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Kommentar Papst und AbtreibungGeschmacklose Folklore

Ambros Waibel
Kommentar von Ambros Waibel

Papst Franziskus hat ein Heiliges Jahr ausgerufen: Auch niedere Geistliche dürfen jetzt die Absolution für die Sünde der Abtreibung erteilen. Super.

Ganz toll gemacht: Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom Foto: dpa

ber das Recht auf Abtreibung zu reden, ist nur in einer Hinsicht sinnvoll: Wie nämlich dieses Recht global durchgesetzt werden kann.

Über die Tatsache Abtreibung wird hingegen ständig geredet – nicht zuletzt unter heterosexuellen Erwachsenen, die ihre Verhütungsmethoden abklären. Da wird dann durchaus nicht selten festgestellt, dass für die Frau eine Abtreibung nicht in Frage kommt; und – unter ganz anderen Voraussetzungen – sagen natürlich auch Männer so etwas. Genauso gibt es Frauen (und Männer, siehe oben), die mit der einen oder anderen Variante den Klassiker von Jutta Ditfurth zitieren: „Ich bin sechsunddreißig, da finde ich zwei Abtreibungen auf ein lustvolles, knapp zwanzigjähriges Geschlechtsleben relativ wenig.“

Papst Franziskus hat nun aus Anlass des von ihm ausgerufen „Heiligen Jahres der Barmherzigkeit“ seinen vereidigten Mitarbeitern (und nicht nur auserwählten wie etwa den Bischöfen) gestattet, ehrlich bereuenden und um Vergebung bittenden Frauen die Absolution für die schwere Sünde der Abtreibung zu erteilen. Das ist ziemlich geschmacklose Folklore – wie auch jede Religion in Zeiten, in denen man es besser wissen kann, Folklore ist.

Und religionspolitisch liegt diese Verlautbarung eben genau auf der Linie des Papstes: Nach der Schreckensherrschaft Ratzingers betont Franziskus die vergebende und die liebevolle Seite des Katholizismus. An der ideologischen Beschränktheit ändert sich nichts.

Abteilung Mittelalter und Reformation

Im selben Schreiben heißt es auch, dass ehrlich bereuende Knastinsassen einen „vollständigen Ablass“ erhalten können – ein Wort, das man nur noch aus dem Geschichtsunterricht, Abteilung Mittelalter und Reformation kennt. Doch auch diejenigen, die über das Schicksal der Eingesperrten entscheiden können, fordert Franziskus auf, das Heilige Jahr zum Anlass zu nehmen, über eine konkrete Amnestie nachzudenken.

Und um den anderen Flügel des Katholizismus zu bedienen, werden die ultrakonservativen Lefebvrianer unter die Fittiche genommen: „Dieses Heilige Jahr der Barmherzigkeit schließt niemanden aus“, schreibt Franziskus.

Das ist zweifellos ein schöner Satz. Es ist einer, mit dem man arbeiten kann, ganz ohne die Hoffnung auf Ablässe und ein Leben im Paradies, die in der Menschheitsgeschichte nur eines gestiftet hat: Unheil.

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Ambros Waibel
taz2-Redakteur
Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.
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57 Kommentare

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  • Tja Taz

     

    Auftraggeber ist schon die richtige Beschreibung und nicht Opfer!

    • @Friedensgrenze:

      Nun ja:

      Bisher ist also bekannt, dass A.H nicht vom Papst exkommuniziert wurde. Und?

       

      Dies wäre allerdings nur sinnvoll, wenn er eine Sünde begangen hätte, die a) einen Grund liefert UND b) nicht aus sich heraus schon die Exkommunizierung auslöst/beinhaltet. Und das auch noch, bevor er sich durch das Begehen einer Sünde, die die Exkommunizierung zwingend mit sich bringt, selbst ausschließt.

       

      Es ist ein wenig kompliziert, sehe ich ja ein, aber:

      Wer selber kündigt, kann schlicht nicht entlassen werden. Denn entlassen kann man eben nur "Angestellte".

      Und wer etwas tut, was nach der "AGB" mit einer Kündigung gleichzusetzen ist, folglich auch nicht.

  • Das ganze Thema erinnert mich sowas von an die "Katholizismus WOW-Kampagne" mit Kumpel Jesus vom Film Dogma, das es echt unglaublich ist. Fehlt nur noch die Kirche die automatischen Ablass für jeden gewährt, der über die Schwelle tritt... dann noch zwei gefallene Engel und schon ist die Apokalypse da.

