Norwegischer Ölfonds halbiert VW-Anteile: Raus aus VW, drin in der Kohle
Wegen des Dieselbetrugs steigt der weltgrößte Staatsfonds beim deutschen Autobauer aus. Aktien von Kohlekonzernen hält er aber weiter.

Raus aus VW: Wegen des Dieselskandals verliert Volkswagen einen wichtigen Investoren Foto: dpa
STOCKHOLM taz | Der norwegische „Ölfonds“ hat sich im vergangenen Jahr von der Hälfte seiner Beteiligungen am VW-Konzern getrennt. Hielt der weltweit größte Staatsfonds Ende 2017 noch Aktien im Wert von umgerechnet 1,1 Milliarden Euro am deutschen Autobauer, waren es Ende vergangenen Jahres nur noch 534 Millionen. Fondschef Yngve Slyngstad wollte diesen Verkauf gegenüber der britischen Financial Times, die zuerst über das Thema berichtet hatte, nicht kommentieren: Das seien Investmententscheidungen, zu denen man generell nicht Stellung nehme.
Die Entscheidung dürfte Signalwirkung auf andere Investoren weltweit haben. Die Unzufriedenheit der norwegischen Fondsverwaltung mit Volkswagen, die zu den Verkäufen geführt haben dürfte, kommt nicht aus heiterem Himmel. Der Fonds, der nach eigenen Angaben einen Anteil von 1,4 Prozent aller weltweit börsennotierten Unternehmen hält, hatte bereits in seinem Investitionsbericht für das Jahr 2015 deutliche Kritik an Volkswagen geäußert und aufgelistet, wie man beginnend mit dem Jahre 2008 und der Übernahme von Porsche mit Konzernentscheidungen nicht einverstanden gewesen sei.
Und man wird konkret: Der Gipfel dieser Management-Probleme, über die der Fonds einen jahrelangen vergeblichen Dialog geführt habe, seien die nun bekannt gewordenen Manipulationen bei den Emissionswerten. Schon damals kündigte der Fonds an, dass man sich von Anteilen trennen werde, sollte es keine Besserung geben. Im Investitionsbericht des Folgejahreswird dann konstatiert: „Wir haben noch keine Verbesserung gesehen.“
Der „Staatliche Pensionsfonds Ausland“, wie der Fonds offiziell heißt, ist eine Art Sparschwein, in dem Norwegen einen Großteil der Einnahmen aus seinen staatlichen Ölförderungen bunkert. Sein Vermögenskapital liegt bei derzeit rund 880 Milliarden Euro. Erstmals seit der Finanzkrise 2008 fuhr er im vergangenen Jahr einen Verlust ein. Der Wert sank um 6,1 Prozent.
Fonds investiert immer noch viel in Kohle
Und auch wenn das norwegische Parlament schon 2015 beschlossen hatte, der Ölfonds habe sich von seinen Investitionen in die Kohleindustrie zu trennen, steckt er vier Jahre später immer noch tief im Kohlegeschäft. Laut einer Zusammenstellung, die die Umweltschutzorganisationen „Urgewald“, „Greenpeace“ und „Framtiden i våre hender“ in dieser Woche veröffentlichten, hält der Fonds Aktien im Wert von rund 7,4 Milliarden Euro an 32 Unternehmen der Kohleindustrie.
Darunter sind auch die deutschen Konzerne RWE und Uniper. „Norwegen finanziert die künftige Klimakatastrophe“ beklagen die Organisationen. Anja Bakken Riise, Vorsitzende von „Framtiden i våra hender“ forderte die Regierung in Oslo auf, „die Kriterien zu verschärfen und die Schlupflöcher zu stopfen“, die dem Ölfonds noch immer solche Investitionen möglich machten.
Leser*innenkommentare
Sabine Hübner
Das ist eine interessante Entscheidung. Die enkeltaugliche Anlage der Öleinnahmen im Staatlichen Norwegischen Pensionsfonds halte ich für ein gutes politisches Konzept. Die Geschäftspolitik folgt ethischen Regeln.
Wenn der Fonds sich nun von der Hälfte seiner Beteiligung an VW getrennt hat, so macht das weniger als 1 % der Anteile an VW aus.
Sowohl im Volumen als auch im Anteil ist der Fonds deutlich stärker an vonovia (7,38 %, 1,8 Mrd USD) und Deutscher Wohnen (7,03 %, 1,1 Mrd USD) beteiligt (wikipedia, Zahlen von 2017).
Auch hier wäre ein Rückzug mit dem Argument, dass es sich nicht um ethisch vertretbare Beteiligungen handelt, sehr zu begrüßen!
schoenerrhein
Der Norwegische Staatsfonds beweist kapitalisches Augenmaß,
bei dem Fonds geht´s um Geldverdienen für die Pensionen der norwegischen Rentner.
Und mit Kohle ist derzeit mehr Rendite als mit Autos zu verdienen. Außerhalb D. sind Kohlekraftwerke total envogue.