piwik no script img

Kommentar Aufrüstung in DeutschlandBundeswehr wird Putin nicht stoppen

Andreas Zumach
Kommentar von Andreas Zumach

Ministerin von der Leyen scheint zu Glauben, sie könne Moskau in seiner Ukraine-Politik mit ein wenig Aufrüstung beeindrucken. Das ist naiv und falsch.

Exportschlager: Leopard 2. Bild: dpa

G enau: „Ich kann mir keine Situation vorstellen, in der es gelingen könnte, die ukrainische Armee so aufzurüsten, dass Präsident Putin zu der Einsicht gelangen könnte, dass er diesen Konflikt nicht militärisch gewinnen kann.“ Dieser kluge Satz, mit dem Bundeskanzlerin Merkel auf der Münchner Sicherheitskonferenz Anfang Februar die drängenden Forderungen US-amerikanischer Senatoren nach Waffenlieferungen an Kiew zurückwies, stimmt auch, wenn man „ukrainische Armee“ durch „Bundeswehr“ ersetzt.

Militärministerin von der Leyen hingegen scheint dem naiven Glauben anzuhängen, Putin ließe sich in seiner Ukraine-Politik beeindrucken, wenn Deutschland die klassischen Landverteidigungskräfte weniger stark abbaut, als vor Beginn des Konflikts geplant war. Mit dieser wenig überzeugenden Begründung hatte die Ministerin letzte Woche verkündet, dass weniger Leopard-Panzer verschrottet werden sollen als vorgesehen und dass ein bereits eingemottetes Panzerbataillon wieder in Dienst gestellt wird.

Zur Rechtfertigung der geplanten milliardenschweren Projekte hat von der Leyen neben der „veränderten Sicherheitslage“ in Europa nur den Allgemeinplatz von der „gewachsenen internationalen Verantwortung“ Deutschlands anzubieten. Was diese Aufrüstungsprojekte kosten sollen, darüber schweigt sie sich beharrlich aus.

Auch deshalb ist von der Leyens Beteuerung, bei künftigen Beschaffungsvorhaben werde ihr Ministerium transparenter und kosteneffizienter handeln und die Rüstungsunternehmen stärker an den Risiken von Kostensteigerungen beteiligen, wenig glaubwürdig. Zumal sie bereits bei den Nachverhandlungen über Beschaffung von 168 Kampf- und Transporthubschraubern eher die Interessen des Herstellers Airbus berücksichtigt hat als die der SteuerzahlerInnen.

Skeptisch machen muss auch die erklärte Priorität, die „rüstungsindustrielle Spitzentechnologie“ in Deutschland zu halten. Dazu zählen sich sämtliche deutschen Waffenschmieden und ihre Zulieferfirmen, ganz gleich, ob sie Munition, Streubomben, Gewehre, Panzer, Raketen oder Kriegsschiffe herstellen oder Motoren oder Elektronik. Eine Prioritätenliste, was künftig noch in Deutschland hergestellt werden soll und was im Rahmen einer Arbeitsteilung in anderen EU-Staaten, hat von der Leyen bislang nicht vorgelegt.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Andreas Zumach
Autor
Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.
Mehr zum Thema

58 Kommentare

 / 
  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Oskar Lafontaine, DIE LINKE: Von deutschem Boden soll niemals wieder Krieg ausgehen

     

    https://www.youtube.com/watch?v=9aJpU3xmEV4

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    "Bundeswehr wird Putin nicht stoppen.."

     

    Hoffentlich stoppt WählerIn Frau von der Leyen.

  • Meine ukrainische Freundin weiss nichts von Autonomiebestrebungen. Erinnert eher an Transnistrien.

  • Putin muß aufgehalten werden oder seine Panzer stehen noch diesen Sommer vor Brooklyn.

  • Als ob Putin jemals Schland angreifen würde.

    • @Friedrich Zoller:

      Hat mensch von der Ukraine auch gedacht. Naivität tötet!

      • @Dhimitry:

        Vorsicht! Die Russen kommen! Sie stehen schon kurz vor Berlin!!!

         

        Ach nein. Irrtum. Habe das ist ja schon 70 Jahre her.

      • @Dhimitry:

        Achso, Sie meinen man hätte vorher nicht gewussst dass die Ukraine die eigenen Bürger (Ato) bekriegt?

