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Kommentar Griechenland-GipfelSo scheitert Europa

Eric Bonse
Kommentar von Eric Bonse

Merkel und Schäuble haben dank einer ekligen Allianz alle deutschen Forderungen durchgesetzt. Das Ergebnis: ein Sanktions- und Zwangsregime.

Er ist wunderschön: der Griechen-Euro. Foto: dpa

W enn der Euro scheitert, dann scheitert Europa – sagt Kanzlerin Angela Merkel. Wenn die Währungsunion zum autoritären Sanktions- und Zwangsregime mutiert, scheitert Europa aber auch. Genau das ist beim chaotischen Euro-Gipfel in Brüssel passiert.

In einem noch nie dagewesenen Durchmarsch haben Merkel und ihr Finanzminister Wolfgang Schäuble alle deutschen Forderungen durchgesetzt. Sie laufen darauf hinaus, Premier Alexis Tsipras und seine Syriza zu bestrafen und Athen unter Kuratel zu stellen.

Nun kommt nicht nur die Treuhand-Anstalt nach DDR-Muster. Auch die verhasste Troika darf in Hellas wieder das Zepter übernehmen. Gleichzeitig wird das Parlament entmachtet: Es muss alle Spar- und Reformvorgaben abnicken und automatische Budgetkürzungen erlauben.

Ausgedacht hat sich diesen Coup unser beliebter Herr Schäuble. Mit seinem mittlerweile berühmt-berüchtigten Positionspapier hat er schon vor dem Gipfel die Weichen gestellt. Er kam damit Ländern wie Finnland entgegen, die Griechenland aus dem Euro drängen wollen und seit jeher Sicherheiten für neue Hilfen fordern.

Hardliner aus Helsinki

Nun ist das Bündnis mit den Finnen nicht neu. Schäuble setzt seit Jahren auf die Hardliner aus Helsinki. Auch Zypern hat er mit ihrer Hilfe seine Konditionen aufgedrückt. Diesmal regieren in Helsinki aber die rechtspopulistischen „Wahren Finnen“ mit. Eine eklige Allianz, für die Schäuble sich schämen sollte.

Beschämend ist auch, wie Merkel und Schäuble ihre traditionellen Partner vor den Kopf gestossen haben. Nachdem sie ihr Bündnis mit Finnland und anderen Hardlinern geschmiedet hatten, ließen sie alle Forderungen aus Italien oder Frankreich an sich abprallen.

Kein Wunder, dass die italienische Presse schon eine neue Berliner Mauer entstehen sieht. Auch in Frankreich ist man entsetzt über das autoritäre und egoistische deutsche Vorgehen. Dass Schäuble mit einem „befristeten“ Grexit drohte, brachte Präsident Francois Hollande auf die Palme. Der Fünf-Jahres-Grexit sei inakzeptabel, wir wollen Griechenland im Euro halten, forderte Hollande.

Deutscher Fiskalpakt

Das hat er zwar geschafft – aber um welchen Preis? Der Schuldenschnitt, den Paris vor dem Gipfel forderte, ist vom Tisch. Stattdessen musste sich Athen verpflichten, noch diese Woche den deutschen Fiskalpakt umzusetzen. Also genau jene strikten Budgetregeln, die Hollande nach seiner Wahl 2012 loswerden wollte!

Fast ist man versucht, dem griechischen Ex-Finanzminister Gianis Varoufakis Recht zu geben. Der hatte schon am Freitag – vor dem Gipfel - in seinem Blog vor Schäuble gewarnt und ihm vorgeworfen, an Griechenland ein Exempel statuieren zu wollen, um Frankreich zu disziplinieren. Varoufakis lag wohl nicht ganz falsch.

