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Kommentar Bio-LegehennenBio muss noch besser werden

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Die Missstände in der Tierhaltung zeigen, dass die Landwirtschaft wieder kleinteiliger werden muss. Auch in der Bio-Branche.

Abstoßende Massentierhaltung: Aber auch die Bio-Branche könnte besser werden Bild: ap

D er Missstand, dass die Eltern von Biolegehennen nie auf die Weide kommen, zeigt: Die Landwirtschaft muss wieder kleinteiliger werden – auch die Ökobranche.

Denn es liegt unter anderem an der Größe der Betriebe, dass die Hühner, anders als in der Ökoverordnung eigentlich vorgeschrieben, nicht herausgelassen werden. Derzeit leben in Deutschland zum Beispiel im Schnitt 5.000 Elterntiere in einem Gebäude; in der Schweiz sind es nur 2.000.

Wenn hierzulande ein Krankheitserreger ausbricht, sind auf einen Schlag also mehr Tiere betroffen. Wenn deren Bruteier und Küken an Betriebe in ganz Deutschland geliefert werden, sind auch dort Zehntausende Tiere gefährdet. Und von einem Tag auf den anderen könnte ein Großteil der Bioeierproduktion ausfallen.

Das sind gute Argumente gegen die Gigantomanie, unter der in der Biobranche besonders die Geflügelwirtschaft leidet. Leider ist es auch hier keine Seltenheit, dass 24.000 Hühner unter einem Dach gehalten werden.

Ermöglicht hat das die bisherige Ökoverordnung, die zwar maximal 3.000 Legehennen pro Stall vorschreibt, aber nicht definiert, was ein Stall ist. Deshalb bringen Agrarindustrielle einfach mehrere „Ställe“ in einem Gebäude unter. Die Europäische Union muss diesen Skandal endlich stoppen – zum Beispiel in der gerade laufenden Reform des Biorechts.

Übrigens: Wer nun denkt, er könnte statt Bioeiern einfach konventionelle kaufen, liegt falsch: Den meisten konventionellen Hühnern geht es trotz aller Kritik an der Ökohaltung durchweg noch schlechter. Das beginnt damit, dass ihnen die Schnäbel gekürzt werden, und hört damit auf, dass jedes Huhn weniger Platz in noch viel größeren Massenställen hat.

Bio bleibt also immer noch die bessere Entscheidung – aber es muss noch besser werden.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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4 Kommentare

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  • @silver surfer

    Wo steht denn bei den Anbauverbänden in den Richtlinien diese 6.000 Legehühner? Das ist doch längst 'angepasst' worden. Nix mehr mit Bestandsgrenzen!

  • Ich denke, auch sog. Bio-Verbände müssen sich ändern. Solange z.B. bei Naturland, Bioland oder Demeter bis zu 6000 Legehühner erlaubt sind, solange wird es auch Ställe dieser Größenordnung geben.

  • Danke für Ihre Beiträge, Herr Jost Maurin.

     

    Ich möchte bestärkend hinzufügen: Nicht erst die heutigen Missstände zeigen dies auf. Von Anbeginn, schon bei den Wandervögeln in den 20ern, stand ein anderer ideologischer Umgang mit der Natur im Vordergrund.

    Dass sich mehr und mehr Menschen gesund ernähren wollen ist Begrüßenswert, aber nur wenige sind bereit, den entsprechenden Preis ohne Einschränkung, selbstverständlich zu bezahlen. Ich begreife einfach nicht, wie man Bio-Produkte in den Regalen von Konzernriesen wie EDEKA erwarten kann.

    • @Oskar+-1:

      Es gibt auch bei "Konzernriesen wie EDEKA" 'echte' Bio-Produkte. Zum Beispiel gibt es den Yoghurt der Bio-Molkerei Andechs genauso in kleinen Bio-Läden, als auch in Supermärkten, wie Tengelmann (jetzt von Edeka aufgekauft). Bei Tengelmann wird er unter dem Namen 'Naturkind' verkauft.