Krieg in der Ukraine: Sorge nach Beschuss von AKW
Einer von drei laufenden Reaktoren soll laut ukrainischer Energiebehörde vom Netz genommen worden sein. Es drohe der Austritt von radioaktiven Substanzen.
Am 5. August hatten russische Truppen laut Energoatom das AKW zweimal angegriffen. Dabei sei auch eine Hochspannungsleitung zerstört worden. Außerdem habe die russische Armee das Kernkraftwerk mit Mehrfachraketen angegriffen, die in der Nähe eines Reaktors eingeschlagen seien.
Einen von drei laufenden Reaktoren habe man wegen der zerstörten Hochspannungsleitung vom Netz nehmen müssen, berichtet Energoatom. Zudem seien bei diesen Angriffen eine Stickstoff-Sauerstoff-Station und ein Nebengebäude schwer beschädigt worden, es bestehe weiterhin die Gefahr des Austritts von radioaktiven Substanzen und auch die Feuergefahr sei hoch.
Bei Energoatom meint man zu wissen, warum sich die russischen Streitkräfte zu so einem Angriff entschieden hätten, obwohl sie selbst Kontrolle über das Kraftwerk haben. In einer von Energoatom auf Telegram veröffentlichten Erklärung heißt es: „Dieser Akt von Nuklearterrorismus im AKW Saporischschja, der Artilleriebeschuss, zielt darauf ab, die Infrastruktur des Kraftwerks zu zerstören, alle Stromleitungen zu beschädigen, über die das ukrainische Stromnetz versorgt wird, und die Stromversorgung im Süden des Landes zum Zusammenbruch zu bringen“, berichtet republicworld.com. Russland hingegen wirft der Ukraine den Beschuss des AKWs vor, berichtet BBC.
Russland soll Minen um AKW gelegt haben
Am Freitag berichtet Ukrinform unter Berufung auf die ukrainische Aufklärung, dass Russland das Territorium des AKWs vermint habe. Die Russen hätten das AKW Saporischschja zu einer Militärbasis gemacht, erklärte Petro Kotin, Chef von Energoatom. 500 russische Soldaten und 50 Einheiten Militärtechnik stünden dort. Direkt zwischen den Reaktoren hätten sie Raketenwerfer aufgestellt, zitiert das Portal Fakty.com.ua den Chef von Energoatom.
Der gewählte Bürgermeister von Enerhodar, wo sich das AKW Saporischschja befindet, Dmitro Orlow, berichtet von einem unheimlichen Druck, dem die ukrainischen Mitarbeiter des AKWs ausgesetzt seien. So hätten die russischen Soldaten alle Schutzräume für sich in Beschlag genommen. Im Fall einer Katastrophe seien die ukrainischen Mitarbeiter schutzlos.
Immer mehr Bewohner der Stadt Enerhodar verlassen diese. Doch wer rauswolle, müsse fünf bis sechs Tage an den russischen Checkpoints warten. Inzwischen habe die Hälfte der 50.000 Bewohner die Stadt verlassen, so Bürgermeister Orlow laut BBC.
Die Atomexpertin Olga Kosharna, ehemalige Mitarbeiterin der staatlichen Regulierungsbehörde, kritisiert auf ihrer Facebook-Seite die harte Haltung von Energieminister Herman Haluschtschenko und Energoatom-Präsident Kotin gegen eine IAEO-Mission nach Enerhodar: „Ihre Erklärungen gegenüber den Medien über die Gründe für die Ablehnung einer solchen Mission im Kraftwerk Saporischschja haben meiner Meinung nach die Beziehungen der Ukraine mit der IAEO dramatisch verschlechtert.“
Möglicherweise wird das AKW Saporischschja noch eine Weile in den Schlagzeilen bleiben. Wie es dann weitergehe, könnten auch viele Beobachter nicht sagen, meldet die BBC unter Berufung auf das amerikanische Institute for the Study of War. Schließlich werde ein ukrainischer Gegenangriff nicht nur die Ostküste, sondern auch die Region Saporischschja treffen.
Und das beim Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine angesiedelte Zentrum für die Verhinderung von Desinformation, so berichtet Radio Liberty, geht davon aus, dass das AKW Saporischschja beim Gegenangriff des ukrainischen Militärs eine Rolle spielen wird. Genau deswegen würden die russischen Truppen ihre „atomare Erpressung fortführen“.
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