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Eric Bonse
EU-Korrespondent
Europäer aus dem Rheinland, EU-Experte wider Willen (es ist kompliziert...). Hat in Hamburg Politikwissenschaft studiert, ging danach als freier Journalist nach Paris und Brüssel. Eric Bonse betreibt den Blog „Lost in EUrope“ (lostineu.eu). Die besten Beiträge erscheinen auch auf seinem taz-Blog
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55 Kommentare

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  • Was ich bei den meisten Kommentaren vermisse, ist Kritik an Tsipras' Farce genannt "Referendum". Er ließ das griechische Volk über das erste Sparpaket entscheiden, und die Antwort von über 60% der Wähler war NEIN. Und was macht er nun? Er nimmt ein viel härteres Sparpaket in Kauf. Es zeigt, dass auch in Griechenland die Stimme und Meinung des Volkes nicht zählt. Eine Schande für die Demokratie, die ohnehin in Europa nur noch auf dem Papier zu stehen scheint.

    • @Monsieur Soquette:

      Tsipras hat sich mit dem Referendum einen Verhandlungsauftrag vom Volk geholt, zu einem Zeitpunkt als man auf der anderen Seite ja gar nicht mehr verhandeln wollte. Nur dadurch wurden die Gespräche überhaupt weitergeführt. Das Ergebnis ist sicherlich sehr enttäuschend, muss aber auch erst noch von den Parlamenten angenommen werden. Das alles entspricht voll und ganz den demokratischen Regeln. Es ist aber keineswegs so, dass demokratische Entscheidungen auch automatisch gute Entscheidungen sind. Schauen Sie sich doch nur mal die Entscheidungen im deutschen Bundestag an. Da finden Sie praktisch nix, was als Werbung für die Demokratie brauchbar wäre.

      • @Rainer B.:

        Wie bitte? Man wollte auf der anderen Seite nicht mehr verhandeln? Nicht "die andere Seite" sondern Tsipras hat den Verhandlungstisch verlassen, um ein unsinniges Referendum abzuhalten, dessen Fragestellung zudem die falsche war. Seitdem steckt er in dem Dilemma, dass über 60% OXI zum Sparpaket, aber weit über 70% NAI zum Euro sagen. Sein großer politischer Fehler war, die Menschen bis zum Tag der Abstimmung glauben zu machen, er könne beides erreichen und mit der Stimme des Volkes im Rücken binnen 48 Stunden eine Einigung ohne harte Sparauflagen aushandeln. Der politische Schaden, den er mit der Annahme der nun noch härteren Sparauflagen angerichtet hat, ist enorm und wird ihn letztlich wohl auch das Amt kosten. Der noch größere Schaden ist aber der, dass das griechische Volk spätestens in diesen Tagen jegliches Vertrauen in ihre Regierung und in die Politik insgesamt verloren haben dürfte.

        • @kme-martin:

          Sagen wir es meinetwegen mal so, - die Verhandlungen waren zum Stillstand gekommen. Das Vertrauen der Griechen in jegliche Regierung war noch nie sehr groß und weil man das auch woanders weiß, gestalteten sich wohl auch die Verhandlungen so schwierig. Tsipras musste dem doch irgendwie entgegenwirken. Das hat er zumindest mit dem Referendum erreichen können.

  • Wer macht die Übersetzung? Ein Roboter? So scheitert Europa - Thus fails Europe (???) - That's how Europe fails.

  • Dabei erzählte man uns doch immer, der Euro sei eine Friedenswährung. Einfach lachhaft !

  • Alexis Tsipras - wie ein Tiger gestartet, nun wie ein Hund geprügelt. Mann, ist das bitter.

  • Sehe ich das richtig ? Die Griechen müssen das nicht annehmen , was da gestern in Brüssel rausgekommen ist , oder ? W e n n gr. Regierung und Parlament es annehmen , ist das erst mal Sache der Griechen selbst . Ob das Ganze in den nächsten Jahren funktionieren wird , steht auch noch in den Sternen . Denn nur mal so nebenbei - gegen die seit 2008/9 anhaltende fundamentale Systemkrise des Kapitalismus ist bisher kein Rezept gefunden worden . Pseudo-Keynesianer_Innen , die im weiteren Gelddrucken die Lösung sehen , sollten erst noch das perpetuum mobile erfinden .

