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Kolumne KonservativDer Linksradikale Helmut Kohl

Matthias Lohre
Kolumne
von Matthias Lohre

Der Kolumnist Jan Fleischhauer zeigt auf „Spiegel Online“, was Konservative heute umtreibt: Angst vor Überwältigung und Autonomieverlust.

Je weiter man „nach links kommt, desto höher wird der Anteil von Menschen, die nie einen Betrieb von innen gesehen haben, es sei denn bei einem Besuch“ Bild: reuters

J ournalisten mögen keine Leserbriefschreiber. Zumindest die nicht, die ihnen vorhalten, Journalisten seien dumm, naiv und vernagelt. Die Geschmähten können solche Leserbriefschreiber ignorieren. Das klappt manchmal. Sie können versuchen, sie zu überzeugen. Das klappt nicht so gut. Oder sie werden selbst zu einer Art Leserbriefschreiber. Diesen Weg geht Jan Fleischhauer.

Fleischhauer ist Autor des Buchs „Unter Linken – Von einem, der aus Versehen konservativ wurde“. Unter dem Titel „Der Schwarze Kanal“ schreibt er auf Spiegel Online wöchentlich über das, was er für Folgeschäden linken Gedankenguts hält.

Wie sieht konservative Gesellschaftskritik heute aus? Eine Passage über die SPD bei den Koalitionsverhandlungen illustriert sehr gut Fleischhauers Herangehensweise. Er skizziert die Lebenswege von Gabriel, Steinmeier und Nahles und folgert:

„Was fällt uns auf? Alle drei Spitzenleute der SPD haben ein Studium abgeschlossen, das ist löblich. Aber keiner hat sein Geld jemals außerhalb der Politik oder des Öffentlichen Dienstes verdient. Man kann das auch bei anderen Parteien überprüfen: Je weiter man nach links kommt, desto höher wird der Anteil von Menschen, die nie einen Betrieb von innen gesehen haben, es sei denn bei einem Besuch, oder selber unternehmerisch tätig waren.“

Das Fleischhauer'sche „Wir“

Fleischhauers Frage soll Nähe zu den Lesern suggerieren: Ich denke wie ihr. Es folgt die Gleichung: Je linker, desto weltfremder. Das Fleischhauer’sche „Wir“ bilden die normalen, hart arbeitenden, pragmatischen, klar denkenden Menschen. Nicht diese Leute, die ihr Geld niemals außerhalb des Politik- und Medienbetriebs verdient haben. Also Leute wie Fleischhauer selbst.

Dieser Antiintellektualismus lässt sich auch so verstehen: Je mehr Lebenserfahrung abseits der Politik ein Politiker gesammelt hat, desto konservativer ist er. Wenn das stimmt, sind Helmut Kohl, Philipp Mißfelder und Roland Koch Linksradikale.

Vielleicht findet Fleischhauer auch deshalb so viel Anklang, weil er ein weit verbreitetes Bedürfnis befriedigt. Der Konservatismus hat nicht nur seine Inhalte verloren, sondern, was fast noch wichtiger ist, seine Formen. Das Einzige, das noch Sicherheit bietet, ist die Gewissheit, einen klar benennbaren Gegner zu haben: Wenn ich alles „Linke“ doof finde, dann bin ich wohl konservativ. Und je mehr ich als „links“ etikettiere, desto klarer wirkt meine Gegenposition.

„Brüssel ist das neue Rom“

Diese Haltung entspringt nicht tief wurzelnder Überzeugung, sondern Angst. Angst vor Überwältigung, vor Autonomieverlust. Je größer die Furcht, desto größer wirkt das, was die Furcht bereitet. Über die EU schreibt Fleischhauer: „Brüssel ist das neue Rom, minus Sonne, Sklaven und Kolosseum.“ Stimmt der Vergleich, dann herrscht in Brüssel ein als Gott verehrter Herrscher über Leben und Tod, der die größte Streitmacht der Welt befehligt.