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Dhimitry:

        Die Ukraine hat Deutschland nicht angegriffen.

  • Putin hat doch den Waffenstillstand mit eingefädelt und das Seine dazu getan, das er eingehalten wird.

    Wieso muss er jetzt oder in Zukunft gestoppt werden?

    Gestoppt werden sollte eher die Regierung in Kiew, die nach dem Putsch bzw. dem erzwungenen Rücktritt von Janukowitsch die Autonomiebestrebungen im Osten zu "Terrorismus" erklärte und diese Bestrebungen von Anfang an mit militärischen Mitteln ausschalten wollte.

    Wenn man den Konflikt in der Ukraine beenden wollte, müsste es heißen: "Wer stoppt Kiew?"

    Übrigens scheinen Merkel und Hollande das erkannt zu haben. Ohne ihre Initiative wäre Kiew vermutlich immer noch dabei, per Artillerie in die Orte der Ostukraine hineinzufeuern.

    • @Kein Genfutter bitte!:

      "Wieso muss er jetzt oder in Zukunft gestoppt werden?"

       

      Weil Russland mit der Annektion der Krim die Friedensordnung in Europa zerstört hat. Wehret den Anfängen!

      • @Dhimitry:

        Die Krim hat, bevor es vom Militär!! (nicht etwa von Polizeikräften, wie es doch wohl alle herzerfrischend bekennenden Demokraten für einzig legitim halten würden) durch einen Krieg daran gehindert werden konnte, aus guten Gründen die Kiewer Putschzentrale abgewählt. Die gemeinte Friedensordnung in Europa existiert bereits seit der Zerschlagung Jugoslawiens durch die Nato nicht mehr. Russlands Auftreten als Schutzmacht hat, wie sich in der Ostukraine zeigt, vermutlich Tausenden das Leben gerettet und einen brandgefährlichen Konfliktherd neutralisiert.

      • @Dhimitry:

        Russland hat die Krim nicht annektiert.

        Die Bevölkerung der Krim hat eine Sezession vollzogen. (Zu diesen Begriffen gibt es gute Texte bei Wikipedia).

        Die Menschen der Krim haben sich nach dem Ende der Sowjetunion mehrmals für einen Anschluss an Russland eingesetzt, das hat Kiwe immer unterbunden. Nach dem Putsch bzw. dem erzwungenem Rücktritt von Janukowitsch, als die neue Kiewer Regierung die russische Sprache (die auf der Krim von über 90% gesprochen wird) verbieten wollte, flammten diese Bestrebungen auf der Krim massiv wieder auf. Und die Menschen auf der Krim stimmten mit großer Mehrheit für den Anschluss an Russland. Hätte Russland die Krim nicht aufgenommen, hätte Kiew die Bestrebungen für einen Anschluss an Russland vermutlich ebenso zu "Terrorismus" erklärt und versucht, den Betroffenen militärisch den Garaus zu machen. Die Menschen der Krim sind heute heilfroh, das sie in Sicherheit sind.

        Von einer "Annexion Russlands" zu reden, trifft es nicht. Wenn Sie irgendeine Möglichkeit haben, reisen Sie auf die Krim und reden mit den Menschen. Vielleicht gehen Ihnen die Augen auf.

        • @Kein Genfutter bitte!:

          Genau dasselbe hat man 1938 über das Sudentenland gesagt: 90% sprechen deutsch und nicht tschechisch, die wollen heim ins Reich usw.....

          • @Biene Maya:

            Die Tschechen wurden übrigens nicht dazu befragt (vgl. Krim). Herr Chamberlain (GB), Frankreich und Mussolini beförderten den Einmarsch und die Zerstückelung der Tschechei. Nennt sich auch Appeasement.

          • @Biene Maya:

            ja, nur, da wollte niemand heim ins Reich. Ich bin nämlich aus Böhmen.

        • @Kein Genfutter bitte!:

          Eine Abstimmung unter Kontrolle russischer Soldaten ohne Aufsicht der OSZE oder UN ist schlicht ungültig. Ein legaler Weg wurde nie ernsthaft angestrebt. Die Aufnahme in die russische Föderation ist damit ein klarer Verstoß gegen das Budapester Abkommen und die europäische Friedensordung.

