Kontrolle über die Gaza-Verwaltung: Hamas geht auf Fatah zu
Die Organisation des palästinensischen Präsidenten Abbas reagiert vorsichtig auf das Angebot der in Gaza herrschenden Hamas zur Aussöhnung.
Die Hamas hatte die Fatah 2007 aus dem Gazastreifen vertrieben, Abbas hat seitdem nur noch die Kontrolle über die autonomen Gebiete im von Israel besetzten Westjordanland. Seine Vorbedingungen für eine Aussöhung mit der Hamas sind insbesondere die Abhaltung allgemeiner Wahlen im Gazastreifen und Westjordanland und die Auflösung des von der Hamas dominierten Verwaltungskomitees, das den Gazastreifen regiert. Zu beidem erklärte sich die Hamas in ihrer Erklärung bereit.
Allerdings sind seit 2007 bereits mehrere Versuche zur innerpalästinensischen Aussöhnung gescheitert. In den vergangenen Tagen hatten ägyptische Vermittler in Gesprächen mit Hamas- und Fatah-Delegationen versucht, einen neuen Anlauf zu nehmen.
Die Hamas erklärte nun, Abbas' Regierung zu einer Rückkehr nach Gaza eingeladen zu haben. Das Verwaltungskomitee sei bereits aufgelöst worden. Die Gruppe wünscht sich laut eigener Aussage nationale Einheit.
Nach der Erklärung war unklar, ob die Hamas bereit sein würde, ihre Sicherheitskräfte unter Abbas‘ Kontrolle zu stellen – ein schwieriger Punkt in bisherigen Aussöhnungsverhandlungen, die wiederholt gescheitert waren.
Die Hamas ist seit einer israelischen und ägyptischen Blockade, drei Kriegen mit Israel und durch internationale Isolation stark geschwächt. Die Wirtschaft in Gaza liegt am Boden, Bewohner des Gebiets haben nur wenige Stunden am Tag Strom. Vor sieben Tagen hatte sich die Hamas erstmals zu Aussöhnungsgesprächen ohne Vorbedingungen bereit erklärt. Um die Gruppe unter Druck zu setzen, hatte Abbas nicht nur den Strom im Gazastreifen abgedreht, sondern auch die Gehaltszahlungen an Zehntausende Staatsbedienstete ausgesetzt.
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