Über Brüssels Verschwendungssucht schreibt Fleischhauer: „Die beste Art, sich mit Dingen abzufinden, die man nicht ändern kann, ist es, ihnen mit Humor zu begegnen.“ Ich wünsche ihm viel Glück dabei.

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Matthias Lohre
Schriftsteller & Buchautor
Schriftsteller, Buchautor & Journalist. Von 2005 bis 2014 war er Politik-Redakteur und Kolumnist der taz. Sein autobiographisches Sachbuch "Das Erbe der Kriegsenkel" wurde zum Bestseller. Auch der Nachfolger "Das Opfer ist der neue Held" behandelt die Folgen unverstandener Traumata. Lohres Romandebüt "Der kühnste Plan seit Menschengedenken" wurde von der Kritik gefeiert. Anfang 2025 veröffentlichte er seinen zweiten Roman "Teufels Bruder" über Heinrich und Thomas Mann in Italien.
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46 Kommentare

 / 
  • SD
    Schuhe des Fischers

    Fleischhauer ist der Stromberg der Kolumnisten - vor allem zum Fremdschämen geeignet.

     

    "Aber auch bei Konservativen scheint jedes Bewusstsein dafür erloschen zu sein, dass die bürgerliche Gesellschaft im Kampf gegen die Obrigkeit entstanden ist - und nicht in Kollaboration mit ihr."

     

    Der Bürgerliche als wahrer Anarchist? Für wie dumm hält man seine Leserschaft, um sowas zu verzapfen?

  • "Dieser Antiintellektualismus lässt sich auch so verstehen"

     

    Also für Intellektuelle hat m.E. noch niemand Nahles, Gabriel oder Steinmeier gehalten.

  • Kritik an einer manchmal arg selbstgerecht auftretenden Linken ist gerechtfertigt. Das ändert aber nichts daran, dass das Menschenbild vieler "Konservativer" mindestens ebenso selbstgerecht und häufig menschenverachtend ist.

    Wer die Moral hoch hält, muss sich selbst kritisch hinterfragen. Fleischhauer legt da den Finger häufiger mal auch in eine echte Wunde. Die Moral hat er damit aber noch viel weniger gepachtet.

  • Himmel hilf - jetzt bekommt der bedauernswerte J.F. auch noch in der taz sein Podium. Der Mann ist alles andere als ein Journalist. Man lese sein Buch "Unter Linken".

    Andere Menschen machen eine Psychotherapie, um sich von ihren Traumata zu befreien.

     

    Jan Fleischhauer arbeitet sich mit seinen Kolumnen, seinem Geschreibsel und seiner Mitgliedschaft in der "Achse der Guten", die sein Mentor Henryk M. Broder mühsam am Leben erhält, doch nur an seinen "linken" Eltern ab.

     

    Man kann ihn in seinem rückwärtsgewandten Haß auf alles "linke" oder "sozialdemokratische" doch nur noch bedauern. Er wirkt wie ein Fossil aus dem kalten Krieg.

  • G
    Gast

    Fleischhauers buch "Unter Linken" beschreibt was zig tausendmal, jahrelang von ehemaligen APOS, RAF Anhängern, Maoisten, DKPlern, und anderen Grüppchenanhängern selbstkritisch erkannt wurde. Es gibt auch zig Tausende, die sich heute schämen für ihre USA, SA,SS Geschrei, für klammheimliche Freuden über Morde, DDR Idealisierung oder Mao Massenmörder Heroisierung. Manche Linke haben erkannt, dass es schwerer ist FÜR etwas als GEGEN etwas zu sein.

    Und Herr Fleischauer hat aufgezeigt, dass es auch nicht der Himmel war unter Linken aufzuwachsen. Das hat er trefflich und humorvoll getan. Seine Entscheidung nun konservativ zu werden....na ja. So ging es vielen.

  • B4
    Blechstein 404 Instrke

    Merkel scheint irritiert als Kohl ihr zuraunt: "Schaun Sie Frau Merkel, dort fliegt das Vögelchen!"

