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Krise bei VWMassiver Gewinneinbruch bei Volkswagen

Europas größter Autobauer verkauft weniger Fahrzeuge. Die Zahlen im dritten Quartal des Jahres sind schlechter als von Analysten ohnehin erwartet.

Bei Volkswagen läuft es nicht Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Wolfsburg dpa | Der kriselnde Volkswagen-Konzern hat im dritten Quartal einen herben Gewinneinbruch erlitten. Ein schwaches Branchenumfeld mit weniger Fahrzeugverkäufen sowie der angestoßene Kapazitäts- und Stellenabbau im Konzern sorgten für eine Milliardenbelastung.

Die Werte fielen schwächer aus als von Analysten ohnehin befürchtet. Der Konzerngewinn sackte nach Steuern um 64 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro ab – unter anderem, weil es für VW auch im wichtigen Markt China schlecht läuft. Der Umsatz fiel dagegen nur um ein halbes Prozent auf 78,5 Milliarden Euro.

Die im September erneut gesenkte Jahresprognose hielt das Management um Vorstandschef Oliver Blume aufrecht. Blume hat im Konzern den Rotstift angesetzt und will Milliarden einsparen, um insbesondere die renditeschwache Kernmarke VW Pkw wieder auf Trab zu bringen.

Laut dem Betriebsrat will der Vorstand mindestens drei deutsche VW-Werke schließen und den Rest verkleinern, zehntausenden Beschäftigten soll gekündigt werden. Auch deutliche Gehaltseinbußen stehen im Raum.

Die Arbeitnehmer haben erbitterten Widerstand angekündigt und fordern umfassendere Rezepte, als nur die Arbeits- und Fabrikkosten in den Blick zu nehmen. An diesem Mittwoch kommen Unternehmen und Gewerkschaft IG Metall zur nächsten Gesprächsrunde zum VW-Haustarif zusammen.

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40 Kommentare

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  • 2021 hat VW den höchsten Gewinn der Firmengeschichte erzielt in Höhe von 20,126 Milliarden EUR.



    2022 hat VW diesen Rekord übertroffen mit 22,044 Milliarden EUR.



    2023 wurde erneut ein Rekord erzielt: 23,196 Milliarden EUR.



    Dies waren die Corona-Jahre in welchen VW massiv Kurzarbeitergeld vom Staat bezogen hat.

    Wenn der Umsatz (d.h. Produktverkäufe) lediglich um 0,5 Prozent gesungen ist, kann man daraus keine Absatzkrise herauslesen. Die aktuelle „Krise“ bei VW besteht eher darin, dass das Management bzw. die Shareholder mit der Umsatzrendite von zuletzt 4,97 % nicht zufrieden sind. Ausgerufenes Ziel ist der Kampagne ist, die Rendite auf 6,5% zu steigern. Dazu müsste VW, wie ich das verstehe, 500.000 Autos mehr verkaufen, oder eben Löhne kürzen, Mitarbeiter entlassen, staatliche Förderungen erschleichen etc.

    Am Beispiel VW sieht man gut, wie das Geld von unten nach oben umverteilt wird und wohin die ganzen Produktivitätszuwächse fließen. Das Credo von der Gewinnmaximierung bedeutet letztendlich, dass auch der 10fache Rekordgewinn nicht genug ist.

    Geboten wäre ein Wandel zu einer nachhaltigen sozialen Marktwirtschaft.

  • Mein Mitleid für VW und die anderen deutschen Automobilkonzerne hält sich in Grenzen. Sie haben das selbst verbockt.

  • Gewinneinbruch ist - wie auch Gewinnwarnung, ein schöner Euphemisus für "sorry, wir haben im letzten Bezugszeitraum nicht mehr so viel Kohle verdient wie im vorletzten, aber für die Aktionäre ist noch genug Schampus und Kaviar im Kühlschrank". Der Arbeiter am Band darf die Krümel vom Boden fressen.

    Wo war noch mal das Problem bei VW?

  • Mal schauen welche Partei und welche Politiker Aufgrund dieser Situation profitieren...

  • "....sowie der angestoßene Kapazitäts- und Stellenabbau im Konzern sorgten für eine Milliardenbelastung..." Seit wann sorgt der Abbau der unrentabelsten Werke für Mehrbelastungen in einem Konzern? Es gibt aber eine einfach Lösung: Verlängerte Beschäftigungsgarantie, keine Dividende mehr für die Eigentümer/Aktionäre, mehr Mitspracherechte für die Landesregierung und den Betriebsrat, bau von möglichst simplen Elektrokleinfahrzeugen für den stadtnahen Verkehr. Anschließend muss Robert Habeck die Bevölkerung nur noch dazu bringen deutlich überteuerte Fahrzeuge zu kaufen, die sonst keiner haben will. Läuft!

