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Kommentar Anschlag in KeniaKrieg im Herzen der Metropole

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Militante Islamisten destabilisieren immer mehr afrikanische Staaten. Aber die Nachbarstaaten werden solidarisch gegen die Radikalen kämpfen.

Schwerbewaffneter Soldaten vor der Westgate Mall in Nairobi. Bild: ap

D ass ein afrikanischer Staat nach dem anderen von militanten Islamisten destabilisiert wird, darauf hat sich die internationale Gemeinschaft schon längst eingestellt. Erst in Somalia und dann in Mali wurde in den vergangenen Jahren mit robustem militärischen Eingreifen der Vormarsch islamistischer Rebellen gestoppt und ihre territoriale Kontrolle untergraben. Diese Interventionen sind erfolgreicher gewesen als von vielen Kritikern befürchtet.

Der Terrorangriff in der kenianischen Hauptstadt Nairobi hat klargemacht, worin die Strategie der somalischen Islamisten jetzt besteht: den Krieg in die Herzen der Metropole tragen. Nairobi ist Ostafrikas wichtigste Stadt und Kenia der wichtigste militärische Gegner der Shabaab-Milizen in ihrem südsomalischen Kerngebiet. Und kein Land Ostafrikas ist so verwundbar gegenüber religiös motivierten Destabilisierungsversuchen.

Kenia ist nicht das einzige Opfer. In Nigeria haben erst vor wenigen Tagen islamistische Rebellen der Untergrundarmee Boko Haram mindestens 140 Dorfbewohner massakriert; Leichen wurden auf Müllwagen gestapelt und am Straßenrand verstreut. Der Krieg zwischen Armee und Islamisten in Nigeria ist teilweise eine Fortsetzung des Krieges in Mali, bei dem halb Westafrika gegen Islamisten kämpfte. Nigeria war dabei nicht die wichtigste Interventionsmacht, aber es ist Westafrikas größtes Land und für Religionskonflikte anfällig.

Nigeria und Kenia werden jetzt breite Solidarität erfahren, die Staaten der Regionen werden sich zu einem verschärften Vorgehen gegen Radikale und die, die man dafür hält, bekennen. Und man kann sie nicht wirklich dafür kritisieren. Zu hoffen bleibt, dass die Operationen schnell zum Erfolg führen und dass es möglichst wenige unschuldige Opfer gibt.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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3 Kommentare

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  • M
    muzunguki

    wer unterstützt denn die einzelnen islamischen milizen und warum - geldgeber?

    an diese gruppen muss die internationale gemeinschaft wenden und ihre unterstützung für terroristen öffentlich machen - intensive gespräche, wenn nötig sanktionen.

    die uno hat wieder geschlafen, macht erst denmund auf wenn hunderte von toten rumliegen - siehe kongo.

    • G
      Gast
      @muzunguki:

      Nur träumen hilft nicht. Da ist der geballte Einsatz von pazifistischen Sozialpädagogen vonnöten. Die könnten die afrikanische Gesellschaft durchgendern und alles wird friedlicher. Übrigens, das Emirat, das Terror finanziert, finanziert auch das ZIEM in München

  • Ein sinnvoller Beitrag der Europaeer waere auch eine Korrektur der ungerechten wirtschaftlichen Strukturen in den Beziehungen zu Afrika. Man koennte sich dann in Afrika um Bildung und Auskommen fuer alle kuemmern.