piwik no script img

Kommentar zum Griechenland-GipfelFriss oder stirb

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die Eurogruppe hat kühl kalkuliert, dass Tsipras irgendwann einlenken muss. Trotzdem ist es falsch, von einem Triumph zu sprechen.

Andere geben Alexis Tsipras (Mitte) den Weg vor. Foto: dpa

D er Griechenland-Gipfel ist am Montagabend ergebnislos zu Ende gegangen, aber die Botschaft der Gläubiger ist eindeutig: Friss oder stirb. Die Regierung Tsipras hat zu akzeptieren, was die Eurogruppe vorschlägt. Die verbale Verpackung wird zwar geschmeidiger, doch der Inhalt des „Kompromisses“ ist unverhandelbar. Kompromiss ist daher auch gar nicht das richtige Wort, es handelt sich um ein Diktat.

Im Kern streiten sich Griechenland und seine Gläubiger seit Monaten um die immer gleiche Frage: Kann das Land noch weiter sparen, obwohl die griechische Wirtschaft um fast ein Drittel geschrumpft ist? Oder wird die Krise noch schlimmer, wenn der Staat ständig kürzen muss? Das technische Wort für diesen Disput heißt „Primärüberschuss“. Damit ist das Haushaltsplus gemeint, wenn man den Schuldendienst abzieht.

Auf den ersten Blick wirken die Gläubiger großzügig, weil sie für dieses Jahr nur einen Primärüberschuss von einem Prozent verlangen. Doch in den nächsten Jahren soll das griechische Haushaltsplus deutlich steigen – und noch über den Werten liegen, die das reiche und florierende Deutschland erreicht. Die Ideen der Troika sind völlig illusorisch, auch wenn Kanzlerin Merkel ständig so tut, als wäre sie der personifizierte Pragmatismus.

Tsipras hat Recht, wenn er gegen diese Sparpolitik der Gläubiger rebelliert, die die griechische Wirtschaft stranguliert. Aber dieser Widerstand war immer aussichtslos. Denn die Eurogruppe könnte gut damit leben, wenn es zu keiner endgültigen Einigung kommt. Man kann die Griechen auch knebeln, indem man sie von Monat zu Monat „rettet“ – und ein Grexit ständig möglich bleibt.

Eurogruppe riskiert immer noch den Grexit

Solange ein solcher Austritt denkbar ist, wird niemand in Griechenland investieren – und die Wirtschaft weiter schrumpfen. Für die Griechen ist es daher extrem kostspielig, die Verhandlungen in die Länge zu ziehen. Die Eurogruppe hat kühl kalkuliert, dass Tsipras irgendwann einlenken muss. Jetzt hat er offenbar nachgegeben und die Primärüberschüsse akzeptiert.

Trotzdem ist dies kein Triumph der Eurogruppe, die gern den Fehler macht, in den Kategorien von Sieg und Niederlage zu denken. Doch es kann keinen Sieg geben. Selbst wenn Tsipras Primärüberschüsse zusagt, werden sie niemals fließen, denn eine schrumpfende Wirtschaft kann keine Überschüsse produzieren. Zudem ist keineswegs sicher, wie die Verhandlungen ausgehen. Die Eurogruppe riskiert noch immer einen Grexit, bei dem sie nichts gewinnt – der aber die ganze Eurozone sprengen kann. So sieht Wahnsinn aus.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
Mehr zum Thema

48 Kommentare

 / 
  • Eine kluge Situationsanalyse Frau Herrmann :-) !!!

    ..in mir kommt ein Gefühl auf... das die EU zu sehr in `Arroganz der Macht´ verharrt und versucht, Griechenland in eine Rolle der "Dienerschaft" zur Austerität zu drängen..welches einem moderaten Grexit gleichkommt. Trotz Euro.

    Das dürfte sich als schädlich für die EU beweisen, genauso wie diese blöde Sanktionskultur/Kalter Krieg Stimmungsmache gegen Russland sich als schädlich für die EU zeigt.

  • Paul Krugman; Thinking About the All Too Thinkable: http://nyti.ms/1IzgH8K

     

    Is Greece destined to grow: http://bit.ly/1SLbl1c

     

    Karl Whelans Antwort auf Francesco Giavazzi ("Die Griechen wählen die Armut, lasst sie doch diesen Weg gehen") : http://bit.ly/1Hv6v4L

  • ich folge der debatte, so gut es geht, aber es ist sehr schwierig. die aussagen widersprechen sich teilweise. will die griechische regierung wirklich keine reichensteuer, keine militaerausgaben senken? oder wird sie davon abgehalten, wie gysi sagt?

    was mir in der ganzen debatte fehlt, ist die anerkennung der tatsache, dass syriza noch nicht mal ein halbes jahr im amt ist, un din der ganzen zeit nur auf sie eingedroschen wurde. es gibt regierungen, die brauchen viele monate, um ueberhaupt eine koalition und ein kabinett zu bilden. das stand in griechenland nach 10 tagen. mit der haerte, wie hier gegen syriza vorgegangen wird, auch im ton - extrem ueberheblich (hausaufgaben!) - wurde nicht im ansatz gegen die staendig wechselnden vorgaengerregierungen angewandt. ist es das unbehagen der finanzminister mit einer sozialistischen regierung? und meine brennenste frage: wieso soll sich nur griechenland bewegen, und nicht bruessel? herr schaeuble z.b., mit seiner unertraeglichen larmoyanz? wer ist hier der grosse bremser einer loesung? sind es tatsaechlich immer nur die griechen?

  • Mal 'ne ganz dumme Frage : Wer glaubt denn , dass Deutschland (Exportmeister der EU !) jemals seine Staatsschulden - sagen wir mal : ca die Hälfte davon oder einfach tausend Milliarden Euro - ablösen können wird ? Bei gleichbleibend schlechten oder sich verschlechternden Bedingungen für Wirtschaftswachstum ringsum ?

    Antwort : Nein .

    Steht dieser Antwort entgegen , dass D noch den Schuldendienst betreiben kann ?

    Antwort : Nein .

    Hat die Schuldenbremse zusammen mit Schuldendienst etwas damit zu tun , dass D hinsichtlich Infrastruktur von der Substanz lebt ?

    Antwort : Ja .

    Spekulation :

    Würde eine erklärte Staatspleite Griechenlands und ein Grexit die Zeit bis zum Crash der Euro-Währung verkürzen ?

    Antwort : Sehr wahrscheinlich .

    Wird die Euro-Gruppe alles tun , um Letzteres zu verhindern bzw. hinauszuzögern ?

    Antwort : Ja .

    • @APOKALYPTIKER:

      Die Antwort auf Ihre erste Frage, eine wer?-Frage, kann doch nicht Nein lauten :)

       

      Inhaltlich ist Ihr Kommentar aber über jeden Zweifel erhaben. Ich würde vielleicht in Bezug auf den Euro, die Eurozone und die EU in ihrer aktuellen neoliberalen Form noch hinzufügen wollen:

       

      Ist ein Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vorzuziehen?

      Antwort: Ja.

  • Feudales Deutschland und Europa!

    Es ist so einleuchtend wie bezeichnend, wenn der Sonder- oder Notgipfel der EU-Regierungschef zunächst ohne Ergebnis blieb. Besondere Beachtung verdient, dass dieser Ausgang von der deutschen Kanzlerin schon vor Beginn der Verhandlungen festgelegt war. Ihr Statement, es gäbe keine Geschäftsgrundlage für Entscheidungen, spiegelt des seit geraumer Zeit geltende hierarchische Prinzip im europäischen Staatenbund. Wenn die Führungsnation spricht, soll sein, was sie sagt. Merkel etikettiert einen Sonder- zum „Beratungsgipfel“ um, und keiner widerspricht. Hat man es mit einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten oder Gleichgeschalteten zu tun? Erleben wir statt eines föderalen ein feudales Europa? Aber man sollte wissen, wer mit dem Schwarm schwimmt, landet irgend wann im Netz.

  • Ich gehe einmal davon aus, die Informationen die in Deutschland zugänglich sind, decken zum größten Teil die Kommentare in Deutschland ab? Wer von den Kommentatoren war bei den Verhandlungen persönlich anwesend? Um über ein Land, Personen so undifferenziert, ja in Teilen grenzt es schon an Volksverhetzung, so abfällig zu kommentieren? Diese zum Teil widerlichen Kommentare, dachte ich gab und gibt es nur in Diktaturen?

  • Vladimir 52 Die einzigen die sich hier in verantwortungsvoller sträflich verspekuliert haben, ist die Troika. Dank der einseitigen Berichterstattung, klatscht der Mainstream und die Mehrheit noch Beifall? Was würde ich drum geben, hätten die internationalen Gläubiger nach dem 2 WK und Völkermord, genau so gegenüber Deutschland reagiert. Aber wie es scheint, ist schummeln, das haben im Übrigen alle in Europa gemacht, schlimmer zu bewerten als wenn man Kriege und Völkermord zu verantworten hatte? Anders kann ich die Haltung vieler in Deutschland nicht mehr nachvollziehen. Warum will man Griechenland nicht zu den gleichen Konditionen, beim Wiederaufbau unterstützen wie einst Deutschland? Widerlich was hier in Europa abläuft, nur noch widerlich.

  • ich spekuliere mal, dass das griechische Regime sich in wohl kalkulierbarer und unverantwortungsvoller Weise sträflich verspekuliert hat. Die Brüsseler Politiker haben sich hingegen lediglich zum angeblichen Wohle Europas verkalkuliert.

    Aber so ist das nun mal, wenn blinde Technokraten auf noch blindere Ideologen treffen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Im vorherrschenden Meinungsstreit fehlen mir leider nötige Informationen, um mit letzter Sicherheit eine Beurteilung vornehmen zu können.

     

    Wenn dem tatsächlich so sein sollte, dass die griechischen Milliardäre von angemessener Besteuerung verschont blieben, wäre dies eine ausgemachte Schweinerei. Eine Schweinerei, die auch dadurch nicht besser würde, weil sie von Gesinnungsfreunden begangen worden ist.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      @Wolfgang Leiberg

      Das wird doch seit 2008 schon gemacht. Es werden doch nicht Länder gerettet, sondern Banken und die sog. Reichen. Auch Griechenland wird nicht wirklich geholfen, sondern es werden internationale Gläubiger, welche sich verspekuliert haben, gerettet. 90% der Gelder fließen doch eben an o.g. Personenkreise?

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Oder ganz konkret: Syriza erlaesst PAOK Saloniki 2/3 seiner Steuerschulden.

      (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/griechenland-erlaesst-fussballverein-paok-saloniki-steuerschuld-a-1026241.html)

      Das nenne ich Klientelpolitik vom feinsten.

      • @naemberch:

        Nee, nix anderes macht Schäuble, wenn er den Steuerhinterziehern die Strafe für den Fall erlässt, wenn sie ihre Steuern sofort nachzahlen und sich selbst anzeigen.

        In der BRD gilt das als ein rechtsstaatliches Verfahren. Sehen Sie irgendwelche Klientelpolitik, die die Bundesregierung mit diesem Erlass erteilt?

        Oder sehen Sie das nur, wenn in Griechenland rechtsstaatliche Verhältnisse gelten und Gesetze für alle gelten?

        • @Age Krüger:

          Die korrekte Analogie an dieser Stelle wäre, wenn Dr.Schäuble seinem Lieblingsfußballverein die Steuerschuld erlassen würde.

          • @Dhimitry:

            Nein, Sie verstehen den SPON-Artikel nicht.

            PAOK profitiert von einem Rechtserlaß, der eben bisherige Steuersünder dazu ermuntern soll, ihre Steuern endlich zu zahlen. Es ist rechtsstaatlich vollkommen irrelevant, ob Tsipras PAOK mag. Jeder Steuersünder hat in einem Rechtsstaat das Recht, die Möglichkeiten, die ihm dieser Staat bietet, auch zu nutzen, unabhängig davon, wie sympathisch ihn Ministerpräsidenten oder Finanzminister finden.

