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Kommentar Femizide in DeutschlandGewalt gegen Frauen hat System

Patricia Hecht
Kommentar von Patricia Hecht

Frauen müssen Angst um ihr Leben haben, weil sie Frauen sind. Die Verharmlosung häuslicher Gewalt muss aufhören und ihre Aufklärung einsetzen.

Beratungsstellen und Hilfetelefone müssen ausgebaut werden Foto: dpa

S echs Männer vergewaltigen und foltern in Indien eine Studentin in einem Bus, sie stirbt an ihren inneren Verletzungen. Bei Demonstrationen auf dem Tahrirplatz im ägyptischen Kairo werden Frauen umringt, von der Gruppe getrennt und vergewaltigt. Die 15 Jahre alte Mia aus Kandel wird von ihrem Ex-Freund aus Afghanistan ermordet. All das sind Fälle von Gewalt gegen Frauen, die in deutschen Medien skandalisiert werden – zu Recht.

Nicht skandalisiert wird, dass in Deutschland jeden dritten Tag eine Frau umgebracht wird, in den meisten Fällen von ihrem eigenen deutschen Mann. Nicht skandalisiert wird, dass die Anzahl von Frauen, die verprügelt, verbrüht, gewürgt werden, deren Kiefer gebrochen und auf die ­geschossen wird, in Partnerschaften mit deutschen Männern bei rund 77.000 angezeigten ­Fällen jährlich liegt – und die Dunkelziffer liegt viermal so hoch.

Nicht skandalisiert wird, dass jede dritte Frau in Deutschland zwischen 16 und 85 Jahren körperliche oder sexualisierte Gewalt erlebt hat, die meisten davon durch deutsche Täter.

Gewalt gegen Frauen und Femizide – das betrifft immer nur die anderen. Aus einer kulturell scheinbar überlegenen Position heraus ist es hierzulande kaum Thema, dass die physische und psychische Gesundheit und die Rechte von Frauen so massiv verletzt werden. Vielleicht passiert mal eine „Beziehungstat“, eine „Familientragödie“ oder ein „Eifersuchtsdrama“ im privaten Schlafzimmer – aber das nur, weil der Täter so darunter litt, dass seine Frau ihn verlassen wollte. Als Frauenmord wird das nicht bezeichnet.

Endlich umfassend aufklären

Gewalt ist ein Mittel, um Frauen zu kontrollieren. Dass die Taten deutscher Männer verharmlost werden, liegt daran, dass sie es sind, die hegemoniale Macht haben. Das Wort einer Frau kommt nicht an gegen das des Chefredakteurs oder des Wirtschaftsbosses. Denn das Bild, das diese Männer von sich zeichnen, ist keines, in dem sie ihre Frauen zusammenschlagen. Doch sie tun es, wie die Kriminalstatistik deutlich zeigt.

Auch weil diese Taten medial kaum interessieren, sind Strukturen, die sie auffangen, eklatant unterfinanziert. 350 Frauenhäuser kennen keine andere Situation, als ausgebucht zu sein. Und das Papier, das die Bundesrepublik im Rahmen der Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Frauen zu Prävention, Schutz der Opfer und Bestrafung der Täter verpflichtet, ist geduldig.

Über Gewalt muss endlich umfassend aufgeklärt, Beratungsstellen wie Hilfetelefone müssen ausgebaut – und die Täter müssen bestraft werden. Dass Frauen Angst um ihr Leben haben, weil sie Frauen sind, ist Alltag im Deutschland des Jahres 2018. Es ist der Schmerz jeder Einzelnen – aber die Gewalt hat System. Und sie muss endlich zum Skandal werden.

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Patricia Hecht
Redakteurin Inland
war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erschien mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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41 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Weil meiner Meinung nach teilweise ein verzerrtes Bild der Gesellschaft wiedergegeben wird.

    Was unterscheidet einen Mord aus Rassenhass und ein politisch nicht motvierten Mord?

    Wenn der NSU Menschen umgebracht hat, WEIL sie Türken sind, dann ist das Motiv ganz klar Rassimus. Wenn dagegen Stefan S. den Nachbarn Ali.Y umbringt, weil sich ein Nachbarschaftsstreit hochschaukelt, dann KÖNNEN rassistische Motive eine Rolle spielen- KÖNNEN, müssen aber nicht.

    Genauso verhält es sich mit der Einordnung "Femizid oder Beziehungstat"-der männliche Täter hat vielleicht ein frauenfeindliches Weltbild; Vielleicht, oder sich einfach nicht unter Kontrolle, psychische Probleme, persönlicher Hass auf die Person aus diversen Gründen etc.



    Ein Femizid ist aber ein Mord wo eine Frau umgebracht wird, WEIL sie eine Frau ist.

    Wenn rechte Hetzer zum Beispiel mal wieder Flüchtlinge für alles verantwortlich machen und darauf hinweisen, das die Rate an Morden und Sexualstraftaten bei dieser Personengruppe überproportional hoch sei, sind Linke die ersten die sich gegen eine Pauschalverurteilung wehren und mit Zahlen und Daten kommen. Linke sagen: "In Chemnitz gibt es jedes Jahr durschnittlich 8 Morde pro Jahr und ihr nutzt den einen um gegen Flüchtlinge mobil zu machen" Rechte antworten darauf:"Ihr habt gar keine Emphatie mit dem Opfer, weil ihr jetzt mit doofen Zahlen kommt."

    ^^Spieglein, Spieglein an der Wand...Soll ich jetzt einfach mal wieder"oh, das ist schlimm" sagen und mir den Versuch einer Einordnung sparen, weil es "der guten Sache" hilft, oder was?

    Intellektuell ist diese Diskussionsverweigerung ziemlich dünn und fragwürdig.

    Dabei bin ich durchaus der Meinung das es ein großes Problem darstellt, wenn jede 20ste Frau in Europa mindestens einmal im Leben das Opfer einer Vergewaltigung wird. Dennoch gibt es hier(wie auch bei den Flüchtlingen) serientäter die in ihrem Leben duzende Vergewaltigungen begehen und auf der anderen Seite viele Männer, die damit gar nichs am Hut haben

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @6474 (Profil gelöscht):

      "Würde eine Freundin zu mir kommen und sagen, sie würde von ihrem Freund geschlagen, wäre meine Reaktion doch nicht ein Vortrag über das Gewaltverhältnis zwischen Mann und Frau oder "Also weißt du, 20 Prozent der Opfer waren letztes Jahr Männer"

      ^^Anscheinend kannst du dir nicht vorstellen, das hier der ein oder andere kommentierende Mann eventuell Formen von psychischer oder körperlicher Gewalt in einer Beziehung erfahren hat, deshalb muss ich es wohl verdeutlichen.

      Was wäre denn wenn ein Freund von dir, dem als Kind beigebracht wurde das man Frauen nicht schlägt, unter seiner schreienden, prügelnden, launischen und psychopathischen Freundin leiden würde und nur Artikel liest die ihm sagen: " Sei ein Mann und stell dich nicht so an du Jammerlappen. Statistisch gesehen sind Frauen viel öfter die Opfer. Schlag halt zurück, wenns dir nicht passt"

      Ich denke schon das soziale Geschlechter weitestgehend gesellschaftlich konstruiert sind. Diese Statsitik "jede dritte Frau..." gibt es auch deshalb, weil Frauen als das schutzbedürftige und körperlich schwächere Geschlecht angesehen werden, was sie innerhalb einer Beziehung in der Mehrheit auch sind.

      Ich glaube durchaus, das Frauen in Beziehungen öfter, brutaler und schutzloser den Gewalttätigkeiten ihres männlichen Partners ausgesetzt sind.

      Ich glaube allerdings nicht, das diese unterschiedlose Pauschalanschuldigung richtung Männer irgendetwas positives bewirken wird.

      Wenn "schubsen" eben schon als Gewalterfahrung bei Frauen in diese Statistik mit einfließt, fassen sich die meisten Männer aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen an den Kopf.

      Zur Wahrheit gehört auch, das ein Mann lernt das"schubsen" als Gewalterfahrung bei sich selbst gar nicht als Gewalt wahrzunehmen. Anzeige zu erstatten, weil einen die Freundin geschubst hat, wirkt skurill.



      Auch eine Ohrfeige in der Partnerschaft gegen einen Mann, aufgrund eines dummen Spruchs, wird gesellschaftlich völlig anders bewertet, als ein ohrfeigen verteilender Mann

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @6474 (Profil gelöscht):

      @David Kind

  • Was natürlich hier auch verschleiert wird, weil es nicht ins Weltbild passt. "Nur" 1/3 der Taten geht auf das Konto nichtdeutscher Täter. Der Anteil der "Nichtdeutschen" beträgt aber nur 10%. Ein Blick in den Koran hilft auch weiter. Aber sowas will man hier nicht hören, weil "rechts".

    • @mir-kommen-die-tränen:

      Schauen Sie mal in die Bibel...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Die Bibel steht allerdings in unserem Kulturkreis nicht über dem Gesetz...der Koran dagegen IST dagegen quasi das Gesetz für viele Muslime

        • @Becker Peter:

          Nein, der Code Civil, der Common Law und der Utilitarismus aus der Kolonialzeit IST das Gesetz vieler Muslime. Raten Sie mal wie gut die Frauen dabei weg kommen. Achja: Und ein leichter Nachhall aus dem Koran. Aber nur dort wenn er zu den oben genannten Gesetzen und Prinzipien passt. ...lesen sie mal islamische Rechtsgeschichte.

        • @Becker Peter:

          "Die Bibel steht allerdings in unserem Kulturkreis nicht über dem Gesetz..."

          Wirklich? Dann schauen Sie sich mal um. Evangelikale Christen sehen das anders. Aber genau so wie diese nicht alle Christen repräsentieren, repräsentieren übereifrige Muslime nicht alle Muslime. Also fangen Sie bitte an, jeden Menschen für sich zu beurteilen, statt pauschale Verdächtigungen zu verbreiten.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Der Unterschied ist, daß die meisten Christen eben NICHT in die Bibel schauen...

        • @Wellmann Juergen:

          Siehe oben.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Es wird aber in der Statistik garnicht unterschieden zwischen Deutschen mit oder ohne Migrationshintergrund.



            Unterschieden wird nur zwischen Menschen mit oder ohne deutschen Pass.

  • Das ist aber auch eher Vorurteil der TAZ, dass über deutsche Täter dramatisch anders berichtetet wird als über Zuwanderer.

    Wenn deutsche Männer „spektakuläre“ Verbrechen an Frauen begehen, steht das auch auf Seite1 der BILD. Wie der aktuelle Fall dieser Tage mit 4 Toten.

