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Kommentar Ehe für alleWas für ein herrlicher Tag!

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Eine Bundestagsmehrheit beendet das wichtigste heterosexuelle Privileg – und das nach einer großartig smarten Debatte.

Habemus Gleichstellung! Foto: dpa

A m Ende war nicht einmal Zeit für plenaren Jubel: So nüchtern wie beiläufig stand das Ergebnis der Abstimmung zur Ehe für alle an der elektronischen Anzeigetafel des Bundestages. 393 Abgeordnete stimmten der „Ehe für alle“ zu, 226 dagegen – und das heißt, dass, abgesehen von den rot-rot-grünen Abgeordneten eine erhebliche Zahl von Unionsleuten zugestimmt haben muss: geschätzt ein knappes Viertel. Das ist, alles in allem, ein historischer Tag in der deutschen Geschichte, und zwar nicht allein für homosexuelle Frauen und Männer – gern als „Betroffene“ bezeichnet.

Sondern, so sagte es kürzlich auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz, historisch im Sinne von Freiheit. Im Bundestag wurde am Freitag, 30. Juni, kurz nach 9 Uhr, beschlossen, dass das christlich fundierte Eherecht abgelöst wird durch ein Institut, das zwei Menschen schützt. In den Worten des CDU-Abgeordneten Jan-Marco Luczak, vergebens an die Mehrheit seiner Fraktion gerichtet: Die Ehe ist ein wertkonservatives Zeichen, denn sie schützt und nimmt zugleich zwei Menschen füreinander in Verantwortung.

Dass die dreiviertelstündige Debatte im Bundestag nicht in jeder Hinsicht als respektvoll allen Auffassungen zur „Ehe für alle“ gegenüber begriffen werden wird, versteht sich von allein: Johannes Kahrs von der SPD griff die Kanzlerin rüde mit der Formulierung „Danke für nichts“ an: Schließlich waren sie und ihre Fraktion es, die jahrelang die parlamentarische Diskussion zur „Ehe für alle“ hintertrieben haben.

Ja, seine Wut speiste sich auch aus dem Wissen, dass CDU/CSU alles sabotiert und blockiert haben, was der Öffnung des heteronormativen Eherechts im Wege stand. Es waren Unionspolitiker*innen, die nichts dagegen hatten, dass in einigen Bundesländern Eingetragene Lebenspartnerschaften in Zimmern eines KfZ-Amtes besiegelt werden mussten.

Der Wunsch nach mehr Zeit für die Diskussion war nur einer nach Verschleppung

Insofern konnte CDU/CSU-Fraktionschef Kauder mit seiner Formel vom gegenseitigen Respekt nicht auch noch ernsthaft verlangen, dass alle jetzt miteinander verständig umgehen mögen. Schließlich haben CDU/CSU die „Ehe für alle“ und deren Befürworter lächerlich zu machen versucht und jede parlamentarische Befassung nur auf Basis von „Gewissensentscheidung“ hintertrieben. Jetzt auch noch zu jammern, wie es in vielen Statements aus Kauders Umfeld heißt, dass die Diskussion plötzlich viel zu schnell gehe, ist einfältig. In dieser Woche wurde in der Bundesrepublik in einer Art Diskursschnelldurchlauf die „Ehe für alle“ erörtert – und für passend befunden. Der Wunsch nach mehr Zeit war also einer nach weiterer Verschleppung.

Die drohende Ächtung

Ein historischer Tag war und ist es auch deshalb, weil – der Autor dieser Zeilen weiß es noch – noch vor gar nicht langer Zeit schwule Männer gar nicht öffentlich werden durften, weil ihnen sonst Ächtung drohte. Und bis Ende der sechziger Jahre galt ein Paragraph 175, der in seiner von den Nazis übernommenen Fassung tausende von Männern ins Gefängnis brachte – und eine ganze Republik auf Lebensentwürfe einschwor, die nicht schwul oder lesbisch sein durften: Heterosexualität war das zu prämierende Modell.

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Damit in der entscheidenden Domäne, dem Eherecht, aufgeräumt zu haben, ist das Verdienst der Grünen, auch der Linken, und seit einigen Jahren auch der SPD – und eben der bürgerrechtlich gewissenhaften CDU- und CSU-Männer und -Frauen.

