Kommentar Sportwetten: Gefährliche Geldgeber
Sportler und Sportveranstalter biedern sich immer mehr an Wettanbieter an, weil die potente Geldgeber sind. Für Sportfans ist diese Nähe gefährlich.
Stich hat nun die Chance, einen würdigen Sponsor für die traditionsreiche Veranstaltung zu finden. Ein Unternehmen, das Geld mit der Sucht seiner Kunden verdient, ist keiner. Das gilt für alle Sportarten, Vereine und Spieler, die sich zuletzt immer mehr bei finanzstarken Wettanbietern angebiedert haben. Werbung in den Stadien und auf Trikots soll Sportfans mit der Aussicht auf das schnelle Geld auf die Internetseiten der Wettanbieter locken.
Da wirbt Ex-Torwartprofi Oliver Kahn als Markenbotschafter des Unternehmens Tipico mit dem Slogan „Ihre Wette in sicheren Händen“ und Fußballvereine wie Borussia Dortmund, Mainz 05 oder der FC St. Pauli haben Verträge mit privaten und staatlichen Wettanbietern geschlossen.
Solche Reklame mit dem guten Ruf von Prominenten verleiht den Wetten im Internet und den mittlerweile weit verbreiteten Wettbüros einen harmlosen Anstrich. Ungefährlich aber sind sie nicht. Im Gegenteil: Bieter überschätzen leicht ihr Sportwissen und ihre Kompetenz. Glücksspiel bleibt aber Glücksspiel.
Richtig hohes Suchtpotential haben Live-Wetten im Internet: Während das Spiel läuft, haben die Bieter immer wieder neue Anreize, ihr Geld auf eine bestimmte Situation zu setzen. Welche Mannschaft schießt wohl das nächste Tor? Mit einem Klick ist die Wette abgeschlossen. Viele Spieler verlieren da den Bezug zum Wert des Geldes, das sie in den meisten Fällen verlieren.
Gefährlich sind Sportwetten immer dann, wenn man mit ihnen Geld verdienen will oder muss, wenn man Verluste durch immer höhere Einsätze ausgleichen möchte. Dann also, wenn mit dem Einsatz nicht nur ein Fußballspiel noch ein bisschen spannender werden soll – sondern das Wetten zum Selbstzweck wird.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens