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Kommentar Anti-Uploadfilter-AktivismusEine Debatte gespickt mit Panikmache

Tanja Tricarico
Kommentar von Tanja Tricarico

Ein CDU-Abgeordneter behauptet, Aktivist*innen gegen Uploadfilter seien gekauft. Der Vorwurf ist absurd und an Respektlosigkeit kaum zu überbieten.

So sieht's nämlich mal aus! Foto: dpa

A uf der Suche nach Regeln für Inhalte im Netz schlägt die Politik um sich. Dieses Mal trifft es Tausende Menschen, die am Wochenende für ein Internet ohne Zensur auf die Straße gingen. Bezahlt sollen sie sein, manipuliert und gesteuert von den Internetgiganten.

Der Vorwurf aus den Reihen der CDU ist nicht nur absurd, er ist an Respektlosigkeit auch kaum zu überbieten. Er gleicht einem Schlag ins Gesicht der meist jungen Aktivist*innen, für die ein Leben ohne freies Internet unvorstellbar ist. Dabei räumen gerade sie mit dem Vorurteil auf, das dieser Generation mit am häufigsten entgegenschlägt: unpolitisch zu sein. Durch die Reform des EU-­Urheberrechts sehen sie einen maßgeblichen Teil ihres Alltags bedroht – und werden nun politisch.

Hintergrund der Aktion ist die aufgeheizte Debatte darüber, wie Urheber*innen besser geschützt werden können, wenn ihre Texte, Videos, Bilder oder Audiotöne online verwendet werden, und darüber, wie Plattformen im Fall von Rechtsverletzungen haftbar gemacht werden können. Seit Monaten laufen die Verhandlungen auf EU-Ebene und beschäftigen Abgeordnete, Kommission und Rat.

Die politische Debatte ist allerdings gespickt mit Falschaussagen, mit Panikmache, mit gefährlichem Halbwissen. Die einen warnen vor nichts Geringerem als dem Untergang des freien Internets, die anderen halten die Reform für die Revolution zum Schutz von Inhalten im Netz. Das Ganze wird angetrieben von den Eigeninteressen der größten Internetkonzerne, von Musikverlagen oder Netzaktivist*innen. Auf allen Seiten wird erbittert gekämpft. Sogar Morddrohungen soll der Chefvermittler auf EU-Ebene, Axel Voss (CDU), für seine Unterstützung der Urheberrechtsreform bekommen haben.

Der Schlagabtausch verschärft sich

Die Diskussion über Sinn und Unsinn der Reform ist emotional enorm aufgeladen. Da nun die finale Abstimmung im EU-Parlament näher rückt, verschärft sich der Schlagabtausch zwischen Befürworter*innen und Gegner*innen der Reform. Nun springen auch diejenigen auf den Empörungszug auf, die sich bisher erstaunlich still verhalten haben. Zum Beispiel die SPD, die sich zwar per Beschluss auf die Seite der Urheber stellt, aber zugleich die Fahne für ein zensurfreies Internet schwingt. Bisher hatten die So­zialdemokraten beim Thema Haftung von Plattformen keine starke Haltung gezeigt.

Was ist richtig oder falsch an der Reform? Das Urheberrecht ist ein technisch und rechtlich kompliziertes Gesetz. Alle Seiten brauchen saubere Argumente. Umso schlimmer ist es, wenn Aktivist*innen verunglimpft werden. Sie ­verlagern den digitalen Protest auf die harte Straße – und werden dafür nicht ernst genommen.

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Tanja Tricarico
wochentaz
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Leitet derzeit das Politik-Team der wochentaz. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org
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11 Kommentare

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  • Es geht bei der Sache auch nicht darum das die "Aktivisten" gegen den Schutz von Urhebern sind. Es geht um die Art und Weise wie die Politik es umsetzen will. Es ist technisch nicht umsetzbar die Art des gewünschten Uploadfilter zu integrieren. Sie wären zu ungenau und können schwer unterscheiden zwischen urheberrechtlich geschützt und künstlerische Interpretation. Und der Punkt der Zensur... Es geht nicht darum das man denkt das die Politiker das Volk mutwillig zensieren und manipulieren wollen sondern das mit Uploadfiltern einfach die Grundlage geschaffen wird das dies möglich ist. Also zusammengefasst "Urheberrecht -> toll / Geplante Umsetzung -> schlecht / Umgang der Politiker zu dem Thema -> GANZ schlecht / Drohungen von einer Seite zur anderen -> ebenfalls schlecht und völlig abseitz des vernünftigen Diskurs"

    • @Saddler:

      Jetzt frage ich auch Sie nochmal, was ich schon die Autorin fragte: Wer sind denn "die" Politiker? Ist Ihnen klar, dass in Brüssel heiße Diskussionen um dieses Gesetz tobten und eine recht große Anzahl PolitikerInnen genau wie Sie gegen Uploadfilter ist?

      Wenn nein: Warum schimpfen Sie dann über "die Politiker", wenn Sie von Politik keine Ahnung haben? Wenn ja: Warum schimpfen Sie dann generalusierend über "die Politiker" - statt die zu unterstützen, die im Parlament Ihre Meinung vertreten?

      Ich bin dieses populistische unterschiedslose Geschimpfe über "die Politik" langsam echt leid - genau so kommen dann depperte Populisten und Neonazis an die Macht.

      • @kami:

        Ja das stimmt, und wer sind schon "die" Nazis und "die" Populisten. Ist immer wieder belustigend, wenn Menschen das selbst machen, was sie in ihren Kommentaren bei anderen bemängeln. Und da Sie ja schon auf Populisten rumreiten, es ging in der Novelle nicht um Upload-Filter, da diese, wie Herr Voss und Frau Trüpel ausreichend oft erwähnten, nicht direkt drin stehen. Es ging darum dass die Novelle nicht ohne Upload-Filter umsetzbar ist, so viel Korrektheit muss dann schon bei Leuten die das "beruflich" machen sein, oder?



        Ich bin übrigens dieses populistisch unterschiedslose Geschimpfe über "die Leute" langsam echt leid... genauso kommen dann depperte Populisten und Faschisten an die Macht.

      • @kami:

        Verzeihen Sie aber ihr Kommentar ist genauso unangepasst. Ich habe hier überhaupt nicht geschimpft sondern sachlich erklärt was das Problem der Artikel 13 Gegner ist, da der Hauptartikel hier etwas missverständlich ist. Mir ist bewusst das nicht JEDER Politiker dafür ist (Weshalb ich die NieMehrCDU Kampagne auch nicht vollends unterstütze). Ich muss doch aber nicht jeden Politiker einzeln namentlich aufzählen und genau so kann ich auch nicht auf einzelne schimpfen da es nunmal nicht allein Axel Voss ist um den es geht. Es ist aber so das es hier um einige Politiker geht und das ist ganz einfach ihre Berufsbezeichnung. Ich schreie ja nicht "Anarchie"



        Ich werde im Mai wählen gehen und mich betreffs der Abgeordneten informieren und gemäß meiner Überzeugungen meine Kreuze setzen (jedoch weder AFD noch NPD falls sie das beruhigt)

  • Wem nutzt denn das "neue" Urheberrecht, von dem selbst ich nicht alles verstanden habe, auf was es hinausläuft. Es besteht selbstverständlich die Gefahr das, sollte dieser eine Paragraph (11-13 od. 17) nicht sauber genug ausformuliert sein, es zu einer Uploadsperre kommen kann, welche auch unverfängliche Inhalte betreffen könnte.Was sollen denn kleine Plattformen überprüfen, wenn sie keine , von findigen Leuten entworfene Software nutzen (natürlich mit zu bezahlender Einweisung und anschließender Nutzungsgebühren). Große Unternehmen haben da ja andere Möglichkeiten und könnten auch Nutznießer einer Vermarktung ihrer eigenen "Uploadfilter" sein. Somit hätte diese Reform den Großkonzernen noch eine Möglichkeit gegeben, aus der Regelung ihren Nutzen zu ziehen.

    • @Reiner Lorber:

      Kleine Anbieter sind schon im jetzigen Entwurf von den Regelungen bzw. Verpflichtungen ausgenommen.



      Nun könnte man natürlich trefflich darüber streiten, ob diese Ausnahmeregelungen im Gesetzesentwurf gut definiert und umgesetzt sind, allein: Wer von den Kommentatoren hier und anderswo hat denn das ganze Ding gelesen?

      Ich schon, weil's zu meinem Job gehört. Die meisten anderen der aktuell beidseitig Dauerempörten eher nicht. Meist haben die noch nicht mal die zwei Artikel angeschaut, um die es in den Diskussionen hauptsächlich geht. Umso erstaunlicher , dass Hinz und Kunz meinen, dazu ganz dringend Meinungen haben zu müssen. Ich finde das ehrlich gesagt ziemlich beängstigend.

      • @kami:

        Echt? Na dann macht es Ihnen sicherlich nichts aus, uns Unwissenden die Passage zu nenen, aus der hervor geht, dass "Kleine Anbieter" ausgenommen werden? Das kann ja nicht die Dreifaltigkeit(weniger als drei Jahre alt, weniger als 10 Mio Umsatz, weniger als 5 Mio Nutzer) sein, der bestimmt, dass eine Plattform ALLE drei Punkte erfüllen muss, um ausgenommen zu sein, also nach drei Jahren automatisch nicht mehr als "klein" gilt.



        Aber schönes Framing muss ich schon sagen.



        Und dass Sie es beängstigend finden das "Hinz und Kunz" hierzu eine Meinung haben, sagt ehrlich gesagt mehr über Ihr Demokratieverständnis aus als über "Hinz und Kunz", da Sie offensichtlich jedem Menschen, der das nicht wie Sie "Beruflich" macht, das Recht auf eine eigene Meinung absprechen.



        Und dies zeigt eigentlich ganz gut die maßlose Ignoranz selbsternannter elitärer Kreise, die bei dem Thema offen zu Tage getreten ist. Die Gegenseite wird wahlweise beleidigt, geringgeschätzt, schlicht ignoriert oder es werden schlicht wissentlich falsche Informationen verbreitet. Das ist der politische Stil 2019 und das ist wirklich traurig. Und da Leute wie Sie ja anscheinend nur noch Meinungen möchten, die von Ihnen selbst stammen, weil sonst sowieso niemand kompetent genug ist (obwohl eine Meinung eine Meinung ist und keine Tatsache), stehen Sie (evtl sogar ohne das selbst wahr zu nehmen) für die Errichtung genau dieser Meinungsdiktatur, die schon seit langem sichtbar wird.

  • Ich finde Daniel Casparys Empörung über die 450 Euro für die Demonstranten sehr verständlich. Die machen langfristig die Preise kaputt. Noch muss man für einen CDU-Hinterbänkler deutlich mehr auf den Tisch legen.

  • " Auf allen Seiten wird erbittert gekämpft."



    Stimmt.

    "Das Urheberrecht ist ein technisch und rechtlich kompliziertes Gesetz. Alle Seiten brauchen saubere Argumente."



    Stimmt ebenfalls.

    Aber warum benutzen Sie selbst dann so unsaubere, einseitige Statements wie den Einstieg, angeblich schlage "die Politik um sich"?



    Wer ist denn bitte "DIE" Politik? Es geht hier laut Ihrem eigenen Artikel doch um einen (!) CDU-Mann (!), der mit infamen Lügen um sich geschmissen hat. Und wie Sie selbst schreiben, gibt es auf allen Seiten aufgeheizte Durchgeknallte - Stichwort Morddrohungen gegen Voss. Aus eigener Erfahrung kann ich noch beisteuern: infame fake-accounts auf twitter, um Helga Trüpel zu diskreditieren, vollkommen abgedrehte, ultra-aggressive selbsternannte "Internetretter" in allen social media, deren Digitalrüpelei in diametralem Missverhältnis zur eigenen Ahnung zum Thema steht, uvm. (Und das sage ich übrigens über meine eigene Seite als eine, die schon gegen Artikel 11&13 war, als noch niemand diese Sau hyperventilierend durchs Dorf getrieben hat.)

    All das beschreiben Sie selbst . Umso weniger verstehe ich, weshalb der Artikel einseitig mit den Aktivisten als armen Opfern endet und mit einer simplistisch-generalisierenden Watsche gegen "die Politik" einsteigt. Das ist doch blanker Populistenquatsch und betreibt genau das, was Sie im Rest des Artikels doch eigentlich kritisieren wollen.

  • „Umso schlimmer ist es, wenn Aktivist*innen verunglimpft werden.“



    Also aus den Reihen der Aktivisten gab es - zumindest in Berlin - auch die eine oder andere Verunglimpfung zu hören.



    Und Manipulationen gibt es m. E. auch auf beiden Seiten.

  • Es wäre nicht nötig gewesen, sich über die "Extrempositionen" lustig zu machen. Es ist der Autorin wohl entgangen, das beide Positionen ihre Berechtigung haben.

    1. Ja es droht das Ende des freien Internets. Zwar nicht sofort, aber es wird die Infrastruktur dafür geschaffen. So wie bei Toll-Collect und der PKW- Maut.



    Vorher aber werden Privatfirmen über Öffentlichkeit entscheiden. Selbst das ist schon bedenklich.



    2. Ja es ist eine Revolution des Urheberrechts, weil dieses in Zukunft bis in den letzten Winkel des Internets durchgesetzt werden soll. Also auch dort, wo keine Gewinnerzielung im Fokus steht, noch ein Rechteinhaber einen realen finanziellen Verlust zu verzeichnen hat.

    In dem Maße, in dem die Menschen ihr "Privates" im Internet sichtbar machen, muss auch gesellschaftlich neu verhandelt werden, ab wo dafür kommerzielle Regeln angewendet werden sollen.



    Diese Debatte würde nie geführt und das neue Urheberrecht entscheidet dies einseitig zu Gunsten des Kommerzes.