Kommentar Blackbox fürs Auto: Nur am Anfang gut

Datenweitergabe an die Polizei, Werbung, Preiserhöhung für Verweigerer: All das ist für die Telematik-Box nicht vorgesehen. Vorerst.

Das Auto als Blackbox Bild: dpa

Wer sich im Internet immer noch nicht ausreichend überwacht fühlt, kann jetzt auch auf der Straße mehr Überwachung bekommen. Nicht nur per Videokamera auf öffentlichen Plätzen oder im Personennahverkehr. Nein, gleiches Recht für alle, jetzt sind die Autofahrer dran. Und das gleich richtig: Genauer Standort per GPS, Geschwindigkeit, Bremsverhalten – all das erfasst jetzt ein Gerät, die sogenannte Telematik-Box, um der Kfz-Versicherung zu melden, ob ein rasender Langstrecken-Pendler oder ein vorsichtiger Gelegenheitsfahrer am Steuer sitzt.

Die Informationen landen bei einem Datenverarbeiter in London, GCHQ lässt grüßen. Der Unterschied zu Fußgängern und Bahnfahrern: Es ist freiwillig. Die Versicherungsnehmer können sich ihre eigene Überwachung freiwillig dazubuchen. Noch.

Denn wie das immer so ist mit der Freiwilligkeit: Am Anfang klingt alles gut. Man kann Geld sparen, die neuen Funktionen sind praktisch, machen das Leben leichter und sicherer oder vermitteln zumindest dieses Gefühl. Aber irgendwann schlägt es dann um: Nicht mehr wer umsichtig und rücksichtsvoll fährt, bekommt Rabatt bei der Versicherung. Sondern wer nicht überwacht werden will – in diesem Fall also Datenschutzfreaks und Verkehrsrowdys –, muss draufzahlen.

Zumal Daten, werden sie erst einmal erhoben, Begehrlichkeiten wecken. Ja, die Frage, ob Mautdaten für Strafverfolgung verwendet werden, ist vom Tisch. Aber es verrät schon viel, dass es die Debatte darum überhaupt gab. Wo die Daten ursprünglich ganz sicher nicht für fremde Zwecke genutzt werden sollten.

Dass die Deutschen international als sensibel bei Datenschutzthemen gelten, muss dabei nichts heißen. Die Frage ist doch nur: Wie hoch ist der Preis? 5 Prozent Nachlass auf die Versicherungsprämie ist wenig, gerade wenn der Versicherte noch Investitionskosten hat. Aber wie sieht es mit 15 Prozent aus? Oder 30? Da lässt es sich vielleicht schon verschmerzen, dass die Daten nicht nur für Versicherungszwecke erhoben werden, sondern auch für, sagen wir: Werbung. Für Säuglingsnahrung für den, der in letzter Zeit häufig Läden für Babyausstattung angefahren hat. Oder Hämorrhoidencreme nach der mutmaßlichen Fahrt zum Proktologen.

Natürlich steht das aktuell nicht zur Debatte. Aber, siehe Maut und siehe NSA – wer alles an die eigenen Daten kommt, das kann sich schneller ändern, als einem lieb ist.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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