Kommentar Windparks in der Ostsee: Gefahr für Vögel und Wale
Offshore-Windparks haben erhebliche ökologische Nebenwirkungen – vor allem für Raubvögel und Schweinswale.
E iner der größten Irrtümer in Bezug auf die Energiewende ist die Ansicht, dass Windkraftenergie komplett „grün“ sei. Dies zeigt auch ein jüngstes Beispiel: der Offshore-Windpark „Arkona“ in der Ostsee vor der Insel Rügen, der seit gestern in Betrieb ist. Bis zu 400.000 Haushalte soll die Anlage mit dem Strom versorgen können.
Jedoch ist der gewonnene Strom nicht so umweltfreundlich, wie er scheint. Der Windpark bietet ein großes Risiko für verschiedene Tierarten. Insbesondere Raubvögel, wie der vom Aussterben bedrohte Rotmilan, sind gefährdet. Sie nutzen die Aufwinde, welche die Windräder erzeugen, und geraten so in einen Sog, der sie schwer verletzen oder töten kann. Schätzungen zufolge gibt es jährlich etwa 10.000 bis 100.000 Vögel, die Schlagopfer von Windkraftwerken werden.
Bei Windparks auf dem Wasser sind allerdings nicht nur Vögel gefährdet, sondern auch die einzige in Deutschland lebende Walart, der Schweinswal. Dieser ist in der Ostsee schon vom Aussterben bedroht. Umso schlimmer ist es, dass er an den drastischen Folgen des Baus von Windkrafträdern leiden muss. Das Verankern der Windräder im Meeresboden produziert einen so höllischen Lärm, dass das empfindliche Gehör der Wale für immer geschädigt wird. Dadurch wird auch ihr Echolot unbrauchbar und sie können weder Nahrung finden noch sich im Meer orientieren.
Ein weiterer negativer Aspekt ist, dass es immer noch keine standardisierten ökologischen Verfahren zum Rückbau der Windräder nach dem Ende der Betriebslaufzeit gibt. Zurzeit ist eine Zerlegung der Windräder erst in Küstennähe möglich, wodurch wiederum Risiken für die Umwelt entstehen.
Ab 17. April übernehmen 50 junge Menschen aus ganz Deutschland zwischen 14 und 24 Jahren die taz, um mit uns eine Jubiläumsausgabe zum 40. Geburtstag der taz zu gestalten. Mehr unter taz.de/40
Bei dem Thema Windkraftanlagen muss immer wieder abgewogen werden, was für Prioritäten wir haben. Zum einen wollen wir umweltschonenden Strom haben und zum anderen wollen wir aber auch keine Tiere schädigen. Diese beiden Aspekte stehen zwar sehr nahe beieinander, sind aber, wie gezeigt, zwei ganz verschiedene Themen. Dabei sollte klar sein, dass kein einziges Tier sterben sollte, nur weil wir elektrischen Strom benötigen. Natürlich ist dieser aus unserem Alltag nicht wegzudenken, allerdings sollte mehr Geld in Forschung für Energien investiert werden, die für Umwelt und Tiere keine Bedrohung darstellen. Auch der Staat sollte mit Subventionen die Entwicklung von neuen Energiegewinnungsmöglichkeiten unterstützen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“