Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Zitat:"Ärgerlich ist auch, dass der CSU-Chef bewusst die unterschiedlichen Themen Einwanderung und Asyl vermischt(...)"
Das Vermischen hat aber Methode, gerade auch von Seiten der Regierung. In den Verlautbarungen der Kanzlerinnendarstellerin und in der öffentlichen Debatte wurde (und wird) nicht unterschieden zwischen Asylbegehren gemäß Art. 16a GG (individuelle politische Verfolgung), Bürgerkriegsflüchtlingen nach GFK und der allgemeinen Migration. Die ersten beiden Gruppen sind grundsätzlich nur solange hier, bis der Fluchtgrund wegfällt. Dass eine Rückkehr möglich ist, sollte unsere Hoffnung sein. Was diese Menschen wollen, ist Sicherheit. Man ging aber sofort davon aus, dass sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren sind, man betrachtete sie also als Humankapital im Sinne der allgemeinen Wirtschaftsmigration. Womit man gleichzeitig unausgesprochen wirtschaftliche Motive der Flucht unterstellt hat. Und damit eine entsprechende Sichtweise der Bevölkerung auf die Neuankömmlinge nahegelegt hat. Schlecht gemacht!
Ein großartiger Artikel von Herrn Bax - wieder einmal! Argumente sind gar nicht nötig, um Herrn Seehofers rassistische Politik zu diskreditieren. Da reicht aus der Hüfte geschossenes Gedöns.
Auf wessen Rücken wird das ausgetragen? Mit Sicherheit nicht auf dem von Seehofer.
Israels „begrenzte Bodenoffensive“ im Libanon birgt immense Gefahren. Nicht nur Iran steigt in den Krieg ein. Die Welt schaut ohnmächtig zu.
Kommentar Flüchtlingspolitik der CSU: Seehofer plustert sich auf
Mit populistischen Vorschägen zur Flüchtlingspolitik macht die CSU der AfD Konkurrenz. Und Horst Seehofer setzt auf Vernebelungstaktik.
Inside Seehofer? „Bier: immer gut. Flüchtlinge: eher nicht.“ Foto: dpa
Wenige Tage vor ihrer rituellen Jahresklausur im Wildbad Kreuth haut die CSU fast schon im Stundentakt einen Vorschlag nach dem anderen raus, der eine populistischer als der andere. Mit diesem Getöse will sie am rechten Rand Boden gut machen und die AfD klein halten, die in Umfragen bundesweit und in Bayern zuletzt bei bis zu zehn Prozent lag.
Jetzt hat CSU-Chef Horst Seehofer seine alte Forderung nach einer verbindlichen „Obergrenze“ für die Aufnahme von Flüchtlingen erneuert und erstmals eine konkrete Zahl genannt, bei der seiner Meinung nach Schluss sein soll mit der christlichen Barmherzigkeit. Maximal 200.000 Flüchtlinge pro Jahr könne Deutschland im neuen Jahr aufnehmen, alles andere sei „zu viel“. Doch so konkret die Zahl klingt, so schwammig bleibt, wie Seehofer seine ominöse Obergrenze umzusetzen gedenkt.
Mit Grenzkontrollen, Mauern und Schießbefehl an der Grenze, sobald sich der erste Flüchtling nähert, der über dem Limit liegt? Ärgerlich ist auch, dass der CSU-Chef bewusst die unterschiedlichen Themen Einwanderung und Asyl vermischt, indem er gezielt aus dem Ausland angeworbene Fachkräfte oder EU-Bürger, die von der innereuropäischen Freizügigkeit Gebrauch machen, gegen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien aufrechnet, und damit ökonomisches Eigeninteresse über jede humanitäre Verpflichtung stellt.
Die Unschärfe seiner Forderung ist aber politischem Kalkül geschuldet. Es ist schließlich keine drei Wochen her, dass Seehofer beim CDU-Parteitag den Streit um Obergrenzen, Begrenzung, Reduzierung der Flüchtlingszahlen oder Kontingente zu einem reinen Streit um Worte erklärt hat, der nur Sprachwissenschaftler interessiere. Doch ein europäisches Kontingent für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien, wie es CDU und SPD gerade erst auf ihren Parteitagen beschlossen haben, ist etwas ganz anderes als ein Limit für die gegenwärtige Flüchtlingsaufnahme, wie es Seehofer vorschwebt – es wäre eine zusätzliche Verpflichtung.
Seehofer möchte diesen Unterschied gerne verwischen, daher die Vernebelungstaktik. Denn es könnte gut sein, dass Seehofer im laufe der Jahres einem zusätzlichen Kontingent von 200.000 Flüchtlingen zustimmen muss, die seine Koalitionspartner aufzunehmen bereit wären – egal, wie viele Flüchtlinge weiter auf dem Landweg dazu kommen. Beide Seiten könnten dann aber behaupten, sich durchgesetzt zu haben. So geht Politik in dieser Großen Koalition.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Schwerpunkt Flucht
Kommentar von
Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”
Themen