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Kontroverse auf Frankfurter BuchmesseBarfuß mit Handke

Die Kontroverse über den Literaturnobelpreis für Peter Handke auf der Buchmesse hält an. Preisträger Saša Stanišić bietet dazu ein Gegengift.

Brachte bei Auftritten nicht bloß seine Freundin Katja Sämann zum Schmunzeln: Autor Saša Stanišić Foto: dpa

„Wer sagt denn, daß die Welt schon entdeckt ist?“ Der Suhrkamp Verlag würdigt seinen gerade mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Autor Peter Handke mit diesem Zitat auf seinem Frankfurter Messestand. Gedruckt auf einem großformatigen Schwarz-Weiß-Foto sieht man den Meister sitzend an einem Holztisch in einem verwilderten Garten. Er wirkt melancholisch, fast traurig, fragil und nachdenklich. In vier Regalen sind unter dem Bild seine Werke ausgestellt.

Handke ist das allgegenwärtige Gespenst auf der Frankfurter Buchmesse dieser Tage. Die Frage, wie sehr sein literarisches Werk durch seine proserbische Haltung während der Jugoslawien-Kriege kompromittiert ist, sie spaltet. Während der derzeitige Doyen der deutschen Literaturkritik, Denis Scheck, im Gespräch „Toleranz“ für Handke fordert und „sehr viel Meinung, aber sehr wenig Ahnung“ in der Debatte sieht, erneuern vor allem diejenigen, die damals etwas näher an den Geschehnissen waren, ihre Kritik. Der diesjährige Buchpreisträger Saša Stanišić nutzte seine prominenten Auftritte, um Handke und das Nobelpreiskomitee weiter scharf zu kritisieren.

Er erinnerte an Handke-Formulierungen aus den 1990ern, mit denen dieser Menschenrechtsverbrechen serbischer Nationalisten relativierte. „In seinem Text, der über meine Heimatstadt Višegrad verfasst worden ist“, so Stanišić, „beschreibt Handke unter anderem: ‚Milizen, die barfuß nicht die Verbrechen begangen haben können, die sie begangen haben.‘ Diese Milizen und ihr Milizenführer, der Milan Lukić heißt und lebenslang hinter Gittern sitzt, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, erwähnt er nicht. Er erwähnt die Opfer nicht. Er sagt, dass es unmöglich ist, dass diese Verbrechen geschehen konnten. Sie sind aber geschehen. Mich erschüttert so was, dass so was prämiert wird.“

Handke ging mit dem Serbenführer Slobodan Milošević tatsächlich bis an dessen Grab, trat bei der Beerdigung 2006 als Redner auf.

„Menschenverachtung und Lügen“

„Wer sagt denn, daß die Welt schon entdeckt ist?“ Tja, wer sagt es? „Man kann Handkes Naturmystik genießen“, sagt Dany Cohn-Bendit in einem Gespräch in den Messefluren. „Sich auch an ihr ergötzen“, aber, so Cohn-Bendit, „muss man wirklich auch gleich nobelisieren, was Handke an Menschenverachtung und Lügen über Bosnien und Serbien verbreitet hat?“

Bei den Lesungen aus seinem Werk Herkunft brachte Saša Stanišić die Besucher*innen verlässlich zum Schmunzeln

Das Stockholmer Komitee meint, schon. Es verteidigt in nachgeschobenen Texten die Entscheidung. Nachdem man dort in den letzten Jahren nach hausinternen Skandalen selbst im Fokus der Kritik stand, hat man jetzt mit Handke einen ausgewiesenen Journalistenhasser den Medien in den Ring geschleudert.

Bei einem Eklat am Mittwoch in Österreich hat der auch gleich angekündigt, mit der unwürdigen Spezies Journalist kein weiteres Wort mehr je reden zu wollen. Denn er komme „von Homer“ und „von Cervantes“. Und die Journalisten des ORF eben nicht. Inszenierte Diskursverweigerung, vielleicht auch Alterscholerik, um sich erst gar nicht auf Kritiken wie die von Saša Stanišić – „Ich hatte das Glück, dem zu entkommen, was Peter Handke in seinen Texten nicht beschreibt“ – einlassen zu müssen.