    Die zu Beginn des Artikels aufgelisteten Beispiele zeigen dagegegen gut, warum bestimmte Taten von Zuwanderern skandalisiert werden: Gruppen von Männern, die über eine Frau herfallen, waren bisher in Deutschland eher unüblich. Und laut Kriminalstatistik gibt es da sehr wohl ein Häufung bei Nicht-Deutschen Tatverdächtigen.

    • @modulaire:

      "...deutsche Männer „spektakuläre“ Verbrechen an Frauen begehen..."

      Der Unterschied besteht im Wort "spektakulär". Migranten schaffen es auch mit "normalen" Verbrechen in die Zeitung.

  • Verwunderlich ist das nur jede dritte Frau betroffen ist. Ich gehe eigentlich davon aus das in einer Lebensspane ausnahmslos jeder Bürger sexuelle oder körperliche Gewalt erlebt. Merkwürdig ist nur das man beides sprachlich trennt, schließlich ist auch sexuelle Gewalt körperliche Gewalt. Und überhaupt: Warum beschränkt sich die Statistik nur auf Frauen? Männer sind viel häufiger Opfer von Gewalt und es ginge niemandem etwas verloren, wenn das ganze Bild gezeigt wird.

    Das ist natürlich eine naive Frage,… mir ist klar das Frau Hecht daran gelegen ist die Lage eindimensional erscheinen zu lassen. Man könnte einwenden es sei doch auch wichtig das über die Probleme von Frauen gesprochen wird und dem würde ich zustimmen. Doch hier scheint es vor allem darum zu gehen über die Probleme von Männern nicht zu sprechen, denn auch Frau Hecht ist klar das ihre Wutrede nicht mehr funktionieren, wenn sie dazu sagt das Frauen in Punkto Gewalt besser wegkommen als Männer.

    Und der letzte Akt wird dann die Rettung ins triablistische Denken sein, es wird heißen: Ja aber Männer stellen die deutliche Mehrzahl der Täter und dafür müssen sie Verantwortung übernehmen! Und klar das stimmt, die meisten Täter sind Männner. Doch wir haben das finstere Mittelalter und die Sippenhaft hinter uns gelassen. Ich bin kein Täter und damit habe ich meine Schuldigkeit getan, für das Verhalten anderer Menschen sind diese Menschen verantwortlich.

    Folgte man dem Argumentationsmuster von Frau hecht in der Migrationsfrage dann würde man das Rassismus nennen, würde man es tun um Frauen kategorisch etwas zu unterstellen das hieße das Sexismus doch tut man das gleiche mit Männern dann heißt es auf einmal Feminismus und wird bejubelt.

    • @Januß:

      "Folgte man dem Argumentationsmuster von Frau hecht in der Migrationsfrage dann würde man das Rassismus nennen..." Folgt man *Ihrem* Argumentationsmuster, dann würde man z.B. sagen: "Wieso dauernd über die paar Muslime reden, die bei uns von Neonazis umgebracht werden, wenn sich in anderen Ländern die Muslime gegenseitig zu Dutzenden abmurksen?" Merke: Gewalt innerhalb einer Gruppe ist das eine, Gewalt gegen eine andere Gruppe das andere. Gewalt unter Männern ist das eine, Gewalt von Männern zu Terrorisierung und Niederdrückung des ganzen weiblichen Geschlechts ist das andere.

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @miri:

        Sind die Männer jetzt die Muslime oder die Nazis in diesem Vergleich?



        Frauen und Männer sind keine verschiedenen Gruppen die weit voneinander entfernt aufwachsen. Das passt hinten und vorne nicht.

        Das "schubsen" von Frauen in einer Beziehung wird als Gewalterfahrung anders bewertet, weil Frauen als körperlich schwächer und nicht so gewalttätig gelten und Männer sowas "abkönnen" sollen.

        Aber was ist mit körperlich schwachen Männern, die von körperlich starken Männern als Opfer erkannt wurden? Geht es da nicht auch um Machtpositionen und inwiefern unterscheidet sich der Antrieb des Täters im Bezug auf Frauen, wenn wir nun von der selben Art von Gewalt(zb. verprügeln) reden?

        Woran machst du fest, das ein Täter eine Frau nicht ganz individuell unterdrücken möchte, sondern "die Frauen" damit meint?

        Wo liegt genau die Unterscheidung zum als "Schwächling" gebrandmarkten männlichen Schüler auf dem Pausenhof und woher weißt du das der Täter nicht alle anderen sensiblen Jungs meint, die er als "Schwächlinge" erkennt ? Was glaubst du was das für eine Auswirkung auf die anderen Jungs auf dem Schulhof hat und wie frei sich diese dann noch entwickeln können?

        Ist dieser ideologische Vertreter der "harten Männlichkeit" auf dem Schulhof wirklich nur eine Gefahr für Frauen und inwiefern profitiert den bitte der "Aussenseiter, der Schwächling" von seiner männlichen Rolle?

