Klimaschutz bei Lkw: EU zieht Handbremse
Laster sollen bis 2030 ihren CO2-Ausstoß um 30 Prozent reduzieren. Hersteller monieren, dass die Infrastruktur für E- oder Wasserstoff-Trucks fehlt.
Mit der Regelung schließt Europa eine Lücke in seiner Klima- und Industriepolitik. Denn anders als in den USA oder in Japan und anders als bei Pkw können bisher Lkw so viel Sprit verbrauchen wie sie wollen. Das Interesse der Spediteure, mit möglichst effizienten Motoren ihre Kosten zu drücken, galt als ausreichender Anreiz. Das aber funktioniert nicht, es wird mehr gefahren. Trotz sparsamerer Motoren stiegen die CO2-Emissionen aus dem Güterverkehr in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamts zwischen 1995 und 2017 um 20 Prozent.
Nun müssen die Hersteller ihre Trucks effizienter machen. 2022 soll geprüft werden, ob die Industrie ihr Ziel erreicht. Und bereits 2025 sollen sie 15 Prozent sparen. „Das schaffen sie mit heutiger Technologie, etwa besseren Motoren und Reifen“, sagt der Grüne Bas Eickhout, der als Berichterstatter für das Parlament den Deal verhandelt hat. Die minus 30 Prozent in 2030 seien aber nur zu schaffen, wenn auch Laster auf die Straße kommen, die elektrisch oder mit synthetischen Treibstoffen fahren.
Um dieses langfristige Ziel zu erreichen, müssten die Hersteller schon 2025 insgesamt 2 Prozent ihrer Wagen als „Niedrig- oder Nullemissionsfahrzeuge“ anbieten, so Eickhout. Das bringe die Lkw-Industrie dazu, diese Entwicklung voranzutreiben. Bei Bussen sollen noch eigene Regeln gelten, weil dort ein viel höherer Anteil möglich sei, hieß es. Schließlich kaufen gerade viele Städte E-Busse, um Schadstoffe in der Luft zu reduzieren und Klimaziele zu erreichen.
Die Lkw-Hersteller wiederum finden die neuen Klimaziele „höchst anspruchsvoll“, denn ein Erfolg liege nicht nur an der Industrie, sondern auch an der Politik. „Wir haben Bedenken, weil bisher jede öffentliche Infrastruktur dafür fehlt“, erklärte der Dachverband der Autoindustrie ACEA.
„Es gibt keine öffentliche Lade- oder Tankmöglichkeit für elektrische oder Wasserstoff-Lkw“, heißt es in einer Erklärung. Selbst für Flüssiggas gebe es zu wenige und zu weit verstreute Tankstellen in Europa. ACEA bemängelt auch, dass andere Wege zur Verminderung der Emissionen wie der Einsatz von Biotreibstoffen oder längere Lkw bis 2025 aufgeschoben wurden.
Bis zum Schluss hatten die Hersteller Druck gemacht, die Ziele weniger scharf zu formulieren. Bei den EU-Staaten steht eine Koalition aus Frankreich, Grobritannien, Niederlande und Schweden für ehrgeizigere Ziele, Osteuropäische Länder wie Polen sträubten sich. Auch Deutschland und Italien hätten auf der Bremse gestanden, hieß es.
Lob für den Kompromiss kam gestern von Grünen und Linken. Ingrid Remmers, verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, sprach von einem „Schritt in die richtige Richtung. In Deutschland werden mittlerweile 70 Prozent des Güterverkehrs mit Lastkraftwagen abgewickelt. Eine Trendwende im Gütertransport ist zwingend nötig.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt