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Krieg in der Ukraine„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau

Russische Truppen greifen erneut Energieanlagen in mehreren ukrainischen Städten an. Auch Tote und Verletzte sind zu beklagen.

Ukrainische Soldaten beten am Mittwoch vor einem Weihnachtsessen in der Region Donezk Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Kyjiw ap/rtr/taz | Die Menschen in der Ukraine kommen nicht zur Ruhe. Auch am Mittwochmorgen hat Russland die Ukraine wieder mit Raketen und Drohnen attackiert. Ziel der Angriffe seien Angaben ukrainischer Behörden und Militärs zufolge erneut vor allem Energieanlagen gewesen. Landesweit wurde Luftalarm ausgerufen. In der Hauptstadt Kyjiw flüchteten Menschen in die U-Bahn.

Energieminister German Galuschtschenko sagte, Russland greife „den Energiesektor erneut massiv an“, es würden daher Maßnahmen zur Begrenzung des Stromverbrauchs ergriffen. Im ganzen Land wurden entsprechende Notfallpläne umgesetzt. Der Energieversorger DTEK, der in der Ukraine unter anderem Öl- und Gaskraftwerke betreibt, meldete schwere Beschädigungen an der Ausrüstung von Wärmekraftwerken. „In diesem Jahr ist dies der 13. massive Angriff auf den ukrainischen Energiesektor und der 10. massive Angriff auf die Energiebetriebe des Unternehmens, heißt es in einer Pressemitteilung des DTEK.

In Charkiw, Dnipro, Krementschug, Krywyj Rih und anderen Städten des Landes waren zahlreiche Explosionen zu hören. Charkiw, sei „einem massiven Raketenangriff ausgesetzt. Es fliegen immer noch ballistische Raketen auf die Stadt zu“, schrieb Bürgermeister Ihor Terekhov am Mittwoch morgen auf der Social-Media-Plattform Telegram. Der Gouverneur von Dnipropetrowsk, Serhij Lysak, berichtete, die Provinz habe „seit dem Morgen unter schweren Angriffen“ gelitten, russische Streitkräfte hätten versucht, das Energiesystem der Region zu zerstören. Eine Person sei getötet worden.

Moskau schweigt

Bereits in der Nacht zu Mittwoch war es zu einer Reihe von Raketenangriffen auf Charkiw gekommen, zwei Verletztewurden ins Krankenhaus gebracht, teilte das ukrainische Innenministerium mit. In der Stadt seien mehrere Brände ausgebrochen, Wohngebäude, zivile Infrastruktur und Autos beschädigt worden. Die Regionalverwaltung meldete mindestens sechs Verletzte.

Ebenfalls in der Nacht zu Mittwoch meldete die ukrainische Luftwaffe den Start einer Gruppe russischer strategischer Tu-95MS-Bomber, am Morgen wurden Starts von Marschflugkörpern vom Typ Kalibr vom Schwarzen Meer aus registriert. Moskau äußerte sich zunächst nicht zu den Angriffen auf den ukrainischen Energiesektor.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj meldete sich auf Telegram zu Wort. „Jeder russische Großangriff erfordert Zeit zur Vorbereitung. Dies ist nie eine spontane Entscheidung. „Das ist eine bewusste Wahl nicht nur der Ziele, sondern auch der Zeit und des Datums“, schrieb er. Russlands Präsident Wladimir Putin habe „Weihnachten bewusst für einen Angriff gewählt“.

„Was könnte unmenschlicher sein? Mehr als 70 Raketen, darunter auch ballistische, und mehr als hundert Angriffsdrohnen. Ziele sind unsere Energieanlagen. Sie kämpfen weiterhin für einen Stromausfall in der Ukraine“, so Selenskyj. Ihm zufolge seien mehr als 50 Raketen und „ein erheblicher Teil der Drohnen“ abgeschossen. Leider gebe es auch Treffer“, in mehreren Regionen komme es zu Stromausfällen.

Tote im Gebiet Kursk

Schon bei einer ähnlichen Angriffswelle auf die Ukraine am 13. Dezember haben russische Truppen mehr als 90 Raketen und mehr als 200 Drohnen eingesetzt. Ukrainischen Angaben zufolge seien 81 Raketen jedoch abgeschossen worden.

Auch in der russischen Region Kursk, die zu Teilen von ukrainischen Truppen besetzt ist, gab es weitere Opfer. In der Stadt Lgow sind bei einem ukrainischen Artillerieangriff vier Menschen getötet und fünf verletzt worden, teilt der amtierende Gouverneur Alexander Chinschtein auf Telegram mit.

„Ein fünfstöckiges Wohngebäude, zwei einstöckige Wohngebäude und ein einstöckiger Schönheitssalon wurden schwer beschädigt“, erklärte er. Durch die Druckwelle seien Fenster in benachbarten Privathäusern zerbrochen sowie mindestens zwölf Autos beschädigt worden. Auch ein kleiner Abschnitt einer Gasleitung sei durch die Explosion zerstört worden. In der vergangene Woche wurden nach russischen Angaben bei einem ukrainischen Raketenangriff auf Rylsk, eine andere Stadt in dem an die Ukraine grenzenden Gebiet Kursk, fünf Menschen getötet worden.

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41 Kommentare

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  • Und da schreien einige immer noch nach "Verhandlungen" mit diesen Terroristen.

  • "Moskau schweigt"



    Sarah auch. Und ihre Wähler.

  • Und immer noch gibt es auch hier unter den Lesern einige, die meinen, das alles sei sehr komplex und man es sei viel zu einfach, Russland als faschistische Diktatur, die unbedingt Krieg will, darzustellen. Die partout nicht einsehen wollen, dass es eigentlich sehr einfach ist und dass hier wirklich nichts besonders komplex ist, egal, wie OFt sie das behaupten.

    Russland zelebriert seine Verbrechen geradezu. Es genießt, die Ukrainer möglichst grausam zu behandeln und seine Propaganda peitscht die Russen zu immer neuem Hass auf.

    Wer das relativiert, macht sich zum nützlichen Idioten des Russofaschismus.

    • @Suryo:

      Ich erinnere gerne daran, dass die Wirklichkeit nicht einfacher wird, wenn man sie sich einfach erklärt. Die Mär vom grausamen Russen erklärt nichts und knüpft an unselige Traditionen an (ein Eindruck, den man heute leider oft hat, auch die Mitte kennt ihre Extremismen). Wenn man Konflikte verstehen will, muss man sie analysieren, statt Feindbilder zu beschwören (zum Hass aufpeitschen, das kann nicht nur der Kreml, Sie bemerken die ungewollte Ironie). Das mag mühsam sein und das eigene Bedürfnis danach, zu den Guten zu gehören, unbefriedigt lassen, ist aber ein Minimum, wenn man einer Endsieg-Ideologie entkommen möchte, die keine politischen Lösungen zulässt und im Falle einer Atommacht wie Russland apokalyptische Folgen haben kann. Polemik ist kein Ersatz fürs Nachdenken und Beleidigungen ('Idioten') keine Argumente (der Hang zum Feinddenken richtet sich ja auch nach Innen und wird dann endgültig absurd: wie kann man sich über den Autoritarimus in Russland ereifern, wenn man unfähig ist, andere Meinungen zu akzeptieren - was ja die Grundlage einer demokratischen Öffentlichkeit ist. Die Eiferer in Ost und West sind sich ähnlicher als ihnen lieb ist).

      • @O.F.:

        Wen Sie sich mal mit der offiziellen russischen Sicherheitsdoktrin und mit der Russkij-Mir-Ideologie befassten, würden Sie sehen, dass gerade dort das apokalyptische Denken regiert. Russland wird als heilige Zivilisation, die sich in einem unauflösbaren, endzeitlichen Kampf mit dem Westen befindet, betrachtet. Das denke ich mir nicht aus, das ist offizielle Doktrin und Staatsphilosophie.

