piwik no script img

Kommentar CO2-Grenzwerte für LkwsEin Anfang, mehr aber nicht

Bernhard Pötter
Kommentar von Bernhard Pötter

Die EU hat sich erstmals auf Obergrenzen für den CO2-Ausstoß neuer Lastwagen und Busse geeinigt. Für echten Klimaschutz reicht das nicht.

Modell Zukunft? Martin Daum, Vorstandsmitglied der Daimler AG vor einem Elektro-Truck Foto: dpa

M an konnte sich lange wundern: In einem Raum wie der EU, wo – völlig zu Recht – der Energieverbrauch von Staubsaugern genau festgelegt wird, durften bisher die Lkws ohne Rücksicht auf ihren Spritverbrauch durch die Gegend brummen. Anders als die USA und Japan war Europa der einzige Markt für Trucks, auf dem der CO2-Ausstoß aus dem Schwerverkehr völlig unreguliert war. Es ist gut, dass das nun mit einem Kompromiss zwischen EU-Kommission und Parlament erst einmal ein Ende findet: Bis 2030 müssen die Trucks um 30 Prozent effizienter werden.

Denn im Verkehr und gerade auch beim Güterverkehr laufen die Trends genau in die falsche Richtung: Immer mehr wird transportiert, und immer öfter wird dafür der dreckige und ineffiziente Laster benutzt. Das ist eine Katastrophe für die Umwelt und das Klima, aber auch für die Sicherheit im Verkehr (Stichwort: Unfälle mit Kindern und Radfahrern) und fürs Soziale: Es gibt trotz aller Trucker-Romantik kaum härtere Jobs als Fernfahrer. Aber auch die neue Regelung bietet keinen absoluten Deckel der Emissionen. Der Verkehr wird effizienter, ja – aber wenn dann mehr gefahren werden sollte, sinken die gefährlichen CO2-Emissionen trotzdem nicht oder nur zu langsam.

Für echten Klimaschutz bräuchte es eine absolute Obergrenze oder ein Jahresbudget der Emissionen. Davon, also von echtem Klimaschutz, ist auch die neue EU-Regelung noch weit entfernt. Denn das ginge gegen den Fetisch Wachstum. Und viel zu oft heißt „Ein Europa ohne Grenzen“, es dürfe keine Limits geben für Ressourcenverbrauch oder Klimagase. Die gibt es aber, das lehrt die Physik.

Die Grenzwerte für die Brummis sind deshalb ein guter Anfang, aber nicht mehr. Um das Monster Güterverkehr zu besiegen, das unsere Straßen verstopft und unsere Luft verpestet, gibt es nur eine Lösung: eine Nummer kleiner. Oder besser: zwei Nummern. Der Weg dahin: kürzere Wege, höhere Spritpreise, Bevorzugung von regionalen Lieferketten, ein anderes Konsumverhalten. Grenzwerte sind schön und gut. Echte Grenzen sind besser.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Ein guter Anfang? Aha! Über was reden wir denn seit Jahrzehnten und werden es die nächsten Jahrzehnte immer noch tun? Dass sämtliche technologischen Ansätze zwar immer scheiterten, aber trotzdem daran festgehalten wird! So wird das nichts! Und "Brummi kehrt zurück" demnächst auch als scripted reality im Michelinmännchen Kino!

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Zu Grundsätzlichem:

    Anfänge sind wichtig. Wichtiger als alles Anderes. Ohne Anfänge entsteht NICHTS.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      ...und manchmal sind "Anfänge" das Ende.