      • @Dhimitry:

        Warum hat Russland die Friedensordnung in Europa wegen der Krim zerstört?

         

        Russen lebten vorher auf der autonomen Krim, jetzt halt in Russland. Die Flotte war eh drauf. Eine Natobase, die würde die Friedensordnung dort gravierend ändern.

  • Ich glaube kaum, daß von der Leyen naiv ist. Noch weniger glaube ich, daß sie Entscheidungen trifft ohne sie mit Merkel abgestimmt zu haben.

    Könnte es nicht auch so gewesen sein, daß Merkel für den Verzicht auf bzw. die Aufschiebung von US-Waffenlieferungen die Zusage gegeben hat, die Bundeswehr wieder etwas auf- oder nicht ganz so sehr abzurüsten ?

    Die Reaktivierung der Leos wäre dann wahrscheinlich ein kostengünstiges Mittel zum Zweck.

    Die rote Armee wird das wohl tatsächlich nicht beeindrucken aber vielleicht ja intellektuelle Schwergewichte wie McCain.

    • @jhwh:

      "Die rote Armee wird das wohl tatsächlich nicht beeindrucken aber vielleicht ja intellektuelle Schwergewichte wie McCain."

       

      Die Rote Armee gibt es seit 1946 nicht mehr :-)

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Uups :)

  • Zum Glück ist der Inhalt des Artikels besser als die Überschrift. Im ersten Moment dachte ich doch glatt, es gäbe Anhaltspunkte, dass Russland Deutschland erobern will...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Versöhnungsprozess mit dem Antimaidan in der Ostukraine eingeleitet werden"

       

      Es wäre schon ein Fortschritt, wenn anerkannt würde dass eben nicht die ganze Ukraine mit dem Maidan einverstanden war und sich so der Antimaidan in der Ostukraine bildete, der nicht anerkannt wurde, wo dann die ATO losmarschierte.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      gab schon ein paar CDUler die in der Richtung anfangs argumentierten. Die Hysterie können se doch gut brauchen um aufzurüsten...

      • @fornax [alias flex/alias flux]:

        Stimmt. Ich meine hier irgendwo gelesen zu haben, dass die Ostdeutschen Angst haben müssen, dass die "Russen" wieder kommen und die Mauer wieder aufbauen :-)

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Die Mauer wieder aufbauen? So manch einem Westler wäre das gar nicht so unrecht. ;-)

  • 1G
    1074 (Profil gelöscht)

    Ich denke nicht, dass sie wirklich so naiv ist und das glaubt. Es ist viel trivialer, die Rüstungsindustrie wittert jetzt eine große Chance mit Hilfe dieser beiden korrumpierten & fremd gesteuerten Parteien an das Geld der Steuerzahler zu kommen. Das ist meine bescheidene Meinung dazu.

  • Würde die US-Regierung darauf verzichten, ihre Marionetten in Kiew zu installieren, so könnte Schritt für Schritt ein Versöhnungsprozess mit dem Antimaidan in der Ostukraine eingeleitet werden. Auch wären dann Massnahmen, um Druck auf Russland auszuüben, wesentlich glaubwürdiger – oder gar nicht mehr notwendig.

     

    So jedoch bleibt die ganze Diskussion eine Farce. US-State-Department-Mitarbeiterin Natalie Jaresko als Finanzministerin und gleichzeitig als Finanzier des Ministerpräsidenten Jazenjuk, den die USA gegen den Willen der Euorpäer – Fuck the EU – als Marionette installiert haben, sind der Garant dafür, dass der Konflikt heiss und am Schwelen bleibt. Und mit dem Bürgerkrieg in der Ostukraine dafür, dass dort weiter Tausende sterben.

     

    Da kann die Bundeswehr rüsten wie sie will.

    • @Volker Birk:

      Die ukrainische Regierung ist frei gewaehlt, im Gegensatz zum Wahlfaelscher Putin, den angeblich 99% der Tschetschenen gewaehlt haben. Das Vorgehen in der Osturkaine erinnert an Transnistrien, das von Moldawien abgespalten wurde und von einer dubiosen Clique regiert wird.

