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Konjunkturpaket mit Wassserstoffstrategie7 Milliarden und gebremste Euphorie

Vom Konjunkturpaket bekommt auch die Forschung zu Wasserstoffenergie etwas ab. Das Wirtschaftsministerium bleibt aber zurückhaltend.

Im Verkehr sieht die Prognosstudie wenig Potenzial für Wasserstoff – außer für Loks und Lkw Foto: Patrik Stollarz/getty

Berlin taz | Kurz vor Verkündung der „Wasserstoffstrategie“ der Regierung warnt das Bundeswirtschaftsministerium vor übergroßen Erwartungen an die neue Energieform. Wasserstoff sei zwar nötig zur Erreichung der Klimaziele, aber auch langfristig teurer als fossile Brennstoffe und in großem Maßstab bisher nicht erprobt. Um Wasserstoff mit erneuerbaren Energien herzustellen, sei die Kapazität deutschen Ökostroms begrenzt; ein Einsatz von Wasserstoff sei zuerst bei Zügen, Lastkraftwagen, in der Stahlerzeugung und Raffinerien sinnvoll.

Das sind die wichtigsten Aussagen eines Gutachtens, das das Ministerium am Freitag veröffentlicht. Die Untersuchung liegt der taz vor.

Die umfangreiche Studie „Kosten und Transformationspfade für strombasierte Energieträger“ hat das Haus von Minister Peter Altmaier (CDU) bei der Schweizer Unternehmensberatung prognos erstellen lassen. Die Autoren rechnen mehrere Szenarien durch, wie und wo Wasserstoff produziert oder nach Deutschland transportiert werden kann. Wasserstoff (H2) gilt als saubere Energiequelle der Zukunft, wenn er durch Elektrolyse mit Ökostrom erzeugt wird, er soll Öl und Gas im Verkehr und der Industrie ersetzen.

In der Studie heißt es allerdings, die Herstellung von Wasserstoff oder daraus gewonnenen gasförmigen und flüssigen Brennstoffen, sogenannte Power to Gas (PtG) oder Power to Liquid (PtL), etwa Methan und Kraftstoffe, bleibe auch dann bis 2050 kostspieliger, wenn die Fossilen deutlich teurer würden.

Gefördert wird nur „grüner“ Wasserstoff

Außerdem seien die Kapazitäten knapp. Der bisherige Ausbaupfad der erneuerbaren Energien lasse „bis 2030 nur eine inländische Erzeugung von maximal rund 16 TwH (Terrawattstunden) grünem Wasserstoff zu, sofern ausschließlich erneuerbarer Strom genutzt werden soll“. Wenn Deutschland sein Ziel, bis 2050 klimaneutral zu sein, schaffen will, werden bis dahin nach unterschiedlichen Studien zwischen 110 und 1.200 TwH von Energie aus Wasserstoff benötigt.

Mit der Studie positioniert sich das Wirtschaftsministerium im regierungsinternen Ringen um die Zukunft der Energieversorgung. Die eigentlich für Ende 2019 geplante „Wasserstoffstrategie“ wurde wegen Differenzen immer wieder verzögert. Das SPD-geführte Umwelt- und das CDU-Forschungsministerium haben erreicht, dass öffentliche Gelder nur für sogenannten grünen Wasserstoff fließen sollen, der aus erneuerbaren und nicht aus fossilen Quellen gewonnen wird. Vor allem Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) schwärmt vom Wasserstoff als Zukunftstechnik und möchte Deutschland zum globalen Marktführer dabei machen.

Wirtschaftsministerium bremst

Karliczek plädiert dafür, in Deutschland bis 2030 Elektrolyse-Anlagen für die Produktion von Wasserstoff mit einer Leistung von 10 Gigawatt zu errichten. Auch die SPD-Fraktion im Bundestag setzt auf eine solche Größenordnung – die aber bedeuten würde, die jetzige Planung für Wind- und PV-Anlagen (65 Prozent der Stromerzeugung bis 2030 aus Öko-Anlagen) deutlich zu erhöhen.

Da ist das Wirtschaftsministerium seit langem skeptisch – und hat sich nun offenbar durchgesetzt. Im Konjunkturpaket der Regierung ist geplant, bis 2030 nur 5 GW zu bauen und „nach Möglichkeit“ bis 2035 noch einmal 5 GW, spätestens aber 2040 die 10 GW zu erreichen. Dafür und für Forschung und Subventionen plant die Regierung Ausgaben von 7 Milliarden Euro, die Strategie solle „kurzfristig“ vorgelegt werden.

„Es ist wichtig, dass Deutschland langfristig alle fossilen Energieträger durch klimafreundliche erneuerbare Energien ersetzen kann“, sagt Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). „Da Wasserstoff hierfür eine Schlüsselfunktion hat, müssen wir jetzt die Weichen stellen, dass Deutschland bei Wasserstofftechnologien die Nummer 1 in der Welt wird. Deshalb arbeiten wir mit Hochdruck an der Finalisierung der Wasserstoffstrategie mit ambitionierten, aber erreichbaren Zielen.“

Wenn nicht genug Wasserstoff in Deutschland produziert wird, müsste er importiert werden, heißt es im prognos-Gutachten. Aber das sei nicht so einfach: Bislang gibt es kaum in großem Maßstab ökologisch erzeugten Wasserstoff für den Transport, in Nordafrika könnte eine solche, auch mit europäischen Mitten aufgebaute, Produktion Probleme mit dem Trinkwasser nach sich ziehen.

Es geht vor allem um Loks, Lkw und Stahl

Eine Absage formuliert das Papier an die Hoffnungen, mit Wasserstoff auch die Gebäude und den Autoverkehr grün zu machen. Da gebe es günstigere Mittel wie Wärmepumpen und Elektromobilität, heißt es. Lohnen würde sich der Einsatz von Wasserstoff-Technik dagegen etwa bei Lokomotiven, die bislang mit Diesel fahren, beim Lkw-Transport, beim Ersatz von Gas in Raffinierien und in der Stahlerzeugung. Sobald allerdings Industrien im weltweiten Wettbewerb stehen, wie beim Stahl, müssten die Mehrkosten ausgeglichen werden.

Ohnehin seien die Kosten hoch, schreiben die prognos-Experten. Für etwa 3 Milliarden Euro Mehrkosten könne man mit der gesamten deutschen H2-Produktion im Jahr 2030 etwa 8 Prozent des deutschen Stahls klimafreundlich produzieren und damit etwa 5 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Für etwa das gleiche Geld könne man den gesamten innerdeutschen Flugverkehr mit CO2-freiem Kerosin fliegen lassen – aber nur halb so viel CO2 einsparen.

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15 Kommentare

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  • 3 Milliarden Euro Mehrkosten für etwa 5 Millionen Tonnen CO2-Einsparung etwgeben etwa 600 Euro je vermiedener Tonne CO2. Knapp darunter liegend die Anreize der Flottenemissionsgenzwerte für Auos.

    Beim Kohleausstieg betragen die Kosten dagegen größtenteils um die 30 Euro je Tonne, bei den effizientesten Kohlekraftwerken und mit höheren Gaspreisen gerechnet vielleicht auch das Doppelte. Das wäre mit höheren CO2-Prese realisierbar und würde u.a. zum Ersatz durch Solarstrom führen. An dem Vergleich sieht man, wie hier ein kostengünstiger Weg der Energiewende von dieser Bundesregierung verpasst wird, stattdessen auf teurere Lösungen gesetzt wird.

  • TWh schreibt man so richtig.



    Wasserstoff und die daraus herstellbaren flüssigen efuels lassen sich im Unterschied zu Strom in weit entfernten Regionen herstellen und nach Europa verschiffen. Dazu kann man Windstandorte mit 4-facher Produktion nutzen und benötigt dazu nicht mehr Windanlagen als zur Versorgung der E-Mobilität mit deutschen Windanlagen. Zumal die Standorte an Land hier bereits knapp werden.

  • Was an Strom für die Wasserstoffproduktion verschleudert wird, muss durch Kohle und Kernenergie ersetzt werden. Man sollte sich an den Kopf fassen, was sich diese Ökos wieder zurecht fabulieren.



    Wir sollten endlich den Stromverbrauch an den Bedarf anpassen, damit diese nur angeblichen Überschüsse gar nivcht erst entstehen.Aluminiumherstellung hast in Deutschland ohnehin nichts verloren.



    Datteln wird gerade umgebaut. Die Gelegenheit, diesen Kohlemeiler abstellbar zu gestalten. Was wird aber gemacht? Das Gegenteil, es wird als Grundlastkraftwerk missbraucht. Kohle ist speicherbar und mit einer anderen Stahlsorte lässt sich das Kraftwerk in einer halben Stunde herunterfahren.



    Gerade das wird gerade gemacht: das Kesselmaterial wird durch ein anderes ersetzt. Durch das falsche.

    • @Bernd Schlüter:

      Wasserstoff kann wundebar mit regenerativen Energien hergestellt werden. Nur das macht Sinn. Und genau das sagen ihre Ökos.



      Gigantische Wasserstoffmengen sind in sonnreichen Wüstenländern herstellbar. Genau das ist die Zukunft, Kohle, Kernkraft und andere Fossile sind Technik bzw. Energie von gestern.

      • @Traverso:

        Um diese Regierung mal zu loben, auch das ist in dem Konjunkturprogramm enthalten-

  • Haben die Temperaturrekorde denn nicht gezeigt das absolutes, konsequentes Handeln unbedingt notwendig ist? Werden nicht auch Städte wie London oder New York im Meer versinken, weil sie bei 10, 15 Metern Meeresspiegelanstieg kapitulieren? Die Arktis wird wahrscheinlich absehbar eisfrei, wodurch sich die Meeresströmungen auf der Nordhalbkugel verändern.



    Wir brauchen also deutlich mehr, wir brauchen eine CO2 neutrale-ökologisch-soziale Wirtschaftsweise eigentlich ab sofort spätestens jedoch bis 2030.



    Nur Strom ist schon bis 2025 realisierbar, man braucht dazu die doppelte bereits installierte Leistung. Jährlich werden mehrere Gigawatt Windenergie abgeriegelt, wegen negativem Börsenstrompreis, kann man da nicht Strom abnehmen um den Preis bei schwankendem Angebot zu stabilisieren? Was bremst den Ausbau von PV? An Sonnentagen im Somerhalbjahr erreichen die Kollektoren jetzt schon die 40% Marke und das bei äusserst mässigem Ausbau. Was gibt es sonst an relativ ressourcenunkritischen Möglichkeiten der Speicherung von Energie? Selbst unendlich unglaublich günstige Energiequellen aus Kernfusion oder -organischer voll recyclingfähiger PV- lösen nicht die Frage des Antriebs von Kraftverkehr und ÖPNV.



    Auch in der Mena oder der Subsahara benötigen die Menschen Strom. Mit gelingenden Fördermodellen hätten die Leute die Möglichkeit über ihre STADTWERKE eine eigene Energieversorgung aufzubauen, das was sie jetzt an Geld dem Weltmarkt schenken und eventuell Überschüsse zu verkaufen. Schade das das Solarkraftwerk Noor in Ourzazate so untergegangen ist, bezüglich Wirtschaftlichkeit und Akzeptanz in der Bevölkerung. Die geringsten Kosten für Wüstenstrom liegen derzeit bei 1,5 cent aus Dubai.



    Es braucht deutlich mehr Engagement von Seiten des BMWi. Ist von der Leyen nicht auch eine gute Bekannte von Altmeier? Übernimmt D- nicht auch bald die Ratspräsidentschaft einer in Teilen angeschlagenen EU? Die Covid-19 Pandemie hat gezeigt, Führungsstärke zahlt sich aus.

    • @Paule :

      Ganz dumm sind sie(die Menschen/Bevölkerung) nicht.

  • Warum muß denn Wasserstoff für deutsche Industrien nur in Deutschland hergestellt werden ? Das ist eine kurzichtige Denkweise und geradezu absurd. Stellen wir uns vor alle fossilen Energieträger für deutsche Industrien sollen nur aus Deutschland kommen...Oder alle Rohstoffe nur aus Deutschland...



    Wasserstoff kann regenerativ vor allem im globalen Süden hergestellt werden. Das wäre auch eine große wirtschaftliche Chance für arme Länder. Diese haben lediglich kein Interesse mehr an kollonialer Ausbeutung, wie es bei den Fossilen der Fall ist.



    Vielleicht sollten deutsche Politiker und deren Wirtschaftslobbyisten mal anfangen in Gesamtheiten zu denken. Wirtschaftliche Chancen ohne Ausbeutung zum Beispiel. Dann können deutsche Kraftwerke ökologisch und sozial korrekt mit Wasserstoff aus afrikanischen Ländern betrieben werden, wenn es dort zu Wohlstand für alle führt. Aber bitte ohne diesen neokolonialen Turbokapitalismus, der letztendlich der Welt gigantische Probleme wie Klimakrise, Artensterben, Umweltvernichtung und soziale Verelendung in ausgebeuteten Billiglohnländern gebracht hat.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Traverso:

      Und wie soll der transportiert werden? Tiefkalt oder als Methan oder Methanol?



      Dann kommen zu den 40% Energieverlust bei der Elektrolyse nochmal 30% für den Transport dazu.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Zur Frage "Und wie soll der transportiert werden? "

        Solange auch Methan aus der Sahara exportiert wird, kann man einen kleinen Prozentanteil Wasserstoff relativ unkompliziert dazumischen.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Ja natürlich mit dem Fahrrad :-)

    • @Traverso:

      geht ja eher darum hier die technik durch steuermitteln serienreif zu machen und sie dann anderen zur verfügung zu stellen hat mit solarzellen doch auch super geklappt.

    • @Traverso:

      wer lesen kann ist klar im vorteil es ist sowieso bloss eine inländische alibiprodukion von 1-10% des bedarfs geplant der rest soll aus dem ausland kommen.

      • @Sinulog:

        Und drei mal darf man raten wie der Wasserstoff aus dem Ausland tatsächlich verlässlich erzeugt wird - durch Dampfreformation. Eine klimaschädliche, CO2 erzeugende Veredelung von Methan zu Wasserstoff. Nur dass Methan Selbst viel leichter zu transportieren und zu lagern Und zu nutzen ist als elementarer Wasserstoff.

        So „rein“ das Endprodukt erscheint, So dreckig ist sein Weg bis zum Endnutzer, selbst bei EE-Erzeugung wegen der Unnötigen Verschwendung.

        Wasserstofftechnik ist klassisches Overengineering für Probleme die anders durch die Bank besser gelöst werden können, von allerkleinsten Nischen abgesehen, die den Klimawandel nicht relevant beeinflussen (Raumfahrt, Militär, und mit einem grossen Fragezeichen ziviler Luftverkehr).

        Jede Verbesserung der Direktnutzung elektrischen Stroms ist ein weiterer Sargnagel für Wasserstofftechnik. Die Zeit arbeitet gegen diese Sackgassentechnologie, ihr Fenster of opportunity ist bereits zu.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Das mit dem Wasserstoff ist so eine Sache. Bei der Elektrolyse von Wasser gehen 40% der Energie verloren.



    Ich denke, das wird gefördert, damit man eine Hintertür hat um Wasserstoff, der aus fossilen Quellen stammt, irgendwie ins Energienetz einzuschmuggeln.



    Unter Energieverschwendung kann man ihn auch aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugen.