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Kostet die Elphi-Plaza bald fünf Euro?Ausblick für alle!

Alexander Diehl
Kommentar von Alexander Diehl

Wird der Blick von der Elbphilharmonie kostenpflichtig, dann ist das Kaufmannslogik. Die aber darf nie unwidersprochen gelten – nicht mal in Hamburg.

Beliebte Plattform: Die Aussicht von der Plaza der Elbphilharmonie könnte bald Eintritt kosten Foto: Daniel Reinhardt/dpa

K aum ein Satz ist so gerne bemüht worden wie der, dass sie ein „Haus für alle“ werden sollte. Zwar kam die Elbphilharmonie deutlich später als versprochen. Auch gekostet hat sie ein Vielfaches der Summen, mit denen einst ein Erster Bürgermeister um Zustimmung buhlen ging. Aber dann stand es ja doch, das Konzerthaus für alle: mindestens für jene, die Musik interessiert und die an Eintrittskarten gelangen.

„Das ist unser Balkon, frei zugänglich für jedermann und jede Frau“, so hat es Olaf Scholz gesagt, damals gerade Erster Bürgermeister, als er 2016 die „Plaza“ der Elbphilharmonie eröffnete. Diese Aussichtsfläche mit ihrem gerne „spektakulär“ genannten Blick über die Stadt kann seither auch nutzen, wen kein Klassik-Weltstar lockt, kein Jazz, und kein Indierockkonzert im Rahmen des örtlichen „Reeperbahnfestivals“.

Ja, es wird gar nicht mal so wenige Menschen geben, deren Elphi-Erfahrung sich eben darauf beschränkt: rauffahren und runtergucken. Damals, 2016 beschlossen die Abgeordneten in der Hamburgischen Bürgerschaft mehrheitlich, dass die Plaza ein Jahr lang kostenlos zugänglich sein würde; dieses Angebot nahmen prompt 4,5 Millionen Menschen an, der Kultursenator sprach von übertroffenen Erwartungen.

Nicht, dass Elphi-Intendant Christoph Lieben-Seutter nicht dann und wann schon die Diskussionswasser getestet hätte: Anfang 2018 etwa, als jenes erste Jahr um war, ging die Kunde: Ganz bald kostet er Eintritt, unser aller Balkon, denn die Alternative wäre ja, aus Steuereinnahmen zu subventionieren, also auch mit dem Geld derer, die nie einen Fuß auf die schmucke Elphi-Rolltreppe setzen würden. Und das wäre doch voll unfair, oder?

Die Kosten steigen, Hamburg braucht Geld

Es kam anders: „Geschafft haben wir mittlerweile fünf Jahre ohne Eintritt, die wirtschaftliche Lage war gut“, so schrieb dieser Tage die Kulturbehörde in ihrem Newsletter „Kurzer Dienstweg“. Aber auch, dass es damit bald vorbei sein dürfte: Demnach steigen „die Kosten für den Betrieb der Elbphilharmonie“, was im Wesentlichen meint: dieser vermaledeite Mindestlohn.

Um – wiederum – nicht alle Steuerzahlenden zu belangen, überlegt die städtische Betriebsgesellschaft also wieder, „ob ein Eintritt sinnvoll ist“. Darüber nicht amüsiert ist die derzeitige Bürgerschaftsopposition. „Unverschämt“ hat der Linken-Abgeordnete Norbert Hackbusch die Pläne bezeichnet.

Welche Rechnung wäre fair?

Anders etwa das Hamburger Abendblatt, das allerdings auch Medienpartner des Hauses ist; das mag mache Sichtweise beeinflussen, ob den ehrwürdigen Kol­le­g*in­nen das nun bewusst ist oder nicht. Dort verfiel man in ein anderes Wir-gegen-die: Wenn wir Ham­bur­ge­r*in­nen doch schon so viel bezahlt haben für unser Schmuckstück, fragte jetzt die stellvertretende Lokal(!)chefin: „müssen wir es deshalb allen Touristinnen kostenlos zeigen? Nein!“

Natürlich darf mensch es so sehen, dass zwei oder auch fünf Euro für diesen Ausblick nicht zu viel verlangt wären: So viel kostet die Turmbesteigung ja auch im ehemaligen Hamburger Wahrzeichen, der Hauptkirche St. Michaelis. Aber ist diese Finanzierung deshalb besser als eine (überschaubare) Anhebung der Saalmieten und also der Konzertkartenpreise?

Wer, sagen wir: 169,90 Euro in die Hand nimmt, wenn jetzt am Sonntag das Gewandhausorchester spielt: Bliebe dessen Platz in der besten Kategorie wirklich leer, wenn er stattdessen 172,50 Euro kosten würde? Und hieße eine eintrittspflichtige Plaza überhaupt, dass kein städtisches, kein staatliches Geld mehr in der Elphi landet? Damit aber steht und fällt jedes auf (Pseudo-)Fairness hinauswollende Argument.

„Elphi für alle“ hat auch symbolischen Wert

Zahlen sind wichtig bei solchen Diskussionen, aber nicht alle relevanten liegen auch für alle sichtbar auf dem Tisch. Und manche kennt schlicht gar niemand: Wie viele der Plaza-Schaulustigen sind denn Hamburger*innen, wie viele Tourist*innen? Wisse man nicht, so die Kulturbehörde auf Nachfrage des NDR.

Neben der – zugegeben: durchaus ortsüblichen – Kaufmanns-Logik sollten die Verantwortlichen eine vielleicht als symbolisch abzutuende Dimension nicht ganz außer Acht lassen: Dass Hamburg sich eine Elphi leistet, müssen auch die akzeptabel finden und mittragen, die dort keine Konzerte wahrnehmen – aber vielleicht gerne mal den schönen Ausblick.

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Alexander Diehl
Redakteur taz nord
Wollte irgendwann Geisteswissenschaftler werden, ließ mich aber vom Journalismus ablenken. Volontär bei der taz hamburg, später auch mal stv. Redaktionsleiter der taz nord. Seit Anfang 2017 Redakteur gerne -- aber nicht nur -- für Kulturelles i.w.S.
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3 Kommentare

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  • Da es Kosten verursacht - entnehme ich dem Artikel - ist es eben nicht gratis.

    Die Frage ist allein, wer diese Kosten tragen muss, der Steuerzahler oder die Besucher. Aber die Idee, dass es "umsonst" wäre, weil es keinen Eintritt kostet, ist offensichtlich falsch.

  • Die meisten Hamburger dürften in den letzten Jahren die Gelegenheit genutzt haben, die Elphi-Plaza Mal zu besuchen. Das ist aber kein Ort wo man sich regelmäßig aufhält, der größte Teil der Besucher sind Touristen. Warum man denen nicht ein oder zwei Euro abknöpfen kann, verstehe ich nicht, das ist es auch Wert. Steuergeld sollte lieber für Dinge verwendet werden, von denen die Hamburger wirklich profitieren, Schwimmbäder, Bibliotheken, Schulen, Grünflächen zum grillen und feiern etc., und nicht für Dinge, die hauptsächlich Touristen nutzen.

    • Alexander Diehl , Autor des Artikels, Redakteur taz nord
      @Ruediger:

      Jein. Ihre Vermutung ist berechtigt, aber wie erwähnt, gibt es keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wer nun die Plaza nutzt - ob Landeskinder oder Gäste. Das ließe sich ändern, klar: Man könnte die Menschen fragen, zum Beispiel. Aber passiert ist das eben nie.