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Kommentar Tragödie der SPDDie Irgendwie-Partei

Werden die Sozialdemokraten wieder zum Stützrad der Union? Fürs Land wäre es nicht das Schlechteste – für die Partei schon. Längst herrscht Melancholie.

Will für alle wählbar sein: Volkspartei im Schwundstadium Foto: dpa

Die SPD hat für eine 20-Prozent-Partei ein ordentliches Sondierungspapier ausgehandelt. Die nächste Regierung wird sozial­demokratisch geprägt sein, wenn auch weniger als die letzte. Auf der Habenseite der Genossen steht, dass die wachsenden Kosten im Gesundheitswesen künftig wieder fair geteilt werden. Die nächste Große Ko­ali­tion wird das Leben von Normalverdienern also ein bisschen verbessern. In der Europapolitik wird alles wohl so weitergehen wie bisher. Kein glänzender Aufbruch, aber auch kein EU-Abriss, wie er mit einem FDP-Finanzminister gedroht hätte. Realistisch gesehen ist nicht mehr drin als diese Regierung, mit der rechten Mehrheit im Bundestag.

Warum aber leidet die SPD dann so? Muss immer Tragödie, immer Drama sein? Die SPD ist seit je fasziniert von der Zukunft. Die Spannung zwischen dem Jetzt und der Utopie (oder handfester: dem sozialen Aufstieg ins Bürgertum) gehört zum Erbgut der So­zial­demokraten. Konservativen ist das fremd; sie halten das Jetzt für die beste aller Welten. Die Grünen wiederum wollen das Bedrohte bewahren.

Die Spannung zwischen dem Jetzt und dem Morgen trieb die Sozialdemokratie lange voran. Doch seit sie nicht mal mehr sonntags an den Sozialismus glaubt und das Aufstiegsversprechen für immer weniger Arbeiterkinder gilt, ist der kühne Fortschrittsglaube verdampft. Zurückgeblieben ist eine Neigung zum Grüblerischen und Melancholischen. Das letzte Mal, dass sich die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit schloss, war die Zeit von Ostpolitik und Bildungsreform. Das ist lange her.

Also alles nur Phantomschmerz? Nein. Es ist wirklich ernst. Die schrumpfende SPD ist dabei, von einer stolzen Programm- zur Funktionspartei zu verkümmern. Sie hat den Job, der Union eine Mehrheit zu verschaffen und sie mit ein paar Ideen zu versorgen. Staatspolitische Verantwortung wird zum Daseinszweck, die SPD zum Stützrad der Union. Das ist ziemlich demütigend.

Die SPD laboriert an den Widersprüchen einer Volkspartei im Schwundstadium. Sie will für alle wählbar sein und wird deshalb von immer wenigeren gewählt. Nach innen muss sie mühsam die stets etwas lauen Kompromisse austüfteln zwischen dem zufriedenen Facharbeiter und der prekären Jobberin, zwischen dem Busfahrer und der gut verdienenden leitenden Angestellten. Dieser Spagat wird in einer individualisierten Gesellschaft immer komplizierter. So wird die SPD zur Irgendwie-Partei. Martin Schulz hat dabei das fatale Talent, dieses Beliebige und Schwankende unverhüllt zum Vorschein zu bringen.

Am Ende kann die Basis nur zwischen Ja und Neuwahl mit zertrümmerter Parteispitze wählen – also Selbstzerstörung

Die SPD muss sich aber entscheiden. Die lauwarme Gemütlichkeit der Merkel-Ära geht vorbei. Mit dem Rechtspopulismus zieht scharfer Wind auf. Wenn der Wirtschaftsboom mal vorbei ist, kehren echte Verteilungskämpfe zurück. Die SPD braucht eine Wende nach links, mit Erbschaftsteuer und Umverteilung. Schafft sie das?

Ob die Partei in der Opposition dazu in der Lage wäre, ist offen. Sicher ist: Wenn sie nun brav mit Merkel regiert, bleibt alles, wie es ist: der linke Flügel lahm, der rechte tonangebend. Wenn die SPD regiert, heißt das: oben die Minister und die Fraktion, unten die Partei, die wie ein nervtötender, ewig quengelnder Verwandter behandelt wird, den man leider nicht loswird. Die Chuzpe, mit der Schulz & Co die Basis in die Große Koalition manövrieren, ist ein Vorgeschmack darauf. Der Schwur, ergebnisoffen zu verhandeln, war ein Meineid. Das Argument, dass der Parteitag nun gar nicht Nein sagen darf, weil doch am Ende die Basis entscheiden muss, ist ein rhetorischer Hütchenspielertrick. Denn am Ende kann die Basis nur zwischen Ja und Neuwahl mit zertrümmerter Par­teispitze wählen – also Selbstzerstörung.

Erst das Land, dann die Partei? Wahrscheinlich wird sich die SPD wieder für die Verantwortung fürs große Ganze entscheiden. In diesem Fall hat die Wahl etwas wirklich Tragisches.

Lesen Sie auch: „Im Kern gespalten“ – wie die SPD-Führung um ein „Ja“ des Parteitags geworben hat. Und: Wer? Wie? Was? – Wer stimmt in Bonn eigentlich ab?

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33 Kommentare

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  • „Realistisch gesehen“ verhandelt die SPD jetzt über eine Regierungsbeteiligung, in der sie wenigstens einen Bruchteil der Scheiße, die sie selbst hinterlassen hat, wieder wegwischen zu können. Mit „Aufbruch“ hat das rein nix zu tun. Die Hoffnung der SPD gleicht dem Bauern, der seiner Kuh vorne ein Stück Zucker auf die Zunge legt und dann hinten solange leckt, bis es süß wird.

  • 7G
    7964 (Profil gelöscht)

    Die SPD hat die letzten sagen wir 20 Jahre intensiv daran gearbeitet, dass die Schere zwischen arm und reich weiter aufgeht. Jetzt ist es eigentlich egal: Kommt es zu einer Fortsetzung der Groko, wird sie Wähler verlieren. Kommt es zu keiner Groko, dann auch. Ende Gelände!

  • Wennn es zu Neuwahlen kommt, kann die SPD durchaus gewinnen, wenn sie mit einer neuen führung antrehten und einen Wahlkampf machen, der soziale Gerechtikeit nicht als das drehen an ein paar rädchen darstellt, sondern der versucht grundlegend das system gerechter zu machen, in dem es z.B. den spitzensteuersatz anhebt, oder die erbsteuer, oder das bedingungslose grundeinkommen, ... .

    Aber solange soziale gerechtigkeit für die spd nur ein schlagwort zu macht ist, wird sie diese weiter verlieren (also sowohl die soziale gerechtigkeit als auch die macht)

    • 6G
      64984 (Profil gelöscht)
      @Arianus:

      Ja, das denke ich auch. Der Schulz- Hype am Anfang, als Schulz noch glaubhaft gesagt hat, man müsse ernsthafte Änderungen für Arbeitnehmer und Arbeitslose, Hartz-IV Empfänger etc. erreichen, hat gezeigt, dass locker 30-35% drin sind. Erst als man Schulz vom Seeheimer Kreis zurückgepfiffen hat, ihm gesagt, man dürfe es sich nicht mit der Wirtschaft verderben und Schulz dann nichts mehr gesagt bzw. Nur noch bedeutungsloses Geschwurbel („Mehr Zeit für Gerechtigkeit“) ging’s dann gegen 20%. Und auch dass die SPD in Niedersachsen nach Absage an eine Groko innerhalb kürzester Zeit 6% zugelegt hat, zeigt, was möglich wäre, wenn die SPD aufhören würden, sich an den Wirtschaftsbossen und Reichen und Mächtigen zu orientieren, sondern konsequent für die 80%-90% normalen Menschen einsetzt und das nicht nur im Programm und Sonntagsreden, sondern dem täglichen Handeln in der Regierung.

    • @Arianus:

      So ist es. Die Mutti muss Neuwahlen viel mehr fürchten. Natürlich versteht das die alte SPD Führung nicht. Voraussetzung ist ja ihr Abtritt...