Witz und Offenheit

Dabei scheint eher Saša Stanišić „von Cervantes“ her zu kommen. Während der Messe brachte er bei den Lesungen aus seinem jetzt preisgekrönten Werk „Herkunft“, die Besucher*innen verlässlich zum Schmunzeln. Etwa wenn er eine Passage über „Doktor Heimat“ vorträgt, in der es darum geht, wie sehr die bosniakische Karies der deutschen gleicht – und wie wichtig ein simpler Gruß über den Zaun sein kann. Die autobiografisch grundierten Anekdoten aus dem Leben eines Neudeutschen stecken voller Witz und Offenheit – eine Perspektive mit Interesse für die anderen, ohne dabei das eigene Ich zu verstecken.

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Handke erklärte als Schriftsteller nicht den Krieg in Jugoslawien. Analytisch betrachtet war ihm der schnuppe. Er ergriff literarisch-propagandistisch Partei für deren mörderischste Fraktion, die des serbisch-völkischen Nationalismus. Aus ideologischer Verblendung heraus glaubt er eine höhere Wahrheit zu kennen, menschenrechtliche Argumente ignorieren zu können.

Ein anderer deutschsprachiger Schriftsteller, Eugen Ruge, scheint genau den entgegengesetzten Weg zu gehen. Auf der Messe stellte er seinen neuen Roman „Metropol“ vor. Der Buchpreisträger von 2011 („In Zeiten des abnehmenden Lichts“) nähert sich hier der Phase des großen stalinistischen Terrors in der Sowjetunion an.

Die Jahre 1936 bis 1938, mittendrin als literarische Hauptfigur Ruges Großmutter Charlotte, einst tatsächlich Agentin der Komintern. Als Zimmernachbar im Hotel Me­tro­pol und nun im Roman zeitweise Lion Feuchtwanger, überzeugter Antifaschist, großer Schriftsteller – und Gast Stalins. Er soufflierte dem Massenmörder Stalin 1937 in einer skandalösen Schrift. Erzählung mit Recherche zusammenzubringen, es lohnt sich. Die Welt ist in vielem unentdeckt und wird dies auch immer sein.

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41 Kommentare

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  • "erneuern vor allem diejenigen, die damals etwas näher an den Geschehnissen waren, ihre Kritik. "



    Nicht wenige waren auch in Belgrad und Kragujevac nah an den Geschehnissen. Was soll diese Einseitigkeit?

  • Entscheidungen einer Jury sind stets umstritten. Niemand wird gezwungen diesen Preis anzunehmen und keiner muss applaudieren. Es ist eben ein mediales Ereignis, was Journalisten wieder richtiges Futter gibt und sie sich in den Feuilletonspalten austoben können. Sie dürfen sich dabei wichtig fühlen und der Bildungsbürger hat wieder so ein unangenehmes Gefühl, dass er nicht mithalten kann im geistigen Ringen. Literarisches Quartett gibt es nicht mehr, wo Buchhändler sich sklavisch an der Meinung des knarzenden,lispelnden Reich-Ranicki orientieren konnten.

    Für die deutsche Literatur hat im Gegensatz zu diesem Ostmärker Handke doch nur ein ganz anderer Dichter etwas wesentlich zum Fortschritt beigetragen! Er muss der Preisträger sein. Niemand anderem als Lothar Frohwein gebührt die Ehre! Krawehl, Krawehl.

  • 6G
    65522 (Profil gelöscht)

    Die Zukunft wird zeigen wie die Konflikte der Gegenwart bewertet werden. Die derzeitige Geschichtsschreibung wird jedoch ein glänzendes Abbild erzeugen und künftigen Generation ein leichtes Schwarz - Weiß Bild hinterlassen.



    Es wird schwierig werden, bei Ausgrabungen, ohne solche Archive in den Leute wie Peter Handke gefunden werden können. Die Gebeine der Oper zeugen lediglich von Gewalt und Leid. Die Schlächter sind bestimmt. Oder ?

    • @65522 (Profil gelöscht):

      Ja, die Skelette sind ausgegraben und deren Mörder sind bestimmt und überwiegend durch einen internationalen Gerichtshof rechtskräftig abgeurteilt.



      Aber was soll's, manche Diskussionen sind zwecklos, auch den GULAG wollten bestimmte Leute auf der linken Seite nicht wahrhaben ...

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Hans aus Jena:

        Dann haben Sie offenbar nur diejenigen Linken wahrgenommen, die ihnen ins politische ABWEHR-Konzept gepasst haben.

        Das Verhalten, auf das Sie hinweisen, hat mit Politik herzlich wenig zu tun, sondern ist eher eine 'Struktur'frage. Es gibt die Vereinfacher - über alle parteipolitischen Gräben hinweg - und es gibt die differenzierteren Exemplare. Auch auf allen Seiten.

        Ob Sie das NICHT verstehen können oder wollen, entscheiden Sie bitte selbst ...

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Ihre Diskussiobsbeitrag bestätigt nur meine Meinung.



          1) Wollen Sie die ausgegrabenen Skelette und Ergebnisse der internationalen Untersuchu8ng leugnen - dann dürfen Sie sich zu den von mir gemeinten Teil der Linken hinzu rechnen. (nein, nicht alle Linke denken so)



          2) Nunja, Sie scheinen nicht zu wissen, dass ich meine Schulbildung und einen überwiegenden Teil der universitären Ausbildung in einer linken Diktatur genossen habe. Sie können mir gern belegen, wo und wann in der DDR dasvThema GULAG behandelt wurde. (Undkommen Sie mir nicht der Standardausrede, dies DDR wäre aber nicht links gewesen).



          Ob ich deswegen eine Abwehrhaltung habe? Ich habe zumindest einen tiefsitzende Abneigung gegen Verleugner und Verharmloser von Massenmord. Ich gehe nach Ihrem Beitrag davon aus, dass Sie als alter westdeutscher Linker nicht so eindeutig verstehen können.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Hans aus Jena:

            Wer seine eigenen Fragen selbst beantworten kann, ist auch hier klar im Vorteil. Er braucht keinen Gegenüber. Das erspart mühsame Debatten.

            Nur ganz kurz: bei Menschen, die Zwischentöne zwischen weiß und schwarz kennen, ist Verständnis etwas Anderes als Zustimmung.

            Entschuldigen Sie die Störung.

            Und: nächsten Sonntag das Kreuz an der richtigen Stelle machen.

            • @76530 (Profil gelöscht):

              Ich glaube, eher störe ich Sie in Ihrer altlinken bequemen Dogmatik. Aber dafür entschuldige ich mich micht. Massenmord kennt kein grau.

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @Hans aus Jena:

                Es ist stets hilfreich, den Adressaten seiner Worte zu ERKENNEN. Die deutsche Rechtssprechung ist dem schon vor, dass Ihr hiesiger Adressat KEIN Massenmörder ist. Sonst befände er sich anderenorts hinter sicheren Mauern.

                Entschuldigungen sind hier wirklich nicht angebracht. Da fehlte die Überzeugung.

                Schön, dass ich auf meine alten Tage nochmal als "Dogmatiker" entlarvt werde. Woran eigentlich? Und von wem?

                In Vorfreude auf Sonntag: der "Dogmatiker". (Aus berufenem Munde fast schon ein Ritterschlag.)

  • Die "mörderischste Fraktion" des Jugoslawienkriegs, schreibt der Autor.

    Das eine Volk sei das "mörderischste", das zweite sei das "zweitmörderischte" Volk ...



    Wer es nach 25 Jahren nicht schafft, zu elementaren Regeln der friedlichen Konfliktlösung - noch nicht einmals in seinem eigenen Denk- und Sprachgebrauch - zurückzukehren, sollte sich besser anderen Themen zuwenden.