  • A
    Arne

    Wenn ich mal Texte lese von dem, dann finde ich selten Widersprüche, die er im linken Gedankengut aufzeigt, die nicht auch schon in linken Kreisen (zumindest in denen mit einem höheren Durchschnitts-IQ wie 80) nicht auch schon diskutiert wurden.

    Was mir fehlt in der Analyse, ist eben ein Erfolgsgrund für Fleischhauer, der der gleiche ist, warum es auch ausreichend linke Publizisten gibt, die eben diese Widersprüche nicht sehen: Ihm fehlt jegliche sprachliche Brillianz, die z.B. einen Gremliza eben nur den Teil der Leserschaft erschließen lassen, der einen oben angesprochenen IQ über 80 hat.

    Fleischhauer, Wagner etc. sind vor allen Dingen eines: Sie sind keine Bildungsbürger und stammen nicht aus diesem Gesellschaftsteil, den es mal gab. Und den hassen sie deshalb mehr als andere.

    • @Arne:

      Arne schrieb:

      "Was mir fehlt in der Analyse, ist eben ein Erfolgsgrund für Fleischhauer"

       

      Wer sagt denn, dass er Erfolg hat? Okay, er darf im Spiegel schreiben. Aber doch nur, weil man dort im Meinungsbereich traditionell das gesamte Spektrum von links bis rechts abzudecken versucht (ohnehin eine schlechte Idee, wie ich finde), und nach Broders Rauswurf wieder einen für rechts brauchte. Da wurde es halt Fleischhauer, der seitdem auf diesem Platz nach Kräften das rechte Provokateurchen gibt. Leider ohne intellektuell oder sprachlich besonders befähigt zu sein; weshalb man ihm überhaupt einen Artikel widmen muss, ist mir deshalb ein Rätsel.

      • A
        Arne
        @Ella:

        Im Aerikel war davon die Rede, dass solche Kolummnen wie die von Fleischhauer "viel Anklang" finden würden. Ich bin kein Experte der Medienwelt, deshalb habe ich das mal so gewertet, dass der Autor sagen wollte, Fleischhauer habe Erfolg.

         

        Warum so ein Artikel erscheint, hatte ich auch nicht verstanden, bis mir heute jemand, der es sich noch antut, sich auf SPON-Seiten rumzutreiben, eine Fleischhauer-Kolumne verlinkte, in der er sagt, die SPD treibe die Taz mit der Mindestlohnforderung im Koalitionsvertrag in den Ruin, da die taz den Volentären diesen Lohn nicht zahlen kann.

        Auch hier wieder eben billige Polemik zu einem Widerspruch, die ein halbwegs intellegenter linker Mensch schon lange erkannt hat.

        Die taz ist keine SPD-Zeitung, sondern ist als oppositionelle Zeitung zu Zeiten der Schmidt-Ära afair gegründet worden, als sich Leute noch selber entscheiden konnten, ob sie im kapitalistischen Geldverdientrott bleiben wollen oder in alternativen Projekten mit weniger Geld ihr eigenes Ding durchziehen wollen. Korrekt an Fleischhauers Kritik ist dann, dass es in der heutigen taz viele gibt, die die Ursprungsidee nicht mehr kennen und die taz sich bislang nicht ausreichend von Rotgrün unter Schröder distanziert hat, in der es Pflicht wurde, auch Jobs, die keinerlei Selbstverwirklichung ermöglichen, mit miesen Lohn zu akzeptieren.

  • A Depperl isser.

  • Der Fehler besteht schon darin, Herrn F als "konservative Gesellschaftskritik" einzuordnen, frei nach dem Motto: Wir sind die Gesellschaft der Zukunft und der hat Angst.

     

    In Wahrheit ist das einzige was der schreibt, dass der Kaiser keine Kleider anhat und einige, wie der Autor dieses Artikels, merken es nicht, so dass Herr F wohl noch viele vergebliche Artikel schreiben wird.

     

    Wenn man nicht mehr weiterweiss, kommt man mit der Angst. Ich sage, die Erde dreht sich. Aha, ich habe sicher Angst vor der Wahrheit, dass sich das Universum um die Erde dreht, weil ich die Größe dieser Idee nicht aushalte. Das ist das Ganze Argument.

     

    Beim Sarrazin war das übrigens ein ähnlicher Argumentationsstrang. Der habe halt Angst, hieß es.

    • @Claudia Cometh:

      "Claudia Cometh" behauptete:

      "Beim Sarrazin war das übrigens ein ähnlicher Argumentationsstrang. Der habe halt Angst, hieß es."

       

      Nein, das war nicht die Argumentation gegen Sarrazins.

       

      Sarrazin wurde für sein biologistisches bzw. rassistisches Weltbild und seine eugenischen Forderungen kritisiert (außerdem ganz allgemein für den pseudowissenschaftlichen Nonsens, den er von sich gab).

  • G
    gerstenmeyer

    ich kann mich köstlich amüsieren wenn die sich betroffen gefühlten

    bürgern kreischend im kreis umherlaufen-das zeigt dass der mann ins schwarze trifft

    • I
      ichbindochgarnichlinks
      @gerstenmeyer:

      und wer kreischt hier im kreis?

    • @gerstenmeyer:

      Mmm, wenn das Ihr einziges Indiz ist.

  • Zu viel der Ehre - für Herrn Fleischhauer. Wieviele Male der dieses Jahr schon picken mußte... Jetzt hat er mal ein Korn gefunden. Na bravo.

     

    Ich empfinde seine Kolumne seit langer Zeit als Paradebeispiel für den Umstand, daß es sogenannten Konservativen sehr schwer fällt, überhaupt noch Themen von Relevanz zu finden und mit Substanz zu füllen.

     

    Und @Tortes: Hm, was haben denn die Konservativen gegen die NSDAP unternommen? Hugenberg, Steldte, von Papen, von Neurath?

  • G
    Gast

    Die Linken sind schwach, sagen einige Foristen. Nichts ist falscher. Die Linken haben neben den Großbanken in einer unheiligen Allianz Europa übernommen. Linke brauchen immer mehr Geld für soziale Wohltaten, die Banken besorgen es. Warum sind Staatsanleihen von den Banken nicht mit Eigenkapital zu unterlegen wie jeder kleine Kredit an den Mittelstand?

     

    Die Konservativen haben Angst? Möglicherweise haben Sie und auch Linke Grund dazu. Ich finde es jedenfalls erschreckend, was in Norwegen hinsichtlich Menschenrechten läuft. Wird von der TAZ aber sicher wieder nicht veröffentlicht, um "Rassismus" zu vermeiden. Nettiquette ist wichtiger als Tatsachen:

    http://www.katholisches.info/2013/11/27/groesste-moslemversammlung-norwegens-fordert-steinigung-von-ehebrecherinnen-und-homosexuellen/

  • Tja, da kann ich mich den Vorrednern nur anschliessen.

    Man mag Leute wie Fleischhauer, Martenstein, Wagner usw. als konservativ-neoliberale Prpoaganda-Lautsprecher bezeichnen, im Endeffekt sind sie das ja auch, aber es stellt sich doch die Frage: Warum können die überhaupt existieren ?

    Und da kommen wir auf ein altes dutsches Problem; das konservative Lager ist stark, aber nich aus eigener Stärke, sondern weil die Linke schwach ist.

    Warum ist die Linke schwach ?

    Weil sie sich permanent über ihre ganze Geschichte hinweg in Grabenkämpfen in eigener Sache selbst zerfleischt hat. Ohne den Dauerkrieg zwischen SPD und KPD hätte die NSDAP in der Weimarer Republik keine Chance gehabt, politisch Boden gut zu machen.

    Oder die Widersprüche linker Politik und linkem Alltag; man redet das eine und tut aber das andere. Wie z.B. Linksautonome, die für sich Toleranz einfordern aber zu ihren Gegnern auf der Strasse, und seien es nur CDU-Wahlkampstände, alles andere als tollerant sind. Oder die Taz, die richtigerweise den Mindestlohn propagiert, aber in eigener Personalsache was anderes praktiziert.