    • @APOKALYPTIKER:

      ..oder: "Ein entmündigtes EU/Europa entmündigt Griechenlands demokratischen Willen"... das endet in einer hässlichen Hierarchie von Herren und Dienern/Sklaven... im Namen einer fragwürdigen økonomischen Macht-Ideologie.. (seufz*)

    • @APOKALYPTIKER:

      Gut gesehen ! Ich nehme an das in Griechenland reichlich `Zoff´ sein wird!

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @APOKALYPTIKER:

      "Pseudo-Keynesianer_Innen , die im weiteren Gelddrucken die Lösung sehen , sollten erst noch das perpetuum mobile erfinden ."

       

      Verteufeln Sie nicht so die Keynsianer. Auf exponentiell ansteigender Geldmenge und Schulden ist unser Wohlstand gewachsen:

      http://www.theaureport.com/images/Karn1.jpg

       

      Da sind die privaten noch gar nicht berücksichtigt. Die Nicht-Keynsianer sind da nicht viel anderer Meinung. Nur, dass bei Ihnen (so seit den 70ern-80ern) das in nicht mehr so viele Taschen fließen sollte.

  • „Es gibt zwei Wege, eine Nation zu erobern und zu versklaven. Der eine ist durch das Schwert, die andere durch Verschuldung.“ (Adam Smith)

  • Man sollte sich mal die Wirtschaftsleistung Griechenlands mal vor Augen führen:

    Sie entspricht der von Hessen.

    Das dieser koruppte 'rollenden Schwätzer' (Zitat von Volker Pispers) von seinen Kollegen auch nur angehört wird ist schon die Farce an sich.

    Und wenn man Richtung USA guckt, die mit mehreren Paketen von einem JÄHRLICHEN Schuldenberg, der dem von 10 Jahren in Gesamteuropa entspricht, die Wirtschaft retten will, da stellt sich doch die Frage, wer nun die Weisheit mit Löffeln gefressen hat.

    Es stellt sich doch die Frage, was die Sparerei soll und ob nicht die nicht erschlossenen Gasvorräte bei Herrn Schäubles Vorsagern eine große Rolle in Richtung Privatisierung spielen.

    Und wenn man sie die Bilanzen der Länder ansihet, dann ist nicht nur Griechenland pleite, sondern auch Portugal, Spanien, Irland und auch..... Deutschland.

    Somit kann ich dem 'rollenden Schwätzer' nur zustimmen.

  • Für den Schuldner haben die Gläubiger Schuld an ihrem Elend. Für die Gläubiger haben die Schuldner Mitschuld an ihrem Desaster.

     

    Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte.

     

    Und helfen kann eine differenzierte Betrachtung.

  • Schäuble & Co. geht es in erster Linie darum in Griechenland einen Rechtsruck sondergleichen auszulösen. Das wird ihm wahrscheinlich mittelfristig auch gelingen, aber zumindest die vielbeschworene "Deutsch-Französische-Freundschaft" dürfte damit schon einen irreparablen Knacks bekommen haben. Wer allzu hoch zockt, kann auch mal alles verlieren - und das trifft beileibe nicht nur auf Griechenland zu.

  • Europa soll an der deutschen Haltung "scheitern"? Europa ist bereits 1990 als Vision gescheitert. Man erinnere sich an die "2+4 Verhandlungen" und was die europäischen "Bruderstaaten" so alles für ihre Zustimmung gefordert haben. Großbritannien wollte NATO-Großmanöver auf dem Beitrittsgebiet veranstalten und das vor dem Abzug der Roten Armee. Es gab sich dann aber "gnädigerweise" mit Zusagen bezüglich der EG Finanzierung zufrieden, jedoch erst nach Intervention der USA. Und Frankreich? Die nicht ganz so große Nation machte ein bedingungsloses deutsches "Ja" zum EURO zur Bedingung. Wenigstens die seit 5 Jahren permanent gebrochenen Stabilitätskriterien wurden noch aufgenommen. Warum sollte angesichts dieser Schacherei Deutschland "solidarisch" sein und auf die Forderung der Einhaltung der Stabilitätskriterien verzichten?