    Handke kann da nichts für! Für mich bleibt er der Autor einiger der schönsten Stücke deutschsprachiger Literatur

    Der "Außenseiter" Handke braucht nichts zu sagen, nur die Bühne zu betreten, um das gesamte Establishment der Bellizisten und EU-Kroatienlobbyisten in schimpfende Raserei zu versetzen.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Dieser Preis wird ja normalerweise an die Autorin, den Autor verliehen, der die gerade politisch korrekten Phrasen absondert.

    Von daher ist die Verleihung an Handke schon überraschend. Verkörpert er doch das Gegenteil.

    Andererseits, was ist ein Preis wert, den eine Pfeife wie Grass bekommen hat?

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Zur Melancholie des trüben Samstagmorgens ein, zwei Anmerkungen aus der Provinz.

    In der hinlänglich bekannten Entweder-Oder Reduktion der Debatte mag ich mich weder auf die eine, noch auf die andere Seite schlagen.

    Es soll tatsächlich Menschen geben, die am damaligen Hätschelkind des Literaturbetriebs Peter Handke vorbeigegangen sind. Für die heutige Kritik an der Entscheidung des Nobelpreiskomitees bedarf es auch keines neuen Hätschelkindes. Einerlei, ob dieses Stanisic oder Nobody heißt.

    Ich halte die hier wirksamen Mechanismen für so durchschaubar wie Fensterglas. Es müssen immer neue Helden und Anti-Helden geschaffen werden. Und das Buch dabei gleich neu erfunden.

    Was lobe ich mir da die norwegische Literatur, die im Zentrum der diesjährigen Messe steht.

    Und was das "Schmunzeln" angeht: die Zeiten sind sicherlich in den großen Fragen nach allem Anderen - nur nicht nach Schmunzeln.

  • Das Nobelpreiskomitee ist bekanntlich über jeden Zweifel erhaben.

    Erinnert sei an dieser Stelle auch an den Medizin-Nobelpreis für Moniz (1949) „für die Entdeckung des therapeutischen Wertes der präfrontalen Leukotomie bei gewissen Psychosen“.

    Durch das Verfahren konnten Kranke und Unangepasste (so auch die Schwester von John F. Kennedy) „geheilt“ werden, indem sie zu unter Verlust von Intelligenz und Persönlichkeit zu Pflegefällen operiert wurden. Derartige Eingriffe führte Moniz bei mangelhaften Erfahrungen in Chirurgie an (überwiegend weiblichen) Patienten ohne deren Zustimmung aus. Weltweit wurden so ca. 1 Million Menschen per „Psychochirurgie“ „geheilt“. Einer der Operateure, Walter Freeman, schrieb ohne Beschönigung: „Die Psychochirurgie erlangt ihre Erfolge dadurch, dass sie die Phantasie zerschmettert, Gefühle abstumpft, abstraktes Denken vernichtet und ein roboterähnliches, kontrollierbares Individuum schafft.“

    Bis heute fordern deshalb Vereine (ohne Aussicht auf Erfolg) Moniz den Nobelpreis abzuerkennen.

    Ein Hoch auf das Stockholmer Komitee.

    • @Joe Brother i.a.:

      Erschütternd.



      Das wusste ich nicht.



      Danke für die Info.

  • Das ist eine doofe Marketingkampagne eines unbedeutenden Autors, der mit einem Marketingpreis des deutschen Buchhandels gepusht werden soll. Und alle Feuilletonisten steigen drauf ein. Für das Werk Handkes völlig unerheblich.

  • Der Autor als untadeliger Held. Frei von Fehlern, immer auf der richtigen Seite stehend, frei von Eitelkeit und Hochmut, Zuhörer (!) zum Schmunzeln bringend. Ein reines, 'kritisches', dankbares Dienstleistungserklärschwein.

    Lächerlich infantile Zeit, die Widersprüche nicht aushält und weder Ästhetik von Moral noch Werk von Mensch unterscheiden kann.



    Mein Beileid an uns alle.

    • @relation:

      Natürlich kann man Ästhetik von Moral und Werk von Mensch nicht trennen, niemals. Sonst hätte ein Typ wie der Komponist Karlheinz Stockhausen recht, der die Anschläge des 11.9. als größtes Kunstwerk der Geschichte einordnete. Es war Massenmord.

      • @Vigoleis:

        genau betrachtet schrieb ich ja 'unterscheiden' und nicht 'trennen'.



        Stockhausens 9/11-Gedanken sind allerdings nun gerade ein Paradebeispiel wo nicht nur Unterscheidung, sondern Trennung nötig ist.

        1.In welcher Weise beschmutzt diese krude Theorie sein musikalisches Schaffen? Gar nicht.

        2. Inwiefern sind die Anschläge als Kunst einzustufen? Achtung mieser Zynismus: Aufgrund einer Abwegung zwischen ästhetischem Wert und tausendfacher Verletzung des elementaren Rechts auf Leben: gar nicht.

        3. Was macht Stockhausen indem er diese absurde Theorie verkündet? Eine Debatte über Wahrnehmunsästhetik entfachen. Selbst wir diskutieren jetzt (wieder) darüber.

        4. Was ist aus den Fernsehbildern der Anschläge geworden? Ikonen des Terrors.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Vigoleis:

        Zuweilen neigen Dinge und Ereignisse dazu, dem Gesetz der Dualität zu unterliegen.

        Auf gut deutsch: es stehen Aspekte nebeneinander, die völlig widersprüchlich sein können.

        Beispiel gefällig für die Abt. Vereinfachung: ein Atompilz ist ein Horrorprodukt menschlicher Fantasie und Schaffenskraft. Wo er Menschenleben zerstört, gibt es kaum Schlimmeres.

        Das ändert jedoch nichts daran, dass das BILD eines Atompilzes von unvergleichlicher ästhetischer Schönheit ist.

        Von reflexartigen Erwiderungen bitte ich abzusehen. Nur das lesen, was hier steht. Danke.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Der Guru hat gesprochen.



          "Von reflexartigen Erwi..." Wie autoritär sind Sie denn drauf. Irre...



          Ein Atompilz ist doch kein Kunstwerk, Mann, sondern ein Verbrechen so oder so.

          • @Vigoleis:

            Der Atompilz ist kein Verbrechen. Das Zünden der Atombombe ist das Verbrechen.

            Zum ästethischen Wert der Darstellung von Verbrechen verweise ich gerne auf Tarantino im Besonderen und die gesamte Filmgeschichte im Allgemeinen.

          • @Vigoleis:

            Da bin ich ganz Ihrer Meinung.



            Ein Atompilz ist DAS Bild des Schreckens an sich – auch für mich.



            Schön oder gar ästhetisch geht anders – ganz anders.



            "Natürlich kann man Ästhetik von Moral und Werk von Mensch nicht trennen, niemals." Zustimmung.



            Klar ist es einfach, diese Trennung zu "wünschen" – erspart einem das selbsthinterfragende Denken und nicht zuletzt ist es sehr bequem, die Welt nicht ändern "zu müssen" oder gar kritisch betrachten zu müssen, "obwohl" durch einen selbst der "falschen" bzw. fragwürdigen Ästhetik nachgehangen wurde….

            • @Frau Kirschgrün:

              ohne Ihnen zu Nahe treten zu wollen. Ästhetik ist hier eher nicht als Kunst des Schönen oder Guten anzusehen.



              Dahingehend ist "DAS Bild des Schreckens" auf jedenfall ein ästhetisches Phänomen (vgl. de.wikipedia.org/wiki/%C3%84sthetik)

              Schön, dass Sie anscheinend wissen, wie schön oder gar ästhetisch geht. Dann können die Künstler, die sich jeden Tag damit aufs neue beschäftigen, ja aufhören und an Sie wenden.

              P.S: Achtung Hochmut!



              Mir zu unterstellen nicht kritisch oder selbsthinterfragend zu denken ist einigermaßen witzig.

          • @Vigoleis:

            Ich kann weitermachen: Der verbrecherische Angriff der Wehrmacht auf Frankreich 1940 war militär-ästhetisch gesehen ein Kunstwerk. Ebenso die Zerstörung Dresdens durch die RAF. Ein Kunstwerk. Ein BILD. Die Ermordung von ca. 1,5 Mio. Menschen in Auschwitz. Ein technisch-bürokratisches Kunstwerk? Ein BILD?