  • Hallo KENDI, ich denke die TAZ weisst hier zu recht und in aufklärerischer Form darauf hin, dass die SPD in ihrer momentanen Form zu einer Partei geworden ist, die politisch linke Kräfte bündelt, um diese dann basierend auf Machterhaltswünschen mittels GroKo für rechte Politik zu nutzen.

    Dass dieses Vorgehen der SPD immer weiter schadet ist der Wille mündiger Wähler mit politischem Durchblick. Und eine logische Abstrafung für das Brechen von Wahlversprechen.

    Bezüglich einer SPD/CDU/Grüne Option glauben sie doch nicht allen Ernstes, dass die CDU nach dem schlechtesten Bundestagswahlergebniss seit fast 50 Jahren auf die Prozente ihrer Schwesterpartei der CSU verzichten und die seit 1949 bestehende Koalitionsehe brechen wird? Nur um diese dann für die Zukunft zu schwächen?

    • 6G
      64984 (Profil gelöscht)
      @Monk:

      Hallo Monk,

      freiwillig wird die CDU garantiert nicht auf die Prozente der Schwesterpartei CSU verzichten.

       

      Aber wenn es für die CDU keine andere Koalitionsm-Möglichkeit mehr gibt, dann wird sie als letzten Ausweg auch diese Option in Betracht ziehen. Zumindest wenn sie die Befürchtung hat, dass Neuwahlen noch schlechter für sie wären.

      Letzteres könnte z.B dann eintreten, wenn die öffentliche Meinung der CDU die Schuld dafür gibt, dass es keine stabile Regierung gibt und es zu Neuwahlen kommt, weil die CDU die Interessen der Partei über die des Landes stellt.

      Oder wenn die SPD mit einer konsequent sozialen Ausrichtung wieder zu Umfrageergebnissen um die 30% kommt, wie schon zu Beginn der Schulz -Ära.

  • Wenn es in Deutschland eine sozial-demokratische (der Bindestrich ist wichtig) Partei gäbe, würde ich sie ja wählen, aber diese von G. Schröder und seinen apologetischen Epigonen jeglicher Glaubwürdigkeit in sozialen Fragen beraubte Partei, gehört in den Orkus der Geschichte. Im Gegensatz zur nur mit wenigen Prinzipien belasteten CDUCSU hat die SPD mit ihrer moralisch grossen Klappe immer nur gelogen. Rhetorisch immer die Rechte der Arbeitnehmer und Renter hochhalten und dann Hartz IV einführen und der Finanzindustrie die Rosette vergolden, in dem man die umlagefinanzierte Rente demontiert und betrügerische Sparverträge (Riester, Rürup) mit Steuergeldern subventioniert und dann nebenher noch die gesetzlichen Grundlagen des Prekariats mittles Überarbeitung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetz zementieren. Danke SPD.

     

    Wenn ich eine Partei möchte, für die Menschen nur Produktivkräfte sind und die Umwelt nur eine wirtschaftliche Resourcen ist und die die Qualität des gesellschaftlichen Lebens lediglich im Wohlergehen einiger Grosskonzerne misst, kann ich gleich CDUCSU (mit Kirchensteuer), FDP (ohne Soli) oder AFD (ohne Flüchtlinge) wählen.

     

    Ich würde mich freuen, wenn es tatsächlich zu einer Art Neugründung der SPD käme, aber diese Partei mit ihrer Führungselite (sic!) aus Schulz-Nahles-Gabriel hat es verdient unterzugehen.

  • Man muss von dem grundsätzlichen Gedanken weg kommen, die SPD wäre wegen der Groko so tief gesagt. Das ist absolut falsch!

     

    Es gibt exakt zwei Gründe, warum die SPD die letzte Wahl so vergeigt hat:

     

    1. Sie hat den absolut schlechtesten Wahlkampf aller Zeiten geführt. Ein inhaltsloser, phrasendreschender und miesepetriger Kanzlerkandidat und eine Partei, die es nicht mal ansatzweise geschafft hat, dem Wähler die Erfolge der letzten vier Jahre aufzuzeigen. Das man den Mindestlohn durchgesetzt hat? Von Herr Schulz nie thematisiert. Nichts, gar nichts kam von ihm, nur Phrasen und hohles Gelaber.