  • Fast ebenso erschütternd wie die Zahlen zu häuslicher Gewalt selbst sind die Reaktionen darauf. Abwiegeln, zurückweisen, relativieren, leugnen. Ja, auch Männer werden Opfer häuslicher Gewalt - aber ... was soll das? Warum diese Messung, dieses Abwiegeln? Jedes Opfer ist es wert gehört zu werden unabhändig von dessen Geschlecht - aber die meisten Opfer sind in diesem Falle weiblich. Das sollte man doch erst einmal sehen, anstatt sich persönlich beschuldigt zu fühlen. Es sind aber auch genau diese Reaktionen, dieses nicht glauben wollen, die für Opfer eine Atmosphäre schafft, die es umso schwerer macht, sich zu wehren. Würde eine Freundin zu mir kommen und sagen, sie würde von ihrem Freund geschlagen, wäre meine Reaktion doch nicht ein Vortrag über das Gewaltverhälntnis zwischen Mann und Frau oder "Also weißt du, 20 Prozent der Opfer waren letztes Jahr Männer." WTF.

    • @David Kind:

      Dies ist eine gesellschaftliche Debatte und keine Unterredung mit einer Bekannten, die selber Opfer von Gewalt geworden ist.

      Was mich stört ist das es stets heißt es ginge um Gleichberechtigung, dennoch aber immer nur ein Teil der Fakten auf den Tisch gelegt wird. Es wird eben nicht gesagt: Gewalt ist ein Problem,... so viele Menschen sind betroffen. Es wird vorsätzlich ein Rahmen geschaffen in dem die Betrachtung der Thematik auf Frauen beschränkt wird und ich nehme an Ihnen ist aufgefallen das häufiger über Gewalt gegen Frauen geschrieben wird als über Gewalt gegen Männer. Das ganze hat System und das nervt. Wo Gleichberechtigung drauf steht sollte auch Gleichberechtigung drin sein und nicht nur einseitige Berichterstattung.

  • Vielen Dank für den Artikel. Die Verharmlosung von extremer häuslicher Gewalt, bzw. Gewalt in Beziehungen durch Betitelungen wie "Eifersuchtsdrama" oder "Familiendrama" ist mir auch schon des öfteren negativ aufgefallen. Solche Titel suggerieren nicht nur, dass Opfer und Täter gleichermaßen schuld seien und dass es sich natürlich nur um einen "tragischen Einzelfall" handelt, sondern nehmen auch die Verantwortung weg vom Täter ("Der arme Kerl war ja auch rasend eifersüchtig"). Ärgerlich ist auch, dass bei derartigen Themen vermehrt die Opfer von Gewalt dazu aufgerufen werden, ihr Verhalten zu ändern und sich schneller Hilfe zu rufen und sehr wenig Fokus auf das Verhalten der Täter gelegt wird, bzw. kaum thematisiert wird, wie es zu solchen Fällen kommt. Dabei wäre das der Ansatz, um gewalttätiges Verhalten in der Partnerschaft gar nicht erst aufkommen zu lassen.

    Und bevor gleich der shitstorm à la "Aber Männer sind auch Opfer von häuslicher Gewalt" hereinbricht - Ja, es kommt vor und wohl auch häufiger als angenommen und es ist ein Problem, das thematisiert werden muss. Jedoch hebt das eine Elend nicht das andere auf und Frauen machen immer noch den weitaus größeren Teil der Opfer aus.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Macropus Rufus:

      Ein "Familiendrama" betrifft in der Presse meistens mehr Beteiligte als den Mann und die Frau.

      Zb. "Vier Tote bei mutmaßlicher Beziehungstat in Jena. Der 38-Jährige soll seine 25-jährige Ex-Partnerin und deren 43 Jahre alten neuen Freund umgebracht haben, wie ein Sprecher in Gera sagte. Danach soll der Mann das Baby und sich selbst getötet haben." www.stern.de/panor...-jena-8455868.html

      ^^Das ich so etwas schlimm finde, muss ich glaube ich nicht extra erwähnen. Ein "Femizid" ist das trotzdem nicht.

      Eifersucht ist eines der häufigsten Mordmotive und Morde geschehen relativ häufig im Bekanntenkreis.

      Für die meisten Menschen ist so eine Tat unvorstellbar. Deshalb auch Begriffe wie "Familiendrama" etc.

      Man kann Morde in völlig unterschiedliche Kategegorien aufteilen, aber ist es denn irgendwie verständlicher, besser oder weniger verwerflich, wenn der Onkel seinen Neffen umbringt? Ein Mord in der juristischen Unterscheidung zum Todschlag oder der Körperverletzung mit Todesfolge, geschieht in der Regel aus Hass, Habgier, Eifersucht, oder weil der Täter/in ein Psychopath ist.

      Hier wird ein bischen suggeriert, das ein Mord an einem Mann halt einfach nur ein rational nachvollziehbares Standardverbrechen sei, während der Mord an einer Frau als "Femizid" eine ganz besondere Kategorie darstellt.

      Ted Bundy oder Heinrich Pommerenke haben meinetwegen Femizide begangen. Speziell Pommerneke wollte "Frauen bestrafen".

      Dieses Motiv gibt es auch bei Vergewaltigungen, also Vergewaltigungen die weniger auf ungezügeltem Trieb, als vielmehr auf Frauenhass und Bestrafung basieren.

      Daraus lässt sich aber nicht populistisch ableiten, das eine Beziehungstat nach jahrelangem Zusammenleben und ganz individuellen Geschichten automatisch ein "Femizid" sei.

      Die oben verlinkte "Beziehungstat" wäre auch dann schlimm, wenn der Täter nur das Baby, den Mann und sich selbst getötet hätte.