Und wenn, wie in der Debatte, eine CSU-Frau wie Gerda Hasselfeld, ein Loblieb auf die Eingetragene Lebenspartnerschaft singt, dann lügt sie in politischer Hinsicht: Ihre Partei wie auch die CDU haben schon die Eingetragene Lebenspartnerschaft nicht gewollt, Bayern, Thüringen und Baden-Württemberg haben, wenn auch vergebens, sogar in Karlsruhe dagegen geklagt.

Merkels Votum muss man ihr übel nehmen

Angela Merkel hat übrigens mit Nein gestimmt – und das wird man ihr übel nehmen müssen: Hält man ihr Votum nicht für taktisch, sondern für gewissensmotiviert – ihr Vorschlag war es schließlich, nach Gewissen abzustimmen -, dann muss man sagen, dass sie mehr Sinn für Normativität hat als für Freiheit – gerade im Hinblick auf Länder, in denen Schwule und Lesben bitter verfolgt werden.

Der Bundestag hat eine smarte Debatte geführt, die für Volker Beck ergreifenderweise am Rande der Tränen endete. Um es mit einer alten Spontiparole zu sagen: Die Kämpfer*innen für Ehegleichstellung hatten vor 30 Jahren keine Chance, aber sie nutzten sie. Ein herrlicher Tag!

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, Meinungs- und Inlandsredaktion, Wochenendmagazin taz mag, schließlich Kurator des taz lab und der taz Talks.. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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38 Kommentare

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  • Willkommen im Spießbürgertum!

  • Da ist der SPD doch mal was gut gelungen. Mein Glückwunsch. Jetzt braucht es das nächste Projekt. Wie war es mit der Sozialversicherung für alle (Bürgerversicehrung)? Mit Lauterbach haben die einen prominenten Befürworter.

     

    Leute gebt Gas. Es darf nie der Eindruck entstehen, dass gegen die Union im Bundestag nicts gehe, was andere mit satter Mehrheit wollen.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Vernünftiger wäre es gewesen die Ehe abzuschaffen und die "standesamtilch eingetragene Lebenspartnerschaft" für alle einzuführen. Aber wenigstens ist das Thema jetzt erst mal abgehakt und geklärt.

  • herrliche Tage:

    - Willy Brandts Kniefall

    - Befreiung der Geisen in Mogadischu

    - Fall der Berliner Mauer

    - Angela Merkels Wir-schaffen-das

    - 3x Fußballweltmeister

    - Volker Beck darf seinen Geliebten heiraten

  • Noch in den 1980er Jahren war die Ehe für progressive Menschen eine spießige, bürgerlich-reaktionäre und verpönte Institution. Heute können es gerade auch viele links verortete Menschen kaum mehr erwarten, endlich in den sicheren Hafen der Ehe zu schippern. Wie sich die Zeiten geändert haben.

    • @Nikolai Nikitin:

      Herr Nikitin, man wirft Ihnen und anderen durchaus zurecht vor, bei diesem Thema immer die selben Textbausteine zu posten... und die Antworten dazu gepflegt zu ignorieren.

      Ich versuch's nochmal:

       

      Erstens geht es bei der Ehe für alle (und vorher bei der schrittweisen Rechtsangleichung für Verpartnerungen) nicht nur um spießiges Familienleben mit Reihenhaus und Schäferhund - sondern auch um Dinge wie Erbrecht, Aussageverweigerungsrecht, Bleiberecht für ausländische Lebenspartner, oder das Recht, z.B. bei Unfällen und schweren Erkrankungen von Ärzten und Krankenhäusern als Angehörige anerkannt zu werden. Wer meint, all das nicht nötig zu haben, ist oftmals nicht "rebellisch antibürgerlich", sondern ziemlich abgesichert und privilegiert.

       

      Vor allem aber ist es progressiv, Menschen die Entscheidung für bürgerlich-traditionelle oder alternative Lebensgestaltungen selber zu überlassen, und nicht einem Teil der Bevölkerung zwangsweise diese Entscheidungsmöglichkeit zu nehmen. Schon gar nicht, wenn die Vorenthaltung von Rechten wie z.B. bei der Adoption mit der perfiden Begründung betrieben wird, Schwule und Lesben seien gefährlich für Kinder.

       

      Haben Sie den Reaktionen auf die Parlamentsentscheidung mal zugehört? "Komm Horst, wir holen uns jetzt gleich ne Eheurkunde, Reihenhaus und Schäferhund" habe ich da eher selten gehört. Sondern "Endlich sind wir keine Menschen zweiter Klasse mehr!"

       

      Das betrifft uns alle, nicht nur eine Minderheit, und nicht nur bürgerliche Spießer. Und wer den Unterschied nicht kapiert, ist nicht wirklich progressiv.

      • @kami:

        Vielleicht haben Sie nicht bemerkt, dass ich überhaupt nicht gegen die Ehe für Alle argumentiert habe. Was ich bemerkt habe ist mittlerweile Menschen, die sich dem progessiven politischen Spektrum zuordnen, nun in den sicheren Hafen der Ehe schippern wollen, in eine Institution, die ihnen früher zu altbacken, spießig oder konservativ-reaktionär war.

    • @Nikolai Nikitin:

      Oh, haben Sie wieder den Textbausteinautomaten angeschmissen? Dieselben Versatzstücke hatten Sie in den letzten Tagen fast wortgleich gepostet.

       

      Wie schön eigentlich , dass Sie Gauland, Kauder oder die Störchin haben. Die sind nicht so "prinzipienlos" hat verharren weiterhin schön in ihrem 50er Jahre Familienbild.

      • @esgehtauchanders:

        Falls Sie meine Einlassung nicht verstehen wollen, hier nochmals in anderen Worten: Als Linker bleibe ich bei meiner persönlichen Einschätzung, die ich schon vor 30 Jahren hatte. Die Ehe ist ein konservatives Institut für Bürgerliche, progressiv ist sie gerade nicht. Aber Ihnen ist es ja wichtiger, Ihr Feindbild zu pflegen.

        • @Nikolai Nikitin:

          Es geht um die Verwirklichung des Gleichheitsgrundsatzes als Menschenrecht. Darunter geht gar nichts.

           

          Emanzipatorische Bewegungen, sei es Frauenwahlrecht, die schwarze Bürgerrechtsbewegung in den USA der 50er und 60er Jahre, Women´s Lib, Gay Liberation/Stonewall... soll ich fortfahren? All dies sind fortschrittliche Bewegungen aus dem Spektrum vom links, grün von mir aus auch links-liberal angestoßen und vorangetrieben.

           

          Was das Ausgestalten, das Selbstverständnis einer Ehe angeht, ist jeder und jede aufgefordert seine / ihre eigene Form zu finden, wenn er/sie diese wahlweise eingeht. Sie unterstellen alle, die eine Ehe eingehen wollen, würden automatisch ein antiquiertes Rollenbild leben "wollen".

           

          Keine Angst, die Seehofer- oder Kohl-Ehe werden diejenigen wahrscheinlich nicht im Kopf haben, denen bis jetzt per BGB gesagt wurde "Du bist ein Bürger zweiter Klasse".

           

          Gleichberechtigung ist und bleibt insofern ein "linkes" Projekt.

          • @esgehtauchanders:

            Wie Sie vielleicht gar nicht bemerkt haben mögen, bin ich nicht gegen die Homo-Ehe. Mich wundert nur, dass viele Schwule, auch in meinem persönlichen Umfeld, plötzlich dieses konservativ-spießige Institut anstreben, gerade auch Leute, die sich früher noch abfällig darüber ausgelassen hatten, wie etwa auch 'Wer zweimal mit dem/r selben pennt, gehört schon zum Establishment'.

            • @Nikolai Nikitin:

              Dass Sie gegen die allgemeingültige Ehe sind, habe ich auch nicht vermutet.

               

              Mich wundert nur der gebetsmühlenartige Antrieb bestimmte Gruppen (meist solche aus dem links-grünen Spektrum) vorzuführen.

               

              Das hat zumal dann, wenn versatzstückartig komplette Kommentare munter hin und her kopiert werden, doch einen sehr begrenzten Unterhaltungswert. Fördert auch nicht die Glaubwürdigkeit.

               

              Trotzdem schönen Sonntag!