    Damit schenkt die Linke den Konservativen und Neoliberalen eine Steilvorlage nach der anderen und rafft es aber nicht wirklich, was sie da eigentlich verbockt und sich an eigenen Chancen kaputt macht.

    Und solange die Linke ihre Lektion nicht lernt, solange wird es auch Fleischhauer-Martenstein-Wagner & Co geben und solange werden die auch Erfolg haben, letztendlich zum Wohle derjenigen, die sich mit den Leistungen der kleinen Leute ihre schweizer Bankkonten vollpacken.

    Ich bin mal gespannt, wann die Linke aus ihren Fehlern wirklich lernt und ihr politisches Spielfeld so bespielt, dass der Gegner mal wirklich "alt" aussieht ...

  • [1]Fleischhauer ist nicht beizukommen, indem man erklärt, dass er nur die Karikatur eines Konservativen oder der Diskussion nicht wert sei. Tatsache ist, dass er an einer publizistischen Stelle arbeitet, deren Wirkung nicht zu unterschätzen ist. Die Elaborate von Kolumnisten in den Leitmedien wirken stark. Sie prägen die Meinungsbildung ihrer Leser mehr als jede Berichterstattung oder gar die Arbeit von PolitikerInnen. Das gilt besonders für diese Art von Kolumnisten, die auf scheinbar ironische Art dumpfe Vorurteile und Gefühle, oft gegen „Sozial schwache“ oder gegen Institutionen, die bereits der allgemeinen Geringschätzung (EU/Brüssel) preisgegeben sind, benutzen. Es sind Möchtegernzyniker, die glauben, sie seien Satiriker. Hierzu zählen Wagner (»Bild«), Martenstein (»Zeit«), und Fleischhauer (»spon«). Auch wenn Fans widersprechen werden: Wagner, Fleischhauer und Martenstein gehören in die selbe Kategorie.

  • [2]Silke Burmester nannte den Zynismus mal »eine Krücke, an der sich die »emotional Verwahrlosten« durchs Leben schleppen.« (sinngemäß). Taz-Leserin mag die Fans von F.J. Wagner ja (arroganter- und dummerweise) ignorieren, aber die Jünger von Martenstein und Fleischhauer, die muss man fürchten, denn sie sind großenteils »Elite«. Diese Anhänger sind meist schon etwas älter und halten sich für gebildet, aufgeklärt und (sowieso) intelligent. Und als erfolgreiche Menschen glauben sie an Gott »Markt« und an »Gerechtigkeit auf Erden«, was sie ja für „konservativ“ halten. In Wahrheit leiden sie aber an der Reinform der »German Angst«. Es ist Verlustangst.

  • J
    Juppie

    Tja- liebe TAZ:

    in einem hat Fleischhauer ja wohl recht:

    Wie siehts denn aus bei Euch mit dem Mindestlohn?

    Könnt Ihr Euch dazu durchringen??

  • Herr Fleischhauer hat eine sehr wirkungsvolle Methodik: Er zeigt Widersprüche auf. Warum die taz keinen Mindestlohn zahlen will. Warum linke Autonome in Berlin von Toleranz reden, aber CDU-Stände attackieren. Warum Menschen über das Herz unseres Wohlstands und Wohlergehen, die Wirtschaft, entscheiden, die noch nie einen Betrieb von innen gesehen haben. Warum sich niemand von einer Chirugin operieren lassen würde, die über eine Frauenquote an ihren Posten gekommen ist. Warum Linke ihren Humor schlagartig verlieren, wenn das Kabarett mal nicht gegen den politischen Gegner agitiert. Warum die SPD Brandt verehrt, der Kommunisten aus dem Staatdienst geworfen hat, aber mit einer Partei kooperieren will, die eine ebensolche wachsende Plattform unterhält.

     

    Widersprüche tun weh, weil sie Risse in vermeintlich konsistenten Wahrheitstrukturen aufzeigen und verstärken können.