        Der Putin, den Sie sich wünschen - ein rationaler Mensch, der eigentlich zugänglich ist für Argumente und Vernunft und prinzipiell auch an Frieden interessiert ist - der existiert nicht.

        Der gesamte Vernichtungskrieg gegen die Ukraine ist irrational, ideologisch verblendet und von Hass auf den Westen motiviert. Mit der NATO zB hat er nichts zu tun - ansonsten würde nämlich schon Helsinki brennen.

        • @Suryo:

          Hier fallen Sie Ihrer eigenen Apodiktik zum Opfer (aber natürlich: Religion braucht Glaubenssätze). Die Hintergründe des Ukraine-Krieges (die gut 20 Jahre zurückreichen) sind ja nicht unbekannt. Das Handeln der russischen Regierung ist vieles - zynisch, kriminell, imperialistisch - aber nicht irrational. Das macht es weder legal, noch moralisch, aber mit Machiavellisten kann man verhandeln. Der Verweis auf Finnland ist irreführend, da die politische und strategische Bedeutung der Ukraine eine andere ist .

          • @O.F.:

            Nein, ist sie nicht.

            Mit Finnland “steht” die Nato nun direkt vor Russlands zweitgrößter Stadt.

            Im Übrigen wurde die Ukraine angegriffen, als sie bereit war, auf die Mitgliedschaft in der NATO zu verzichten.

            Es geht Russland um die Vernichtung der Ukraine als Nation. Das sagt Putin ganz explizit. Für ihn gibt es gar kein Land namens Ukraine. Darum kommen Sie nicht herum.

            Putin will keine Verhandlungen.

            • @Suryo:

              Finnland stand schon vor dem NATO- Beitritt fest im westlichen Lager und hat keine mit der Ukraine vergleichbare strategische Lage (denken Sie an das Schwarze Meer). Sie verwechseln Kriegsgründe mit Kriegspropaganda: Putins nationalistische und antiukrainische Rhetorik dient der Mobilisierung der Öffentlichkeit, ist aber kein unmittelbarer Ausdruck der strategischen Denkens im Kreml - mit dem man verhandelt hat und bald wieder verhandeln wird.

          • @O.F.:

            "Wenn man Konflikte verstehen will, muss man sie analysieren, statt Feindbilder zu beschwören "

            Vor 20 Jahren überfiel Russland das erste mal die Ukraine und verleibte sich die Krim ein. Das geschah zu einem Zeitpunkt fallender Ölpreise, schlechter Wirtschaftszahlen und als die Macht Putins erodierte.

            Klug war das nicht. Es war nur die hilflose Politik faschistischer Groß-Russland-Fans, die ihre Macht nicht verlieren wollten. Mit der Mafia kann man nur aus einer Position der Stärke heraus verhandeln. Das ist der einzige Machiavellismus den Putin versteht.

            • @Rudolf Fissner:

              Bei der Krim ging es vor allem um die Schwarzmeerflotte, mithin um strategische Gründen - das sind durchaus rationale Gründe. Ob das auch klug war, ist eine andere Frage (rational bedeutet ja nicht, dass Konsequenzen immer richtig eingeschätzt wurden). Sprüche wie man könne mit Russland nur aus einer Position der Stärke verhandeln, erscheinen mir wenig sinnvoll: der Westen war seit dem Ende der UdSSR eigentlich immer in einer Position der Stärke, genau wie gegenüber dem Rest der Welt. Dass nun an allen Ecken und Enden Konflikte ausbrechen, hat auch (!!!) damit zu tun, dass man seit Jahrzehnten auf reine Dominanz setzt, nicht auf Lösung zum gegenseitigen Nutzen.

          • @O.F.:

            Der rationale Faschismus braucht irrationale Mitläufer um bestehen zu können.

            Deswegen leistet sich Russland Propaganda im Inneren wie im Äußeren als weiteres Standbein der Kriegsführung und der Politik.

            Wer Kriegsgefangene tötet oder foltert handelt nicht mehr rational sondern ist zusätzlich von einem Hass geprägt. Russland braucht den Hass auf Seiten ihrer Soldaten, denn mit Rationalität würde man da nicht mitmachen. .

            Verhandlungen funktionieren deshalb auch nur n diesem Rahmen. Das faschistische System darf dadurch nicht gefährdet werden

            • @Rudolf Fissner:

              Jedes System macht in Kriegszeiten geistig mobil - wir auch, und dem kann man sich widersetzen, statt dasselbe Spiel unter umgedrehten Vorzeichen mitzumachen.

      • @O.F.:

        Die Wirklichkeit wird nicht komplexer, wenn man bequem in Deutschland sitzt und im Internet Rabulistik betreibt. Den von den Russen abgeschlachteten, vergewaltigten, gefolterten und vertriebenen Menschen ist völlig egal, ob sich irgendwo in Deutschland Menschen darüber aufregen, dass andere “Meinungen nicht gelten lassen”.

        Letzteres ist übrigens Unsinn. Es geht hier nicht um Meinungen - wobei Sie immer sehr sorgfältig vermeiden, Ihre endlich mal klar und deutlich zu machen. Es geht einfach um die Anerkennung von Tatsachen.

        Aber bitte: was ist Ihre Meinung? Glauben Sie an eine “Vorgeschichte”? Ist für Sie à la Sahra Wagenknecht die NATO oder “der Westen” schuld und wenn ja, wie? Bitte ein Mal nicht ausweichen, verklausulieren oder weg philosophieren. Stellen Sie sich meinetwegen klar auf Seiten Putins. Aber hören Sie endlich mal mit dem absichtsvoll Vagen auf.

        • @Suryo:

          Mit Ihren ach so klaren Formulierungen kommen Sie sich sicher sehr politisch vor. Ehrlich gesagt, ich finde hier wenige Beiträge, die so unpolitisch sind wie Ihre. Sie möchten die Welt gerne in 'gut' und 'böse' Kategorien verstehen. Das funktioniert aber in den allermeisten Fällen nicht. Und dieser Krieg ist einer, in dem das nicht funktioniert. Es gibt eine Vorgeschichte und die NATO hat ein gerüttelt Maß an Mitverantwortung am Entstehen dieses Konfliktes. Die NATO-Frage in Ost-Europa (dazu gehört u.a.: Ausdehnung der NATO, Fragen des Kräftegleichgewichts, Inhalte des OSZE Vertrags: Stichwort "unteilbare Sicherheit", existenzielle Bedrohungsgefühle in R. auf die auch dann reagiert werden muss, wenn man sie für unbegründet hält) war bis zum Ausbruch des Krieges wissenschaftlicher Konsens! Das ist Standard-Material (!) in jedem Politik Seminar zu Internationalen Beziehungen gewesen. Dass der polit. Betrieb & v.a. der Journalismus, das heute nicht wahrhaben möchte, ist problematisch. Es ist zu einfach alles, was nicht in das moralbemäntelte Bild des Angreifers und des Angegriffenen passt, als Putin-Propaganda ab zu tun. So verstehen Sie diesen Konflikt nie.

          • @Einfach-Jemand:

            Russland ist heute das, was damals Nazi-Deutschland war. Eine faschistische Diktatur, die den Krieg braucht, um sich zu halten.

            Ich kann mich an keinen Krieg der letzten Jahrzehnte erinnern, bei dem so klar war, welche Seite im Unrecht und welche im Recht war.

        • @Suryo:

          Ich bin nicht absichtsvoll vage, ich vermeide simple Rollenzuschreibungen, weil man damit geopolitischen Konflikten nicht gerecht wird und ja, dazu gehört auch eine Vorgeschichte, Kriege beginnen nicht mit dem ersten Schuss. Dass "der Westen" an allem Schuld ist habe ich nirgendwo behauptet (SW übrigens auch nicht) - dass er allerdings auch Machtpolitik betreibt und dabei nicht weniger über Leichen geht, sollte man zur Kenntnis nehmen.

          • @O.F.:

            "... dabei nicht weniger über Leichen geht, sollte man zur Kenntnis nehmen."

            Wo ging der Westen in Osteuropa in den letzten 70 Jahren über Leichen um Machtpolitik zu betreiben? Denken Sie an die UN-Interventionen nach dem Völkermord von Srebrenica? Das wäre ein sehr schlechtes Beispiel.

          • @O.F.:

            Man muss das hier aber nicht erst zur Kenntnis nehmen, bevor man Russland verurteilt.

            Und wieder weichen Sie aus! Unfassbar.

            Haben Sie nun eigentlich eine Meinung oder nicht? Oder ist Ihre Meinung zu komplex oder was?

            Ist Russland Alleinschuldiger?

            Ist Russlands Krieg ein Verbrechen?

            Ist die Ukraine unschuldig?

            Das alles ist überhaupt nicht komplex.

      • @O.F.:

        Woher nehmen Sie den Vorwurf, Suryo sei unfähig andere Meinungen zu akzeptieren?

        Er kritisiert halt deutlich.

        Auch nur eine Diffamierung kann ich nicht erkennen.

        Der Vorwurf von Ihnen, unfähig zu sein, andere Meinungen akzeptieren zu können, scheint ein unfairen Versuch, jemanden vom Diskurs auszuschließen, und hat durchaus etwas Diffamierendes.

        • @rero:

          Wenn man andere als "nützlich Idioten" bezeichnet und Ihnen vorwirft wissentlich oder nicht für "Putin" zu arbeiten, dann ist das nicht einfach Kritik, sondern eine Feindmarkierung - und damit sollte man sich in einem demokratischen Diskurs zurückhalten.

          • @O.F.:

            Ich halte mich aber damit nicht zurück, weil Russland erklärtermaßen Krieg gegen die Demokratie führt und daher jeder, der - ob absichtlich oder in der Tradition derer, die Lenin als nützliche Idioten bezeichnete - die Bedrohung durch Russland relativiert, herunterspielt oder gar leugnet - nun einmal Russland nützt. Und damit eben auf der falschen Seite steht.

            Sie können nicht im Namen der Demokratie die Feinde der Demokratie in Schutz nehmen.

            Dass Sie wieder einmal ausweichen und partout nicht Ihre Meinung sagen, merken Sie, oder?

            • @Suryo:

              Schon die Prämisse ist falsch: Russland führt keinen Krieg gegen die Demokratie, sondern um Einfluss-Sphaeren (wie andere Großmächte übrigens auch). Wie man damit umgeht und wie viel Diplomatie möglich oder nötig ist, kann und muss man in einer Demokratie diskutieren - und zwar ohne Andersdenkende zum inneren Feind zu erklären. Sie merken nicht, dass Sie ihren eigenen demokratischen Anspruch permanent unterlaufen, wenn Sie das akzeptable Meinungsspektrum auch ihr eigenes Weltbild reduzieren? Mir macht dieser Eifer jedenfalls Angst...

              • @O.F.:

                Da Sie beharrlich ausweichen und partout nicht Ihre Meinung sagen, muss man Sie eigentlich nicht ernstnehmen.

          • @O.F.:

            "Nützliche Idioten" sind bestimmt keine Feindmarkierung.

            Im Gegenteil sind das Leute, die sich unbewusst und ungewollt in den Dienst einer schlechten Sache stellen.

            Ob eine Sache nun gut oder schlecht ist, darüber können Meinungen auseinandergehen.

            Deshalb haben Sie sich mit dem "Meinung nicht gelten lassen " eventuell ein bisschen vergaloppiert?

            • @rero:

              Doch natürlich ist das eine Feindmarkierung, vor allem wenn Sie mit einer allgemeinen Rhetorik des Verdachts einhergeht. Manchen fällt es schwer, den eigenen MacCarthyismus noch als solchen zu erkennen - und das passt leider zum Zeitgeist einer Mitte, die ihren eigenen Extremismus pflegt...

              • @O.F.:

                "Nützliche Idioten" sind Leute, die unbewusst handeln.

                Der Feind ist derjenige, der davon profitiert.

                Der " eigene McCartyismus" -ok, Sie mögen es, sich verbal zu vergaloppieren.

                Dann ran.

                Belegen Sie mal Ihre Behauptung bei dem, was Suryo schrieb.

                Ich bin gespannt.

                Vielleicht gelingt Ihnen das ja besser als die "Feindmarkierung".

                • @rero:

                  Nützliche Idioten ist (neben einer Beleidigung) eine Diffamierung, weil damit Andersdenkenden unterstellt wird, zumindest unbewusst einem anderen, zum Feind erklärten Staat zu dienen - und das in einer Zeit, in der Dissens gern mit solchen Mitteln diskreditiert wird. Ich glaube also nicht, dass ich derjenige bin, der sich vergaloppiert. Es ist aber bezeichnend, dass dieses Problem nicht erkannt wird. Wie hat Polt so treffend formuliert: "Wir brauchen keine Opposition, weil wir sind schon Demokraten." Diese Geisteshaltung trifft man Recht häufig, auch in diesem Forum. Finden Sie sich damit ab: Wer Ihre Positionen zu Russland und dem Krieg in der Ukraine nicht teilt, ist weder ein nützlicher Idiot, noch ein "Putinknecht", sondern einfach jemand mit anderen außenpolitischen Vorstellungen - über die kann man dann sachlich diskutieren.

              • @O.F.:

                Dann widerlegen Sie mich doch und sagen einfach mal, was Ihre Meinung ist.

      • @O.F.:

        "Die Mär vom grausamen Russen"



        Diese Wortwahl bzw. Darstellung der Geschehnisse ist spätestens nach Butscha reiner Hohn gegenüber den Opfern.



        Mehr ist dazu nicht zu sagen.

        • @Encantado:

          Wenn die gezielte Vernichtung von Energieinfrastruktur im Winter und an Weihnachten kein Akt der absichtlichen Grausamkeit ist, wenn das höhnische Lachen der Sacharowa und das Grinsen der Simonyan nicht grausam sind, was dann?

        • @Encantado:

          Doch, natürlich, weil gerade die Pauschalisierung das Problem ist: Russische Soldaten haben Kriegsverbrechen begangen und das wird, hoffentlich, irgendwann juristisch aufgearbeitet. Daraus kann man aber keine Allgemeinaussagen über Russland oder Russen ableiten. Genau dort verläuft nämlich die Grenze zwischen politischer Kritik und der Dämonisierung einer ganzen Nation. Man kann - und muss - Russlands Krieg in der Ukraine verurteilen, ohne sich auf solche unseligen Denkmuster einzulassen (und ohne eine fast religiöse Besessenheit mit dem Feindbild Russland zu pflegen).

          • @O.F.:

            Sie missverstehen offenkundig absichtlich, um sich nicht mit dem eigentlichen Thema auseinandersetzen zu müssen.

            Jeder versteht, dass ich, wenn ich Russland schreibe, den russischen Staat und seine Handlungen meine.

            Dass dieser Staat mittlerweile eine faschistische Diktatur ist, und dass dieser Staat seine Bürger seit Jahren gezielt mit Hasspropaganda vergiftet und aufhetzt, ist eine Tatsache. Und ob es noch Russen gibt, die den Krieg nicht unterstützen, ist angesichts des Charakters des Regimes leider völlig egal.

            Russland allein ist nun mal schuld an diesem Krieg. Übrigens wäre das sogar eine juristisch völlig einwandfreie Aussage, Staaten machen sich ständig schuldig und dann spricht ggf ein Gericht eben davon, dass zB die Russische Föderation sich des Aggressionsverbrechens schuldig gemacht habe. Wo ist da Ihr Problem?

            Sie können natürlich gerne endlich mal Butter bei die Fische geben und ein einziges Mal Ihre Meinung klar und deutlich machen. Bislang wissen wir nur, dass Sie Dichotomien zuungunsten Russlands nicht mögen. Zum Krieg selbst sagen Sie nichts wirklich handfestes.

      • @O.F.:

        Lesen hilft:

        Von individuellen Russ*innen ist bei Suryo nirgendwo die Rede.