     

    2. Die klassischen Wähler der SPD haben bis heute nicht vergessen, was passierte, nachdem die SPD das letzte mal den Kanzler stellte. Solange die SPD sich nicht absolut von der Agenda 2010 distanziert und rückgängig machen will, wird das nichts mehr. Millionen Opfer der "Sozial"-Reformen haben keinen Bock auf eine Partei, die diese Reformen bis heute "im Grunde nach" (O-Ton Schulz) in Ordnung findet.

  • Die SPD sollte sich vorrangig darauf konzentrieren endlich wieder auf Ihre Kernkompetenz zu konzentrieren.

    S = Sozial

    Man muss sich vor Augen halten, dass durch eine Rot-Grüne Regierung die Grundlage (Agenda 2010) für die herrschende soziale Schieflage in Deutschland geschaffen wurde. Die SPD ist leider schon lange nicht mehr die Partei der ArbeiterInnen.

    Die SPD hat viel aufzuarbeiten.

  • Es ist falsch, daß die Groko "für das Land gut ist".

     

    Langfristig gesehen ist der Zerfall einer großen sozialen Volkspartei schlechter für das Land als eine Minderheitsregierung oder Neuwahlen.

     

    Ein Verlust der Parteispitze und weiterer 5% Wählerstimmen wäre für eine SPD, die sich wieder ihren klassichen Kernthemen widmen kann, kein Problem. Man hat gesehen, wie die SPD am Anfang des Schulz-Booms auf 30% kam. Die Wähler sind da, sie wollen aber eine erneuerte SPD. Würde sich die Partei also schmerzhaft erneuern, käme sie in 4 Jahren mit neuem, linkerem Spitzenpersonal möglicherweise auf 30% oder mehr. Die kurzfristige Schwächung müßte man für den langfristigen Erfolg in Kauf nehmen.

     

    Leider denkt niemand mehr langfristig. Alle haben nur noch Angst vor dem kurzfristigen Abstieg. Das ist eine kurzsichtige Rette-sich-wer-kann-Mentalität. DAS ist selbstzerstörerisch, nicht das Abwerfen der verbrauchten Parteispitze. Jenes wäre dringend notwendig.

     

    Aber der SPD-Parteisoldat kämpft, wie die Wehrmacht, bis zur letzten Patrone für die kaputte Führung. Ist wohl irgendwie typisch deutsch.

  • Es ist falsch, daß die Groko "für das Land gut ist".

     

    Langfristig gesehen ist der Zerfall einer großen sozialen Volkspartei schlechter für das Land als eine Minderheitsregierung oder Neuwahlen.

     

    Ein Verlust der Parteispitze und weiterer 5% Wählerstimmen wäre für eine SPD, die sich wieder ihren klassichen Kernthemen widmen kann, kein Problem. Man hat gesehen, wie die SPD am Anfang des Schulz-Booms auf 30% kam. Die Wähler sind da, sie wollen aber eine erneuerte SPD. Würde sich die Partei also schmerzhaft erneuern, käme sie in 4 Jahren mit neuem, linkerem Spitzenpersonal möglicherweise auf 30% oder mehr. Die kurzfristige Schwächung müßte man für den langfristigen Erfolg in Kauf nehmen.

     

    Leider denkt niemand mehr langfristig. Alle haben nur noch Angst vor dem kurzfristigen Abstieg. Das ist eine kurzsichtige Rette-sich-wer-kann-Mentalität. DAS ist selbstzerstörerisch, nicht das Abwerfen der verbrauchten Parteispitze. Jenes wäre dringend notwendig.

     

    Aber der SPD-Parteisoldat kämpft, wie die Wehrmacht, bis zur letzten Patrone für die kaputte Führung. Ist wohl irgendwie typisch deutsch.

    • @kditd:

      genauso ist es, dem ist nichts hinzuzufügen außer, dass die SPD endlich mal wieder aufstehen und den hierfür notwendigen Mut zeigen sollte dann wäre sie auch wieder als große Volkspartei erkennbar und wählbar.

  • Die SPD hat in der GroKo mehr erreicht als manche denken.

     

    Wir sollten nicht vergessen, dass es ohne die SPD gar nicht erst zur anfangs wirklich guten Flüchtlingspolitik Merkels gekommen wäre, die Hunderttausenden Menschen, die in Süd-/Osteuropa fest steckten, das Leben gerettet hat. Die FDP hätte sie dort einfach krepieren lassen.

     

    Wenn sich die SPD in den Koalitionsverhandlungen weiter vor allem für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzt und andere soziale Themen der CDU/CSU überlässt, hat sie gute Chancen, doch noch den Familiennachzug für alle durchsetzen und die Obergrenze für Flüchtlinge zu verhindern.

  • Jemand (ich nicht) hat auf ZEIT-Online einen einfachen Satz geschrieben (Schlichtheit adelt): Wenn die SPD dem Land nützt, wird es auch ihr nützen. - Hingegen schrieb die WELT: Die SPD muss sich selber nützen, das wird auch dem Land nützen (sinngemäss). - Ausgerechnet die WELT gibt der SPD einen (vergifteten) Rat ? Ich wünsche der SPD mehr Gelassenheit, mehr Selbstvertrauen - Stolz auf das Geleistete , und auf das, was jetzt an Gutem für unser Land möglich ist !

  • Vielleicht hilft der Hinweis. Da sich in der SPD verantwortliche Positionen (Pöstchen) in der gleichen Weise wählen lassen wie in anderen (Volks)Parteien, kann man sich die SPD sparen wenn das woanders schneller und besser gelingt. Erschwerend kommt hinzu, daß die fettgesogenen Vorstandsgebilde dialogfähig im eigenen Interesse, nicht dialogfähig in Fragen der Verantwortung, der Kurskorrektur, der Gegenwart und der Zukunftsaussichten sind, indem sie nicht anders können. Deshalb unterstütze ich mit Verve die Tragödie des Schreckens mit dem Untergang einer dauerhaft ahnungslosen Sofortdumm Partei. Applaus!

  • Richtig: Die Irgendwie-Partei

    Eine alte Weisheit der Seefahrer lautet: "wer nicht weiss wohin er will, wird nie erfahren wann er angekommen ist!"

    Ich empfehle zum 200. Geburtstag von Karl Marx. Er empfahl damals die Analyse der internationalen Funktionen der deutschen Lohnabhängigen in der weltweiten Arbeitsteilung und die aufmerksame Beachtung der Unterschiede zwischen den Nichtbesitzenden verschiedener Weltregionen.

    Das gilt regional wie international!

    Aktualisiert hat dies Gunnar Heimsohn im Demographic War Index 2017

    Er sieht die Parallelen beim Zerfall der globalisierten Ordnung.

    Bei der Kriegsgefahr bleibe ich bei den Thesen von Gunnar Heinsohn. Es geht um den Anteil der jungen Männer.

    Wo es gefährlich wird, zeigt sein aktueller War-Index: https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/aktueller-war-index-von-professor-heinsohn/

    Wer nicht hinschaut, kann nichts sehen!

  • 6G
    64984 (Profil gelöscht)

    „Denn am Ende kann die Basis nur zwischen Ja und Neuwahl mit zertrümmerter Parteispitze wählen – also Selbstzerstörung.„

     

    Nein, die Parteibasis hätte noch eine 3. Option (s.u.) und nein, eine Neuwahl mit zertrümmerter und dann neuer Parteispitze würde im Fall dieser 3. Option nicht zur Selbstzerstörung, sondern sogar zur Stärkung der Partei führen.

     

    Diese 3.Option wäre die klare Aussage, dass man mit der CSU keine Koalition mehr als eingehen wird, dass man aber anbietet mit CDU und Grünen ohne CSU über eine neue Koalition zu verhandeln.

    Dies wäre keine Groko und damit hätte man Wort gehalten. Außerdem würde eine solche Koalition ruhig und stabil arbeiten ohne das stetige Geschrei der CSU.