  • "(...) Mit dieser wenig überzeugenden Begründung hatte die Ministerin letzte Woche verkündet, dass weniger Leopard-Panzer verschrottet werden sollen als vorgesehen und dass ein bereits eingemottetes Panzerbataillon wieder in Dienst gestellt wird.(...)"

     

    Stellt Herr Zumach wertend fest.

     

    Ein Fortfahren mit der Verschrottung von weiteren knapp 100 einstmals seeehr teuer angeschafften Leopard 2 Panzern bis zu der durch die Bundeswehrreform (Initiiert durch den Superstragegen Scharping!!!) anvisierten Sollstärke von lediglich 220(!) Stück ist aber ebenfalls schwer zu begründen.

     

    Wenn die grundgesetzkonforme Landesverteidigung bzw. der des Nato Bündnisgebietes gegenüber der Fähigkeit zu "Out und Area" Einsätzen wieder stärker in den Blick genommen wird hilft das zwar der Ukraine nichts aber zumindest etwas Polen und den baltischen Staaten, indirekt auch Finnland.

  • Danke Dhimitry. Kremlin-Clown ist NUR mit Macht zu beeindrucken. Das ist traurig, aber es ist wie es ist.

    • @anton philips:

      Richtig, der “Kremlin-Clown” (gemeint ist wohl der russische Präsident Putin) ist nur mit Macht zu beeindrucken, genau wie seine US-Gegenspieler im Kampf um den Einfluss auf die Ukraine.

       

      Oder glaubst Du etwa, die USA werden ihre Kolonialpolitik in Kooperation mit den Rechtsextremen in der Ukraine freiwillig aufgeben?

      • @Volker Birk:

        Die Rechtsextremisten in der Ukraine sind demokratisch abgestraft worden. Dieser Unsinn ist längst von der Wirklichkeit überholt..

        • @Dhimitry:

          siehe Oleh Ljaschkos Partei :-) dann gab es noch so einige Umbauarbeiten bzgl Parteienzugehörigkeit.

          • @fornax [alias flex/alias flux]:

            Haha, ihr Evergreen. Längst widerlegt, aber zum Spaß mal wieder hervor geholt. Sehr gut, setzen!

            • @Dhimitry:

              Ihnen ist natürlich wieder völlig entfallen, dass die extremen Rechten in der Ukraine zwar kaum "Glück" bei Wahlen haben, dass sie aber einen Teil der bewaffneten Kräfte des Landes kontrollieren. Und das bedeutet im Krieg sehr viel.

               

              Ich vermute ja, dass Putin hofft, diese Leute putschen eines Tages. Für ihn wäre das der Hauptgewinn.

            • @Dhimitry:

              Nee, weil der Ljaschko und seine Partei im ukr. Parlament sitzen + diverse andere Leute wie Parubij.

               

              Außerdem geht es nicht nur um das Parlament, sondern darum was sich auf den Straßen usw. tut. Bandera u. Fackelmärsche lassen grüßen.

  • ...nach Waffenlieferungen an Kiew zurückwies, stimmt auch, wenn man „ukrainische Armee“ durch „Bundeswehr“ ersetzt...

     

    Dieser Satz stimmt aber nicht, wenn mensch "ukrainische Armee" durch "NATO" ersetzt. Vor letzterer hat der traurige Clown im Kremel ja nachweislich mächtig Schiss. Zumindest wenn mensch Schnelldenkern wie Krone-Schmalz glauben darf.

     

    Die Argumentation dieses Artikels ist seit dem Ukrainie-Krieg obsolet. Das ist genau das Problem der russischen Aggression: alte und sympatische linke Denkmuster haben sich als naiv und falsch erwiesen. Die Welt ist seit der Krim-Annektion eine andere...

    • @Dhimitry:

      "... "ukrainische Armee" durch "NATO" ersetzt. Vor letzterer hat der traurige Clown im Kremel ja nachweislich mächtig Schiss."

       

      Es gibt aber schon einen Unterschied zwischen Schiss haben und nicht in den Vorgarten lassen. Letzteres ist Vorsicht. Wenn Putin "Schiss" hätte, dann hätte er doch längst kapituliert. Oder?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ihren Einwand verstehe ich jetzt nicht.

         

        Eine gängige These ist, dass Russland paranoid um sich schlägt, weil es sich von der NATO-Expansion nach dem Zusammenbruch der SU bedroht fühlt.