        "Die Eiferer in Ost und West sind sich ähnlicher als ihnen lieb ist"

        Hm, mir ist noch kein Putin-Gegner untergekommen, der Massenmord an der russischen Zivilbevölkerung abfeiert.



        Putin-Fans, die Massaker an der ukrainischen mit "seber schuld!" oä kommentieren gibt es hingegen wie Sand am Meer.

        • @Ajuga:

          Davon abgesehen, dass in dem Beitrag oben durchaus von "Russen" die Rede ist, rate ich dazu, einmal "Hyperbel" zu googeln, zum Textverständnis gehört ja auch ein Sinn für Stilmittel. Im übrigen reden Sie auch am Punkt vorbei: mein Einwand hat nicht an der Pauschalisierung angesetzt, sondern an der Dichotomie. Diese Rollenzuschreibung ist auch dann noch unterkomplex, wenn man zwischen Volk und Regierung unterscheidet.

          • @O.F.:

            Und wieder: für Sie sind nicht die Verbrechen Russlands schlimm, sondern die “Dichotomie”, wenn man sie als Verbrechen bezeichnet.

            Was ist denn das für ein seltsames Werteverständnis?

            • @Suryo:

              Das wiederum ist eine grobe Fehlinterpretation dessen, was ich geschrieben habe. Verbrechen soll man als Verbrechen bezeichnen. Wenn man sie allerdings selektiv wahrnimmt und darauf aufbauend die Welt in Gut und Böse einteilt, ist das Propaganda (die nicht immer lügt,sondern manchmal nur weglässt).

              • @O.F.:

                Ähm... Von welchen Verbrechen der Ukraine reden Sie überhaupt? Ich habe den Eindruck, sie fordern aus den hohlen Bauch heraus eine gleiche Beurteilung der Ukraine ein und haben keine belastbaren Ereignisse dafür in der Tasche.

              • @O.F.:

                Russland ist nun mal allein schuld an diesem Krieg. Das ist so. Und dieser Krieg und die an ihm Schuldigen sind - Vorsicht! Moralischer Begriff! - böse.

                Was denn sonst?

                Und wieder weichen Sie aus! Glauben Sie, das merkt hier keiner?

                • @Suryo:

                  Ich weiche nicht aus, ich gebe Ihnen eine Antwort, die sich nicht in einem simplen entweder-oder erschöpft. Und das ist gut so, weil die Realität eben nicht so einfach ist und Kriege nicht mit dem ersten Schuss beginnen. Aber natürlich: wenn man in quasi-religiösen Kategorien denkt, versperrt man sich dieser Einsicht.

                  • @O.F.:

                    Doch, Sie weichen immer noch aus.

                    Sagen Sie doch wenigstens, was die Ukraine Ihrer Meinung nach falsch gemacht hat und wo Sie Mitschuld trägt. Man erahnt immerhin, dass Sie die Schuld nicht nur bei Russland sehen. Ich persönlich bin aber der Meinung, dass die Schuldfrage hier absolut klar ist. Das stört Sie, aber Sie weigern sich beharrlich, Gegenargumente zu bringen. Sie flüchten permanent auf die Meta-Ebene.

                    Die Meta-Ebene ist den realen, konkreten Opfern dieses Krieges, und das sind nun mal nur die Ukrainer, aber scheißegal. Gestehen Sie wenigstens das zu?

                    • @Suryo:

                      Den Ton finde ich nicht ganz angemessen - und ich bin auch nicht für alle Verständnisschwierigkeiten verantwortlich: ich habe nun mehrfach erklärt, dass der Angriff auf die Ukraine ein Verbrechen war, aber eines am Ende einer Eskalationsspirale, für die nicht allein Russland verantwortlich ist. Wenn Klarheit für Sie heißt, mit dem Finger auf einen beliebigen Akteur zu zeigen und ihn zum Prinzip des Bösen zu erklären, kann ich nicht helfen - das wäre keine Analyse, sondern Religionsersatz und als solcher ebenso schlicht wie gefährlich.