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Komischerweise weiss ich bei den ganzen "Eifersuchtsdramen" und "Beziehungstaten" aber fast immer schon, was passiert ist (Mann tötet Frau, bzw. Frau und Kinder), bevor ich überhaupt den Artikel gelesen habe. Solche Betitelungen verwässern einfach, dass es sich um Gewalt handelt, die in den allermeisten Fällen von Männern ausgeht.

        Und nein, wenn der Onkel seinen Neffen umbringt, ist das nicht weniger schlimm, allerdings habe ich bisher von keinen Studien gehört, die besagen, dass in Deutschland durchschnittlich JEDEN TAG ein Onkel versucht, seinen Neffen umzubringen. Es geht darum, dass hier ein Muster vorliegt, welches vor dem Hintergrund der Geschichte leider sehr viel Sinn ergibt (Machtverhältnisse/Frau als Besitz).

        • 6G
          6474 (Profil gelöscht)
          @Macropus Rufus:

          Das es diese Männer gibt, die Frauen als ihren Besitz ansehen, bestreite ich nicht.

          Das jemand SICH SELBST die Frau und das Kind umbringt aus "Besitzansprüchen" halte ich dagegen für zweifelhaft.

          Es gibt jeden Tag ca. 6 Fälle von Mord, Todschlag, Tötung aus Verlangen oder Körperverletzung mit Todesfolge in Deutschland.

          Es gibt nicht nur jeden dritten Tag eine getötete Frau, sondern auch jeden zehnten Tag einen getöteten Mann in einer Beziehung.

          Natürlich unterscheiden sich diese Zahlen in der Häufigkeit aber was für "gute Gründe" gibt es denn für die anderen 6 Toten pro Tag?

          In einer durschnittlichen monogamen Hetero-Beziehung leben Menschen die nicht zusammen aufgewachsen sind, auf relativ engem Raum zusammen. Das erzeugt in den allermeisten Fällen irgendwann gewisse Konflikte. Manche lösen diese Konflike halbwegs sachlich, manche trennen sich wieder, bei manchen herrscht kalter Krieg und Dauergenörgel, ein paar brüllen sich an, andere beschmeißen sich beim streiten mit Geschirr, manche gehen aufeinander los und schlagen gegenseitig aufeinander ein und manchmal ist der körperlich gewaltätige Aggressor nur eine Person und in diesem Fall wesendlich öfter ein Mann, als eine Frau.

          Trotzdem kann man nicht einfach populistisch über jede Beziehungstat wo der Täter ein Mann ist, den Begriff "Femizid" stülpen. In Deutschland kennen sich Täter und Opfer von Tötungen meistens aus irgendeinem Zusammenhang. Ich kenne einige Menschen die in Wohngemeinschaften zusammengewohnt haben und wo es irgendwann eskaliert ist, machmal nur in Worten, in Einzelfällen auch gewaltätig-Oder Wohnheime..oder Flüchtlingsunterkünfte...oder eben die Hetero-Beziehung in der engen Dreizimmer-Wohnung.-deshalb kann der Onkel-Neffe Vergleich von mir auch gar nicht mithalten, da Onkel und Neffe in der Regel nicht zusammen wohnen.

          Ich bestreite nicht das es diese Männer gibt, die so ticken wie im Artikel beschrieben. Ich rege mich lediglich über Populismus und das generalisieren auf

          • @6474 (Profil gelöscht):

            Ich persönlich halte es psychologisch für sehr gut nachvollziehbar, dass jemand aus Bestiztanspruch seine Frau, seine Kinder, und dann aus Scham oder Ausweglosigkeit sich selbst umbringt.



            Und natürlich gibt es niemals 'gute Gründe' für Mord jeglicher Art. Aber das Thema dieses Artikels ist nun mal 'Morde in Beziehungen', weswegen das ewige Verweisen auf Gewaltverbrechen in anderen Zusammenhängen als Ablemkungsmanöver erscheint.



            Und selbst wenn man die von ihnen benutzte Definition des Begriffes 'Femizid' verwendet, und er sich dann hier nicht automatisch auf alle oben beschriebenen Fälle anwenden lässt, ändert das rein garnichts and der inhaltlichen Aussage (und deren Richtigkeit) des Artikels. Lassen sie den Begriff weg, wenn er sie so stört. Es bleibt immernoch dabei, dass Frauen in der deutlichen Mehrzahl der thematisierten Fälle ('Beziehungsdramen') Opfer, und Männer Täter sind. Das macht natürlich nicht alle Männer zu Tätern und alle Frauen zu Opfern, aber es entblößt ein strukurelles Problem, dass dem ganzen zu Grunde liegt. Und das sind eindeutig patriarchale Strukturen und damit einhergehende klassische Rollenbilder und Geschlechterklischees.



            Und diese müssen gerade in ihren hier beschriebenen fürchterlichen Auswirkungen viel mehr gesellschaftlich Diskutiert, und als Probleme erkannt und gelöst werden. Welchen Namen man dem Kind dabei gibt, ist mir persönlich dabei relativ egal.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    2) "jede dritte Frau in Deutschland zwischen 16 und 85 Jahren körperliche oder sexualisierte Gewalt erlebt hat"

    ^^ Wenn irgendeinem Mann in meinem Bekanntenkreis diese Frage so gestellt werden würde: "Haben Sie schon einmal in ihrem Leben körperliche ODER sexuelle Gewalt erlebt" würden vermutlich 95 Prozent diese Frage bejahen. Weil diese Frage so gar nicht spezifisches aussagt und fast jeder Mann den ich kenne irgendwann schonmal richtig Prügel von einem anderen Mann bezogen hat.

