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Was sagen eigentlich diese Zahlen:
Von den 33169 Toten durch Schusswaffen in den USA im Jahr 2013 fielen 63,8% (21175) auf Selbstmorde, 1,5% (505) auf Unfälle und 0,8% (281) auf unklare Hintergründe, womit für Tötungsdelikte nur 33,9% oder 11208 Fälle übrig bleiben, und selbst diese zudem beinhalten noch Selbstverteidigung mit Todesfolge.
Quelle: https://en.wikipedia.org/...
Hochgerechnet sind die USA also per Waffenbesitzer (1 Tötung pro 8926 Personen bei 11208 Tötungen und ca.100.000.000 Besitzern) weitaus weniger gewalttätig als Deutschland (1 Tötung pro 1834 Personen bei 818 Tötungen und ca. 1.500.000 Besitzern).
zum Thema?
Diese Zahlen sagen, dass Sie irgendwo einen Rechenfehler gemacht haben. Die 11.000 Tötungsdelikte durch Schusswaffen in den USA haut ja hin, aber woher stammt die Zahl von "818 Tötungen" für Deutschland?
Für 2013 findet sich (in einem Artikel der ZEIT) analog zu den 11.000 Tötungsdelikten durch Schusswaffen in den USA die Anzahl von lediglich 54 Todesfällen durch Schusswaffen in Deutschland. In den USA ist dementsprechend das Risiko, erschossen zu werden, auch dann signifikant höher, wenn man es auf die Anzahl der Waffenbesitzer bezieht.
Die Parteien der Mitte meinen, mit empathischer Kümmerergeste „das Ossi“ für sich gewinnen zu können. Sie sollten sie lieber zum Mitwirken auffordern.
Kommentar Waffengesetze in den USA: Gewalt als Routine
Im Vorstoß Obamas liegt die Chance, die Normalität von Waffengewalt zu durchbrechen. Politisch begeht er ein Risiko. Aufgeben ist keine Option.
Trotz strikterer Waffengesetze: Die geschätzten 300 Millionen Knarren in Privathand werden im Umlauf bleiben. Foto: reuters
Barack Obama handelt. Das ist erst einmal eine gute Nachricht. Der US-Präsident will endlich auf die Waffengewalt reagieren und die Gesetze per präsidialem Erlass verschärfen. Schlupflöcher bei Waffenverkäufen sollen geschlossen und Geld investiert werden, um die Einhaltung der Gesetze zu kontrollieren. Damit macht sich Obama vom Kongress unabhängig, wo Gesetzesänderungen bisher immer am Widerstand der Republikaner scheiterten.
Im Vorstoß Obamas liegt Chance und Risiko zugleich. In den USA ist Waffengewalt zur Normalität geworden. Die nimmt man hin, hinterfragt sie nicht mehr. So ist es in Amerika nach jedem Amoklauf. Die Toten werden betrauert, Mahner mahnen, Waffenfans relativieren und am Ende ändert sich nichts. Gewalt als Routine.
Die Chance liegt darin, diese Routine zu durchbrechen. Nur wenn Politik handelt, um diese Normalität nicht länger hinzunehmen, kann Veränderung einsetzen. Niemand ist so naiv, zu glauben, dass mit Obamas Erlass alles besser wird. 300 Millionen Waffen bleiben im Land im Umlauf und Gewalttaten wird es trotz besserer Hintergrundchecks immer geben. Aber nichts tun ist keine Antwort.
Das Risiko ist ein politisches. Obama will nicht wiedergewählt werden. Das ermöglicht ihm, das Thema Waffen, das die Gesellschaft massiv spaltet, anzugehen. Doch Waffenfans und Republikaner werden seinen Erlass nicht hinnehmen. Sie werden versuchen, ihn juristisch zu Fall zu bringen – wie bei den umstrittenen Gesundheits- und Einwanderungsreformen. Die Krankenversicherung hat der Supreme Court durchgesetzt, über Einwanderung wird noch gestritten.
Die Waffenbefürworter werden außerdem die emotionale Karte spielen. Die Lobby ist perfekt darin, ihrer Klientel vorzugaukeln, dass der Staat ihnen die Waffen und damit ihre Freiheit nehmen will. Es sind keine rationalen Argumente, sie wollen die Wähler mobilisieren. Zwar befürwortet mittlerweile eine Mehrheit Maßnahmen wie Hintergrundchecks, aber für viele ist das nicht der wichtigste Wahlaspekt. Diejenigen hingegen, die Angst um ihre Waffen haben, gründen ihre Wahlentscheidung auf diesem Punkt.
Im Wahlkampf müssen die Demokraten darauf reagieren und zeigen, dass sie mit rationalen Argumenten Wähler mobilisieren können. Hillary Clinton hat Obamas Pläne bereits öffentlich unterstützt. Gut so. Aufgeben ist bei diesem Thema keine Option.
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Schwerpunkt Waffen in den USA
Kommentar von
Rieke Havertz
Leiterin taz.de
Jahrgang 1980, studierte Journalistik und Amerikanistik an der Universität Leipzig und der Ohio University. Seit 2010 bei der taz, zunächst Chefin vom Dienst, seit Juli 2014 Leiterin von taz.de. Schreibt schwerpunktmäßig Geschichten aus den USA.
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