     

    Fleischhauer tut also weh, aber es ist ein Wahrheitsschmerz. Und das kann nur im Interesse der Leser sein.

    • ???
      @Hamburger:

      Linke sind Menschen.

      Menschen machen Fehler.

      Linke machen also auch Fehler.

      Warum sollten also alle, die Links sind tolerant, aufgeschlossen, an den Menschenrechten orientiert, vegetarisch oder vegan, biologisch korrekt abbaubar oder Sonstiges sein. Die Linke ist eine heterogene Masse. Einige sind für, Andere gegen Volksentscheide. Die Linke ist bzw. war nie eine heterogene Gruppe, die sich geschlossen für ein bestimmtes Ziel einsetzt. Das konservative Lager ist genauso wenig eine homogene Masse. Vielleicht sollte man darüber auch so sinnfreie Kolumnen verfassen wie diese anderen eitlen konservativen Journalisten.

    • 5G
      577 (Profil gelöscht)
      @Hamburger:

      Gut gesagt!

      Stimme Ihnen voll zu!

       

      Ein kleine Einschränkung habe ich allerdings:

      Fleischhauer tut nicht nur weh, weil er die Wahrheit sagt sondern auch weil seine ewige Dauersüffisanz und Herablassung manchmal ganz schön nerven kann!

  • G
    Geiiiiil

    Ich lache gerne über Fleischauers Texte. Meist trifft er den Punkt. Die Humorlosigkeit der Linken und ihre Unfähigkeit über sich selbst zu lachen ist oft nervig aber noch öfter zum Lachen. Diese Reaktion der taz ist aber ein echter Brüller. Der Autor noch mehr. Ernsthaftigkeit kann man euch nun ebenso nicht vorwerfen wie Humor.

  • PP
    Peinlich, peinlich für die Bessermenschen

    Wenn die taz versucht Fleischauer entlassen zu lassen, dann hört der Spaß auf. Sein heutiger Artikel zur taz passt perfekt. Natürlich hassen Linksalternative nichts mehr als das Aufzeigen ihrer Doppelmoral. Ich sehe nicht alles wie Fleischauer aber meist beschreibt er was sonst vertuscht und verschwiegen wäre, es sei denn im Netz.

  • J
    jottchen,jottchen

    von fleischhauer

     

    adel verpflichtet

  • Y
    yoyo

    "Dieser Antiintellektualismus lässt sich auch so verstehen: Je mehr Lebenserfahrung abseits der Politik ein Politiker gesammelt hat, desto konservativer ist er."

     

    Naja, dass'normale' Bürojobs ein Garant für Lebenserfahrung seien, .

     

    Gerade 'linksalternative' Politiker haben doch oft eine viel bewegtere Vita hinter sich - ob Claudia Roth als Managerin von TonSteineScherben oder Joschka Fischer, Trittin und Gerhard Schröder als Beteiligte an den 68er-Umwälzungen mit "neuen Lebensentürfen" etc.

     

    Wer aus einer biederen Gesellschaft heraus an solchen Entwicklungen teilnimmt, neue Sichtweisen entwickelt, durch Kommunen zieht, der bekommt sicherlich mehr Neues und Weitblick mit auf den Weg, als jemand, der Bürojobs und Posten einnimmt, die er von schon als Kind von seinen Eltern kannte.

     

    Ein Plus an Lebenserfahrung würde dem gesamten Politbetrieb sicherlich gut stehen, aber dies an typischen Berufen von CDU- und FDP-Politikern festzumachen, wäre wohl wenig erflogsversprechend.

     

    Je konservativer das Milieu, desto stärker verharrt man innerhalb der aus Kindheitstagen vorgegegebenen Bahnen und sozialen Kreise.

  • Fleischhauer ist ein Wichtigtuer und die Diskussion nicht wert.

  • S
    SPON
  • K
    Kaboom

    Und die Rache des kindlichen Kaisers (oh, tschuldigung, VIZE-Kaisers muss es natürlich keissen. Kaiser ist selbstredend immer noch Henryk Broder) folgt auf dem Fuss.