              • @esgehtauchanders:

                Wie Sie ebenfalls nicht bemerkt haben mögen, geht es mir vornehmlich um inhaltliche Auseinandersetzungen. Ich ordne mich selbst seit Jahrzehnten dem linken Spektrum zu, stelle aber trotzdem auch sämtliche linken politischen Inhalte immer wieder auf den Prüfstand und erlaube mir diese auch zu kritisieren. So entsteht politischer Dialog und nicht dadurch, dass wir hier alle einer Meinung sind und uns in allen politischen Fragen gegenseitig verbal auf die Schulter klopfen.

        • @Nikolai Nikitin:

          Es besteht kein Ehezwang. Wer nicht heiraten will, muss nicht. Wer will darf. Es ist kein Verbrechen, "altmodisch" zu sein...

      • @esgehtauchanders:

        ...*und verharren ...

         

        Auto-korrekt ist auch irgendwie prinzipienlos und ändert laufend alles ab.

  • Ein längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung - insbesondere auch, um dem Gleichheitsgrundsatz aus der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen ( Art. 1 Satz 1: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“) selbst in Deutschland mal in die gelebte Praxis zu verhelfen.

     

    Für Heterosexuelle, die sich jetzt verunsichert fühlen, hat Axel Naumer hier die Antwort auf alle brennenden Fragen:

    http://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-politikum-satire/audio-was-heten-jetzt-wissen-muessen-100.html

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Ich (Alt-Hetero mit langer Ehe-Erfahrung) freue mich mit, auch über das klare Abstimmungsergebnis.

  • Nun muß ich wieder dran denken.

    Was hätte die SPD doch alles haben können, wenn sie am Anfang der Legislatur RRG gemacht hätte. Nun gut, dann hätte sie aber nicht so gut lamentieren können, was alles nicht mit der CDU geht.

    • @Senza Parole:

      Stimmt die SPD hätte vieles unter RRG anstellen können, z.B. das Land wirtschaftlich und finanziell vor die Wand zu fahren.

      • @IL WU:

        Oder notwendige Investitionen tätigen und das Land nicht auf Verschleiß fahren...

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Senza Parole:

      Da war noch zu viel Gabriel, dem SPD-Vorsitzenden ohne Kompass.

  • In der Sache finde ich das Ergebnis der Abstimmung völlig richtig! Allerdings befürchte ich das diese Nummer mittelfristig eher der SPD und den Grünen als der CDU auf die Füße fallen wird.

     

    Nach dem Atomausstieg ist nun auch die Ehe für Alle kein Thema mehr. Zumindest nicht für die Mehrheit der Bevölkerung. Man kann in der taz natürlich noch immer ausführlich über Details schreiben aber diese Debatten verlassen die Echokammer nicht und erreichen den Wechselwähler nicht.

     

    Grade was die Grünen angeht wird die Frage damit noch dringlicher: Wozu brauchen wir diese Partei noch?

    • @disenchanted:

      Diese Frage habe ich für mich schon 1999 mit nein beantwortet.

    • @disenchanted:

      "Nach dem Atomausstieg ist nun auch die Ehe für Alle kein Thema mehr."

       

      Ein Thema, dass in der Politik viel mehr Raum eingenommen hat, als es die Anzahl der Betroffenen erfordert hätte, ist endlich vom Tisch. Und das wurde auch Zeit. Natürlich war es wichtig, das Recht auf Ehe auch für Gleichgeschlechtliche Partnerschaften durchzusetzen, aber der Aufwand und die Aufregung waren unverhältnismäßig hoch. Und warum? Weil ein paar Unionisten es nicht lassen konnten, mit allen Tricks den betroffenen ihr Recht zu verweigern.

       

      Jetzt können wir uns endlich anderen dringlichen Themen zuwenden...

  • Wenn man nur verlieren kann, dann kann wenigstens anständig verlieren.

  • Ein weiterer wichtiger Schritt für eine moderne Gesellschaft.

     

    Auch wenn Frau Merkel mit Nein gestimmt hat, ist es dennoch ihr Verdienst die Fraktionsdisziplin aufzuheben und es zu einer Gewissensentscheidung zu machen.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @IL WU:

      Sie ist Kanzlerin und Parteivorsitzende und sie hatte eigentlich keine andere Wahl mehr.

      So viel zu "Verdienst".

  • Ein guter Tag ja, aber darf man nicht vergessen, dass es auch ein schlechter Tag war: Fast zeitgleich ist das Internetzensurgesetz beschlossen worden: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Loeschorgie-droht-Bundestag-beschliesst-Netzwerkdurchsetzungsgesetz-3759860.html

    • @Hanno Homie:

      So ist es!

       

      Im Windschatten des allgemeinen Jubels über die EHE FÜR ALLE wurde heute das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) beschlossen und damit die Zensur in der Bundesrepublik Deutschland eingeführt.

  • "Und wenn, wie in der Debatte, eine CSU-Frau wie Gerda Hasselfeld, ein Loblieb auf die Eingetragene Lebenspartnerschaft singt, dann lügt sie in politischer Hinsicht: Ihre Partei wie auch die CDU haben schon die Eingetragene Lebenspartnerschaft nicht gewollt, Bayern, Thüringen und Baden-Württemberg haben, wenn auch vergebens, sogar in Karlsruhe dagegen geklagt."

     

    Konservativismus ist auch eher nicht an Inhalte gebunden, sondern an "Früher war alles besser".

    Das zeigt sich bei diversen Entscheidungen die früher von links vorgetragen wurden und nun zum Grundtenor, der Konservativen und Spießbürger (die schmeiß ich hier jetzt nicht in einen Topf) gehören.

  • richtig, wichtig.

     

    und jetzt mit demselben elan endlich die fälligen staatenberichte zu den kinderrechten abgeben, den ausländervorbehalt bei kinderrechten abschaffen und kinderrechte umsetzen.

     

    oder sind die kinder und deren rechte nicht fast noch wichtiger und mindestens seit ebenso langem überfällig?

     

    weiter gehts!

  • Jetzt weiß man immerhin, wie Revolution andersrum geht: Da kämpft mindestens eine linke Generation für freie Liebe und das "wilde" Zusammenleben nach individuellen Vorlieben, und über die Zeit nimmt kaum noch Anstoß daran. Aber dann gibt´s einen großen Kampf, und jeder will heiraten und es Ehe nennen dürfen. Gleichzeitig kämpfen diverse Gruppen ja auch um das Recht auf kirchliche Trauung für alle Geschlechter. Schöner können es sich die Traditionalisten eigentlich nicht wünschen.

    • @maro:

      Vielleicht habe ich ja irgendwas verpasst. Gibt’s irgendwo eine (ich wähle mal das nonkonformistische, widerständlerische „Du“) von dir angeführte Massenbewegung von hetero- und homosexuellen Freigeistern gegen die traditionelle Ehe im BGB? Vielleicht als Petition, als change.org-Grassroots-Bewegung, Podemos-Weg-mit-der Ehe-Initiative?

       

      Wenn Schwule und Lesben auf bedingungslose Gleichberechtigung, Gleichstellung und Respekt bestehen und dabei einige der besten Grundrechtsartikel unserer Verfassung auf ihrer Seite haben (Artikel 1, 3 und 6) dann kann man auch von Leuten, die sich selbst wahrscheinlich als fortschrittlich definieren etwas Solidarität erwarten.

       

      Solange es das rechtliche Institut der Ehe gibt und ein sich als „links“ begreifender Zeitgenosse erkennt, dass hier eine bestimmte Gruppe als Bürger zweiter Klasse behandelt wird, sollte der Zusammenhalt kritischer Geister eigentlich gewährleistet sein. Das Pochen auf Einhaltung oder Herstellung von Bürgerrechten für alle (!) ist fortschrittlich und nicht konservativ! Das Ausschließen einer bestimmten Gruppe ist per se konservativ bzw. reaktionär. Gleichgültigkeit hierzu „von links“ spielt Rechten in die Karten.

       

      Wenn die Gleichstellung erreicht ist und heute war ein letzter wichtiger Schritt dazu, dann mache ich gerne mit um das althergebrachte, fragwürdige an der Ehe oder sie ganz abzuschaffen. Also schick uns bitte den Link, wo deine Massenbewegung gegen die traditionelle Ehe morgen seine Demo macht.

  • Regiert der Exorzismus der Kirche immer noch die Hirne und Herzen der Konservativen?

     

    Der heilige Vater Franziskus und seine Jünger, sie konnten doch noch Angelas Herz erreichen und erweichen!

     

    Die katholische Aberglaubensgemeinschaft warnt vor Ehe für alle. Die "Weitergabe von Leben" sei gefährdet.

     

    Kardinal Reinhard Marx: "Wir bedauern, wenn dieser Ehebegriff aufgelöst werden soll und damit die christliche Auffassung von Ehe und das staatliche Konzept weiter auseinander gehen." Es sei "völlig unangemessen, eine solche gesellschaftspolitische Grundentscheidung in diesem überstürzten Verfahren zu fällen".

     

    Radio Vatikan:

     

    In einem Schreiben an alle Bundestagsabgeordnete bat der Leiter des Kommissariats der Bischöfe in Berlin, Karl Jüsten, dem Gesetzesentwurf über die Gleichstellung nicht zuzustimmen. „Kirche, Staat und Gesellschaft teilen die Erfahrung, dass in der Ehe die Aspekte einer verlässlichen Paarbeziehung und der Weitergabe des Lebens der leiblichen Eltern an ihre Kinder in besonderer Weise verbunden sind“, zitiert die Katholische Nachrichten-Agentur aus dem Brief.

     

    Mit seiner Argumentation in einen Brief an alle Abgeordneten wollte Karl Jüsten mit Papst Franziskus überzeugen: „Er hat festgehalten, dass die katholische Kirche die große Vielfalt familiärer Situationen anerkennt, die Menschen einen Halt bieten, aber Partnerschaften zwischen Personen gleichen Geschlechts nicht mit der Ehe gleichgestellt werden können, da diesen Paaren die Weitergabe des Lebens verschlossen ist.“

    • @Reinhold Schramm:

      Ich bin auch Teil dieser Kirche und kann die Meinung der offiziellen Vertreter druchaus teilen. Eine offizielle Partnerschaft unter Menschen des gleichen Geschlechts ist - eigentlich - etwas anderes als Ehe.

       

      Dennoch finde ich die Entscheidung des Bundestages in Ordnung und kann sie mittragen. Ich wünsche allen gleichgeschlechtlich miteinander verbundenen Menschen alles Gute und ein glückliches Leben miteinander. Und wenn ihnen zum vollkommenen Glück die Ehe fehlt, so können sie das jetzt auch haben. Ich finde das gut!

       

      Im übrigen hat auch die Kirche viele homosexuelle Menschen unter ihre Schäfchen und in den Reihen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Masse der kirchennahen Leute (Das Kirchenvolk) hat damit, wie auch MATS schreibt, überhaupt kein Problem. Allerdings hat die offizielle Kirche noch immer keinen Weg gefunden, auf homosexuelle Menschen offen zuzugehen und ihnen die Hand zu reichen.

      Zwar hat der derzeitige Papst erste Schritte in die richtige Richtung getan, aber ich bin mir mehr als sicher, daß es in dieser Hinsicht noch viel zu tun gibt.

       

      Ich gehe sogar so weit zu sagen, daß mit einiger Wahrscheinlichkeit manche von den Kirchenleuten, die heute noch homosexuellen Menschen distanziert gegenüberstehen, sich selber einen Gefallen tun würden, wenn sie einen Beitrag dazu leisten würden, daß die Kirche in dieser Hinsicht offener wird...

    • @Reinhold Schramm:

      Man muss schon unterscheiden zwischen den Katholiken und ihrer Amtskirche. In Sachen Schwule, Lesben und ihre Ehe sind die Katholiken doch ziemlich cool - verglichen mit manch anderen Christen. Und sie wissen aus Erfahrung, dass niemand in der Hölle so heiß gebraten wird, wie es der Vatikan immer in satten Farben an die Kirchenwand pinselt. Klappern gehört eben zum Handwerk des Kardinals (da Klimpern ja nicht geht). Und die leidtriefenden und sehr, sehr... ach was: die *äußerst* besorgten Würderträger-Gesichter, die wir in den nächsten Wochen zu erwarten haben - das ist eben ein bisschen wie Volkstheater.

    • @Reinhold Schramm:

      Kirche?

      Austreten!