             

            Btw: Haben Sie einen Beleg dafür, dass die beiden Athener Tsipras und Varofakis Fans von dem in erbitterter Gegnerschaft zum AEK Athen stehenden PAOK Saloniki Sympathien hätte? Wenn Sie Analogien suchen, dann wäre es eher so, dass der bayerische Finanzminister Borussia Dortmund Steuerschulden erlassen würde.

            Dieser SPON-Artikel ist mal wieder einer, wie ich zugebe, gut gemachter Artikel der BLÖD-Sorte, die keinerlei Belege liefern, sich aber gut zum Hetzen eignen.

            Sollte Ihnen eigentlich nicht passieren, dass Sie das nicht bemerken.

            • @Age Krüger:

              Nungut, Recht haben Sie. Ich weiß weder, wen Tsipras und Varoufakis, noch wen Schäuble im Fußball gut finden. Es ist aber europaweit ein unschönes Phänomen, dass gerade Fußballvereine immer wieder mit Steuergeld beschenkt werden. Das ist nicht nur Verschwendung, sondern führt auch zu Wettbewerbsverzerrung im Sport.

              • @Dhimitry:

                Da gebe ich Ihnen auch Recht.

                 

                Ich begrüße sehr den Bremer Senat, der in Zukunft die Fußballvereine zu den Einsatzkosten der Polizei heranziehen will, die sie verursachen.

  • Ob er nun frist oder nicht, sterben wird er sowieso müssen - politisch wird Tsipras das nicht überleben, alles was er erreichen kann ist, seinen politischen Tod noch ein paar Monate zu verzögern.

     

    Ein weiterer verantwortungsloser Politiker - wie wir heutzutage so viele haben...

    • @Grisch:

      Jaja, wird Zeit, daß die AfD in Europa das Ruder übernimmt.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Werden eigentlich endlich die Oligarchen in Griechenland zur Kasse gebeten oder sind die wirklich Vermögenden weiterhin Außen vor? Was ist eigentlich mit den an der Steuer vorbei geschleusten Milliarden in der Schweiz geworden? Die Schweiz hatte doch Griechenland ein Steuerabkommen angeboten, wodurch sofort 20 Milliarden gezahlt worden wären. Kaufen griechische Finanzbehörden eigentlich auch Steuer CDs auf? Eine linke Regierung besteuert Vermögende auch weiterhin nicht angemessen. Die EU interessiert dies nicht und macht diesbezüglich keinen Druck. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn nicht mal mehr linke Regierungen Steuern für Vermögende erheben.

    • @2097 (Profil gelöscht):

      Bisherige Bemühungen dort hingehend, die Reichen angemessen zu besteuert, wurden vom IWF erfolgreich blockiert. Es ist nicht so, dass solche Ideen nicht existieren, aber es ist von den Gläubigern nicht gewünscht und sogar untersagt.

      • @René Sodtke:

        Das Gegenteil ist richtig.

        Die Lagarde Liste der Steuersuender kam vom IWF.

        Die wurde aber von Tsipras bisher genauso ignoriert wie von den Vorgaengern.

        Und die bisherige Politik von Tsipras ist:

        - Steueramnestie fuer Steuerschuldner

        - geplante Amnestie fuer Steuerhinterzieher.

      • @René Sodtke:

        Ist diese Behauptung irgendwie belegbar?

    • @2097 (Profil gelöscht):

      Die griechischen Linken fordern doch, dass Vermögende zur Kasse gebeten werden - solange es sich dabei nicht um Griechen handelt.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Das griechische Beharren auf sozialen Mindeststandards als Klientelpolitik und Reformverweigerung zu diskretieren, bedarf schon einer erheblichen Dreistigkeit. Welcher Kontostand bestimmt solch eine Haltung?

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Was hat ein Rentensystem das 16 % des BIP kostet (zum Vergleich Deutschland 10%) mit sozialen Mindeststandards zu tun ?

      Gibt es ein Recht auf Verschwendung ?

      • @naemberch:

        Was ein Rentensystem, das 10% des BIP "kostet", mit sozialen Mindeststandards zu tun hat, wird allgemein im Begriff "Altersarmut" zusammengefasst.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @naemberch:

        Das Benutzen von Zahlen führt dann zu Glaubwürdigkeit, wenn Quellen für diese angegeben werden. Ich gehöre zu jenen Menschen, die überprüfbaren Zahlen Glauben schenken ... wenn sie denn vorgelegt werden.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Was haben denn z.B. Frühverrentung und die Unlust auf Steuererhebung bzw. -erhöhung mit sozialen Mindeststandards zu tun?

  • Frau Herrmann sieht das goldrichtig, aber dem ist noch hinzuzufügen, dass da ein deutscher Golem auferstanden ist, der in seinem Wahn ganz Europa auseinanderreissen könnte.

  • Nicht die Sparpolitik der Glaeubiger stranguliert Griechenland, sondern die weiter auch unter tsipras bestehende Klientelpolitik und die Reformverweigerung.

    Auf Dauer kann man nicht auf Kosten anderer, in diesem Fall die EU, leben.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    "Die Würde des Menschen ist unantastbar" heißt es ebenso vollmundig wie folgenlos im Grundgesetz unseres Landes.

     

    Wie sich im Kleinen zunehmend Tag für Tag Würdelosigkeit als konstituierendes Merkmal breit gemacht hat, geschieht dies auch im Großen, etwa im Umgang mit Griechenland. Ich bewundere die griechischen Vertreter in ihren aussichtslosen Verhandlungen mit den Vertretern europäischer Macht, wie sie noch immer gute Miene zum bösen Spiel machen, obwohl sie bereits den Ausgang des Geschachers kennen. Welch eine Contenance!

     

    Ich habe für dieses würdeloses Rumgezocke nur ein Gefühl übrig: tiefe Verachtung. Davon jedoch so viel wie die Griechen Schulden und die reichen Europäer Hochmut. Wie sagte Max Beckmann 1933 bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Berlin: "Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich ko**en möchte."

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Wenn schon Bildung demonstrieren, dann bitte richtig: Das Zitat ist von Max Liebermann. Im Übrigen ist Naembrerch zuzustimmen. Wieso hat Griechenland einen Anspruch auf einen höheren Lebensstandard als andere Eu-Mitglieder? Wer derartige Misswirtschaft und Verschwendung betreibt, kann nicht erwarten, dass andere für ihn zahlen, das zu verlangen ist würdelos!

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @mir-kommen-die-tränen:

        Errare humanum est! Immer noch. Und immer wieder.

         

        Dies gilt selbst für jene, die Kritikerbashing betreiben und dabei nichts anderes sind als Wiederkäuer des veröffentlichten Mainstreams von ´Bild´ bis ´Welt´.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Griechenland ist nicht auf das Wohlwollen der übrigen EU Staaten angewiesen, Griechenland muss nur Schulden zurückzahlen - Woher das Geld stammt ist nur für Griechenland interessant. Tsipras könnte sich das Geld auch von den USA, Russland, China, Indien, Argentinien, Brasilien, Saudi-Arabien oder am Kapitalmarkt leihen.

      Nur hat leider niemand sonst irgendein Interesse daran, denn die Erwartungen irgendetwas zurückzubekommen sind offensichtlich sehr dürftig.

      Wenn Ihnen bei der EU schon zum Brechen ist dürfte ihnen beim Rest der Welt noch ganz anderes hochkommen.

       

      Ich weiß dass diese Frage bei der Moderation nicht so gut anzukommen scheint, aber stellen muss ich sie trotzdem: Wieviel Geld haben Sie den Griechen geliehen (also in griechische Staatsanleihen investiert)? Da Ihnen das Verhalten der EU missfällt nehme ich an dass Sie es besser machen und sich im Rahmen Ihrer Möglichkeiten beteiligen.

      Die Rechnung ist ganz einfach: Wenn 20 Mio mit der europäischen Griechenlandpolitik unzufriedene Menschen je 1000€ aus ihrer Altersvorsorge an die Griechen verleihen, dann steht es Tsipras frei für ne ganze Weile nach eigenen sozialen und gerechten Gesichtspunkten Reformen umzusetzen. Nur der Schritt von "Im Namen der Menschenwürde, gebt ihnen das Geld" zu "Im Namen der Menschenwürde, ich leie Euch mein Geld" ist scheinbar riesig. Bewerten kann das jeder für sich selbst.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Questor:

        Was das Brechen, den Dreck und Artverwandtes angeht, halte ich es noch immer damit, erst den Schmutz vor der EIGENEN Haustür zu entfernen, ehe ich mich zum Schmutz äußere, der im "Rest der Welt" anfällt.

         

        Ihr Hinweis hat eine lange Tradition als beliebter Kritikverhinderer, DDR in Anführungszeichen, "Geh doch rüber" und andere Blüten lassen grüßen!

         

        So wie ich den Finger an die hiesigen Wunden lege, sehe ich es als Aufgabe und Verpflichtung anderer an, dies bei sich selbst zu tun.

         

        Den Splitter im Auge der Anderen zu entdecken und das Brett vor dem eigenen Kopf dabei zu übersehen, war für mich noch nie Ausdruck geistiger Größe.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Die aermeren Euromitglieder (eg: Littauen,Slowenien,Slowakei), deren BIP unter dem von Griechenland liegt, sehen das etwas anders.

      Die sehen nicht ein warum sie einem spar- und reformierungsunwilligen Land mit einem hoeheren Lebensstandard diese Verschwendung finanzieren sollen.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @naemberch:

        Erstaunlich, dass aus jenen Ländern bislang noch keine Volkesstimme zu vernehmen war ... sondern, dass die lautesten Kommentare ausgerechnet aus dem reichsten Land dieser EU kommen.

         

        Verschwendung geht übrigens anders: PKW-Maut, G36, Meads, Elmau ... wie gerne hätte ich dazu einen profunden Kommentar von Ihnen vernommen ... wo war er?

         

        The times they are changing ... auf Griechenland wird Spanien mit podemos folgen. Der Neo-Liberalismus ist ein Auslaufmodell. Wetten, dass ...?

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Das wäre zu hoffen, aber wie die USA auch sehr gut zeigen, können auch nicht funktionierende Finanzsysteme durch Konflikte überall auf der Welt lang genug am Leben erhalten werde um die ganze Welt zu belasten.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @René Sodtke:

            Leider wahr! Doch wenn mir schon keine Hoffnung von Außen zukommt, muss ich mir meine nötigen Krücken zum Überleben selbst schnitzen!

  • Unsinn! Die "Eurogruppe" hat keineswegs "kühl kalkuliert". Sie hat lediglich darauf spekuliert, dass Tsipras irgendwann einlenken muss. So, wie andere darauf spekuliert haben, dass die Immobilienblase hält. Das Spiel zum Wahnsinn nennt sich Poker.

     

    Und nun, nur für die unter uns, die das in den letzten 20 Jahren vergessen oder nie gelernt haben: Es gibt einen inhaltlichen Unterschied zwischen einer SPEKULATION und einer KALKULATION. Kalkulieren kann man nur mit festen Größen. Wer spekuliert, benutzt dazu nicht beweisbaren Annahmen - von denen viele sich nachher als falschen Hoffnungen entpuppen.

