Kommentar Onlineshopping: Wenn’s nur die Retouren wären

Selbst zurückgeschickte Internetbestellungen sind nachhaltiger als der Kauf im Laden. Die tatsächlichen Onlineshopping-Probleme liegen woanders.

Pakete auf einem Förderband in einem Amazon-Zentrum

Noch läuft alles glatt: Förderband in einem Amazon-Logistikzentrum in Aurora, Colorado Foto: AP/David Zalubowski

Dass eine Onlinebestellung häufig eine bessere Ökobilanz hat als der Einkauf beim stationären Händler, sollte sich langsam herumgesprochen haben. Spätestens als das Öko-Institut mal nachgerechnet hat und feststellte: Größter Einzelposten beim Beispielkauf eines Schuhs – so Kundin oder Kunde nicht per Pkw anreist – sind die Emissionen, die beim stationären Händler durch Strom und Wärme verursacht werden. Und die fallen eben auch an, wenn der Weg zum Laden per Fahrrad zurückgelegt wird. Selbst inklusive Retoure verursacht demnach der Onlinekauf in einer Großstadt weniger Emissionen als der vergleichbare Kauf in einem Laden.

Doch darauf sollte sich der Handel keineswegs ausruhen. Denn beim Onlineshopping ist längst nicht alles super. Das beginnt, ganz sichtbar, bei den Arbeitsbedingungen der Zu­lie­fer:innen, der Antriebsform der Lieferfahrzeuge und den reihenweise zugeparkten Radspuren.

Ein Stück weiter zurück in der Lieferkette gibt es dann das Problem der wachsenden Bandbreite und Verfügbarkeit von Produkten. Und schließlich, ganz am Anfang, sind da noch die Datensammlungen der Händler und – daran geknüpft – die Algorithmen, die Vorlieben und Lebenssituationen auswerten, anhand der Daten individuelle Preise bestimmen oder Kund:innen mehr oder weniger subtil zum Kauf weiterer Produkte bringen. Und so den Konsum weiter steigern, noch mehr Lieferungen, noch mehr Retouren, noch mehr Verkehr, noch mehr Daten. Wer profitiert, das sind mit großem Abstand Händler und Hersteller.

Daher werden die Unternehmen von sich aus auch nichts daransetzen, ihre Lieferungen nachhaltiger, ihre Prozesse privatsphärefreundlicher und die Arbeitsbedingungen der Zu­lie­ferer:innen fairer zu gestalten. Basis für Verbesserungen muss vermutlich eine Verpflichtung sein, mindestens aber eine gehörige Portion Druck. Zeit also, dass der endlich kommt. Aus der Politik, aber genauso von denen, die sich so gerne beliefern lassen. Nicht nur rund um Weihnachten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.