    Und selbst wenn die CDU dem eine Absage erteilt, wäre dieser Vorschlag bei den dann folgenden Neuwahlen Gold wert. Denn die SPD könnte den Wählern sagen, dass sie sich nicht der Regierungsverantwortung entzogen hat. Dies war dann die CDU. Und die CDU ist ihrer Verantwortung für das Land nicht gerecht geworden, sondern stellt die Interessen von CDU/CSU über die Interessen des Landes.

    Und man könnte beim Wahlkampf den Wählern glaubhaft versichern, man würde nicht wieder eine Groko gehen, sondern könnte glaubhaft mit wirklich sozialdemokratischen Positionen in den Wahlkampf ziehen. Und damit hätte man Chancen auf mindestens 30%, wie die Anfangszeit von Schulz gezeigt hat.

    • @64984 (Profil gelöscht):

      Wenn Sie glauben die CDU würde sich so sehr grundlegend von der CSU unterscheiden, dann irren Sie sich. Letztere hat in der neokonservativen Gesamtstrategie lediglich den Part des geifernden Kettenhundes übernommen.

      Das Frauchen am anderen Ende der Leine ist nicht minder gefährlich, sonst hätte sie sich von dem Köter längst getrennt.

      • 6G
        64984 (Profil gelöscht)
        @LittleRedRooster:

        Ich glaube nicht, dass sich die CDU grundlegend von der CSU unterscheidet, vor allem nicht die Wähler. Die Unterschiede sind graduell. Merkel ist ebenfalls neokonservativ und neoliberal und versteckt das nur besser. Aber sie ist eher zu Kompromissen bereit, einfach um ihre Macht zu sichern als Seehofer, Dobrindt, Söder, Scheuer und Co. Auch weil die CSU im November eine Wahl hat und jeder Kompromiss an ihre Existenz geht.

        Und daher denke ich, dass SPD und Grüne gemeinsam in Verhandlungen viel mehr mit der CDU erreichen können als die SPD in den Sondierungsverhandlungen mit CDU/CSU.

        Ob die CDU dazu bereit wäre? Siehe meine Antwort auf Monk.

  • "Die SPD muss sich aber entscheiden. .... Wenn der Wirtschaftsboom mal vorbei ist, kehren echte Verteilungskämpfe zurück."

     

    Die SPD kann und muss sich nicht entscheiden. Die Zeit für Verteilungskämpfe ist noch nicht da.

     

    Wer heute einen Verteilungskampf beginnen will gerät ins gesellschaftliche Abseits.

    • @A. Müllermilch:

      Nein der wird von bürgerlicher Presse und neoliberalen Linken (Antisemitismusvorwurf) ins gesellschaftliche Abseits gedrängt.

      Das Verteilungskämpfe ein Thema sind beweist die AfD mit ihrer Propaganda.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    "Die Spannung zwischen dem Jetzt und der Utopie (oder handfester: dem sozialen Aufstieg ins Bürgertum) gehört zum Erbgut der Sozialdemokraten. Konservativen ist das fremd; sie halten das Jetzt für die beste aller Welten."

     

    Falsch! Ein Konservativer hält nicht das Jetzt für das Beste. Im Gegenteil, er glaubt nicht daran, das ein Ideal, ein Optimum, eine Utopie in der Realität existieren kann. Er empfindet aber das Jetzt nicht als so schlecht, als das es einen Ruf nach Revolution bräuchte. Ganz gleich, ob er von links oder rechts kommt. Er bewahrt das Bewährte so lange, bis das Bessere erkannt und greifbar ist. Konservativismus ist auch Pragmatismus.

  • Martin Schulz hat viel Verantwortung auf sich genommen und als Mensch viel durchgemacht. Er ist wirklich in Ordnung, aber zu gutmütig für das Haifischbecken.

    Ich denke, er wird heute zurücktreten, weil er spürt, dass die Sondierungsergebnisse, für die er ja nicht alleine verantwortlich ist, nicht von den eigenen Reihen getragen werden. Ohne breite Unterstützung gehts aber nicht.

  • Die Kritik an der unsozialen unchristlichen Haltung der C-Parteien nimmt in der TAZ noch nicht einmal ansatzweise soviel Raum ein wie die kritische Bewertung der SPD mit all ihrer Widersprüchlichkeit. Wann schreibt ihr endlich Mal darüber, dass es Merkel und Co sind, die sich weigern Verantwortung für das Land zu übernehmen, wenn sich andere Parteien (auch die SPD) nicht anpassen.

