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Kolumne Wir retten die WeltTrump hat Recht, er weiß es nur nicht

Bernhard Pötter
Kolumne
von Bernhard Pötter

Sind deutsche Autos eine Gefahr für die nationale Sicherheit? Na logisch. Und den Notstand könnte der US-Präsident auch erklären.

Böse und gefährlich – das Auto natürlich Foto: dpa

I ch habe vergessen welche Aussage des US-Präsidenten die Debatte auslöste. Aber letztens diskutierten wir unter Freunden: Kann Donald Trump eigentlich die Wahrheit sagen? „Wenn er über die Fehler der Globalisierung redet, dann hat er gute Argumente“, meinten die einen.

„Quatsch“, sagten die anderen, „wenn der Mann den Mund aufmacht, dann lügt er.“ Nun denkt die Trump-Regierung im Zollstreit mit der EU offenbar, dass deutsche Autos die nationale Sicherheit der USA bedrohen.

Sie weiß gar nicht, wie recht sie damit hat.

German Cars in America? Da war doch was. Die „clean Diesel“ von VW ruinierten nicht nur das Image „Made in Germany“, sondern auch die Atemluft in US-Städten. Aber es geht um alle Kraftfahrzeuge: Im Jahr 2017 töteten Autos 37.133 Menschen in den USA. Im gesamten Afghanistan-Krieg starben etwa 4.000 AmerikanerInnen.

Autos töten jedes Jahr 37.000 AmerikanerInnen

Dazu kommt: Der Verkehr ist in den USA die größte Quelle von klimaschädlichem CO2. 28 Prozent der Treibhausgase stammen aus den Auspüffen von Ford, Chevrolet, Toyota, BMW und Konsorten. Effektiver kann man die nationale Sicherheit eigentlich nicht bedrohen.

Oder doch? Ein paar tausend illegale Einwanderer sind dem US-Präsidenten Anlass genug, den „nationalen Notstand“ auszurufen, um diese hochgeklappte Autobahn an der Grenze zu Mexiko zu bauen. Umweltschützer meinen, wenn etwas den Notstand rechtfertigt, dann der galoppierende Klimawandel. Sollte also irgendwann mal wieder ein zurechnungsfähiger Mensch im Weißen Haus sitzen, könnte der die Erderwärmung zum Verteidigungsfall erklären. Er hätte dann etwa 150 Sondervollmachten, so Juristen. Mit denen könnte er Öl-Bohrungen stoppen, benzingetriebene Autos stilllegen, Öko-Energien mit Steuermitteln fördern oder Sanktionen gegen Ölstaaten verhängen.

Ölmanager ab nach Guantanamo

Wer hätte gedacht, dass die US-Verfassung den Weg in die Öko-Diktatur eröffnet? Nach dem „War on Drugs“ und dem „War on Terror“ käme dann der „War on Climate Change“: Drohnen und Cruise Missiles gegen Kohlegruben und Öl-Raffinerien, Finanz-Sanktionen gegen Saudi-Arabien, die militärische Besetzung der Regenwälder, Ölmanager ab nach Guantanamo. Es ist wohl kein Zufall, dass sich der „Green New Deal“ der US-Demokraten an die Mobilmachung der USA gegen Armut, Wirtschaftskrise und Nazi-Deutschland anlehnt.

Alles Blödsinn? Na ja, das US-Militär und die zuständigen Behörden haben den Klimawandel immer wieder als Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA definiert. Allerdings plant das Weiße Haus nun offenbar gerade eine Studie, die dem widerspricht. Denn wenn es den Klimawandel gar nicht gibt, kann er auch nicht die USA bedrohen. Logisch. Sollte das Weiße Haus in dieser „Logik“ weiter die Wissenschaft ignorieren, wäre das zumindest die Antwort auf diese andere Frage: Ob Trump überhaupt die Wahrheit sagen kann: Nein.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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7 Kommentare

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  • Gibts auch n Flattrn Button bei dem man wieder Geld zurück bekommt?

  • Der „War in Drugs“ und der „War on Terror“ haben sich gegen Schwache und Ausländer gerichtet. Der „War on Climate Change“ wäre eine Kriegserklärung an die Mächtigen im eigenen Land.

    Diese Läute müssten sich quasi selbst angreifen. Ich glaube nicht, dass sie das tun werden. Falls aber doch aus Versehen ein vernünftiger Mensch US-Präsident werden sollte und dieser Mensch unvernünftig genug wäre, den „War on Climate Change“ auszurufen, stünde er ziemlich allein in diesem Krieg. Er würde vermutlich nicht lange genug regieren, ja nicht einmal lange genug leben, um auch nur eine Schlacht dieses Krieges zu gewinnen.

    Die Zeit ist noch nicht reif für die Klimarettung in den USA, Verfassung hin oder her. Und so lange noch Irre wie Bernhard Pötter vom Endsieg im Klimakrieg träumen, wird sie es ganz sicher auch nicht werden. Die Realität ist kein Science-Fiction-Film aus Hollywood, in dem das Happyend garantiert ist für den, der Fürs Ticket gezahlt hat.

  • Durch Fleischproduktion entsteht wesentlich mehr CO2 wie durch Autoverkehr, also weg mit der Fleischproduktion.

    • @Klartexter:

      Einfach Texas Roadkill Chili essen und die Welt ist wieder in Ordnung.

  • Aus dem Artikel kann ich nur eine mir sehr fremde Weltsicht entdecken !!! Wenn ein anderer Unsinn für den komischen Präsidenten zum Ausrufen des nationalen Notstands ausreicht und dieser ist weniger umweltschädlich als die Einfuhr von Autos - ist denn das eine Rechtfertigung für seinen jetzigen Grund zur erneuten Ausrufung? Sind denn die überdimensionierten Ami-Schlitten auch nur einen Deut weniger umweltschädlich? Sind deren Motoren in dieser Hinsicht besser?

    Ich frage mich, ob dieser BERNHARD PÖTTER - seines Zeichens Redakteur für Wirtschaft und Umwelt - überhaupt journalistische Qualifikation hat. Für diesem Artikel hat er jedenfalls weder umfangreich recherchiert, noch genügend nachgedacht. Oder will er nur humoristisch provozieren?

    • @fvaderno:

      Das hier ist eine Kolumne (steht dran) und keine Doku.



      Jan Fleischhauer z.B. äußerst sich ja auch gerne etwas überspitzt.



      Das gehört zum Format.

      Es geht darum, das unterschiedliche Probleme sehr unterschiedlich bewertet werden. Mehr nicht.

  • Ich muss Ihnen mal kurz und nüchtern die unerträgliche Leichtigkeit der Kolumnen-Sonntagslaune verderben: allein in Deutschland gibt es ca. 10 Millionen Notarzteinsätze pro Jahr. Die meisten erreichen ihren Einsatzort, na, genau!

    Lebensrettende Feuerwehr- oder Polizeieinsätze sind da noch gar nicht mitgerechnet. Und von den mittelbar lebenserhaltenden Auswirkungen der Mobilität, beispielsweise zur Aufrechterhaltung der Daseinsvorsorge, will ich erst gar nicht sprechen.

    Sie sehen, die Diskussion rein auf statistischer Grundlage zu führen, ist Nonsens. Wäre das Fahrradfahren verboten (und das Verbot natürlich hundertprozentig durchgesetzt), gebe es keine toten Fahrradfahrer mehr. Es kommt auf die Gesamtschau in einem Für und Wider an, in dem Parameter wie gesellschaftlicher Schaden und individuelle Freiheit lediglich neben vielen anderen Parametern stehen.