  • Man kann diese Entwicklung nicht mehr adäquat in nationalistischen Denkschablonen begreifen als Rivalität von Staaten mit imperialen Bestrebungen, die wechselnde Zweckbündnisse eingehen. Das sind Erklärungsmuster für europäische Konflikte im 19. Jahrhundert, die heute zwar von den Medien eifrig bedient werden, aber nicht mehr zutreffen. Was wir erleben, ist eine fortschreitende Entdemokratisierung und Kolonialisierung ALLER €-Staaten. In den kommenden Wochen werden die Parlamente von Helsinki bis Athen nur noch abnicken, was das "Gebot der Stunde ist". Der Weg von der Währungsunion zur Fiskalunion zur Transferunion unter einem autoritären, demokratisch nicht legitimierten Zentralregime ist vorgezeichnet. Es liegt nicht am bösen Vampir Schäuble oder der Nazibraut Merkel. Der € und die €-Zone werden mit pseudoreligiöser Emphase wie ewige Heiligtümer angebetet, um - leider, leider - auf ihrem Altar nationale Souveränität und damit gleichzeitig alle demokratischen Störfaktoren zu opfern. Es ist ja kein Zufall, dass das EU-Palament seit Jahren schon nur noch eine Statistenrolle spielt. Euroland entwickelt sich zu einem straff geführten Verbund postdemokratischer Protektorate, die sich genehmigungsfrei ihre Kultur- und Sportevents organisieren können.

  • Herr Bonse ist ja ein sehr engagierter Fürsprecher Athens, allerdings habe ich von ihm - obwohl seine letzten Artikel alle las - noch kein Wort dazu gelesen, wie er sich ein Griechenland vorstellt, dem man ohne Vorbedingungen und Kontrolle Geld geben kann. Oder meint er etwa dass das für das derzeitige Griechenland gilt, indem sich die alten Eliten auf Kosten des normalen Bürgers die Taschen vollgestopft und jede Reform verhindert haben, wohlgemerkt vor Syriza und Tsipras. Ist es nicht verständlich, dass viele Länder Europas jedes Vertrauen verloren haben und nicht bereit waren, weiteres Geld zu geben? Mit dem sich die gleichen Leute wieder selbst bereichert und es auf Schweizer Konten weitergeleitet hätten? Ist es "links", so etwas fortschreiben zu wollen?

     

    Ich stehe vor einem Rätsel, wie man derart einseitig Partei ergreifen kann und alle Probleme, die Griechenland in die jetzige Situation gebracht haben, überhaupt nicht erwähnt.

    • @Dr. McSchreck:

      Dem stimme ich zu 100% zu! Außerdem finde ich es eines kritischen Journalisten unwürdig, Schäuble für eine unheilige Koalition mit den an der finnischen Regierung beteiligten "Wahren Finnen" zu geißeln, während Syriza mit den nicht minder rechtspopulistischen "Unabhängigen Griechen" der Anel in Athen regiert. Das ist doch die gleiche rechte Mischpoke, für die es einer angeblich linken Partei wie Syriza noch viel mehr die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte. Was ich wirklich "eklig" finde, ist Journalismus dieser Art.

  • Treuhand, ick hör dir trapsen !

     

    Treuhandverwaltung ? Das hatten wir doch schon mal irgendwo, als der Besitz eines Staates von völlig unkontrollierten Privatisierern an irgendwelche Geldhaie oder Begünstigte verscherbelt wurde (verantwortlich damals : deutsches Finanzministerium unter Waigl, Friedrich, Sarasin; überhaupt nicht verantwortlich und völlig unbeteiligt : deutsches Kanzleramt unter H. Kohl).

