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Kommentar Dumpingpreise für MilchDes Bauern Leid ist unser Leid

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Billigmilch und -fleisch werden auf Kosten von Entwicklungsländern, Umwelt und Tieren erzeugt. Nun muss der Staat die Mengen senken.

Weil die Bauern die Kosten senken müssen, wird aus den Kühen immer mehr Milch herausgepresst. Foto: dpa

W as geht es mich als Normalbürger eigentlich an, dass die Milch- und Schweinebauern seit Monaten unter Dumpingpreisen ächzen? Das sind doch Unternehmer. Wenn sie am Markt nicht bestehen können, dann gehen halt einige pleite, na und?

Wer so denkt, irrt. Denn Landwirtschaft ist eben nicht eine Branche wie jede andere. Milchbauern etwa arbeiten mit Tieren – und die leiden unter den niedrigen Preisen. Schließlich zwingen die niedrigen Milchpreise die Landwirte, ihre Kosten zu senken. Vor allem, indem sie immer mehr Kühe je Hof halten. Die Statistik zeigt aber, dass große Betriebe ihre Rinder kaum noch auf die Weide lassen – sie müssen ihr ganzes Leben im Stall verbringen.

Um noch mehr Milch oder Fleisch aus den Tieren herauszuholen, verfüttern die konventionellen Bauern ebenso mehr Soja aus Südamerika. Obwohl die Pflanze dort meist in riesigen Monokulturen angebaut wird, die die Artenvielfalt und das Wasser schädigen. Obwohl die Sojafelder Urwälder verdrängen, die für das Klima wichtig sind. Oft wurden auch Kleinbauern vertrieben.

Bloß nicht noch mehr Exportförderung!

Apropos Bauern in Entwicklungsländern: Ihnen machen die hoch subventionierten EU-Landwirte natürlich Konkurrenz, wenn diese mit Billigmilch oder Billigfleisch die Märkte der Armen überschwemmen.

All das geht uns alle an. Unseren Bauern muss geholfen werden – aber nicht dadurch, dass der Staat durch Werbung und Handelspolitik den Export auf Kosten von Entwicklungsländern, Tieren und Umwelt noch stärker fördert. Oder indem er noch mehr überschüssige Agrarprodukte einlagert und so wieder Fleisch- und Butterberge anhäuft. Stattdessen sollte die EU an der Ursache des Problems ansetzen: der Überproduktion. Etwa, indem sie immer dann Boni an Bauern zahlt, die weniger erzeugen, bis der Preis wieder gestiegen ist. Doch davon ist man in Brüssel – auch wegen des Drucks des deutschen CSU-Agrarministers – noch weit entfernt.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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60 Kommentare

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  • Wir zahlen Bio - und kriegen Konventionell.

    Zählen wir alles zusammen, was an Subventionen fließt auf allen Ebenen, Direktzahlungen, Vermarktungsprämien, aber auch die Bilanzfälschung durch Unterschlagung der Umweltkosten in der Betriebsrechnung (CO2-Emissionen, Nitratbelastung, Humusverlust, Pestizidbelastungen...), Gesundheits-Folgekosten bei Verbrauchern dieses Junk-Food, dann könnten wir davon lässig Bio-Preise zahlen - Made in Germany.

  • Wann kümmert sich das Bundeskartellamt um die noch unverschämt teuren Folgeprodukte?

     

    Wer glaubt denn noch an das große Märchen das die heutige Milch der Milch vor 20 Jahren gleicher Qualität entspricht?

    Analog Milch wäre der bessere Begriff für diesen hochgezüchteten Industriemüll.

    Wie aus einem Lego Baukasten der Nanopartikel werden die Inhaltsstoffe getrennt, maschinell aufbereitet und dann wieder zusammen gesetzt.

    Nennt sich dann irgenwie Milch.

    Man erinnere sich an das Niedertemperaturverfahren aus Dänemark welches BSE ermöglichte.

    Kuh frisst Kuh.. Was solls, Mensch isst ja auch Mensch via Pillenindustrie.

     

    Wim Delvoye zeigt mit Cloaca sehr gut das wir momentan Kot aus Dosen und Tüten essen und trinken können.

    Man achte auf den Schriftzug und Farbgestaltung. http://avant-guardians.com/delvoye/images/7delvoye.jpg

     

    Die Bauern haben selber schuld, ihre Gier und Neid untereinander, dank staatlicher Hofierung zeigt nun die Folgen.

    Sie haben sich selbst komplett entmündigt, entmündigen lassen.

    Vor allem haben sie bei ihren Banken und Vertriebswegen nicht aufgepasst, völlig gepennt.

    Ihre Banken drehten extra Touren und richten sich nun gegen sie selbst.

     

    Region Baldauf (Käse), sie haben es konsequent besser gemacht.

    Lichtjahre Qualitätsunterschiede.

  • 6G
    64938 (Profil gelöscht)

    Vor wenigen Jahren war Export zB nach China noch lukrativ. Deshalb haben alle Landwirte die Abschaffung der Quote gewünscht.

    Jetzt ist die Quote weg, und jetzt wollen sie sie zurück.

    Was haben wir Verbraucher eigentlich davon, das diese Arbeitsplätze mit unserem Steuergeld gefördert werden?

    Wir bekommen verseuchte Böden, verseuchtes Grundwasser und verseuchte Lebensmittel. Auch die "kleinen" Konventionellen sind beim Spritzen ganz vorne mit dabei!

    Und Umstellen auf Bio wollen sie nivht, weil es da weniger Geld gibt als beim Anbau von Mais, Verpachtung zu hohen Pachtzinsen oder Mastanlagen. Deshalb kommt ein großer Teil der Biolebensmittel aus dem Ausland.

    Deshalb sollten alle Subventionen abgeschafft werden und höchstens der Bioanbau gefördert werden.

  • Die ganze Fleisch- und Milchproduktion ist sowieso völlig unnachhaltig und überflüssig. Milch ist ungesund, Fleisch ist ungesund. Verbieten und fertig!

  • ... Viele Medien, sogar BILD (!), haben die Problematik mittlerweile aufgegriffen. Interessierten sei zum Einstieg die NDR-Dokumentation „45 Min: Die Milchlüge“ empfohlen: https://www.youtube.com/watch?v=Og-QVL3RZTE

     

    Abschließend: Statt die Fleisch- und Milchindustrie zu unterstützen, sollte man verstärkt den Konsum von gesunden Lebensmitteln wie Obst und Gemüse fördern.

  • Wer, wie Herr Maurin, plötzlich sein "Herz für Tiere" entdeckt hat, der sollte komplett auf Milchprodukte verzichten. Aufgrund des Prinzips der Gewinnmaximierung werden Bauern in der Regel immer vesuchen, den maximalen Ertrag aus ihren Tieren herauszuholen.

    Im Übrigen leistet derjenige, der dem Milchkonsum abschwört, auch einen wertvollen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz sowie dem Erhalt bzw. der Wiedererlangung der eigenen Gesundheit.

    Die Erkenntnis, dass der exzessive Fleischkonsum, wie er in der westlichen Welt praktiziert wird, nicht gesund sein kann, ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

    Weit weniger bekannt sind dagegen noch immer die schädlichen Auswirkungen des Milchkonsums. Seit jeher versucht man, uns weiszumachen, dass Kuhmilch gesund sei. Studien sprechen hier jedoch eine ganz andere Sprache. So gibt es unzählige wissenschaftliche Untersuchungen, die Milch mit den westlichen Zivilisationskrankheiten wie Krebs, Diabetes und sogar Osteoporose, wovor das in der Milch enthaltene Calcium ja angeblich sogar schützen soll, in Verbindung bringen.

    Auch die Tatsache, dass in Deutschland 15 - 30 % der Bevölkerung unter Laktoseintoleranz leiden - weltweit sind es gar 75 % - spricht, denke ich, nicht dafür, dass Kuhmilch ein gesundes und für den Menschen bestimmtes Nahrungsmittel sein kann. Hinzu kommen darüber hinaus unzählige Menschen, die Milch aus anderen Gründen nicht vertragen. Wenn man sich nun einmal vor Augen führt, wofür Milch eigentlich da ist, vermögen diese Erkenntnisse nicht weiter zu verwundern: Kuhmilch dient dazu, ein - ohnehin schon großes - Tier wie das Kalb innerhalb kürzester Zeit wachsen zu lassen, und enthält daher unter anderem Wachstumshormone. Wie solch ein Hormoncocktail ohne Auswirkungen bleiben soll, wenn er auf ein artfremdes - und noch dazu dem Säuglingsalter entwachsenes - Lebewesen trifft, erschließt sich mir nicht.

    • @Christina de Havilland :

      @ Christina de Havilland

      Hey, die Interpretation der Ergebnisse dieser Studien entsprechen nicht dem allg. wissenschaftlichen Konsens. Milch mit zahlreichen Krankheiten in Verbindung zu bringen ist nicht mehr als eine unbewiesene Vermutung. Die Laktosetoleranz ist ein evolutionärer Vorteil den sich vor allen die Menschen des nördlichen und europäischen Raumes vor über 10.000 Jahren aneigneten und die Besiedlung dieser Regionen erst erfolgreich gestaltete. Es haben schlicht jene besser überlebt, die Milch und Milchprodukte als Grundnahrungsmittel in ihren Speiseplan integrieren konnten. Was dann von den wilden Behauptungen übrig bleibt ist vor allem der Tierschutz, den man sich über fragwürdige Wege schmackhaft machen möchte.

      • @Julius92:

        ... Im Übrigen: Die westlichen Zivilisationskrankheiten waren in asiatischen Ländern, in denen Kuhmilch bis vor wenigen Jahrzehnten nicht verzehrt wurde, fast gänzlich unbekannt. Erst seit unsere ungesunde Ernährungsweise mit viel Milch und Fleisch (z. B. in China) dort in den letzten Jahrzehnten Einzug erhalten hat, leiden die Menschen unter Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck. Darüber hinaus ist die Brustkrebsrate in Japan, nachdem die Menschen dort mit Kuhmilch in Berührung gekommen sind, stark angestiegen. Und dass Milchkonsum das Risiko für Prostatakrebs erhöht, ist nach meinem Kenntnisstand unstrittig.

        Auf Wunsch kann ich Links zu interessanten Studien zum Thema Milch, unter anderem von der renommierten Harvard-Universität, posten.

        Abschließend sei die Frage erlaubt, ob seitens des Staats überhaupt ein Interesse daran besteht, milchkritische Studien einer breiten Masse zugänglich zu machen. Wenn ich sehe, was selbst die Anregung geringfügigster Veränderungen im Bereich der Agrarindustrie für einen Aufschrei der Lobbyisten hervorruft, habe ich da so meine Zweifel ...