     

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/mindestlohndebatte-politik-des-reinen-herzens-a-936141.html

     

    LOL

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    KONSERVATIV ist, das Festhalten an der Symptomatik von "Wer soll das bezahlen?", "Arbeit macht frei" und "Kreuzchen auf dem Blankoscheck" - für diese Symptomatik HUNGERT die Mehrheit auf Erden, wird jede KÜRZUNG leichtfertig in Sündenbocksuche mit gebildeter Suppenkaspermentalität verarbeitet!

     

    Nach meiner INTENSIVEN Erfahrung (auf dem Weg der (OHN-)"Macht der Straße"), funktionieren sogar alle "linken" / "sozialistischen" Gruppierungen im Rahmen dieser Dogmen - anstatt eine ganz andere Kommunikation OHNE ... auf den Weg zu bringen!!!

  • UF
    Ulrich Frank

    Das ist bei Fleischhauer eigentlich nur ein Helmut-Schelksky-Aufwasch ("Und die Arbeit tun die Anderen")- welcher außer Acht läßt was denn die - konservative - Politikerkaste nun eigentlich wirklich ihrerseits geleistet hat. Viel Ideengehalt hat Fleischhauer - außer seiner Positionierung - nicht zu bieten. Getreu dem Wort H. Arendts gibt's beim Konservatismus hier kaum eine Idee die nicht auf Polemik-Absicht basiert.

    • UF
      Ulrich Frank
      @Ulrich Frank:

      Schreibfehler: es muß Schelsky heißen...

  • B
    Bloomaul

    Fleischhauer ist kein Konservativer, er ist die Karikatur eines solchen.

  • DK
    Der Kollesch

    Natürlich sind Roland Koch und Helmut Kohl "linksradikale". (Vorausgesetzt man denkt in dem links/rechts Spektrum).

    Diese beiden Menschen hatten und haben kein Problem damit, dass unser Staat erstens extrem viele Steuern eintreibt und zweitens sich gleichzeitig sehr internationalisiert.

     

    "Bilfinger Berger-Vorstandvorsitzende und -Spendenaffäre-Schuldigen aller Länder - vereinigt Euch"

  • G
    gerstenmeyer

    nur mal den älteren artikel der TAZ lesen-

    Über die Ohnmacht der Linken

    "Spaßbefreite Vaterfigur"

  • L
    lowandorder

    Der Milchreisbubi hat ja erkennbar nix auf Tasche und sieht selber ja nun auch schwer nach Maloche aus;

    allein die Brille findet sich auf jeder Baustelle;

    wohl aber in bestimmten gruseligen Wirtschaften;

     

    aber ich vermisse bei den neuen Linksradikalen den

    Herrn Westerwelle.

     

    Und - gähn - ist voll korrekt;

    aber vielleicht bringt ihm mal jemand schonend bei:

    "....ihm wird es Zeit zur endgültigen Abwicklung eines Genres, das mit Veranstaltungen wie dem "Satire-Gipfel" künstlich am Leben gehalten wird ...." - da spricht er erkennbar ja ganz unverhohlen von sich selbst;

    oder wie das Präsi Heinemanns Justav so schön ausgedrückt hat:

    "...wer auf andere mit dem Finger zeigt, sollte bedenken, daß drei auf ihn zurückweisen!"

    vor allem, wenn ihn schon gehobener Dreisatz deutlich überfordern.

     

    Kein Wunder:

    "Jan Fleischhauer studierte an der Universität Hamburg Literaturwissenschaft und Philosophie,bevor er die Henri-Nannen-Schule besuchte;"

    also nix zu Ende.

     

    Danke.Keine weiteren Fragen

    und damit mehr als genug der Ehre.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    "Unter Linken - Von einem, der aus Versehen konservativ wurde"

     

    Hähä, "aus Versehen" - in einer "Wertegemeinschaft", wo "Individualbewußtsein" eine Hierarchie von intrigantem bis brutales Egoisieren im "Recht des Stärkeren" betreibt, da ist der Sozialismus auf "Einzelne" und korrupt-LINKISCH (fies & hinterhältig) organisierte Gruppen / Mikrokosmen spezialisiert.