     

    Darauf, beispielsweise, dass Tsipras und seine Griechen keine Alternative erkennen zum "Friss oder stirb!" ihrer Möchtegern-"Erzieher", würde ich persönlich nicht wetten. Griechenland wäre in der Vergangenheit vermutlich auch ohne jene überteuerten Einkäufe ausgekommen, die zur Überschuldung geführt haben. Es kann also in Zukunft durchaus ohne seine Gläubiger leben. Die Gläubiger hingegen haben wirklich etwas zu verlieren. Eine sichere Einkommensquelle nämlich. Und zwar für den Fall, dass die Griechen sagen: "Leckt uns doch! Das (eher übersichtliche) Risiko, tatsächlich zu sterben, gehen wir ein." Sollten sich die vermeintlichen Geier und Heuschrecken dann als Mörder entpuppen, die beim "Sterben" nur zu gern gern behilflich sind, wüsste die Welt wenigstens wieder, woran sie mit ihnen ist. Das hat sie nämlich in den letzten 100 Jahren schon beinahe ganz vergessen.

    • @mowgli:

      Die Verschuldung Griechenlands ist aus dem ueberbrodelden oeffentlichen Sektor und den grossen Rentenzahlungen entstanden (Sichwort Klientelpolitik) , und nicht aus "überteuerten Einkäufen".

      • @naemberch:

        Ach, so ist das!? Nun, dann sehen wir doch mal von den paar deutschen U-Booten ab, die Griechenland unbedingt noch kaufen musste, obwohl schon alle wussten, dass es pleite war. Die Frage bleibt dann immer noch, ob nicht die "Gläubiger" von heute die Kreditgeber von gestern sind. Die, Verzeihung!, Klugscheißer, die heute nicht bloß behaupten, dass die Renten zu hoch sind, sondern auch der öffentliche Sektor zu umfangreich, haben vor ein paar Jahren (als die Regierung ihnen noch gefallen hat) genau für diese Renten und diesen öffentlichen Sektor Kredite gewährt, für die es keine Deckung gab. Ist das so etwa richtig oder irre ich mich da total?

        • @mowgli:

          Die griechischen Schulden liegen bei 320 Milliarden, das U-Boot Geschaeft liegt bei 2,8 Milliarden.

          Es geht um die anderen 317 Milliarden, die zum grossen Teil fuer den ueberbrodelden oeffentlichen Sektor und die hohen Rentenzahlungen ausgegen wurden und immer noch werden.

          • 2G
            2097 (Profil gelöscht)
            @naemberch:

            Bitte nicht nur die Ausgabenseite beachten, die Einnahmenseite ist auch relevant. Die Vermögenden, Oligarchen wurden und werden in Griechenland überhaupt nicht besteuert. Milliarden wurden an der Steuer vorbei transferiert. Die Finanzbehörden haben nicht effektiv gearbeitet u.a. aufgrund von Korruption. Das Land würde sich heute den großen Teil seiner mittleren und unteren Rentenzahlungen noch leisten können, wenn der ganze Verwaltungsapparat nicht so ineffizient und korrupt wäre.

            • @2097 (Profil gelöscht):

              Es geht um Ihre Aussage " jene überteuerten Einkäufe, die zur Überschuldung geführt haben" und das Unfug.

              Der weitaus groesste Teil der Schulden stammt aus dem ueberbrodelden oeffentlichen Sektor und die hohen Rentenzahlungen.

              • 2G
                2097 (Profil gelöscht)
                @naemberch:

                Es geht um Ihre Aussage: "Der weitaus groesste Teil der Schulden stammt aus dem ueberbrodelden oeffentlichen Sektor und die hohen Rentenzahlungen." Das ist eine sehr einseitige Betrachtung. Die Einnahmenseite hat nicht funktioniert aufgrund einer ineffizienten korrupten Verwaltung, es wurde keine angemessene Steuererhebung bei den Vermögenden etc. vorgenommen. Wenn ein Staat seine schlechte Einnahmenpolitik mit der Aufnahme von Krediten kaschiert, wird es auch bei kleinen und mittleren Rentenzahlungen und einem kleinen öffentlichen Sektor weiterhin zu einer Überschuldung kommen. Neben dem Abbau des öffentlichen Sektors und der hohen Rentenzahlungen müssen auch die Vermögenden mit einer Vermögensabgabe und einer angemessenen Besteuerung herangezogen werden, damit wenigstens die Versorgung der mittleren und unteren Einkommensschichten zukünftig gewährleistet wird.