      • @Julius92:

        Hallo,

        die hohen Raten an Laktoseintoleranten, auch in Deutschland, sprechen ja gerade dafür, dass Menschen eben (noch) nicht an den Konsum von Milch angepasst sind. Hinzu kommen diverse Menschen, die Milch unabhängig von einer Milchzuckerunverträglichkeit nicht vertragen. Ich selbst beispielsweise litt seit meiner Kindheit unter schwerer Migräne, für die trotz aufwändiger Untersuchungen nie eine Ursache gefunden wurde, ständigen Entzündungen, die Behandlungen mit Antibiotika erforderlich machten, sowie Heuschnupfen – vielfach Phänomene, die in unseren Breiten fast schon als „naturgegeben“ hingenommen werden. Seit ich auf Milchprodukte verzichte, bin ich beschwerdefrei. Inzwischen weiß ich, dass es vielen anderen ähnlich erging wie mir.

        Aufgrund meiner eigenen Krankengeschichte beschäftige ich mich nun seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung und habe mittlerweile auch mehrere Diplom-Oecotrophologinnen kennen gelernt, die Milch allesamt bestenfalls als Genussmittel empfehlen. Unter anderem wurde darauf hingewiesen, dass Milch zu Verschleimungen der Atemwege führe. Auch immer mehr Ärzte denken inzwischen um. Es wäre sicherlich vermessen zu sagen, Milchverzicht sei ein Allheilmittel und alle Beschwerden lösten sich mit sofortiger Wirkung in Luft auf. Ich möchte jedoch jedem hier die Chance geben, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen ...

  • Bullshit. Bauern sind Geschäftsleute. Nur weil Sie mehr Geld bekommen, gehen die nicht besser mit Tieren um. Dafür braucht man Richtlinien. Entweder obligatiorische oder als Label.

     

    Der Grund warum es zuviel Milch gibt ist weil die Bauern zu viel produtieren. Und es müssen welche Pleite gehen damit die Menge sinkt.

     

    Keine Sozialleistungen für Unternehmer!

    • Jost Maurin , Autor des Artikels, Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
      @Tim Leuther:

      Pleite gehen werden vor allem die kleinen, weil sie höhere Stückkosten haben. Ab z.B. 300 Kühen wird es aber sehr schwierig, dass die Tiere überhaupt noch mal nach draußen kommen.

      • @Jost Maurin:

        Dann helfen nur Labels oder Standarts. Auch kleine Bauern können an ihrer mit Quoten geschützten Milch mehr verdienen wenn Sie die Kuh in den Stall packen.

         

        Mir ist außerdem Wurscht wenn die kleinen Bauern pleite gehen. Überall haben wir Strukturwandel. Es ist durchaus denkbar das große Agarfirmen besser mit Kühen umgehen können, wenn Sie das entsprechende Land haben. Quoten ist am Ende eine moderne Reinterpretation des Standesrechts. Aber auch Leute deren Eltern keine Milchbauern waren haben das Recht welche zu sein. Und nur weil es genug Produktionskapazität an Autos gibt war die Gründung von Tesla nicht illegal.

         

        Die Milchbauern sind seit Jahrzehnten die Weltmeister im Rummimosern. Und immer wieder macht Brüssel das Portemonaie auf und schenkt diesen Unternehmern Geld und Privilegien wie die Quote.

  • Der Kommentar ist schwach. Das Wort Dumpingpreis ist irreführend, denn was wir zur Zeit erleben ist eine marktbedingte Niedrigpreisphase. Und dass nicht nur bei Milch und Fleisch. Weltweit laufen Rekordernten ein und Überproduktion sowie hohe Lagerbestände bei Rohstoffen treffen auf eine schrumpfende/stagnierende Nachfrage.

    Die Milchwirtschaft hatte lang genug Zeit sich auf die momentan vorherrschende Marktlage einzustellen, die Deregulierung durch die Abschaffung der zentralgeplanten Angebotssteuerung (Milchquote) wurde seit Jahren angestrebt. Es gab entsprechende Übergangsfristen. Und die Deregulierung findet nicht grundlos statt, mit Überkapazitäten kämpft die gemeinsame Agrarpolitik der EU seit den 80ern. Dass der Wandel von einer Struktur des Überangebotes hin zu einer Struktur des Marktgleichgewichtes nicht ohne Strukturbrüche von Statten gehen kann ist normal, dennoch bleibt es nur eine vorrübergehende Phase.

    Und noch zu zwei Punkten des Artikels: Exportzuschüsse sind im GAP grundsätzlich nicht mehr vorgesehen und der Anbau von Cash Crops (wie eben für den Export bestimmtes Soja) leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung jener Länder (u.a. beflügeln sie die Modernisierung der dortigen Landwirtschaft, erhöhen die Einkommen auch in strukturschwachen Regionen und stellen wichtige Deviseneinnahmen dar (was Preisstabilisierend wirkt und für wichtige Importe voraussetzend ist), das sollte man nicht außer acht lassen).

    • Jost Maurin , Autor des Artikels, Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
      @Julius92:

      Diese "Niedrigpreisphasen" werden immer häufiger kommen und immer heftiger werden. Dass sie marktbedingt sind, macht die Sache nicht besser.

      Ich habe übrigens nie von Exportzuschüssen geschrieben, die im übrigen sehr wohl noch im GAP-Regelwerk vorgesehen sind, aber derzeit nicht (für Milch) eingesetzt werden. Ich habe mich vielmehr auf die anderen Subventionen bezogen, die Landwirte in der EU bekommen (z.B. Direktzahlungen). Diese Subventionen senken die Kosten der EU-Bauern - und das verschafft ihnen Wettbewerbsvorteile gegenüber Bauern in Entwicklungsländern.

      • @Jost Maurin:

        „Diese "Niedrigpreisphasen" werden immer häufiger kommen und immer heftiger werden.“ Auf welcher Grundlagen beruht diese Einschätzung? Meines Wissens tendieren die meisten Perspektiven auf breiter Front eher zu langfristig stiegen Preisen.

        Ja, Exportzuschüsse werden im GAP nirgends angewendet aber die Subventionen haben ja schon noch ihre Begründung (aber das kann sich ja jeder selbst erschließen).

    • @Julius92:

      Dazu gibts von Arte eine gute Doku:

      Soja - Ausbeutung auf allen Kontinenten. Auf youtube verfügbar.

      Der Sojaanbau für Tierfutter schadet der Entwicklung, der Landwirtschaft, lâsst die Einwohner verarmen die mitunter einfach aus den strukturschwachen Gebieten vertrieben werden.

      • @Joachim1960:

        Soja wird in erster Linie für die Sojaölgewinnung angebaut und dieses dient dem menschlichen Verzehr und leider neuerdings immer mehr zur Versprittung.

        Die Tiere bekommen das Abfallprodukt der entölten Sojabohne, das Sojaschrot, genauer das "Sojaextraktionsschrot".

         

        Eigens für die Gewinnung des Abfallproduktes Sojaschrot wird nach meiner Kenntnis kein Soja angebaut.

        • @Waage69:

          Gut 90 % der Sojaernte wird in Ölmühlen gepresst. Produkte der Pressung sind zu etwa 90 % Sojamehl und zu 10 % Sojaöl.

          Das Mehl wird vor allem als Futtermittelfür Schweine, Hühner und (artwidrig) für Rinder verwendet.

        • @Waage69:

          Leider hat die taz meine Antwort an ihnen zensiert. Warum die Angabe dass Gensoja nur 19% Öl enthält und nur ein Bruchteil gewonnen werden kann zensiert werden muss verstehe ich nicht.

           

          Moderation: Der Artikel war durchgerutscht und wurde erst spät bearbeitet. Sorry und Gruß Bruno

        • @Waage69:

          Kommentar auf eigenen Wunsch entfernt.

        • @Waage69:

          Kommentar auf eigenen Wunsch entfernt.

          • @Christina de Havilland :

            Das Mehl ist Nebenprodukt und wird verramscht und könnte in der Viehaltung (so sie denn extensiver betrieben würde) durch die heimische Ackerbohne weitgehend ersetzt werden.

             

            Entscheidend für die weltweite Sojaanbaufläche ist der Bedarf an Sojaöl: Veganer_innenfutter (sorry).

             

            So ist das halt: drehste dich hier - stößte dich da...

            • @Waage69:

              Was Sie hier posten, ist wirklich abenteurlich. Fast die komplette weltweite Sojaernte wird für die Tierfütterung verwendet. Und der Glaube, Hunderte von Millionen "Nutztiere" allein in Deutschland jährlich könnten durch die heimische Ackerbohne ernährt werden, ist zudem wohl etwas naiv, vor allem wenn man sich einmal vor Augen führt, dass für die Herstellung von 1 kg Fleisch durchschnittlich 7 kg Futter benötigt werden.

              Nur ca. 3 % der weltweiten Sojaernte wird übrigens für den menschlichen Verzehr verwendet.

              Interessierte seien beispielhaft auf den folgenden Artikel verwiesen: http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-11/soja-bilanz

              Abschließend würde mich einmal interessieren, wo man die von Ihnen erwähnten horrenden Mengen an Sojaöl (außer vielleicht bei Bio-Diesel) denn finden soll ...

              • @Christina de Havilland :

                Ein Schwein benötigt für ein Kilo Fleisch 2,7kg Futter, Puten und Hähnchen noch weniger. Rinder müssten wenn überhaupt nur sehr begrenzt mit Silo oder Rüben und nur ergänzend mit Mineralstoffen angereichertes Kraftfutter bekommen und können ansonsten ihren Fleischansatz/Milch komplett aus Weidegang und als Winterfütterung Heu generieren.

                 

                Ich sage nicht das das alle so machen, heute leider die Wenigsten. Die Bioleute immerhin und ich gebe die Hoffnung nicht auf in Zukunft über eine Prämiensteuerung (statt der blinden Flächenprämien) auch wieder mehr konventionelle "Rindviecher" (laktierend oder zur Mast) auf die Weide zu bekommen

                 

                Beim Sojanabau bleibe ich dabei: das Sojaschrot ist Nebenprodukt der Ölgewewinnung und nicht andersherum. Grundsätzlich spricht daher auch nichts gegen eine Verfütterung der Abfälle, es kommt halt nur auf die Größenordnung und die Anbaumethoden an.

                Die Sojabohne ist ja ebenfalls wie dei Ackerbohne als Leguminose, also Stickstoffsammler in Symbiose mit den Knöllchenbakterien sogar prädestiniert für den biologischen Anbau.