     

    Noch heute wird der letzte Rest der Flächen und Immobilien im Osten Deutschlands an die potentesten Bieter verkauft, während viele Filetstücke bereits bald nach der Wende in glückliche treuhandnahe private Hände übergingen.

     

    Nun soll also in Hellas diese in Ostdeutschland so vorbildlich exekutierte neoliberale Ideologie der Schnäppchenverteilung an ausgesuchte Private mit (schwäbischem, bayrischem Bimbes juchheirassa !) wieder genau so praktiziert werden.

     

    Die Scheußlichkeiten deutscher Fallschirmjäger in Griechenland vorüber 70 Jahren waren im Endeffekt vom gleichen Herrenmenschentum geprägt wie die perfekte Strafaktion der deutschen Konservativen und ihrer medialen Lakaien an aufmüpfigen Linken in den gedemütigten Südländern.

     

    Gleichzeitig wurde den Franzosen und Italienern gezeigt, wo der Hammer hängt und wohin er gegebenenfalls ausschlägt.

     

    Wie sagte schon Goethe beim Betrachten der Kanonade von Vallmy ? ...."und Ihr dürft sagen, Ihr seid dabei gewesen!"

    ...............................

    Danke an die taz, dass sie nicht in das Einheitsgeheul der deutschen Presse einstimmt.

    • @unSinn:

      Ja nur das Franzosen und Italienern die europäischen Verträge scheiss egal waren.

       

      Wenn jeder anfängt zu machen was er will haben wir bald keine EU mehr. Der Osten allen voran Polen schaut sehr genau darauf wie Europäer ihre Verträge einhalten.

       

      Das was in Brüssel passiert war gesteuert. Von den USA und den Sozialisten in Frankreich. Mit Vernunft hat es nichts zu tun.

  • Ein Schwarzgeldpolitiker wie Schäuble ist wohl der denkbar ungeeigneteste Mensch um in Griechenland die Korruptionsbekämpfung zu forcieren. Und so dürfte eine Treuhand à la Ex-DDR auch eher eine aufoktroierte Korruption als deren Bekämpfung sein - mit der einzigen Ausnahme, dass diesmal eher Ausändische "Investoren" und "Berater" die Nutzniesser dieser Korruption "Made in Germany" sind.

  • Schäuble und Merkel - wie immer - wie die Elefantenherde im Porzellanladen. Deutschland wird für diese "Siege" genauso bezahlen, wie GB für die Siege Thatchers.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Nach diesem sehr kenntnisreichen Kommentar von Herrn Bonse denke ich, daß das Ganze sowieso nicht durchgehen wird. Erst einmal kommt das griechische Parlament. Dann das griechische Volk. Dann die skeptischen und nicht so sozial eingestellten europäischen Nationalparlamente. Da ist noch ganz viel Luft, ob die machtbesessenen Deutschen das so einfach durchziehen können. Die jetzige Lösung ist keine gute, und schon gar nicht für die nächsten 3 Jahre. In den nächsten 3 Jahren finden verschiedene Wahlen statt. Spanien, Frankreich, Italien sind nicht 'vom Tisch'. Frau Merkel hat mit ihrer Machtstellung nichts, aber auch gar nichts gelöst: Nicht die Ukrainekrise, nicht das unsägliche und gefährliche Rußlandembargo, nicht die Flüchtlingsproblematik und nicht das beschädigte Verhältnis zu den USA. Was hat diese Frau eigentlich getan all die Jahre?

    • @4932 (Profil gelöscht):

      regiert!

      • 4G
        4932 (Profil gelöscht)
        @Grisch:

        Ja, das ist warscheinlich Regieren 2.0, so dass man praktisch nichts davon merkt. Aber Griechenland, Spanien, England, die Flüchtlinge und die NSA geben der Mutti ja bald nochmal eine Chance.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Schäuble sollte nach einem "erfolgreichen" Berufsleben und dessen aktuellen Krönungen endlich seinen Hut nehmen.

     

    Er ist ein letzter Repräsentant von vorgestern, der nur noch stört.