    • @Nachtsonne:

      ...oder mal etwas , wie Porsche schon lange - in Rüstung machen....



      Wir sind doch schließlich Deutschland...

  • Dann ist es ja ein Glück, dass im Frühjahr gerade noch 4,5 Mrd Euro an Dividende für 2023 ausgeschüttet und gerettet werden konnten.

  • Ein Gewinneinbruch gegenüber einem Quartal, bedeutet, man verdient immer noch Milliarden

    • @Der Cleo Patra:

      Jo, aber 3,6% Rendite reichen ned für Zukunft. Wo auch immer die für VW (Deutschland) liegt.

    • @Der Cleo Patra:

      Wo ist das Ihr Problem?

  • Für die arbeitende Bevölkerung, die ihre Existenz dadurch aufrechterhalten, dass sie für die Reichen jeden Tag schuften gehen müssen, ist das natürlich eine schlechte Nachricht, wenn ihr klimazerstörender Job irgendwann weg ist. Für die nachfolgenden Generationen, die aber auch gerne eine Zukunft hätten - die nicht zu einer Hölle auf Erden werden soll - ist es aber eine gute Nachricht, wenn die CO2-Motorkutschen so langsam mal von den Straßen verschwinden.

    Wenn die Menschheit überleben will, dann muss sie ohnehin endlich mal mit einer 'Wirtschaftsschrumpfung' anfangen und den profitgierigen Wirtschaftsleuten ihr zerstörerisches Monopolyspiel "Wirtschaftswachstum" wegnehmen, Dazu muss aber endlich mal über ein neues Wirtschaftssystem nachgedacht werden, denn ganz ohne Wirtschaft geht es ja auch nicht, und ohne ein gutes Sozialsystem ohnehin nicht. Aber dazu braucht man weltweit mal intelligente Politiker, die nicht auf dem Schoß der umwelt- und klimazerstörenden Wirtschaftsbosse sitzen. Es ist keine Zeit mehr da, um jetzt noch weitere unsinnige (Wirtschafts)-"Spiele" zu spielen, denn der Klimawandel spielt sicherlich nicht, sondern wird irgendwann erbarmungslos zuschlagen.

  • Wie heißt es noch so schön:



    Bei ruhiger See und gutem Wind alle ein guter Kaptain sind ...



    Aber peitscht der Wind und tobt die See diese Kaptains sagen schnell adieu

  • Das wäre doch eigentlich eine gute Nachricht. Ich fahre seit Jahren kein Auto mehr und habe nur 1990 für ein paar Monate ein eigenes Auto besessen. Ich kenne viele Leute, die sich freiwillig bei der motorisierten Mobilität einschränken und wenn nötig oder gewünscht, irgendwie auf mehr Nachhaltigkeit achten. Deren Zahl wächst, aber Unternehmen, Industriegewerkschaften und staatstragende PolitikerInnen halten an den alten Orientierungspunkten der (sozialen ?) Marktwirtschaft und Wirtschaftspolitik fest. Sie wollen so weiter machen, wie bisher und immer noch ein bisschen mehr. Starrsinn und Fantasielosigkeit gelten als Tugend der Stabilität und die größte Angst machen Systemveränderungen, die aber unausweichlich kommen werden. Der stetig wachsende Konkurrenzdruck, neue Technologien, neue Kriege oder Umweltkatastrophen werden das, was noch ist, zerstören.

    • @Stoersender:

      Glücklich ist, wer so optimistisch und frohen Mutes durchs Leben gehen kamm.

  • Endlich eine solide Deindustrialisierung! Gute Nachrichten auch beim Wirtschaftswachstum: Der Abwärtstrend in Deutschland bleibt stabil.

    So sieht ein echter Beitrag zur Dekarbonisierung und Buße für die Kolonialgeschichte des Westen aus.

    Ich Weine vor Freude! Weiter so...

    • @Benzo:

      Tja. Entgegen der in der konservativen Kampfpresse täglich generierten Untergangsphantasien WUCHS die Wirtschaft in D in Q3

      www.n-tv.de/wirtsc...ticle25325380.html

      Und jetzt warten Sie mal in aller Ruhe die "Erklärungen" bei FAZ, Welt, Bild & Co. ab. Das könnte witzig werden.