                 

                Nebenbei habe ich etwas von einem "weitgehenden" Ersatz gesprochen und als Voraussetzung von einer Extensivierung der Tierhaltung geschrieben das setzt natürlich wiederum Mäßigung und Verzicht auf seiten der Konsumenten voraus.

                 

                Dann wäre tatsächlich vieles machbar. Ich selber verschneide mein Sojaschrot mit 50% der im Zuge der "Greeningauflage" selbst angebauten Ackerbohnen. Für den Anbau benötige ich nur 5% meiner Anbaufläche, da wäre also noch Luft nach oben!

                • @Waage69:

                  Im Durchschnitt werden für 1 Kalorie Fleisch ganze 11 Kalorien Pflanzen benötigt.

                  Ihre Zahlen betreffen nur die Mast und nicht auch die Aufzucht.

                  Die 70% Gensojaanbau mag für Brasilien zutreffen doch schrieb ich SÜDAMERIKA. Uruguay kommt auf volle 100%, Paraguay auf knapp 100% Gensojaanbau.

                  In Europa muss gentechnisch verändertes auf dem Produkt angegeben werden und deshalb vermeidet jeder Hersteller dies. Doch auch Tierfutter braucht Palmöl oder Sojaöl. Alleine D braucht für Tierfutter 3 Mio ha in Südamerika, in D existieren nur 11 Mio ha Ackerflächen.

              • @Christina de Havilland :

                Aus einem ha Soja lässt sich dreimal so viel Öl gewinnen wie aus Sonnenblumen und fast doppelt so viel wie aus Raps. 2013 lag der Anteil des Sojaöls am weltweiten Pflanzenölverbrauch bei 26% - bei stetig steigender Erntemenge - hinter Palmöl mit 34% und vor Rapsöl mit 15%. Diese Zahlen lassen sich auf der Seite des Verbands der ölsaatenverarbeitenden Industrie einsehen.

                Welche Rolle nun Tier- oder Menschenfutter spielen, lässt sich nicht so leicht klären. Schätzungen gehen von einem Anteil des Sojaschrots von 75%-80% aus (u.a. WWF). Viel wichtiger ist für die Produktion allerdings der zu erzielende finanzielle Ertrag. Eine Tonne Sojaschrot wird aktuell für etwas über 300$/Tonne gehandelt. Der Preis für eine Tonne Sojaöl schwankte in den letzten Monaten zwischen 740$ und 630$ (Preise: Schrot und Öl → Chicagoer Börse). Aus einer Tonne Soja werden 200Kg Öl und 800Kg Schrot gewonnen. Also erhalte ich als Sojahändler bei einer Tonne Soja etwas über 240$ für 's Schrott und 125$ - 150$ für 's Öl. Hinzu kommen 6% der Ernte, die für nicht ölbezogene Lebensmittel (Tofu, etc.) verwendet werden, die ich jetzt nicht berücksichtigt habe.

                Fazit: Den meisten Ertrag erzielen Sojabauern wohl mit Tierfutter. Richtig rentabel wird die Pflanze aber nur durch ihre Verwendung für Mensch und Tier. Die Zahl, dass Soja zu 80% zu Tierfutter verarbeitet wird hängt einfach damit zusammen, dass aus einer Tonne Soja 800Kg Schrot gewonnen wird. Soja ausschließlich als Tierfutter anzubauen, macht gar keinen Sinn. Und zu ihrer letzten Frage: Sojaöl wird insbesondere in den USA – aber auch hier in Europa – als günstiges Speisefett verwendet und findet sich daher in vielen verarbeiteten Lebensmittel, einfach mal häufiger auf die Zutatenlisten schauen. Des Weiteren findet es Anwendung als Biodiesel/ Sojamethylester, in Farben, in Kosmetik und zur synthetischen Erzeugung von Estrogenen und Testosteron.

                • @Mario Rosenberg:

                  Ihre Zahlen decken sich weitestgehend mit den von mir oben genannten und sind im Übrigen auch allgemeiner Konsens. Meine letzte Frage war eher rhetorischer Natur und bezog sich in erster Linie auf die Behauptung, Sojaöl befände sich hauptsächlich in veganen Nahrungsmitteln.

                  • @Christina de Havilland :

                    Das mit dem "Veganer_innenfutter" war Ironie und ich meinte es mit dem angehängten "sorry" deutlich kenntlich gemacht zu haben. Ich sag jetzt noch mal sorry und verweise auf meinem Beittrag weiter oben in dem ich schrieb:

                     

                    "Soja wird in erster Linie für die Sojaölgewinnung angebaut und dieses dient dem menschlichen Verzehr und leider neuerdings immer mehr zur Versprittung.

                    Die Tiere bekommen das Abfallprodukt der entölten Sojabohne, das Sojaschrot, genauer das "Sojaextraktionsschrot".

                     

                    Eigens für die Gewinnung des Abfallproduktes Sojaschrot wird nach meiner Kenntnis kein Soja angebaut."

                     

                    Damit lag ich grundsätzlich richtig, nur in Punkto Gewichtung Wertschöpfung Sojaöl zu Sojaschrot scheinen sie, zumindes nach den Zahlen von @Mario Rosenberg weitgehend recht zu haben.

                     

                    Ist doch prima - ich versuche das mal zu verifizieren und berücksichtige das dann ggf. auch in künftigen Diskussionen.

                    • @Waage69:

                      Nach Ihren abenteuerlichen Behauptungen noch Ironie heraushören zu sollen, ist wohl etwas viel verlangt ...

                      • @Christina de Havilland :

                        Wenn Jeder/Jede zu 100% Recht behalten möchte erübrigt sich jede Diskussion.

            • @Waage69:

              Südamerika baut zu 98% gentechnisch verändertes Soja an. Dafür gibts in Europa keinen Markt. Das taugt nur um es an Tiere zu verfüttern denn nur dort muss es nicht deklariert werden.

              Selbst beim Discounter finden Sie nur Bio-Tofu. Gut dass es auch Soja aus Mitteleuropa gibt.

        • @Waage69:

          Da Soja nur 19% Öl enthält und nur ein Teil davon ausgepresst werden kann ist die Hauptverwendung das Tierfutter.

          In Südamerika wird zu 98% Gensoja angebaut, das gewonnene Gensojaöl ist in Europa unverkäuflich, allenfalls wieder als Beimischung ins Tierfutter anstatt Palmöl.

          Ansonsten verweise ich nochmals auf die genannte arte-Doku.

  • Die Leute koennen doch Biomilch kaufen. Wieso immer alles verordnen?

    • @Gabriel Renoir:

      Auch im Biobereich ist der Preisdruck enorm. Außerdem handelt es sich auch hier um industrialisierte Tierhaltung, bei der die Tiere nicht artgerecht gehalten und getötet werden, sobald sie nicht mehr die gewünschte Leistung erbringen.

      • @Christina de Havilland :

        Was meinen Sie mit artgerecht getoetet? Die Leute koennen auch Demeter kaufen, da sind sie Anforderungen spezieller.

  • Die Bauern kommen mir vor wie ihre Jumbotraktoren, mit denen sie regelmäßig zur Hauptverkehrszeit die Straßen verstopfen: Unbeweglich, unflexibel, lassen niemanden vorbei und sind immer bereit, andere in den Straßengraben zu donnern.

  • Da ist er wieder, der Ruf des unmündigen Bürgers nach Vater Staat. Und dabei hatte es doch für einen ganz kurzen Augenblick lang so ausgesehen, als würden wir erwachsen werden können...

     

    Die Tiere, mit denen die Milchbauern arbeiten, leiden unter den niedrigen Preisen. Allerdings tun sie das nicht in der selben Art, in der sie unter einer Dürre oder zu großer Hitze leiden würden. Sie leiden, weil ihre Besitzer keine Verantwortung für sie übernehmen wollen. Genau so wenig, wie sie Verantwortung übernehmen wollen für die Urwälder Amazoniens, die Kleinbauern jenseits des Große Teichs oder die Öko-Bauern aus der Nachbarschaft. Sie wollen profitieren, die Tierbesitzer. Und dazu müssen sie den Konkurrenzkampf überleben. Was ihnen wohl zumindest gefühlt jedes Recht gibt, auf Teufel komm raus zu produzieren. So lange, bis die Preise im Keller sind und das Klima nebst lokaler Wirtschaftskreisläufe vollständig ruiniert.

     

    Unseren Bauern muss geholfen werden, weil sie sich selbst nicht helfen können. Sie finden keinen Ausweg aus dem Dilemma, das die Marktwirtschaft zu stiften scheint. Und dabei wäre es doch eigentlich ganz leicht. Die Bauern müssten sich nur einig sein. Darüber, dass Größe nicht entscheidend ist. Darüber, dass es eben kein Beweis für Kompetenz ist, wenn man wächst bis Andere keinen Platz zum Leben mehr haben. Aber das ist wohl zu viel verlangt von einem treuen Untertan. Der weiß: Er darf und muss so lange über alle Stränge schlagen, bis jemand, der etwas zu sagen hat, dem einen Riegel vorschiebt.

     

    Also dann, in Gottes Namen: Möge die EU halt ihre Quoten wieder einführen oder mit dem Schinken (Geld) nach der Wurst (Stillegung) werfen. Wir sind ja schließlich immer noch recht reich hier in Europa. Die Quote abzuschaffen, war offenbar ein großer Fehler. Sie sind noch nicht so weit, die deutschen Bauern. Vor allem die ganz großen nicht. Aber damit, nicht wahr, sind sie ja längst nicht ganz allein.

  • Wer den Kühen wirklich helfen will finanziert dieses System nicht mit seinem Geld sondern kauft pflanzliche Milch/Käse.

    Die Kälber der Milchkühe werden nach wenigen Wochen Mast umgebracht. Die physisch ausgebeutenden Milchkühe leben nur ca 5 Jahre. Die älteste Kuh brachte es, in Irland, auf 40 Jahre.

    Der Bauer oder besser Massentierhalter sollte sich andere Einnahmequellen suchen, zB Anbau von Pflanzen, Biogasanlage, Wald.

  • Was mich ein kleines Bisschen irritiert ist, dass nicht klar wird, betrifft das die ganze Milchwirtschaft, oder "nur" die konventionelle? Denn ich zahle immer noch einiges über einen Euro pro Liter und habe Interesse daran, dass das Geld letztendlich auch bei der Kuh ankommt.

  • Ich erwarte mehr von einer Zeitung wie der TAZ als hole Phrasen dreschen. Bitte belegen Sie die Behauptungen mit entsprechenden Zahlen und ich bin überzeugt das Sie die haben.

  • Boni für weniger produzieren ist nicht das Richtige. Besser ist es Boni für artgerechte Haltung (z.B. auf Weiden, kleinen Höfen) zu zahlen und dafür alle anderen Subventionen zu streichen. Im Augenblick wird ja sogar die Weidehaltung sozusagen bestraft, weil dann keine EU-Subventionen für brachliegende Flächen mehr abgerechnet werden können.

    • Jost Maurin , Autor des Artikels, Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
      @XXX:

      Subventionen nur für konkrete Tier- und Umweltschutzleistungen - da bin ich bei Ihnen. Aber gleichzeitig muss die EU etwas tun, um kurzfristig einen Preisverfall zu verhindern. Und da sind solche Boni für Produktionsreduzierungen durchaus geeignet.

      • @Jost Maurin:

        Es gibt Subventionen ebenso für den Anbau von Getreide. Da aber 60% des in der EU angebauten Getreides an Tiere verfüttert wird ist das nochmals eine indirekte Subventionierung der Fleischindustrie.

        Die EU sollte die Regeln von Bioland grundsätzlich vorschreiben. Das verringert den Milchviehbestand kurzfristig. Ebenso wird die Trinkwasseraufbereitung dadurch günstiger, wieder eine indirekte Subvention..

      • @Jost Maurin:

        Moin Moin ,

        ich bin kein Landwirt, und mit Milchkühen habe ich auch nicht viel zu tun, aber ich kann mir eine "Produktionsreduzierung" bei Milch schlecht vorstellen. Soll der Bauer die Kuh nur halb melken ? Kurzfristig Kühe gar nicht melken ? Überschüssige Kühe töten ?

         

        Ich kann mich mit der Lösung - Kleine Ställe , Kleine Höfe und Weidehaltung sehr gut anfreunden. Da sollte die EU , wenn überhaupt, Bonis oder Zuschüsse zahlen .

        LG

        • @Heiko Helm:

          Eine Produktionsreduzierung bei Milch ist schnell gemacht: Ständig scheiden Tiere aus, weil Milchleistung zurückgeht, sir trotz Hormongaben nicht mehr schwanger werden, sie körperlich am Ende sind nach 5 Jahren 10.000 liter Milch.

          Da eine Milchkuh im Durchschnitt 5 Jahre lebt reduziert sich der Bestand und damit die Milcherzeugung um jährlich 20% wenn keine Kälber grossgezogen werden.

          D nur mit Weidemilch/käse zu versorgen ist bei dieser hohen Nachfrage schlicht nicht machbar.

          • @Joachim1960:

            Wenn die einen wie sie aus ethischen Gründen komplett auf Milchprodukte verzichten (wie Sie) und ebenso die, welche Milchprodukte aus verschiedenen Gründen nicht vertragen reichte bei dem großen Rest (Mehrheit) eine Mäßigung von durchschnittlich um die 20% und schon wäre die Komplettversorgung mit Weidekäse, Milch&Butter machbar.

             

            Das ist zwar zugegeben sehr ambitioniert und braucht auch seine Zeit, ist aber immerhin ein realistischeres Scenario als ihr Vorschlag einen ganzen Wirtschaftzweig mitsamt der kompletten weltweiten Hausrindpopulation innerhalb der nächsten 25 Jahre komplett abzuwickeln.

        • Jost Maurin , Autor des Artikels, Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
          @Heiko Helm:

          Einfach weniger Kraftfutter geben z.B.. Geht innerhalb kürzester Zeit

          • @Jost Maurin:

            Oder, Herr Maurin und @Heiko Helm, warum keine Weidegangprämie?

             

            10 000 und mehr Liter/Kuh und Jahr sind nur bei ausgefuchst homogener Silo- und Kraftfutterbetonter Stallfütterung zu bekommen. Wird dagegen die Milch grundfutterbetont in der Vegetationszeit aus Weidegang gewonnen geht allein schon wegen der saisonale inhomogenität des Futters die Milchleistung auf ca. 7 bis 8000 Liter zurück. Der Kuh machen diese Schwankungen für den eigenen Erhalt nichts aus, sie fühlt sich genauso gut gibt aber weniger Milch, ist durch Weidegang besser auf den Beinen und hat ein dickeres Nervenkostüm, hat mehr vom Leben und kann älter werden. Die Weideprämie müsste halt nur die 2-3000Liter Milch kompensieren. Das Geld nimmt man von der Flächenprämie.

             

            Der Einsaz von Zweinutzungsrassen z.B. Rotbunte o.ä. statt potentieller Turbokühe Typ Holstein Friesian könnte ebenfalls durch Umwidmung von Flächenprämien gefördert werden und sowohl Tierwohl und Marktmasse verringern.

             

            Anderes Beispiel: beim Tierwohllabel bekommen heute schon die zertifizierten Bauern, die ihre Schweinemastställe 10 bzw. 20% dünner belegen als Ausgleich für den entgangenen Umsatz aus einem Fonds der Lebensmittelindustrie 2 bzw. 4 Euro. Folge: mehr Platz in den Ställen ergo mehr Tierwohl, weniger Tiere am Markt und weniger Gülleanfall.

             

            Noch ein Beispiel: durch die Greeningauflage bauen neuerdings viele konventionelle Bauern wieder Ackerbohnen an was sonst nur Biobauern machen und können damit ihr Sojaschrot strecken.