  • Erschreckend, das Ganze. Tsipras wird eine "Regierung der Nationalen Einheit" bilden müssen, wahlweise versinkt Griechenland im politischen Chaos mit Neuwahlen etc.

    Diese unsägliche Verhandlungsnacht hat mehr Vertrauen innerhalb Europas zerstört, als man sich heute vorstellen kann.Völlig klar ist jetzt: Es gibt in Europa keine gemeinsame Vision mehr, nicht einmal gemeinsame Ziele. Geld allein als Kitt, der den Laden zusammenhält, reicht nicht. Alles andere ist aber gerade abgeräumt worden. Merkel spaltet Europa, statt Schäuble Einhalt geboten zu haben. Das wird sich noch lange rächen und die Folgen werden sich erst langsam zeigen. "Nordeuropa" allein wird auch in der Welt keine große Rolle spielen.Merkel wird als Spalterin Europas in die Geschichte eingehen. Man braucht die hartherzigen Geldgeber, aber lieben wird sie niemand mehr.

  • Man kann von der politischen und ökonomischen Meinung von Schäuble etc. halten, was man will, aber ihnen vorzuwerfen, dass sie ihre Meinung nicht ändern, weil finnische Rechtspopulisten der gleichen Meinung sind, ist albern. Das ist "Vegetarier sind Nazis"-Niveau.

     

    Und wie soll man das jetzt verstehen? Schäuble und die Finnen haben alleine eine Allianz gebildet und sich damit gegen alle anderen durchgesetzt? Ernsthaft?

     

    Wie ist jetzt eigentlich der Ekligkeitsgrad zu beurteilen? Mehr oder weniger eklig als die Koalition von Syriza mit den griechischen Rechtspopulisten?

  • wenn man 5 Jahre lang - wohlgemerkt von den Vorgängerregierungen - Zusagen bekommt, die nicht eingehalten werden und die alte Klientelpolitik immer weiter fortgeschrieben wird, dann muss man eben Kontrollen einführen, dass das so nicht weitergeht. Wenn Syriza wirklich das will, was sie angekündigt hatten, nämlich ein "neues Griechenland", in dem die Oligarchen, die PASOK und die alte konservative Partei entmachtet und aus den Postionen vertrieben werden, in denen sie jede Reform verhindern, kann diese Einigung sogar helfen. Von innen war das System offenbar nicht zu reformieren, das haben die letzten Jahre gezeigt, jetzt hilft Europa mit. Auch zum Wohle all der Griechen, die nicht zur alten "Elite" gehörten, die den Staat zur Selbstbedienung missbraucht hat.

      • @diapontisch:

        sehe keinen Widerspruch zu dem, was ich geschrieben habe. Es gab in den letzten Monaten genügend Artikel, in denen Griechen selbst von den unhaltbaren Zuständen, der Vetterwirtschaft und der systematischen Plünderung des Staates durch die Altparteien berichtet haben. Einstellung als Beamter als Wahlgeschenk usw. - einiges davon findet sich auch in Ihrem Link.

  • Es ist erschreckend mit welcher selbstverständlich zur Schau getragenen Überheblichkeit unsere eiserne Kanzlerin die Regeln vorgibt. Und fast alle Politiker da unisono einstimmen. Immer sind es „die Griechen“, die „ihre Hausaufgaben“ nicht gemacht haben, d.h. eine Politik und ein Finanz-und Steuersystem, das sich über Jahrzehnte etabliert hat – eben nicht in 5 Monaten mal eben geändert haben.

    Doch noch schlimmer ist die fast gleichgeschaltete Presse, die bei den laufenden Verhandlungen immer davon berichtet, nur mal so als Beispiel für diese Arroganz, das auch heute wieder bei den Verhandlungen, auf Tsipras eingeredet werden musste, damit er die vorgegebenen Angebote akzeptiert. Verhandlungen, wo einer das Messer an den Hals bekommt.

    Und können wir davon ausgehen, dass die Werte, die Griechenland nun als Sicherheit in den Treuhandfond einbringen muss, mit Griechenland zusammen gewinnbringend langfristig verwaltet werden? Oder werden diese Werte – gewinnbringend für die Käufer – an diese verschleudert?

    Das ist doch ein Superdeal, Herr Schäuble für z.B. Eon, Vattenfall, Hafenbetreiber u.a. – gut gemacht.

    Und alle – vor allem die Presse – macht mit…. Mir ist übel, ganz übel…

    • @Zeuge14:

      Vielleicht nicht in fünf Monaten, aber man hatte auch über fünf Jahre Zeit...

    • @Zeuge14:

      So ein Quark. Wer redet von nur 5 Moanten? Sie haben nur Interesse daran gefunden nachdem eine sog. Linker Regierung dort an die Macht sind.

       

      Es gibt ein riesen Bereitschaft unter alle in Europa sich gegenseitig zu helfen - aber zu die gleichen Bedingungen für alle.

       

      Und wo waren Sie mit Ihr künstliche Aufregung als die Iren die Gürtel sehr eng binden müssten? Nichts gehört - nur weil es keine "Linker" Regierung war.

  • Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Vielleicht hätten die Griechen nicht Schäuble als Blusäufer und Mekrel als Hitler plakatieren sollen. Beisse niemals die Hand, die dich füttert!

    • @Der Ungläubige:

      Sie haben wohl vergessen, Ihren Satz zu ende zu bringen, sehr geehrter UNGLÄUBIGER. "..., sofern Du z.B. ein Hund oder ein Affe bist", hätten Sie vermutlich gesagt, wenn Sie sich nur getraut hätten. "Füttern" lassen wollen sich ja schließlich die wenigsten Erwachsenen gern.







      Wäre ich Grieche, wäre ich jetzt bestimmt beleidigt. [...] Kommentar gekürzt. Bitte die Netiquette beachten. Die Moderation

      • @mowgli:

        "Bite the hand that feeds" ist ein ganz normaler Begriff und hat nichts mit Affen o.ä. zu tun.

      • @mowgli:

        Das einzige Eklige hier ist, daß die Taz-Redaktion diese Meinungsäußerung hier hat durchgehen lassen. Die Redakteure sollen sich schämen.

    • @Der Ungläubige:

      Diese Einigung wird Deutschland wie auch Griechenland und damit auch letztendlich der EU teuer zu stehen kommen:

      1. Es werden mit weiteren Hilfsgeldern alte Schulden bedient, eine echte Investion findet nicht statt.

      2. Das gerade Merkel die Treuhand-Geschichte vorschlägt, ist das absurdeste; gerade sie müsste es besser wissen: Nachdem die Sovjets sich die Reparationen geholt haben, hat die Treuhand noch das letzte bisschen Industrie nachhaltig zerstört. Mit allen bekannten Folgen: Hohe Arbeitslosigkeit und damit einhergehende Perspektivlosigkeit sowie Rechtsextremismus. Ja, auch für die Dinge die heute in Freital und anderen Städten laufen trägt die CDU eine historische Mitverantwortung.

      3. Tsipras wurde gewählt, genau solche Kompromisse nicht mehr anzunehmen. Das Referendum hat es auch erst bestätigt. Sollte das griech. Parlament jetzt "Ja" sagen, macht es sich quasi selber überflüssig, da alle Gesetze fortan aus Brüssel und Berlin kommen werden. Das wäre das Ende der griech. Demokratie.

      4. Daraus resultierend wäre es auch das Ende der europäischen Idee.

      Und allen, die trotz dieser Umstände noch den "Kompromiss" bejubeln:

      Nehmen Sie sich ein Geschichtsbuch! Schauen Sie sich die Versailler Verträge an, die Sparpolitik Brünings (vergleichend dazu den "New Deal") und dann die folgenden Seiten.