    Hört auf zu beklagen, dass das linke Lager sich selbst zerlegt. Ihr selbst tragt dazu regelmäßig bei.

    • @Bürger L.:

      Da ist durchaus was dran, lieber Bürger L.!

      Diese ewige neurotische Nabelschau - wer ist der Linkste im ganzen Land - ist leider seit langem die Lieblingsbeschäftigung breiter Teile der bundesrepublikanischen Linken (im weitesten Sinne) - und auch der taz.

      Dieses ewige selbstverliebte Begutachten der eigenen Makellosigkeit im Spiegel, diese sture Verweigerung der einfachen Erkenntnis dass des den 'Roten Stein der Weisen' einfach nicht gibt, führt zu anhaltender Politikunfähigkeit.

      Georg Danzer hat diese Altjungfern-Neurose auf den Punkt gebracht:

      "Willst, oder willst net ?

      Zah an und sei koa Weh!

      Willst, oder willst net?

      Wennst net willst - dann lass geh".

    • @Bürger L.:

      Zuerst mal ist an der SPD nichts links. Hartz 4, Kriegseinsätze, Einschränkung des Streikrechts und co sind das Produkt von Rot-Grün, oder der SPD in der GroKo, nicht der Fehler der CDU

      Das die SPD die Groko möchte insbesondere weil die Spitze ihre Posten halten wollen ist auch klar.

      Dazu ist doch nun wirklich Jedem bekannt das die CDU unsozial ist. Warum muss das Bekannte denn immer wiederholt werden? Fürs Protokoll?

      Bei der SPD ist das hingegen anders. Viele halten die SPD oder die Grünen immer noch für Kräfte die am Wohl der Bevölkerung interessiert sind. Sie eingeschlossen oder wie sehe ich das?

      Man kann im "linken Lager" auch nur solche Leute gebrauchen die zumindest ein bisschen links sind und keine konservativen U-Boote sind wie die SPD

    • @Bürger L.:

      Eine Tageszeitung muss über relevante Dinge berichten, Und da hat die SPD eben mehr zu bieten als die CDU/CSU derzeit.

      Und das liegt nicht an der TAZ sondern allein an der SPD!

      Ich glaube sie verwechseln hier Ursache und Wirkung!

      TAZ, weiter so, sonts wird hier gar nix besser.

    • @Bürger L.:

      Die TAZ wird ja kaum von CDU-Leuten gelesen. Die Kritik an CSU war immer scharf genug, und das schließt die Mitverantwortung der CDU natürlich ein. Taz-Leser interessieren sich für linke Politik, und deshalb muss die auch gut analysiert werden. Ich kann mich nicht über einen Mangel an Kritik an rechten Positionen bei der Taz beklagen.

      • 6G
        64984 (Profil gelöscht)
        @Ataraxia:

        Ich finde, Bürger L. hat recht.

        Die taz versucht, die SPD in eine Groko zu schreiben. Und das, obwohl ihr bzw. ihren Redakteuren klar ist, dass das die SPD ruinieren wird. Danach wird die SPD nur noch eine von 5 kleinen Parteien sein bzw. 4, denn die AfD wird dann vielleicht nicht mehr klein sein, sondern über 20%.

        Die taz agiert damit so, wie sich die CDU/CSU das nicht besser wünschen könnten.

        Das mindeste, was die taz tun könnte, wäre darauf hin weisen, dass es für die SPD neben Groko und Neuwahl auch die Option SPD/CDU/Grüne ohne CSU gibt.

        Und diese Option würde die SPD nicht zerlegen, wie es die Groko tun würde.

  • "Werden die Sozialdemokraten wieder zum Stützrad der Union? Fürs Land wäre es nicht das Schlechteste..."

     

    "Fürs Land"? Eher für die Hälfte davon. Eine der größten Unsitten der letzten Jahre ist diese verallgemeinernde Sprache der Politik und der Medien.

    • @agerwiese:

      Fürs Land zweifelsfrei. Für die Leute wohl eher nicht.