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Vigoleis:

              Solche Vereinfachungen waren zu erwarten. Das soll schon alles gewesen sein von der Plattitüden-Front? Oder so?

              Ein Hoch auf die, die sich mit dem auseinander zu setzen vermögen, was geschrieben wurde. Gerne würde sich das hiesige Forum darüber freuen, Sie auf dieser Seite begrüßen zu dürfen.

              Not to be continued. Der Guru.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @relation:

      In Ihren Kernaussagen bin ich, ein wenig anders akzentuiert, bei Ihnen: wir leben in einer tieftraurigen Zeit. Einer Zeit, die sich abmüht, alles Geschehen zwischen Himmel und Erde auf das Talk-Show-Niveau des 'Entweder-Oder' zu reduzieren.

      In jungen Jahren war ich vom Synergieeffekt überzeugt: vielen Personen gelingt eher etwas als wenigen. Pustekuchen. Die Masse ist das Grab der Klasse.

      Der Mainstream mag nicht nur die bestehenden Brüche und Widersprüche nicht aushalten, er verleugnet sie und verdrängt sie. Einzelne Außenseiter, die sich dem entgegenstellen, zahlen einen hohen Preis.

      Nur in Einem widerspreche ich Ihnen: die Masse benötigt kein Beileid (oder Mitleid). Sie benötigt Mit-Gefühl. Eine große Portion.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Leben Sie im Universum des Absolutismus? Die "Masse" ist der Souverän in unserem Staat. Ob es passt oder nicht. Gegen den "Mainstream" darf man mit reguläre Mitteln anlaufen. "Einzelne Außenseiter" erleben wir ja aktuell (Halle).

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Vigoleis:

          Sie haben völlig Recht. Am Ende des Tages geht es darum, "ob es passt oder nicht".

          Im Gegensatz zu Ihnen passt es mir nicht. Und dafür gibt es tagtäglich eine Menge schlechter Gründe zu besichtigen.

          Dass Ihnen zu Außenseitern nicht mehr als fehlgeleitete Amokläufer einfallen, ist selbstredend.

          Schopenhauer könnte weiterhelfen. Erfordert aber Lesen und Nachdenken. Und das kann zuweilen sehr anstrengen.

          Was die Frage des Souveräns angeht, empfiehlt sich - in diesem Land mit seiner blutgetränkten Geschichte ganz besonders - äußerste Zurückhaltung. Viel Erfolg.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Okay. Legen Sie Ihre Vorstellung eines Gemeinwesens dar. Ich bin für Demokratie. Alle dürfen mitmachen. Scheint (bei Ihnen) kein Konsens mehr zu sein. Nebenbei: Schopenhauer war für mich mal interessant, aber die schlechte Laune bei ihm ist abstoßend.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Vigoleis:

              Schön, dass Sie für Demokratie sind. Ein ebenso nichtssagendes wie folgenloses Pillepalle-Bekenntnis. Die Gretchenfrage: was tun Sie für Demokratie - im wirklichen Leben?







              Alle machen bereits mit. Ein Jeder auf seine Weise. Auch der Attentäter von Halle ... in SEINER pervertierten Form ... weil es zu etwas Anderem offenbar nicht ausreichte.







              Viel Spass bei der weiteren Event-Suche. Ich hoffe, Sie werden fündig, gute Laune zu finden. Dann muss dies hier in den virtuellen Weiten des Forums kein Thema mehr sein.

              Auch auf der Titanic wurde getanzt. Wussten Sie das? Und - aufgemerkt - in gut vierzehn Monaten beginnen die 'Goldenen Zwanziger'. Für die Eröffnungsrede ist Frau Kramp-Karrenbauer vorgesehen ...

              • @76530 (Profil gelöscht):

                Sie springen wohl über jedes Stöckchen, dass man Ihnen hinhält. Achten Sie bitte auf Ihre Gesundheit ;-)

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Oh jeh, sind sie aber elitär. Mein Beileid.



