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"Zur Aufklärung hat Zschäpe nichts beigetragen"
Soviel wie die deutschen Aufklärungsbehörden hat sie allemal beigetragen.
"Wie hat der NSU seine Opfer ausgesucht? Warum wurde der eigene Mann, der Sohn, der Vater ermordet?"
Die Antwort ist erschreckend simpel und auch ohne Frau Zschäpe zu geben. Die Opfer wurden ausgesucht, weil sie "Ausländer" waren und sich die Mordabsicht zufällig leicht umsetzten ließ. Tiefgründiger wird es nicht.
Eines kann ich nur dazu sagen :
das Ganze hat schon Lindenstraßen- Format. Dat is ne " Soap Opera ".
Hans-Ulrich Grefe
Nur daß nicht Leichen den Weg pflastern!
Mit Verlaub - Gehts noch!
Diese Nummer macht es eigentlich noch schlimmer, weil Zschäpe spricht, ohne etwas zu sagen. Das heißt sie kooperiert gar nicht und damit ist die Sache auch vom Tisch, denn sie hat selber mindestens einen Brand plus Explosion verusrsacht, die Versendung der NSU-DVD übernommen und das viele Geld aus den Banküberfällen in Händen gehabt und ausgegeben. Dazu kam noch die intime Beziehung und damit auch die Nähe zu dem NSU-Haupttäter. Dazu ist sie noch im Untergrund geblieben, als ihre Straftaten verjährt waren - verräterisch. Und das kann man mit solchen Texten auch nicht entkräften, sondern damit schadet sie sich wohl auch eher. Ich hoffe auf Lebenslänglich plus Sicherheitsverwahrung - dann kann sie mit Anders Breivik die Brieffreundschaft wieder aufleben lassen ...
eine freundlich lächelnde Beate mit einem Heiligenschein, wie im "postillion" vorgestellt, und mit einem allen Standards entsprechenden moralischem Schudbekenntnis und und der Textbaustein-Entschuldigung; o.k. das kann man "zu Recht" als zynisch bezeichnen.
Aber... selbst wenn in ihr jemals Zweifel an ihrem Tun und Denken, so etwas wie Unrechtsbewussstsein aufgekommen wäre, allein um der Vergeltung des Untergrunds des NS"U" zu entgehen, bleiben ihr nur die Möglichkeiten zu schweigen oder anscheinend besser, um auch der Bundesanwaltschaft und dem VS entgegenzukommen, eine Aussage zu machen, die vor allem die These einer kleinen unabhängigen und unauffälligen Terrorzelle entgegenkommt. Denke, der Deal passt schon.
@Eigensinn Richtig.
"unglaubwürdig"... weil es der deutschen Mehrheit so gefällt?!
...
Das einzig Neue in Ihrer heutigen "Aussage", dürfte der Hinweis gewesen sein, dass die beiden Uwes wohl selbst von ihrer baldigen Aufdeckung ausgingen und auch Beate Zschäpe "nicht mehr zu 100%" vertrauten. Möglicherweise wollten sie aufgeben und mussten deshalb sterben - an einen Selbstmord der beiden glaubt jedenfalls außer dem GBA längst niemand mehr.
Alle offiziellen Annahmen sind für mich fern von jeder Wahrheit. Aktuell geht man davon aus, M. Kiesewetter musste sterben, weil die beiden Uwes bessere Waffen brauchten. Dass sich Mundlos und Kiesewetter aus der Thüringer rechtsradikalen Szene kannten ( Kiesewetters Lebensgefährte war Neonazi ), wird unter`n Tisch fallen gelassen. Der Verdacht liegt für mich nahe, dass M. Kiesewetter sterben musste, weil diese etwas erfahren hat und ich denke mehr, als rein über die Morde des NSU.
M. Kiesewetters Vita nebst Verbindungen scheinen in den Ermittlungen No-Go-Areas zu sein.
@lions Ja - wie überhaupt alle Verbindungen zwischen dem NSU und den Sicherheitsbehörden in diesem Prozess zu No-Go-Areas gemacht wurden. Ein umfassender Aufklärungswille ist - auch und gerade hier - nirgends erkennbar.
@lions Das wäre naheliegend. Kiesewetter wußte was und galt aus irgendeinem Grund als nicht zuverlässig.
Die Debattenkultur hat einen Tiefpunkt erreicht, findet Bayerns Landtagspräsidentin Aigner. Die CSU-Politikerin plädiert für einen anderen Umgang unter Politikern.
Kommentar zu Beate Zschäpes Aussage: In der Rolle der schwachen Frau
Beate Zschäpe inszeniert sich als Opfer, ihre Aussage ist unglaubwürdig, ihre Entschuldigung zynisch. Der Skandal muss ohne sie aufgeklärt werden.
Und wieder einmal hat Beate Zschäpe nicht viel Substantielles zum Prozess beigetragen. Foto: dpa
Was für eine Inszenierung: Nachdem sie zweieinhalb Jahre lang geschwiegen hat, stilisiert sich Beate Zschäpe zum Opfer. Zur schwachen Frau, die emotional von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos abhängig war, die von den zehn Morden, die dem NSU zur Last gelegt werden, immer erst im Nachhinein erfuhr und die aus Hilflosigkeit nichts unternehmen konnte. Das ist – besonders für die Angehörigen der Opfer – schwer auszuhalten. Doch es gehört zu einem Rechtsstaat, dass Angeklagte schweigen und auch lügen dürfen, um die eigene Haut zu retten.
Beate Zschäpes Einlassung widerspricht dem Bild, das viele Zeugen von der Hauptangeklagten im Münchener NSU-Prozess gezeichnet haben. Sie beschreiben Zschäpe als starke Frau und als überzeugte, ideologisch gefestigte Rechtsextremistin, die Böhnhardt und Mundlos im Griff hatte. Schwer vorstellbar, dass die beiden Männer, mit denen sie jahrelang im Untergrund lebte, eine Mordserie begingen, die sie selbst verurteilte. Warum auch hätte sie das zweieinhalb Jahre verschweigen sollen?
Zur Aufklärung hat Zschäpe nichts beigetragen: Sie hat keine unbekannten Details genannt, keine Namen von Unterstützern, kein Wort zu ihren Mitangeklagten oder etwaigen Verwicklungen des Verfassungsschutzes in NSU-Morde gesagt. Nichts zu der Frage, die die Angehörigen der Opfer so drängt: Wie hat der NSU seine Opfer ausgesucht? Warum wurde der eigene Mann, der Sohn, der Vater ermordet? Eingeräumt hat Zschäpe nur das, was ohnehin bekannt war und belegt ist. Ihre Entschuldigung am Ende der Aussage dürften viele Angehörige als zynisch empfunden haben. Zu Recht.
Dass mehr Erkenntnisse von Zschäpe kaum zu erwarten sind, zeigt ihr Vorhaben, nur zuvor schriftlich eingereichte Fragen des Gerichts und der Mitangeklagten von ihren Anwälten beantworten zu lassen. Zschäpe wird wissen, warum: Zu groß ist die Gefahr, dass ihre Aussage in einer Befragung zerlegt würde.
Eingeräumt hat Zschäpe nur das, was ohnehin bekannt war und belegt ist
Damit ist der öffentliche Hype um Beate Zschäpe hoffentlich vorbei. Ins Zentrum der Aufmerksamkeit gehört wieder das, worum es wirklich geht – eine Serie rechtsextremer Morde an zehn Menschen, von denen neun aus rassistischen Motiven getötet wurden: Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. Und das Versagen des Staates.
Die Aufklärung dieses Skandals muss jetzt ohne die Hoffnung auf einen Beitrag Zschäpes weitergehen. In einer Zeit, in der der Hass auf Migranten wächst, Rechtsextreme Zulauf haben und fast täglich Flüchtlingsheime brennen, ist das wichtiger denn je.
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Schwerpunkt Rechter Terror
Kommentar von
Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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Rechter Terror in Deutschland
Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.
■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.
■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.
■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.
■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.
■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.
■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.
■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.
■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.