Kommentar Moorbrand im Emsland: Eine Entschuldigung reicht nicht
Die Armee steht als Brandstifter im Emsland fest. Die Verteidigungsministerin hat sich entschuldigt, die Betroffenen müssen entschädigt werden.
S eit drei Wochen brennt ein Moor im Emsland. Eine Fläche von mehr als zwölf Quadratkilometern ist betroffen, zeitweise zog die Rauchwolke bis an die Nordsee und ins 130 Kilometer entfernte Bremen, der Qualm ist bis ins All zu sehen. Hunderte Feuerwehrleute sind im Einsatz. Auch wenn sich die Lage durch Regenfälle etwas entspannt hat, können sich die Löscharbeiten lange hinziehen. Den Bewohnern mehrerer Gemeinden drohte die Evakuierung, die gesundheitlichen Folgen sind nicht abzusehen.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Brandstiftung und Umweltdelikten. Offiziell gegen unbekannt, doch durchsuchten Polizisten die örtliche Kommandostelle der Bundeswehr. Denn die Armee steht als Brandstifter fest. Von einem Militärhubschrauber über dem Übungsgebiet abgeschossene Raketen haben den Brand ausgelöst. Dass die Armee nach Monate langer Trockenheit überhaupt Geschosse abfeuern kann, während etwa Grillen im Freien zu Recht überall verboten wurde, ist völliger Irrsinn.
Doch damit nicht genug: Die Bundeswehr rief die Feuerwehren der umliegenden Orte erst zu Hilfe, als der Brand außer Kontrolle geriet. Sie verließ sich auf ihr eigenes Löschgerät, das dann zum Teil aber nicht funktionierte. Und sie informierte Öffentlichkeit und zivile Behörden lange Zeit gar nicht und dann auch nur sehr holperig und beschwichtigend. Die Landesregierung wurde nach eigenen Angaben erst nach zehn Tagen informiert.
Immerhin: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat sich am Wochenende entschuldigt. Man wolle den Fall aufarbeiten und über die Ergebnisse auch mit den Menschen in der Region sprechen, die Helfer von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk sollten jede Unterstützung erhalten. Das ist das Mindeste, reicht aber nicht. Die Bundeswehr muss die Betroffenen des Feuers entschädigen. Wer betroffen war und ist – und in welchem Ausmaß –, muss nach dem Löschen geklärt werden. Und zwar von einer unabhängigen Stelle.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands