Schulen übernachten."

       

      Es ist Schülern sicherlich egal ob nun Katholiken, Protestanten oder irgendwelche Menschen anderer Glaubensrichtungen in der Schule übernachen. Ein richtiger Schüler ist über jeglichen Schulausfall dankbar. Keine Ahnung ob es wirklich so merkwürdige Schüler gibt, die sich über Schulausfall aufregen, aber wenn doch, dann wären die bestimmt ein Fall für den Psychiater.

    • @Tom Farmer:

      im moment fallen durch die langen wochendn und der abiturprfungen jede menge stunden aus, man hätte den auftrieb einfach in die somerferien legen können

  • 2G
    2284 (Profil gelöscht)

    Ich wolllt schon immer mal einen Wutbürgerkommentar schreiben, endlich kann ichs mal:

     

    DAS CHRISTENTUM GEHÖRT NICHT ZU DEUTSCHLAND!!111!!!

     

    Ein Paradebeispiel, wie der Stat religiöse Extremmisten mit MEINEN Steuergeldern fördert um uns alle weiterhin zu verdummen. Und das auch noch im Auftrak fremder Mächte (Vatikan).

    • @2284 (Profil gelöscht):

      Ich hoffe du schreibst auch einen "Wutbürgerkommentar" wenn bald die Fußball-EM und später die neue Fußball-Saison anfängt und wieder und wieder zig Steuermillionen ausgegeben werden um die vielen Polizeieinsätze zu finanzieren!?

      Denn der Fußball gehört noch weniger zu Deutschland als das Christentum - das Christentum war nämlich schon viel eher in Deutschland als der Fußball!

       

      (Ich freu mich schon auf deinen Fußball-Wutbürgerkommentar)

      • @me.toString:

        Ja, an den ganzen Fußballhype habe ich auch gleich gedacht.

         

        Fußball ist ja auch wie eine steuerfinanzierte Religion: Einige, die viel Geld verdienen, und viele andere, die sie anhimmeln und zu Ritualen pilgern. Nebenbei machen sie auch ein wenig Jugendarbeit und weil nötig auch zu Themen wie Fairness, Gewaltprävention und Rassismus.

    • @2284 (Profil gelöscht):

      dös is a ganze große traködie - di unsa stat da mittun dät

      • @Gion :

        Dös kimt raus wen di schul ausfellt, de ame Aaron ;)