        Sie verpassen viel.

        • @apfelkern:

          Elitenbashing=Struktureller Antisemitismus ; ) Willkommen bei Handke.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @apfelkern:

          Mein Tipp:

          mal etwas über Schwarmdummheit lesen ... und danach wiederkommen.

          Dann steige ich gerne mit Ihnen in eine Debatte über die Dummheit der Masse ein.

          Elitär: danke, gerne. Die Geschichte der Evolution zeigt, dass wichtige Impulse für Veränderungen von Einzelnen ausgegangen sind. Die waren 'elitär'. Anderenfalls würden wir heute noch wilde Tiere jagen, säßen um Lagerfeuer herum und lebten in Höhlen. Und Sie würden auf Ihren verbalen Auswürfen sitzenbleiben, weil es keine Medien zur Reproduktion gäbe.

          Denken könnte weiterhelfen. Glückauf!

  • Ernsthaft jetzt? Stanišić verfasst im Stil einer passiv-aggressiven Kindergärtnerin Werke, die derartig kitschig und unterkomplex sind, dass ich nicht fassen kann, wie man darauf kommt, er käme von Cervantes her. Eher kommt er vom „kleinen Prinzen her“ und von den Katzenkalenderspüchen aus der Bahnhofsbuchhandlung. Ja, das verkauft sich, ja, das ist Schullektüre und ja, das zieht sich auch Merkel als Hörbuch rein, wenn sie mal einen freien Tag hat, und am Herd steht und Kartoffelsuppe kocht, aber mehr ist es auch nicht.



    Diese Debatte ist einfach nur noch schräg.



    Da wird Dany zitiert, einer der Architekten des heutigen Libyens, dessen bellizistischer Budy, dass, was während der Bürgerkriege um Jugoslawien geschehen ist mit Auschwitz verglichen hat, der also Auschwitz relativiert hat um Deutschland ein halbes Jahrhundert danach in den nächsten Angriffskrieg zu führen.



    Da wird auf Ruge verwiesen und gleichzeitig postuliert, was von „guter“ Literatur erwartet wird: Das sie in erster Linie antikommunistisch zu sein hat. Egal wie abgedroschen und senil die Prosa auch ist.



    Und statt einfach mal Handke zu lesen, wird vom hören sagen, nur nachgeplappert, und aus dem sicheren Hinterhalt des geschlossenen Feuilletons heraus, nachgetreten.

    • @Sandor Krasna:

      Danke. Das passt.

    • @Sandor Krasna:

      Woher ihr Zynismus in der ersten Passage?



      Sie treten gehörig zu, wie sie es dem derzeitigen Föjetoh doch eigentlich vorwerfen.



      LG, ihre Kindergärtnerin

  • Entsteht gute Literatur aus Wahnsinn? Oder endet sie im Wahnsinn? Genau betrachtet haben die meisten LNP-Träger einen leichten bis schweren Dachschaden. Und darüber hinaus sind ihre Bücher auch oft langweilig (also hochartifiziell, respektive nicht lesbar). Man könnte mal über die bedeutende Bedeutung solcher Preise nachdenken (und über das so gesteuerte Kaufverhalten der "Leser")

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @Vigoleis:

      "genau betrachtet" - das klingt ja schon fast wissenschaftlich-analytisch.



      begriffserklärungen für literatur wie "langweilig, also hochartifiziell..." lassen ebenfalls auf eine hohe expertise schliessen.



      glückwunsch zu so viel erleuchtung!

      • @90118 (Profil gelöscht):

        Das ist zuviel der Ehre, dass sich ein wahrer Hermeneutiker mit meiner kleinen Einlassung befasst. Verrückt...

        • @Vigoleis:

          Vorschlag zur Güte.

          Können sich nich die zweigesichtigen Heumachneutiger vllt auf ein gut Stücks Alten Gadamers* - öh Vererdinseln^¿*

          unterm——* 🥖 & n Weißen dazu - klar



          images.app.goo.gl/9nkaKkJwJJGUSH3MA



          …servíce & ich sage ehna schon mal - 🥂