    Hihi

  • Exkommunikation für Schwangerschaftsabbruch während der Katholik Adolf Hitler nie exkommuniziert worden ist für das was er angerichtet hat, sagt schon was aus über das aktuelle katholische Wertesystem.

     

    Finden Sie nicht ATALAYA ?

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Friedensgrenze:

      Würde ich finden, wenn es denn stimmte. Hitler hat sich unendlich viele Sünden zuschulden kommen lassen, aufgrund deren er exkommuniziert war. Aber das wird ihn sicher nicht die Bohne interessiert haben, insofern er nur qua Taufe und Tradition katholisch war.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Beleg ?

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Friedensgrenze:

          Dazu braucht es keinen. Die Sünden, deren sich Hitler schuldig gemacht hat, zeitigen - ebenso wie die Abtreibung - die automatische Exkommunikation.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Mann ATALAYA,

             

            Du kannst nicht mal Bus fahren ohne einen Beleg und in dieser wesentlichen ethischen Frage bildest du dir ein: "Dazu braucht es keinen"

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Friedensgrenze:

              Ich habe das Kirchengesetz nicht gemacht. Aber darin gibt es nun mal einen Canon, der bestimmt, dass automatisch exkommuniziert ist, wer eine Abtreibung vornimmt. Ebenso ist automatisch exkommuniziert, wer einen Priester tätlich angreift, sich unrechtmäßig Kirchengüter zu eigen macht oder heretische Schriften veröffentlicht. Ich denke, da hat sich der "Katholik" AH schon mit "Mein Krampf" ins katholische Abseits geschossen.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Na klasse, eine Frau, die über ihren eigenen Körper entscheidet auf einer Stufe mit dem katholischen Massenmörder Hitler.

             

            Ihr seid Mächtig aber widerlich.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Wer über ein solches Thema schreibt, sollte auch etwas davon verstehen. Wer katholisch ist und abtreibt (Patientin und Arzt), ist durch die Tat exkommuniziert. Diese Exkommunikation kann laut Kirchenrecht nur der Diözesanbischof oder dessen Beauftragter (der durchaus ein "niederer" Geistlicher sein kann) aufheben.

     

    Nicht wenige Bischöfe erteilen heute schon zeitweise ihren Priestern die Erlaubnis zur Absolution in solchen Fällen. Der Papst orientiert sich an dieser Praxis und macht damit den ersten Schritt zu einem weniger rigoristischen Umgang mit diesem Thema.

     

    Dass Herr Waibel, der solchen Unsinn wie "vereidigte Mitarbeiter" von sich gibt, das nicht begreift, liegt auf der Hand. Ganz schön viel Meinung bei so wenig Ahnung!

    • @849 (Profil gelöscht):

      Ihr Kommentar führt die ganze Lächerlichkeit der Kirche erst so richtig vor Augen.

       

      Was wohl der echte Gott von solch bürokratisiertem Ablasshandel hält? Gott sei Dank hat er keinen Briefkasten, der täglich vor lauter wichtiger Post aus dem Vatikan überquellen könnte. Denken Sie nur an die ganzen Vergebungsanträge und Ablassformulare!

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Lächerlichkeit ist für solch eine Betrachtung keine relevante Kategorie, oder meinen Sie, ein intelligenteres Lebewesen aus dem Weltraum würde sich nicht - Humor vorausgesetzt - über uns totlachen oder vielleicht auch -weinen? Dazu bräuchte es wahrlich die Kirche nicht.

         

        Systeme wie die Kirche oder unsere Gesellschaften kann man nicht allein von Außen beurteilen, wenn man sie verstehen will. Was im Inneren seinen Sinn hat, hat von Außen betrachtet oft keinen. Von innen her betrachtet ist der Schritt des Papstes beachtlich, von Außen betrachtet ist er im Grunde keines Kommentares wert, es sei denn, man möchte sein antiklerikales Mütchen kühlen oder sich bei der eigenen Klientel wichtig oder Liebkind machen.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Als zwangsgetaufter Katholik kenn´ ich den Laden auch inwendig - und da ist er noch absurder, als es von Außen den Anschein hat.

           

          Irgendwelche Typen behaupten, sie hätten die Macht, im Namen Gottes Sünden zu vergeben? Warum denn das? Ist Gott, der allmächtige, ewigliche Gott, der überall gleichtzeitig ist, dem nichts fremd ist, dem nichts entgeht, der alles durchdringt und der alles weiß, nicht allmächtig, ewiglich und omnipräsent genug, daß er persönlich dem Sünder vergibt? Braucht er dazu noch menschliche Vergebungshandlanger?

           

          Es ist ein lächerlicher Verein, die Kirche, mit ihrem allzu menschlichen Macht- und Profitgebahren, der einem Gott, so es wirklich einen gibt, nicht im geringsten gerecht wird. Ein Gott, dessen Gnade man nicht direkt, sondern nur über die Teilhaberschaft an einem religiösen Konzern erwerben kann, kann mich kreuzweise am A...h l....n. Einen solchen Gott brauche ich nicht, denn es gibt genug Menschen mit genau den selben Charaktereigenschaften.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

            Ähnlich wie Sie denken offenbar auch sehr viele deutsche Katholiken, denn gebeichtet wird hierzulande kaum mehr, allenfalls noch von den Alten und den jungen Strikten.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Was für'n "echter Gott"?

        • @Age Krüger:

          Der, von dem die ganzen Monotheisten schwafeln, kann´s jedenfalls nicht sein.

  • Frieden auf Erden?

    Wird wohl nix werden.

    Und den Menschen ein Wohlgefallen?

    Ich hör nur Kanonen knallen.

  • Das kommt wirklich blöd rüber. Aber es war einmal so gedacht mit der Vergebung, dass wenn Menschen schlecht mit einer Situation zurechtkommen und Jahre um Jahre leiden und Gewissensbisse haben ( weswegen auch immer) das dann ein Pastor die Beichte abnehmen kann und dann Vergebung erteilt. Er sieht , die Frau oder der Mann bereut etwas schwer . Er sagt, das Gott ( oder was auch immer) sieht wie er od. sie bereut und ihm od. ihr verzeiht und sie liebt und das alles menschlich ist und es nur auf dieses , wäre es nur mir und dem KInd erspart geblieben , es tut mir leid. Dann bekommt sie die Vergebung ( manchen Menschen gibt das was ) und sie können ab diesem Tag wieder befreiter leben , in der Gewissheit geliebt zu sein. Sie können endlich neu anfangen. Das muss man nicht verstehen , aber könnte es akzeptieren. Sicher wurde es schon missbraucht , ich mache was , tue so als würde ich bereuen und bekomme Vergebung. Ganz einfach. Aber so funktioniert das nicht. Ich habe meine Abtreibung nie bereut. Aber das es soweit gekommen ist schon. Und schade und traurig ist es immer.

  • Aufklärung statt Abtreibung!

     

    Oder?

     

    Schade, daß im 21. Jahrhundert selbst aufgeklärte Erwachsene nicht imstande sind, ihre Triebe so zu kanalisieren, daß man vorher noch ein Gummi drüberziehen kann.

     

    Ich jedenfalls würde mir nicht freiwillig die Tötung eines Ungeborenen anlasten wollen, nur weil ich mein Triebleben mich beherrschen lassen habe.

    Bei der allgemeinen Verrohung heutzutage dürfte ich damit allerdings einer Minderheit angehören.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Schade, dass im 21.Jahrhundert selbst aufgeklärte Erwachsene nicht wissen, dass sowohl Pille als auch Kondom, sowie jede andere verfügbare Verhütungmöglichkeit nicht einhundertprozentig sicher sind.

       

      Bei der Allgemeinen Ignoranz heutzutage dürften Sie damit allerdings einer Mehrheit angehören.

       

      D`oh!

      • @pippilotta_viktualia:

        Komibantionsverhütung schließt eine Befruchtung praktisch vollständig aus. Ansonsten gibt´s immer noch die natürlichsten und sichersten Verhütungsmittel der Enthaltung und des nichtvaginalen Verkehrs.

  • @ULRICH SCHOLZ #„Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners“ #-

    Zu dumm nur , dass jedes "ist" ohne das leidige Gepäck namens Wahrheit auf'm Rücken nicht auskommt . Die Postmodernen haben im Gefolge des Konstruktivismus versucht , ohne auszukommen : "Es gibt keine Wahrheit , es gibt nur Wahrheiten ."

    Ja toll ! Könnte es denn überhaupt eine tolerantere Philosophie geben ?! Nein , nur ist der absolute(!) Relativismus keine Philosophie , er ist ihr Ende , das Ende der Vernunft selbst : das "ist" als logische Copula wird aufgelöst in ein "kann sein , kann auch nicht sein".

    Postmoderne Schlauberger haben deshalb zB dem Geblöke von Rechtsextremen vor Flüchtlingsunterkünften geistig nichts entgegenzusetzen . Und dabei geht es wahrlich nicht nur darum , ob ein merkwürdiger Gott Sünden vergibt oder das Seelenheil nicht gewährt .

  • Was geht denn die ganze Sache einen Papst an? Wieviele Kinder der hat weiss sowieso keiner. und: an Uli Moll und dergleichen: seien Sie doch so religiös wie es Ihnen gefäzllt, aber lassen Sie doch die anderen damit in Frieden und frönen Sie Ihrer Leidenschaft "allein oder in Gemeinschaft" ohne andersdenkende damit zu belästigen.

    • @mémoirecourte:

      "und dergleichen"?

       

      Ein Menschenbild, dass zur Rechtschreibung passt ...

       

      Zur Erinnerung: Nicht "dergleichen2 haben einen Artikel geschrieben, der sich mit den Überzeugungen anderer befasst und diese herabwürdigt.

       

      Aber klar: Mund verbieten wollen mit verfrehten Tatsachen ... Sei so gut und halte dich selbst daran:

      Sei so atheistisch, wie du willst, aber belästige andere nicht damit.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @uli moll:

        "Ein Menschenbild, dass [sic!] zur Rechtschreibung passt ..."

         

        Aha :-)

  • Religionen transportieren gesellschaftliche Erfahrungen, und sind darin ausdauernder und erfolgreicher als die empirischen Wissenschaften, insofern intakter als jene. Soweit frei nach Karl Marx. Dass man exemplarisch an ihnen, "Opium fürs Volk", auch den Fetischcharakter der Warenwelt und des Warentausches erklären kann, ist ein anderes Ding. Konkret zum Thema: Abtreibungen sind niemals so "nebenbei", wie Jutta Dittfurth behauptet, sondern manchmal auch für den Mann, sofern er es mitbekommt, ein traumatischens Erlebnis.

  • 2G
    2730 (Profil gelöscht)

    ".. er schreibt über alles, was ihm einfällt".

    Super.

    Während einer Zeit, in der tausende im Meer verschwinden, werweißwieviele geköpft, verbrannt, ersäuft werden, Sklavenhaltung eine Renaissance erlebt, gibt es scheinbar nichts Wichtigeres als sich über eine - egal, ob richtig oder falsch verstandene - "Barmherzigkeit" zu ereifern.

    Hier werden schlicht Meinungsressourcen verschwendet, um die eigene antiklerikale Befindlichkeit zu therapieren (übrigens in einem schnoddrigen Tonfall, für den man in bestimmten Ländern auch gerne mal gesteinigt wird).

    Vielleicht wäre der Platz besser für Werbung verwendet worden, den Erlös hätte man ja spenden können, z.B. an pro familia.

  • Nachdem Frauen für die Verfügung über den eigenen Körper, hier dem Schwangerschaftsabbruch, eine Schuld eingeredet wird, erfindet der Franziskus, eine Entschuldigung für einen "heilig" gesprochenen Zeitraum kurz nachdem er den Schuldzuweiser Lohmann zu Besuch hatte der sich in drei Wochen die Schuldzuweisung per Prolife-Demo in Berlin legitimieren lassen möchte.

     

    Eine Trennung von Staat und Kirche wär schon schön.

  • Ah - JA. Genial.

     

    Ein paar dutzend Zeilen Text, der - was genau? -sagt? Eben: Religion ist nun wirklich gaaanz unmodern, und dieses spezielle religiöse Ding ist auch doof.

     

    Vorgetragen mit dem missionarischen Eifer der wahrhaft Gläubigen, gespickt mit "Ihr seid doch doof" und "ich weiß es besser" und ohne sich im Geringsten um die Inhalte der anderen Kultur zu scheren - der Ausländerhass des linken Intellektuellen, oder wie?

     

    Sagt doch einfach: "Glaub ich nicht, ist mir egal" und gebt ein Vorbild, wie man ohne diesen Glauben leben kann - anstatt mit Hetzschriften zu demonstrieren, wei eifersüchtig man ist gegen andere Konzepte.

     

    Welchen Sinn hat diese Missionstätigkeit, die auf Diffamierung aufgebaut ist und nicht auf den Vorzügen der eigenen haltung? Wo ist der Unterschied zu "Jaja, die (hier Andersgläubige einfügen) sind eben - wo also der Unterschied zu dem engstirnigen Kleingeist, der hier so gerne beklagt wird?

    Eben.

    Es gibt keinen, nur das Objekt ist halt ein anderes.

    • @uli moll:

      Ich gehe mal davon aus, dass Sie Christ sind. Ich finde es immer sehr interessant, dass ausgerechnet die, die einen großen Missionarseifer an den Tag legen, anderen Menschen missionarischen Eifer vorwerfen, wenn die ihre nicht-Christliche-Meinung von sich geben.

       

      Belustigend finde ich auch immer diese Bissigkeit von religiösen, meist christlich orientierten Menschen, mit der heute vorgegangen wird. Schleißlich spiegelt dieses Verhalten den Zorn darüber wieder, dass man die Definitionsmacht darüber verloren hat, wie die Menschen zu leben haben, wonach Sie sich orientieren, woran sie glauben/oder eben nicht glauben und dass Sie generell nicht mehr dem Christentum folgen.

      • @Jan :

        ach ja ...

        Lieber Jan:

        Das eine ist: Ja, ich bin Christ, und nach 35 Jahren "solo" auch wieder Katholik. Und?

        Woher nimmst du die Berechtigung, mir einen "Missionarseifer" zuzuschreiben? Ach so: Weil es Christen (auch aus anderen Kirchen und Sekten) gibt, die eben missionieren, müssen alle so sein. Klar.

         

        Und alle Juden sind, und alle Türken sind, und alle Linken sind _ (hier jeweils die negative (oder als negativ empfundene) Eigenschaft einiger weniger Gruppenangehörigen einfügen).

        So denkst du - so argumentierst du.

        Und dafür gibt es ein Wort, ein böses.

         

        Missionieren?

        Ich für meinen Teil missioniere nicht.

         

        Aber Leute, die so argumentieren, unterscheiden sich in keinem Punkt von bayrischen Stammtischen, die über Flüchtlinge reden.

        Wenn du dich dazu entschieden hast, dann steht dir dies natürlich frei - eben, weil wir keineswegs bestimmen wollen, wie du zu leben hast. Das ist allein deine Sache.

      • @Jan :

        Vorweg: ich für meinen Teil bin kein Christ und war auch nie einer (auch nicht Angehöriger einer anderen Glaubensgemeinschaft). In meiner Familie waren Glaube und Religion praktisch kein Thema, weder im positiven noch im negativen Sinn, weshalb ich dem Thema schon immer mit distanziertem, wenn auch eher wohlwollendem Interesse begegnet bin.

         

        Selbstverständlich kenne ich Christen, sowohl konventionelle inaktive Kirchenmitglieder (die also kaum noch welche sind), gelegentliche/seltene Kirchgänger, politisch Linksorietierte innerhalb und außerhalb der Kirchen (ja, gibt es auch) und auch Evangelikale verschiedener Glaubensgemeinschaften. Unter den mir persönlich bekannten, teilweise auch eng befreundeten oder nah verwandten Christen gibt es nicht eine/n, der/die mich je zu missionieren versucht hätte. Gespräche über Glaubensdinge gingen immer von mir aus und wurden sachlich geführt, haben auch nie zu Zerwürfnissen geführt.

         

        Ich habe auch im Netz gelegentlich Diskussionen zwischen Christen und Agnostikern/Atheisten gelesen bzw. mich auch daran beteiligt, und dort fand ich den Ton der Letzteren im Durchschnitt deutlich aggressiver - bis hin zur Herabsetzung - in dem Sinne, den Uli Moll beschreibt.

         

        Insofern widerspricht das, was Sie ihm antworten, ganz und gar meinen persönlichen Erfahrungen: Keineswegs zeigt die Mehrzahl der Christen "einen großen Missionseifer", bekennende Nichtchristen tun das viel eher; Bissigkeit erlebe ich ebenfalls eher dort, und bei den Christen weniger Zorn als Defensive.

      • @Jan :

        Ich kann an dem Posting von Herrn Moll nicht Missionarisches entdecken. Er ärgert sich nur.

         

        Wenn Sie aber den Artikel etwas sensibler lesen, merken Sie vielleicht, dass er nicht so sehr gegen den Inhalt des Glaubens an sich argumentiert, sondern den Gläubigen, bzw. der katholischen Kirche ihren Glauben zum Vorwurf macht. Das ist übergriffig und mit "missionarisch" noch milde beschrieben.

         

        Die katholische Kirche erfüllt - aus Sicht ihrer Anhänger - eine unverzichtbare, von der Glaubensfreiheit gedeckte Aufgabe. Und für sie beginnt das unantastbare Menschenleben eben früher als für Jemanden, der Abtreibung nicht mit Totschlag gleichsetzt.

         

        Da es KEINE endgültige Definition davon gibt, was Leben eigentlich ist, und niemand mit Sicherheit behaupten kann, dass es keinen Gott gibt, der Ursprung allen Lebens ist, würde ich auch Herrn Waibel widersprechen, dass man das "besser wissen müsste" oder dass die Einstellung der Kirche "idelogische Verbohrtheit" sei. Das ist von der Sache nicht gedeckte Aggressivität und insofern - zumindest - kein Stück besser als die Selbstgerechtigkeit der Kirche oder ihr missionarischer Eifer.

         

        Und bevor Sie fragen und das Argument wieder ad personam ziehen: Nein, ich bin KEIN Christ oder anderweitig Gläubiger udn sehe religion durchaus kritisch. Ich glaube nur auch nicht - wie anscheinend Herr Waibel - brennend an die NICHTExistenz Gottes.

        • @Normalo:

          An alle drei - ich habe hier das Christentum angeführt, weil es hier ums Christentum geht und weil ich mich auf den Kommentar eines Christen bezogen habe. Wenn man einer Religion angehört, die relativ fragwürdige Standpunkte vertritt und für die Mission einen Kern in ihrem Wirken bildet und ausmacht und die Geschichte hat gezeigt dass der Christliche Glaube vor allem mit Tod und Gewalt verbreiet wurde, muss man sich doch als Anhänger dieser Religion nicht wundern, wenn die Religion und die Religionszugehörigkeit angegriffen wird. Auch ein Moslem, der sich vielleicht nur relativ gering an seine Religion hält, muss sich über Kritik nicht wundern.

           

          Ich meine, mit einem Nazi, der vielleicht nett ist, pflegen wir doch auch keinen Umgang, eben weil er einer extrem fragwürdigen Ideologie anhängt. Und da kann diese Person im privatem Verhältniss noch so angenehm sein...

          • @Jan :

            Zunächst mal: Wenn Sie von den Opfern der Religion all Jene abziehen, die nicht die Religion selbst sondern ganz profane Machtpolitik unter religiösem Mantel auf dem Gewissen hat, dann reduziert sich das schon um Einiges. Daneben ist fraglich, ob man Jene, die z. B. in Glaubenskriegen selbstbestimmt für ihre Religion gekämpft haben und gestorben sind, wirklich dem abstrakten Glauben oder ihrer eigenen (gläubigen) Entscheidung ankreiden sollte. Ich persönlich glaube nicht an den vollständig indoktrinier- und fremdsteuerbaren Menschen. Der immer noch erschreckend große Rest der "Opfer des Glaubens" ist in der eine Schuld, die die Krichen und ihre Anhänger als eine Art Erbschuld auf sich nehmen müssen. Aber solange sie sie nicht gutheißen, wüsste ich nicht, wie man einen Glauben verteufeln kann, der an sich diese Opfer gar nicht fordert.

             

            Daneben: Sorry, aber missionieren will hier nur Einer, und das ist der, der ständig versucht, Andere von der Falschheit ihrer persönlichen (positiven) Einstellung zur Religion zu überzeugen. Da können Sie noch so grob alle Religiösen über einen Kamm scheren.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Jan :

            Abtreibung ist also keine Tötung? Deshalb wird sie wohl auch von vielen "Hedo-Ideologen" gern Schwangerschafts"unterbrechung" genannt.

            • @849 (Profil gelöscht):

              Wie soll denn eine Abtreibung eine Unterbrechung sein? Und nein, eine Abtreibung ist keine Tötung!

          • @Jan :

            jan, es fängt mal damit an, dass du auf meinen Kommentar geantwortet hast mit der *Unterstellung2, ich sei Christ - zu diesem Zeitpunkt konntest du das nicht wissen. Dann gehen die Unterstellungen weiter bis jetzt zur Gleichsetzung der Katholiken mit Nazis.

             

            Gratuliere: Du zeigst sehr schön, auf welcher fragwürdigen ideologischen Basis du dich bewegst, und hast völlig Recht: Mit "solchen" Leuten muss man sich nicht weiter befassen.

            • @uli moll:

              Dir ist schoh klar was Religionen angerichtet haben? Und auch in Zukunft noch anrichten werden.

               

              Ausserdem solltest Du nicht vergessen, dass gewisse christliche Aspekte den Holocaust begünstigt haben und das Christentum vor allem fast zweitausend Jahre lang gegen die Juden gehetzt hat.

              • @Jan :

                "Dir ist schoh klar was Religionen angerichtet haben?"

                 

                Nein. Ich erbitte eine umfassende und erschöpfende Aufzählung.

                Im Ernst: die humanistisch begründeten Ideologien stehen in dem Punkt den theistischen um nichts nach. Und obendrein mußten und müssen beide Arten als Feigenblatt für noch krudere Motivationen herhalten. Allein schon den Spruch zu bringen zeigt ein Stück weit, daß man nicht wirklich diskutieren will - und dann noch diese weasel words "...gewisse Christliche Aspekte den Holocaust begünstigt..." geht's konkreter? Man kann ja bei der Mutation vom religiösen zum rassischen Antisemitismus den schmierigeren Elementen des preußischen Staatsprotestantismus um Stoecker und Konsorten einiges anheften, aber darüber hinaus?

              • @Jan :

                ach Jan ...

                ich vermute, wir könnten tatsächlich ein fruchtbares Gespräch führen - immerhin reagierst du ziemlich besonnen. Also, grad im Moment. Offenbar ist dir das also wichtig.

                 

                Also: Tatsächlich haben Religionen einiges 2angerichtet", ja. Und? Die Idee des Kommunismus hat ebenfalls einiges angerichtet, Stalin, Mao. Die Idee ders Liberatismus hat einiges angerichtet, und die Reihe ließe sich fortsetzen.

                All diesen Dingen gemeinsam ist aber eines: Wo "die Idee" etwas "angerichtet" hat, findet man in aller Regel dnter Leute, Strömungen und Interessen, die diese Idee missbrauchen.

                Diesen Missbrauch der Idee anzulasten ist immer falsch.

                 

                Ebenso falsch ist es, die Fehler, den Missbrauch vergangener Zeiten den Heutigen anzulasten - das ist eine Variante von Sippenhaft, was wiederum ein Baustein des Faschismus ist.

                 

                Wenn der sozialistischen Idee Stalin und seine "Säuberungen" nicht anzulasten sind, warum sollte das für "die Kirche" anders sein?

                Wenn du diesen Schritt mitgehen kannst, dann können wir diskutieren.

                 

                Ich würde mich freuen. Ernsthaft.

  • In Deutschland (und Österreich) dank entsprechenden Beschlüssen der jew. Bischofskonferenz schon seit geraumer Zeit genau so.

    Viel lustiger ist, daß selbige Bischofskonferenz deutlich gemacht hat, daß Zahlung der Kirchensteuer unabdingbare Bedingung für's Seelenheil ist. Das muß man sich mal in den Schädel sickern lassen: vor 500 Jahren war der Ablaßhandel, bei dem "Geld=Vergebung der Sünden" galt (mit)Auslöser jener Reformation, der wir etliches von 30-Jährigen Krieg bis modernem Antisemitismus so viel verdanken. Heute stellen die Bischöfe klar "Geld=Aufschub der ewigen Verdammnis", daß es für das Geld also nicht mal mehr eine spirituelle Gegenleistung gibt, und als Reaktion darauf kommt - richtig, gar nix, von niemandem.

    Da wäre mal ein Ansatz für ein paar Kübel Spott.

  • Nachdem Frauen für die Verfügung über den eigenen Körper eine Schuld eingeredet wird, erfindet der Franziskus, eine Entschuldigung für einen "heilig" gesprochenen Zeitraum. Gehts noch?

     

    Zur Lösung von diesem menschenfeindlichen hierarchischen Humbug bietet die Internetseite: Kirchenaustritt.de wichtige Informationen.

  • "Das ist ziemlich geschmacklose Folklore – wie auch jede Religion in Zeiten, in denen man es besser wissen kann, Folklore ist."

     

    Damit treten Sie jeder katholischen Frau, die an die Vergebung der Sünden glaubt, nachträglich noch mal so richtig kräftig in den Bauch. Wozu? Um Ihre eigene "Vernunft" zu feiern? Religion ist privatsache, also nehmen Sie Gläubigen bitte nicht das Recht, sich für oder gegen diese "Folklore" zu entscheiden.

    • @NurMalSo:

      Was entwickeln Sie den da für widerliche Gewwaltphantasien, Nurmalso ?

    • @NurMalSo:

      relevanter finde ich in dem Zusammenhang, dass diese Vergebung eben nur in diesem "Heiligen Jahr" stattfinden "darf"...

      Ich bin nicht gläubig, sehe aber, dass offizielle geistliche Vergebung gläubigen Menschen helfen kann. Aber nur für das Jahr und wer danach abtreibt hat Pech gehabt? Das finde ich auch ziemlich zynisch

      • @Kleeblatt:

        Hallo, Kleeblatt,

         

        Das ist ein Irrtum:

        Im Heiligen Jahr ist es *allen* Priiestern gestattet, diese Sünde zu vergeben - außerhalb dieser Zeit muss so etwas "vom Abteilungsleiter abgesegnet" werden,

        Aber die "offizielle geistliche Vergebung" ist durchasu zu bekommen, nur eben nicht in jeder Filiale.

         

        Solche Dinge kann dir jeder Pfarrer erklären - und auch viele Laien kennen sich da aus. Empfehlung:

        Erst recherchieren, dann argumentieren ...

      • @Kleeblatt:

        Es hat schon Logik: So eine Aktion ist wie eine Amnestie. Sie soll die Möglichkeit bieten, selbst bei den ganz dicken Klöpsen einmal mit der Vergangenheit reinen Tisch zu machen (zentraler Bestandteil der katholischen Heilslehre), ohne aber für die Zukunft die Zügel zu lockern. Dass selbst die ärgsten Sünden doch vergeben werden KÖNNEN, darf halt nicht heißen, dass sie danach keine mehr sind.

      • @Kleeblatt:

        Ich kenne mich nicht gut in der katholischen Kirche aus, und mit Beichte schon überhaupt nicht. Aber was ich gelernt habe ist, dass Gott jede Sünde vergibt, die aufrichtig bereut wird. In welcher Tradition nun dieses Heilige Jahr steht, weiß ich nicht. Auch nicht, warum man den "Umweg" über einen Geistlichen gehen "muss". Vielleicht ist es einfach ein Angebot an diejenigen, die gerne einen besonderen Fürsprecher haben möchten.

  • Das Unheil sind nicht die Religionen, sondern „die Wahrheit“.

     

    Der Autor nennt die Inhalte der Botschaft des Papstes zum Jahr der Barmherzigkeit eine „ … ziemlich geschmacklose Folklore …“ und fährt fort „ – wie auch jede Religion in Zeiten, in denen man es besser wissen kann, Folklore ist.“

     

    Der Autor sitzt im Glashaus und wirft mit Steinen. Er kritisiert religiöses Dogma, die „Wahrheit“ der katholischen Kirche, in dem er das Dogma des Zeitgeistes – „die Wahrheit, die es besser weiß“, darüber stellt.

    Nicht die Religionen erzeugen das Unheil, sondern die Arroganz des Menschen zu glauben, es gibt die „Wahrheit“, und er allein besäße sie.

     

    „Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners“. Wen dieser Gedanke interessiert, kann hier mehr erfahren. h_ttp://http://www.kamus-quantum/11.html

  • Es erschreckt mich immer wieder in welch geistiger Umnachtung sich der Großteil der Menschheit bewegt.

    • @Markus Müller:

      Dann erleuchten Sie doch die Welt mit Ihrer persönlichen Großartigkeit. Und lassen Sie auch mich teilhaben am Licht Ihres Wissens. Also: wie muss sich Ihrer blendenden Meinug nach eine Frau fühlen, die sich zur Abtreibung entschlossen hat?

    • @Markus Müller:

      Der Erfolg mit der Dummheit währt schon 2000 Jahre. Denn die Dummheit stirbt nie aus und das ist der Same, aus dem Religionen hervorgehen.

      Erst kam das Christentum und dann die scheinheilige Kirche.

      • @Querdenker:

        Ist das Christentum also Ihrer Meinung nach in seiner Dummheit einzigartig? Oder blenden Sie - warum auch immer - aus, daß es schon einige Jahrtausende früher organisierte (Staats)Kulte gab, die ähnliche Funktionen erfüllten?

  • Es ist ein Schritt. Nur einer, aber immerhin einer. Aber Kirchenbashing muss halt sein, nicht? Da kommt man ohne einen einzigen eigenen Gedanken aus und kann die bekannten Versatzstücke zusammenmalen und kassiert noch...