            Nebenbei geht der Ackerbohnenanbau in der Fruchtfolge von der ungeliebten Maisanbaufläche ab, zudem braucht die Ackerbohne als Leguminose weder Kunstdünger noch Gülle und ist eine hervorragende Vorfrucht für einen nachfolgend pfluglos möglichen Weizenanbau.

             

            Die Werkzeuge zum Steuern sind also da: sie müssen nur zielgerichtet eingesetzt werden!

      • @Jost Maurin:

        ...aber ist es nicht so, dass es den meisten Milchbauern (ich schätze mal so um die 90 %) vollkommen egal ist, ob ihre Kühe leiden? Die Kuh ist für solche Menschen eine 'Milchmaschine', mehr nicht. Und durch "Boni für Produktionsreduzierung" findet meiner Meinung nach auch kein Umdenken statt. Die Kühe stehen weiter ihr Leben lang im Stall und werden ausgebeutet.

        • Jost Maurin , Autor des Artikels, Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
          @Fotohochladen:

          Können Sie das belegen, dass es 90 % der Milchbauern vollkommen egal ist, ob ihre Kühe leiden?

    • @XXX:

      ...so ungefähr in die Richtung müsste es tatsächlich gehen.

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Ich glaube der Autor hat noch den kernigen Bauern vor Augen, der jede Kuh mit Namen kennt. Tatsächlich ist 90% der Milchproduktion in Deutschland in der Hand von Agrargroßbetrieben - und da zählt in erster Linie Business. Die Landwirte klagen ja nicht wegen der Zustände in den Ställen, sondern weil sie weniger Gewinn machen. Gleichzeitig ist das Interesse an biologischer, artengerechter Landwirtschaft noch überaus überschaubar.

    • @738 (Profil gelöscht):

      Das muss ich relativieren. Die kleineren Landwirte klagen nicht wegen "geringerer Gewinne", sondern darüber dass sie nicht einmal +-0 herauskommen, also immernoch oberhalb der variablen Kosten verkaufen, damit aber nicht die Fixkosten (wie z.B. den eigenen Lohn oder den Erhalt der Ställe) erwirtschaften.

       

      Und bei der Milchproduktion kann man nicht einfach mal für einen Monat die Maschinen runterfahren bis sich der Preis normalisiert hat.

       

      Ansonsten stimme ich Ihnen zu: 90% der Milchproduktion sind in der Hand von Agrargroßbetrieben. Weil die effizienter (industrieller) wirtschaften und es den Konsumenten immer noch in erster Linie um den Preis geht.

       

      Für Tierschutz und vernünftige Preise zu sein kostet nichts, da unterschreibt jeder gerne. Im Supermarkt mal konsequent und dauerhaft die teure Milch nehmen schon. Die Hybris wird ausgeblendet, man hat wichtigeres zu tun.

      • @Questor:

        Wenn Sie wirklich Tierschutz wollen müssten Sie auf Kokos-, Soja-, Hafer-, Reis-, Nuss-, Mandelmilch zurückgreifen.

        Tiermilch gibts nur wenn das Tier Nachkommen hat und dieses umgebracht wird. Und bei dieser hohen Milchleistung hält das eine Kuh nur 5 Jahre aus bevor sie ein Wrack ist und zum Schlachthof gebracht wird. Pflanzenmilch kostet 1-2 Euro je Liter - wer Tierschutz will dem sollte das wert sein. Dto bei Käse.

        • @Joachim1960:

          Es werden aber nicht alle Menschen auf Kokosmilch und Tofukäse umschwenken nur weil Sie es sich so sehr wünschen - um was wetten wir?

           

          Sie verallgemeinern zudem ein Extremscenario von eine Milchleistung über 10 000 Litern und einer Laktation nach der anderen und das Kalb zumindest bei den milchbetonten Rassen Holstein Friesian oder Jersey abgesehen von der Nachzucht als "Wegwerfprodukt"

           

          Leider bildet diese Scenario als vorläufiger Endpunkt einer langen Fehlentwicklung heute einen Teil der Realität ab, aber eben nicht die komplette. 5 Jahre ex und hopp macht eben nicht jeder Bauer, nicht einmal jeder konventionelle.

           

          Sie unterschlagen daneben, dass es auch anders gehen könnte:

          mit Zweinutzungsrassen, größeren Laktationsabständen und einer Milchleistung von 7-8000 Litern Kuh/Jahr kann eine Kuh gesund sehr alt werden und die Milchmenge reichte bei einem im Vergleich zu heute gemäßigtem Milchkonsum (wer nicht will oder sie nicht vertragen kann braucht nicht...) und die Kälberaufzucht.

           

          Ein Kuh muss auch nicht zwingend direkt aus einer Laktation zum Schlachter sondern es kann sich auch eine "Pensionszeit" zumindest über eine weitere Vegetationsperiode anschließen.

           

          Die Kälber brauchen auch nicht zwingend in die kurze Kälbermast sondern könnten als bei Zweinutzungsrassen alz Weiderinder, Bullen, Ochsen zu stattlichen Tieren ausgemästet werden.

           

          Nichts anderes machen die Leute von Bioland und Demeter.

           

          Lassen Sie uns doch die konventionelle Landwirtschaft in die gleiche Richtung schieben. Ihr individueller Verzicht leistet dazu ja einen anerkenneswerten einen Beitrag - Ihre "alles oder nichts Argumentation" weniger.