    Vermutlich verstehen die meisten Menschen die Frage immerhin so, wie sie wohl gemeint zu sein scheint, nämlich "wurden Sie schon einmal Opfer von körperlicher Gewalt?"

    Dann fehlt mir das geschlechtsspezifische hierbei in der Frage: "wurden Sie schon einmal Opfer von körperlicher Gewalt DURCH EINEN MANN?"

    Immerhin bekommt man hier ein bischen mehr Informationen zu dieser Studie:www.deutschlandfun...:article_id=279204

    ^^Ich zitiere:" Jede zehnte Frau in der EU wurde demnach schon einmal Opfer sexueller Gewalt, die Hälfte davon Opfer einer Vergewaltigung. 22 Prozent aller Befragten gaben an, körperliche oder sexuelle Gewalt durch ihren Partner erfahren zu haben."

    ^^Also wurde jede 20ste Frau in der EU zwischen 16 und 85 vergewaltigt. Das ist viel und dagegen sollte man etwas tun, aber es klingt trotzdem etwas anders als "jede dritte Frau..."

    Jede fünfte Frau wird Opfer von Gewalt(körperlich ODER sexuell) in der Beziehung. Das wird wie folgt definiert:

    "Körperliche Gewalt bedeutet den Autoren der Studie zufolge etwa, wenn Frauen geschlagen, an den Haaren gezogen, geschubst oder mit Gegenständen angegriffen werden."

    ^^und sorry, genau da liegt mein Problem. "Geschubst" wird mit einer Vergewaltigung in einen Topf geschmissen.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @6474 (Profil gelöscht):

      3) und nochmal:"Körperliche Gewalt bedeutet den Autoren der Studie zufolge etwa, wenn Frauen geschlagen, an den Haaren gezogen, geschubst oder mit Gegenständen angegriffen werden."

      ^^Was ist wenn ich sage das ich schon in Beziehungen geschupst, geschlagen und mit Gegenständen angegriffen wurde? Ich habe mich auch mal widerstandslos ohrfeigen und treten lassen, als ich eine Beziehung beeendet habe. Die Gefühle sind hochgekocht und die Expartnerin ist durchgedreht. Fand ich scheisse, aber soll ich das denn jetzt so dermaßen dramatisieren?

      Irgendwer wird mir jetzt vermutlich entweder vorwerfen das ich relativere, oder das ich doch innerlich ganz doll verletzt bin, aufgrund dieser Ohrfeige. Nein, das bin ich nicht, weil ich weiß wie wirklich schlimme Gewalt aussieht und sich anfühlt.

      Jede 20ste Frau in Europa wir einmal in ihrem Leben vergewaltigt. DAS finde ich schockierend!

      Was mich aber so wahnsinnig ärgert, das ich mich zu drei langen Kommentaren animiert fühle, ist dieser Versuch, damit die eigene Agenda voranzutreiben.

      "Jede dritte Frau" klingt so, als ob jeder dritte Mann regelmäßig eine Frau zusammenschlägt. Das ist nicht wahr und ein abolutes Zerrbild der Realität.

      "Geschubst" ist auch nicht ansatzweise nahe dran, an einer brutalen Gewalttat und auch wenn eine Ohrfeige ein No-Go in einer Beziehung sein sollte, ist dies im Affekt und einmalig noch lange kein versuchter Mord!

      Wobei ich beim letzten Punkt bin der mich massiv stört, nämlich angeblich alle 3 Tage stattfindene "Femizide" die als Beziehungtaten verharmlost würde. Der Begriff "Femizide" beschreibt einen Mord der an einer Frau verübt wird, WEIL sie eine Frau ist. Eine Tat aus Eifersucht ist dagegen als Mordgrund unter Frau-Mann, Mann-Mann, Frau-Frau gleichermaßen ein nicht seltenes Tatmotiv und das Täter und Opfer sich kannten, ist in Deutschland bei Morden allgemein eher die Regel.



      Ein Mord an einer Frau ist nicht automatisch ein"Frauenmord".

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    1)In den Frauenhäusern landen deutlich überproportional Frauen mit Migrationshintergrund. Das kann auch andere Gründe haben zb. das diesen Frauen hier in Deutschland das familiäre Netzwerk fehlt und sie auf solche Institutionen angewiesen sind. Dennoch ist die Betonung auf "deutsche Täter" im Artikel etwas plump, weil wieder einmal die Lebensrealität von Frauen in Kairo und Indien verharmlost wird.

    Auch die angesprochene Dunkelziffer dürfte noch deutlicher bei Frauen mit Migrationshintergrund eine Rolle spielen, da das Vertrauen in deutsche Institutionen aufgrund schlechter Erfahrungen dort oftmals geringer ist. Auch sollte erwähnt werden, das hier angezeigte Fälle nach "Nationalitäten" gesammelt wurden. Für mich ist auch ein deutscher mit türkischem Migrationshintergrund "deutsch", aber Frau Hecht betont dieses "Deutschein" so sehr, das man das Gefühl bekommt häusliche Gewalt sei deutsche Eigenart.