         

        Russland weiß, dass es militärisch zu schwach ist, um der NATO gefährlich zu werden, aber stark genug ist, kleinere Nachbarn anzugreifen (Ukraine, Georgien) bzw. zu destabilisieren (Moldau).

         

        Russland bewegt sich genau an der Schwelle, die ein Eingreifen der NATO ausschließt. Trotzdem ist es für die NATO wichtig, weiter militärische Überlegenheit herzustellen, um Russland vor einem Angriff auf Bündnisterritorium abzuhalten.

         

        Die Bundeswehr ist Teil des Bündnisses, daher ist das Verhalten der BMVg verständlich.

        • @Dhimitry:

          Wo hat den Russland wild um sich geschlagen?

           

          Russlands Armee könnte keinen Angriffskrieg gegen die Nato führen, die Nato gegen Russland aber auch nicht. Ein Patt.

        • @Dhimitry:

          „Ihren Einwand verstehe ich jetzt nicht.“

           

          Das habe ich mir gedacht.

           

          „Eine gängige These ist, dass Russland paranoid um sich schlägt, weil es sich von der NATO-Expansion nach dem Zusammenbruch der SU bedroht fühlt.“

           

          Diese These wird eigentlich nur von Leuten vertreten, die die NATO für einen Club von Heiligen halten oder zumindest diesen Eindruck erwecken wollen. Allerdings sprechen die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte eine andere Sprache. Jedes Land, das dem globalen Machtanspruch der USA und ihrer Satrapen nicht zu folgen bereit ist, muss damit rechnen, mit Sanktionen, Drohnen und/oder Bomben attackiert zu werden. Dagegen hilft nur militärische Stärke und die NATO so weit wie möglich vom eigenen Land weg zu halten. Genau das tut Russland gerade. Nicht mehr und nicht weniger. Mit „paranoid“ hat das nichts zu tun.

           

          Jetzt könnte man noch sagen: „Es schadet doch Russland nicht, wenn die NATO in der Ukraine sitzt.“ Das ist aber ein Irrtum. Russland geht – wohl zu Recht – davon aus, dass das Eis in der Arktis in den nächsten Jahren immer weiter zurückgeht. Dies führt dazu, dass der nördliche Seeweg immer interessanter wird und dass Rohstoffressourcen zugänglich werden, die bis jetzt nicht zu erreichen waren. Das Gerangel um diese Ressourcen hat schon begonnen und wird massiv zunehmen. Und die Konkurrenten Russlands sind in der NATO. Damit kann das Land jeden Widerstand gegen seine Konkurrenten vergessen, wenn NATO Atomwaffen 500 km vor Moskau und den meisten anderen wichtigen Gebieten des Landes stehen. Russland wäre komplett wehrlos. Das ist der Grund für die Handlungen der russischen Regierung.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            "Diese These wird eigentlich nur von Leuten vertreten, die die NATO für einen Club von Heiligen halten oder zumindest diesen Eindruck erwecken wollen."

             

            Ich habe das Argument von führenden LINKE-PolitikerInnen gehört. Glaube nicht, dass die auf ihre Beschreibung passen.

             

            "Damit kann das Land jeden Widerstand gegen seine Konkurrenten vergessen, wenn NATO Atomwaffen 500 km vor Moskau und den meisten anderen wichtigen Gebieten des Landes stehen."

             

            Das ist ganz einfach Unsinn. Von der lettischen Grenze ist es nicht viel weiter als von der ukrainischen Grenze nach Moskau. Wenn die NATO so etwas wollte, könnte sie es heute schon erreichen.

             

            Bei der russischen Intervention in der Ukraine geht es um die Sicherung eines Militärhafens auf der Krim und um eine anti-demokratische Konterrevolution. Um Raketen sicher nicht...

            • @Dhimitry:

              "Ich habe das Argument von führenden LINKE-PolitikerInnen gehört. "

               

              In der Partei gibt es auch genug merkwürdige Menschen. Aber mal konkret. Wer sprach da von paranoidem um sich Schlagen?