      • @Olo Hans:

        Alles gute Argumente, denen ich mich größtenteils gerne anschließen kann. Worauf ich aber rauswollte ist die einfache Tatsache, dass es kontraproduktiv ist, wenn man diejenigen persönlich beleidigt, die letztlich darüber entscheiden, ob sie "Ihr" (bzw. unser) Geld locker machen. Wenn ich einen Kredit von der Bank will, gehe ich nicht in die Schaterhalle und rufe "Ihr Nazis wollt Zinsen!"

         

        Ich würde mir im übrigen auch keine Hypothek aufs Haus holen, um meinen Luxuskonsum zu finanzieren ...

         

        PS: Das letzte bischen Industrie der DDR konnte man auch so zum Nullwert ausbuchen. Dazu hätte es die Treuhand nicht gebraucht, die ABsicht dahinter war, Investitionen in den Osten zu locken, was an einigen Stellen ja auch geklappt hat.

  • Und wieder hat die Geldgeilheit der alten Säcke ein Stück Menschlichkeit und Zukunft zerstört. Widerlich.

  • Dem Europa von Merkel, Schäuble, Draghi und Konsorten würde ich keine Träne nachweinen. Diese Typen sind keine Europäer, sie sind nur den Finanzeliten verpflichtet. Es ist eine von ausschließlich finanziellen Interessen gelenkte Revolution von oben, die allen auf Dauer schlechtere Lebensbedingungen bescheren wird. Der Ausverkauf von GR. ist die Blaupause für das, was uns allen blüht. Die EU hat einen zutiefst dubiosen und anti-demokratischen Kurs eingeschlagen. Es ist an der Zeit, aufzuwachen und Widerstand zu leisten. "Griechenland ist auf einem guten Weg": das hat die Kanzlerin der Deutschen wider besseren Wissens verkündet. Diese Frau muss gehen, und mit ihr eine komplette generation von halluzinierenden Politikern.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "...in seinem Blog vor Schäuble gewarnt und ihm vorgeworfen, an Griechenland ein Exempel statuieren zu wollen, um Frankreich zu disziplinieren."

     

    Nicht nur Frankreich. Griechenland als abschreckendes Beispiel dürfte auch in der Zukunft innenpolitisch für jegliche nachfrageorientierte wirtschaftspolitische Ansätze nützlich sein.

  • "Fast ist man versucht, dem griechischen Ex-Finanzminister Gianis Varoufakis Recht zu geben."

     

    Was heißt hier fast? Varoufakis hat von Anfang an Recht gehabt und wird Recht behalten.

     

    Schäuble aber wird als Größter Finanzminister aller Zeiten (Gröfaz) in die Geschichte Schlands und Europas eingehen.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Wenn man 5 Jahre oder länger die Unfähigkeit Griechenlands beobachtet kann man es Herrn Schäuble doch wohl kaum verübeln das er "das Problem" irgendwie loswerden möchte.

       

      Die Probleme Griechenlands sind alle hausgemacht und KEIN LINKER sollte Steuerhinterzieher und Vetternwirtschaft in diesem Ausmass dulden.

      • @lord lord:

        Welches Problem soll Schäuble losgeworden sein und vor allem welches Problem soll Griechenland jetzt losgeworden sein?

        Die Steuerhinterzieher dürfen sich jetzt am griechischen Staatsvermögen auch noch nach Herzens Lust bedienen - nämlich mit dem Geld, dass sie dem Staat schuldig geblieben sind.

        • @Rainer B.:

          Na Schäuble wollte einen temporären Grexit auf 5 Jahre. Dann wäre das Griechenproblem ein Griechenproblem. So spielen die Deutschen 'die Bösen' für die nötigen Reformen statt es die grieche Politik tun muss.

  • Europa hat seine Unschuld verloren. Aus einer liebevollen Partnerschaft ist eine gewaltätige Ehe geworden.

    • @robby:

      Europa war auch vorher weder unschuldig noch frei von nationalem Eigennutz. Der Finanzbedarf hat schlicht Dimensionen erreicht, die man mit der klassischen Portemonnaie -Diplomatie nicht mehr stemmen kann.