    77.000 angezeigte Fällen auf 82 Millionen Einwohner bedeuten, das jede 532ste Frau im Jahr eine Anzeige wegen Häuslicher Gewalt stellt, was allerdings wieder dadurch relativert wird, das manche Frauen ihren (Ex)Partner wegen verschiedener Delikte anzeigen. Um also eine Häufigkeit ableiten zu können, müsste man die Statistik genauer unter die Lupe nehmen.

    Halten wir uns an die Aussage "dass jede dritte Frau in Deutschland zwischen 16 und 85 Jahren körperliche oder sexualisierte Gewalt erlebt hat"

    ^^Schon wahnsinnig oft so gelesen und frage mich immer wieder aufs neue: Warum diese nebulöes und extraschwammige Formulierung, wo sich einem der Verdacht geradezu aufträngt beschissen zu werden?

    "körperliche ODER sexualisierte Gewalt an". Soll das bedeuten, das die heute 86 Jährige die damals als 16 Jährige Tochter von der Mutter eine Ohrfeige bekam, als "Opfer von körperlicher Gewalt" unterschiedslos in gleiche Statistik mit aufgenommen wird, wo auch Vergewaltigungsopfer landen?-Oder die 17 Jährige die eine Schulhofprügelei hat und verliert?...

  • Gerade weil es ein wichtiges Thema ist, hätte ich mir da etwas mehr Qualität gewünscht.

    Zunächst mal fällt mir kein Beispiel ein, wo häusliche Gewalt im öffentlichen Diskurs verharmlost wurde. Diese Pauschalbehauptung kann ich nicht nachvollziehen.

    Die Erwähnung der Chefredakteure und Wirtschaftsbosse ist anscheinend rein spekulativ. Die BKA-Statistik erwähnt Berufe jedenfalls nicht.

    Ohne solche Platitüden wäre der Artikel übrzeugender gewesen.

    Natürlich wird das klassische "Eifersuchtsdrama" nicht als Frauenmord bezeichnet.

    Im Regelfall ist es nämlich kein Mord, sondern Totschlag.

    Ein Journalist, der einen Totschlag in seinem Artikel als Mord bezeichnet, würde beweisen, dass er keine Ahnung vom Thema hat.

    Verharmlosung ist was anderes.

    Aufs Glatteis begibt sich Frau Hecht, wo sie die Ethnokarte ziehen will.

    Klar werden die meisten Ehefrauen von deutschen Partnern schlagen und umgebracht.

    Allerdings liegt der Anteil der deutschen Tatverdächtigen bei Gewalt in der Partnerschaft nur bei 67,8 %. Der Ausländeranteil beträgt also 32,2 %.

    Wenn man diesen mit dem Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung (rund 12,5 %) vergleicht, könnte man zu dem Schluss kommen, dass die Wahrscheinlichkeit, Opfer von Gewalt in der Partnerschaft zu werden, eklatant steigt, wenn der Ehepartner eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit besitzt.

    Wem nützt diese Zahlenmystik?



    Den Opfern nicht, weil weder deutsche noch nichtdeutsche Täter wegen statistischer Wahrscheinlichkeit gewaltätig werden.

    Allerdings scheint es nicht verkehrt zu sein, wenn Aufklärungsbroschüren auch auf Türkisch, Polnisch und Arabisch oder Kurdisch herausegeben werden.

    Spannend ist übrigens auch, dass laut Statistik rund 20 % der Opfer von Mord/Totschlag und KV männlich sind.

    Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Frau Hecht hier nicht Opfer hierarchisieren würde.

    www.bka.de/SharedD...2017.html?nn=63476

    • @rero:

      Das Thema wird nicht verharmlost, sondern kommt generell in den Medien als massives Problem kaum vor.



      Vergleichsweise wurde beispielsweise in anderen Ländern darüber diskutiert ("Feminicidio", Italien), ob diese Form der Gewalt ein erhöhtes Strafmaß erfordert und in Südamerika gehen Frauen gegen häusliche Gewalt auf die Straße.



      Feinsinnige Betrachtungen zu Mord oder Totschlag sind dort fehl am Platze, wo man in den Medien immer nur von "Familiendramen" liest, wenn wieder mal eine Frau umgebracht wurde.

      Hinterfragen Sie doch mal Ihren Abwehrreflex gegen das Thema.

      Zu viele Männer haben ein Problem mit Aggressionen.

      Gleichzeitig gehört aggressives Auftreten zum traditionellen Bild von Männlichkeit.

      Hier liegt die Crux.

      • @cazzimma:

        Abwehrreflex gegen das Thema? :-)

        Nö.



        Ich hatte doch geschrieben, dass ich es für wichtig halte.

        Ich finde nur den Kommentar grottig.

        Frau Hecht spricht oben sehr wohl von Verharmlosung. Schön, dass Sie in diesem Punkt meiner Meinung sind.

        Der Unterschied zwischen Mord und Totschlag ist keine "feinsinnige Betrachtung", sondern Strafrecht.

        Ich finde es gut, dass Journalisten, wenn sie über Straftaten schreiben, auch versuchen sich korrekt auszudrücken. Und Sie wirklich nicht?

        Das mit dem traditionellen Männerbild kann man immer mal wieder lesen, wirkt auf mich aber wie eine Platitüde.



        Wer schlägt denn bitte seine Frau, weil er meint, eine Mann müsse das nun mal tun?

        Sinnvoller wären Studien, welche Faktoren zu Gewalt in der Partnerschaft führen. Dort könnte man dann ansetzen.

        Skandalisierung, wie es sich Frau Hecht wünscht, wird kaum weiterhelfen.

        Das Thema ist doch schon genug mit Scham behaftet.

        Stattdessen sollten die Betroffenen Handlungsmacht bekommen.

  • 9G
    98983 (Profil gelöscht)

    ich will auf keinen fall beschwichtigen, nur hinweisen, dass kinder auch leider gerne geschlagen werden, egal ob von mann oder frau.

    ein elternpaar habe ich auch schon auf der straße erlebt, wie sie ihr kind regelrecht in die ecke gedrängt haben und dieses nur noch hilfesuchend um sich schaute.



    ich bin eingeschritten.

    • @98983 (Profil gelöscht):

      Warum gibt es bei männlichen Kommentatoren so oft den Reflex, auf anderes Leid hinweisen zu müssen, das mit dem eigentlichen Thema erstmal nichts zu tun hat.



      Männer, die Gewalt geht nun mal in erster Linie von Euch aus. Stellt Euch dieser Tatsache doch erstmal und denkt von da aus weiter!

      • 9G
        91655 (Profil gelöscht)
        @cazzimma:

        Weil der Artikel und leider viel zu viele ähnliche Berichte die Erfahrungen von Kindern (w/m/*) und Männern als Überlebende von Gewalt nicht nur triggern, sondern auch verhöhnen.

        Meine Frau arbeitet an einem großstädtischen Amtsgericht ... besonders in dt./dt.-Paarbeziehungen ist die gegenseitige Gewalt spürbar ... da existiert vor allem ein Rennen: Wer zuerst den Gerichtsantrag abgeben kann.

        Zuletzt: Die statistische Frage "Haben Sie schon einmal Gewalt erfahren" ist so dämlich allgemein, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass a) Wissenschaftler*innen diese Frage wirklich so gestellt haben und b) dass nur 1/3 der Frauen dabei "Ja" gesagt, hat, weil ich keinen (!) Mann kenne, der nicht "Ja" sagen müsste.

        Bei mir war die sog. "Mutter" ausführende und anstiftende Gewalttäterin ...

        Insofern an beide Geschlechter: DANKE FÜR GAR NICHTS!

        Und trotzdem: Ich bin Feminist und unterstütze Frauenhäuser, ich fordere keine Männerhäuser, aber gewaltfreie Erziehung, Selbstverteidigungskurse für alle Menschen und setze den Fokus meiner (polititischen) Arbeit auf jeden Menschen, eben gerade unabhängig von Geschlecht, Religion, Schulbildung, Geldvermögen etc. pp.

        Ist das so schwer? Nein!

        Und ich bin einfach nur ein Mensch, keine Berühmtheit ...

        Es kann also "jeder" etwas tun ...

        Nur, moralische Überheblichkeit und die nächste Statistik helfen keinem Menschen auf dieser Welt.

        • 9G
          98983 (Profil gelöscht)
          @91655 (Profil gelöscht):

          so eine "mutter" kenne ich auch. kontakt gibts keinen mehr.



          nichtsdestotrotz sehe ich auch ein, dass marion auch recht hat. dieser artikel handelt von gewalt gegen frauen insb. in paarbeziehungen. lasst uns dabei bleiben.

      • 9G
        98983 (Profil gelöscht)
        @cazzimma:

        ja, ist so.

        und ich habs auch geschrieben, um dazu eben auch resonanz zu erhalten.

        • 9G
          98983 (Profil gelöscht)
          @98983 (Profil gelöscht):

          ich meinte: ich stimme dir zu, marion.

  • In meinem Bekanntenkreis war es aber auch schwer zu helfen: Wenn der (ehemalige!) Kumpel am Stammtisch meckerte, dass die "Alte" kein Bock hat und jedesmal rummeckert, wenn sie sein ***** im Mund hat, usw... dann stieß das auf allgemeine Zustimmung. Sogar oft mit der Tröstung, man selbst habe ja ähnliche Probleme. Wenn ich damit kam, dass er ein verquertes Bild hat und man in einer Beziehung nicht jeden Abend eine Porno-Nummer abziehen muss, seine Freundin auch eine Würde hat, dass dies schon an Vergewaltigung grenzt etc... kamen nur Lacher und "Waschlappen"- Beschimpfungen. Das Mädel selbst deckte den auch noch verschämt mit der Kommentierung: "Bin eben oft müde, vielleicht liegt es ja an der Pille..."

    *Facepalm*

    • @Sven Svarson:

      Das sind für mich typische Reaktionen, die mit einem krassen und eben auch heterosexuellen Rollenverständnis zu tun hat, das man sich aber sowohl unter Frauen, wie auch in reinen Männergruppen, dann untereinander bestätigt in der Art und Weise, wie über das andere Geschlecht geredet wird ("die Schlampe hat meinen Penis anzubeten"). Zu wenige Heterofrauen und -männer brechen aus diesen Schemata aus.



      Wie sehr sie sich damit als Mensch beschneiden, nehmen sie nicht wahr, bis es dann im Konfliktfall zu entsprechenden aggressiven Ausbrüchen kommt.

      • @cazzimma:

        "...heterosexuellen Rollenverständnis..."

        Sexuelle Gewalt gibt es auch in homosexuellen Beziehungen. Es liegt an den Handelnden. Nicht an der sexuellen Orientierung.

  • Das sind sehr erschütternde Zahlen. Gibt es zu den Zahlen und Behauptungen auch Quellen?