               

              Und abgesehen davon, dass es von Lettland nach Moskau etwas weiter ist als von der Ukraine aus, haben Sie den Gedanken nicht verstanden. Die Ukraine ragt weit nach Russland hinein und es ist von dort aus möglich, wichtige Gebiete zu bedrohen, die weit entfernt vom Baltikum liegen. Russlands ganzes südwestliches Vorfeld ginge verloren. Und das als nächstes in Minsk Demonstranten auftauchen, die ganz dringend Richtung Westen wollen, kann man sich ja auch an drei Fingern abzählen. Oder haben Sie die letzten 20 Jahre Winterschlaf gehalten?

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Für Colored Revolutions und westlichen Imperialismus ist Dhimitry nicht programmiert :-)

    • @Dhimitry:

      Moment: Soll bedeuten "zurück zum alten kalten Krieg" und zwar alternativlos, hundertprozentig und ohne Wenn und Aber?

      Das ist ein NOCH älteres, und definitiv SEHR unsympatisches Denkmuster....

       

      Ich muß aber offen zugeben, daß mich die Ukraine-Krise zunehmend ratlos macht. Ich möchte hier eigentlich kein Politiker sein, egal auf welcher Seite....

      • @Da Hias:

        "Das ist ein NOCH älteres, und definitiv SEHR unsympatisches Denkmuster...."

         

        Aber immerhin ein erfolgreiches. Es darf keinen Krieg der Systeme geben. Europa darf die russische Aggression aber auch nicht einfach nachsehen.

         

        Sanktionen gegen den russichen Finanzsektor und die Stärkung der NATO sind die erfolgversprechendsten Maßnahmen. Russland darf mit seiner anti-demokratischen Intervention in der Ukraine keinen Erfolg haben!

        • @Dhimitry:

          die sollten einfach der Ostukraine Atonomie zuerkennen, wie vielfach versprochen und dann können se sich den ganzen Hokus Pokus sparen.

          • @fornax [alias flex/alias flux]:

            Jaja, nach Georgien und der Ukraine wird Russland sicher keinen anderen Nachbarn mehr angreifen. Ehrenwort!

             

            Diese Haltung ist entweder dumm oder zynisch.

             

            Erinnert an den grenzdebilen Auftritt von Dietmar Bartsch bei Anne Will am Mittwoch. Bartsch geht davon aus, dass Russland jetzt mal ganz ehrlich den Mord an einem Oppositionellen aufklären wird. Die letzten zehn Morde wurden zwar nicht aufgeklärt, aber jetzt ganz bestimmt. Ich pinkel 10 Mal gegen den Elektrozaun, aber beim 11. Mal wirds bestimmt nicht weh tun!

            • @Dhimitry:

              Sakaschwilli begann Georgien, fragen Sie Guido Knopp. Und mei, da hätten wir viel zu tun mit den USA. Erst mal die ganzen Drohnen verschrotten...

      • @Da Hias:

        Der Ukraine-Konflikt ist nicht schwer zu verstehen. Man muss nur ein paar Personalien nachlesen, dann wird schnell klar, was gespielt wird:

         

        https://de.wikipedia.org/wiki/Natalija_Jaresko

        https://de.wikipedia.org/wiki/Hunter_Biden

        • @Volker Birk:

          Verstehen, das geht noch. Aber einen Ausweg zu entwickeln, der bei dem derzeitigen Lauf der Geschichte und mit dem derzeitigen Personal eine leise Chance auf Realisierung hat, DAS macht mich ratlos. Ich habe das Gefühl, da sind schon sehr oder zu viele Züge abgefahren....

          • @Da Hias:

            Ein Ausweg wäre die Interessen der Ostukrainer (Donbass) anzuerkennen und diesen Autonomie einzuräumen - Forderung von Beginn an. Man könnte ein Referendum (Krim) abhalten mit OSZE. Das Ergebnis muss der Westen dann aber anerkennen -auch wenn es so ausfällt wie gehabt, wovon auszugehen ist. Anstatt dass Russland und der Westen, die EU, militärisch auf Konfrontation gehen könnten sie zusammen die Ukraine wieder aufbauen. Davon würde die Ukraine profitieren. Der Hass legt sich nicht so schnell. Aber einer auch wirtschaftlichen Kooperation Donbass, Krim, Kiew, stünde mit der Zeit nichts im Weg. Nur, daran haben die USA kein Interesse schätze ich und da liegt der Hund auch begraben.