    • @Benzo:

      Nebeneffekt: Weniger CO2-Ausstoß. Was will man mehr. Die paar Hunderttausende die dann arbeitslos werden verbuchen wir unter Kollateralschäden.

    • @Benzo:

      Richtig! Die Bahn ist ja auch am Zusammenkrachen....ich hoffe, dass mal ein paar Schnellstraßen für Lastenfahrräder genutzt werden können. Vom Prenzlauer Berg nach Connewitz dauert es dann anderthalb Tage.

    • @Benzo:

      Wie verklickern Sie das den Mitarbeitenden von VW, die auf dem direkten Weg ins Bürgergeld sind?

      • @Fisherman:

        1. Erst einmal haben die Anspruch auf ALG1. Dabei dürften allerdings die zu erwartenden Abfindungen mit einberechnet werden.



        2. VW ist nicht konkurrenzfähig und hat die falschen Produkte. Wenn der Konzern dicht machen muss, gehen alle Arbeitnehmer plus Zulieferer ins Bürgergeld.



        3. Unsere weise Regierung schützt uns vor billiger E-Mobilität durch chinesische Produkte. Irgendwie soll das wohl auch VW helfen, z.B. beim Absatz neuer Verbrenner.

      • @Fisherman:

        Sooo schnell geht des ned. Erstens hätten die noch gute Kündigungsfristen, zwotens dann Alg 1 und drittens dürfen die erstmal ihre Kohle bis auf die Schonbeträge verballern.

  • Und das kommt passend zu den Tarifverhandlungen.



    Welch ein Zufall und so praktisch. Dieser Konzern stinkt gewaltig vom Kopf.

    Es ist einfach nur unappetitlich das Gebaren der Geschäftsführung mit anschauen zu müssen.

  • Trotz schwachem Automarkt weiter Milliardengewinn bei VW, wie wäre es mit der Überschrift

  • Jahr und Tag wurden (auch bei den anderen Autobauern) Milliardengewinne mit Steuersubventionen generiert und an die Aktionäre ausgezahlt. Und wenn es mal nicht optimal läuft, sollen der Steuerzahler und die Belegschaft ran.

    • @Käptn Olgi:

      Helfen Sie mir, welche Steuersubventionen hat VW denn erhalten und daraus Aktionäre ausgezahlt? Nach meiner Erinnerung gab es seit 2009 keine Abwrackprämie. Und mit e-Autos hat VW noch kein Geld verdient. Aber vielleicht hab ich ja was verpasst.



      Aus meiner Sicht hat VW zu stark auf reine e-Antriebe gesetzt und dadurch Entwicklungen beim plug-in und auch bei den bestenden Verbrennern verpasst. Und dann kam Habecks Entschluss, die e-Auto-Prämie zu streichen. Das ist jetzt das Ergebnis.

      • @Bommel:

        Da fallen mir zumindest Corona-Hilfen und Kurzarbeitergeld ein.....



        Und wenn ich nicht ganz falsch informiert bin, war ein Ende der E-Auto-Prämie prinzipiell klar (wenn auch zugegeben nicht das jähe Ende).

      • @Bommel:

        @Bommel



        Es war nicht Habeck sondern die Bundesregierung, an der die Grünen nur einen Anteil von 67 Sitzen von 709 haben.



        Völlig unbegründetes Habeck-Bashing auf Bildzeitungsniveau.

      • @Bommel:

        Wenn VW das mal getan hätte! Dann gäbe es bereits einen Wagen, der den frischen Franzosen (ë-C3, R5…) Paroli bieten könnte.

      • @Bommel:

        Genau, deshalb läufts nicht in China... VW verschleppt alles mit e, kommt jetzt erst mit dem 7er und in zwei Jahren werden die BrotundButterautos kommen. Alles Digitale aber eher schlecht im Vgl.,kann schon sein, dass sich das Mangement mehr verzockt hat als gedacht.



        Mit der Kaufprämie haben Sie die Förderung schon benannt, die haben die Autobauer eingepreist, reines Unternehmensprogramm, klar, der Käufer darf sich einbilden, er hätte gespart.

      • @Bommel:

        Och, die Dienstwagenregelungen oder diverse Kurzarbeitergeschichten sind schon direkte Unterstützung für u.a. VW.



        Das mit den E-Antrieben hat ned nur VW verkackt und rennt hinterher, trotzdem sind VW id7/4/5 außer Tesla Model Wasweißich bei den Neuzulassungen unter den top 20 (und davon vermutlich auch der Großteil Dienstkarren). Die Verbrennerinnovationen kosten VW ca. 32 Mrd. Strafen ($ oder € ist da fast wurschd) alleine in den USA.

    • @Käptn Olgi:

      Was sollen ein paar Milliarden mehr auf der hohen Kante bringen, wenn Werke in Deutschland dauerhaft nicht ausgelastet, Überkapazitäten vorhanden und die Produktionskosten im Vergleich zu hoch sind? Wie hoch die Dividenden in der Vergangenheit waren hat kaum etwas mit den derzeitigen Problemen zu tun.

      • @gyakusou:

        Es soll tatsächlich Firmen geben, die in F&E investieren. Hört sich erstmal komisch an, ist aber so.

        • @Kaboom:

          Um das tun zu können, muss man aber erstmal schauen, dass man das Geld nicht in der Produktion verbrennt. Und dass ein treibender Motor der Gewinnabschöpfung bei VW die niedersächsische Landesregierung ist, dürfte sich vielleicht auch allmählich herumgesprochen haben.

    • @Käptn Olgi:

      Wie war das? Der Unternehmer haftet für das betriebswirtschaftliche Ergebnis? Deshalb stünden ihm die Früchte der Arbeit zu?



      Haftet hier nicht die Belegschaft mit Einkommen und Arbeitsplatz?



      Mir wäre in diesem Fall Staatsgeld lieber- es tut niemandem weh- solange man keine anderen Ausgaben kürzt. Der Staat darf dann gern Unternehmensanteile behalten.

  • Och Mensch! Fangt ihr jetzt auch noch mit diesem neoliberalen Framing an? "Massiver Gewinneinbruch" - als ob es VW damit schlecht gehen würde! Sie haben weniger Gewinne als vorher, aber immer noch fette Gewinne. Und das, nachdem sich die Shareholder und Vorstände die Taschen kräftig voll gemacht haben.

    Dieses in allen Medien brav mitverbreitete Framing trägt dazu bei, dass die Bevölkerung jetzt auch noch Mitleid hat und die Schließung von Werken (aka: die Beendigung der beruflichen Existenz von Menschen) als gerechtfertigt ansieht. Und das obendrein noch aufgrund von massiven Fehlentscheidungen derjenigen, die bleiben, sich Boni auszahlen und andere Menschen entlassen.

    Muss doch nicht sein!

    • @Jalella:

      " (aka: die Beendigung der beruflichen Existenz von Menschen)"

      Das ist faktisch falsch. Aber wenn das in ihre Erzählung passt.... bitte

    • @Jalella:

      Setzen Sie den Gewinn ins Verhältnis zum Umsatz und Sie werden sehen, wie gering die Umsatzrendite ist. Da muss nur die Inflation wieder etwas steigen und schon ist des letzte bisschen Gewinn auch noch weg. Nee, die müssen wirklich was tun.



      Noch ein Hinweis, die Shareholder haben sich - wie Sie sich ausdrücken - die Taschen noch nicht voll gmeacht. Die Dividende - falls es eine geben sollte, wovon nicht auszugehen ist - gibts erst nach der Hauptversammlung im nächsten Jahr, weil erst dann das "ob" und die Höhe festgelegt wird.

      • @Bommel:

        Umsatzrendite ist uninteressant. Auf die Kapitalrwndite kommt es an.

  • Welche Überraschung.



    In welchen Träumen hat das Management gelebt.



    Verantwortlich ist allein das Management.



    Nützt leider den Arbeitern nichts.

  • VW ist derselben Arroganz schuldig wie seinerzeit auch Nokia mit dem Erscheinen des ersten Smartphones. Man hat sich allzu lang auf seinen Lorbeeren ausgeruht und immer kräftig oben abgeschöpft ohne zukunftsorientiert zu reinvestieren.

    Ich hoffe nur die Bundesregierung kommt nicht auf die Hirn verbrannte Idee irgendwelcher Rettungsaktionen. Die Komplettschließung ist nur eine Frage der Zeit. Für die Mitarbeiter sicherlich nicht ideal aber in einem Land des Fachkräftemangels sollte es nicht zu schwierig sein eine neue Anstellung zu finden.