Kommentar Report zur Hühnerhaltung: Wenn Eier, dann Bio
Foodwatch zeigt Mängel in allen Haltungsformen für Legehennen auf – auch bei Bio. Aber Veganismus ist keine Option und Öko das kleinste Übel.
![](https://taz.de/picture/428484/14/Huehner_210515.jpg)
M üssen wir jetzt aufs Frühstücksei verzichten? Nicht einmal das Bio-Siegel garantiere eine „tiergerechte Haltung“, kritisiert die Verbraucherorganisation Foodwatch in einem am Donnerstag vorgestellten Report. Das kann man so sehen. Denn selbst der schönste Stall ist nicht artgerecht, weil auch er die Hühner ihrer Freiheit beraubt. Auch werden sie in jeder Haltungsform am Ende getötet.
Aber nur eine winzige Minderheit der Bevölkerung will aus ethischen Gründen ernsthaft Tieren das gleiche Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit zugestehen wie Menschen. Und wer nicht Nahrungsergänzungsmittel wie Pillen zu sich nimmt, muss etwa zu Hühnereiern, Rindfleisch oder zu Käse greifen. Schließlich ist das lebenswichtige Vitamin B12 natürlicherweise in diesen tierischen, aber nicht in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Pech für Veganer.
Wenn also Eier, dann bleibt Bio die erste Wahl. Immerhin kann auch Foodwatch nicht belegen, dass Ökohennen bei schlechterer Gesundheit seien als konventionelle. Ähnlich äußert sich sogar ein Wissenschaftler, den der Verband zitiert. Sicher aber ist, dass nur Bioküken die Schnäbel nicht gekürzt werden dürfen. Dass Ökotiere mehr Platz im Stall und besseren Zugang nach draußen als Hennen in konventioneller Freilandhaltung haben müssen. Und dass es in der herkömmlichen Boden- oder Kleingruppenhaltung gar keinen Auslauf gibt.
Selbstverständlich ist auch in Ökobetrieben einiges faul: Beispielsweise töten selbst Biobrütereien die männlichen Küken von Legehennen-Rassen kurz nach dem Schlüpfen. Gut, dass Organisationen wie Foodwatch das immer wieder bemängeln. Nur so werden Politik und Wirtschaft solche Missstände beheben. Aber darüber sollte man nicht vergessen: Bio ist im Schnitt immer noch besser als der konventionelle Rest.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Münchner Sicherheitskonferenz
Selenskyjs letzter Strohhalm