     

    Die Koalitionsverhandlungen sind derzeit mal wieder ein deutliches Zeichen auf die Richtigkeit meiner Behauptung! ;-)

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @688 (Profil gelöscht):

      "Wenn das stimmt, sind Helmut Kohl, Philipp Mißfelder und Roland Koch Linksradikale."

       

      Ja, das stimmt, denn im "freiheitlichen" Wettbewerb (die Ursache aller Probleme / Symptomatiken unseres "Zusammenlebens") wird die GLEICHERMAßEN Bewußtseinsschwäche von Angst, Gewalt und "Individualbewußtsein" EGOZENTRIERT, und die systemrationale Bildung zu Suppenkaspermentalität geschärft & gepflegt, für den bewußtseinsbetäubten Sozialismus der kapitalistischen Diktatur - deshalb sind Forderungen, Demonstrationen, Mahnungen und Versuche von menschenwürdig-konstruktiven Gesprächen mit den "Experten" und "demokratischen Treuhändern" von Kreuzchen auf dem Blankoscheck zuallererst blödsinnig :-)

      • 6G
        688 (Profil gelöscht)
        @688 (Profil gelöscht):

        und weil es mal wieder so schön paßt:

         

        "Nicht Mangel an Geist, sondern ein Geist*, der sich ununterbrochen selbst gegenwärtig ist, eine Ausgeglichenheit gegen die nichts und niemand ankommt. Die Menschen reden, die Karawane zieht vorüber: Die Dummheit erkennt man an jenem ruhigen Fortschreiten eines Wesens, das Worte von aussen weder ablenken noch berühren können. Sie ist nicht das Gegenteil der Intelligenz, sondern jene Form der Intellektualität, die alles auf ihr eigenes Maß zurechtstutzt und jeden Anfang in einem vertrauten Vorgang auflöst. Der Dummheit ist nichts menschliches jemals fremd; die macht – über die Lächerlichkeit hinaus – ihre unerschütterliche Kraft und ihre mögliche Grausamkeit aus." (Alain Finkielkraut) *Zeitgeist / "Individualbewußtsein"

  • G
    gbkon

    Fleischhauer sagte zum Tod Dieter Hildebrandts: Linke haben wenig Humor. Und das ist leider allzu wahr - wie auch dieser Artikel beweist. Fleischhauer macht sich vor allem über die Linke lustig und hat ein grosses Talent zu provozieren und das macht er sehr lustvoll. Das kann nur einer der mit den Linken aufgewachsen ist - er weiss einfach welche Trigger er drückenmuss um eine Schmerzenschrei zu erzeugen. Ihm Angst vor der Überwältigung zu unterstellen ist schlichtweg lächerlich. Tucholsky und Ossietzky haben in den 20iger Jahren in einer mehrheitlich rechten, humorlosen Gesellschaft nichts anderes gemacht - sie haben lustvoll provotiert.

    • D
      DasNiveau
      @gbkon:

      Ich finde auch das Fleischhauer das was er mit seiner Kolumne bezweckt, trefflich bewerkstelligt.

      Sie allein hat mich amüssiert, aber der TAZsche Kommentar darauf noch viel mehr.

  • TL
    Titus Löffler

    Was will uns der Autor dieses Artikels damit sagen?

    Das nicht alles was Fleischhauer schreibt so auch wirklich stimmt? Das er vielleicht sogar übertreibt oder Anhand von Einzelfällen versucht Gesetzmäßigkeiten oder Muster zu erklären?

     

    Sorry aber das gilt in vollem Unfang auch zu all den anderen, z.B. zum "Vorzeigelinken" Augstein oder der Autor selber.

    Und ich glaube ihr Beispiel der "EU-Angst" ist nicht nur im konservativen Lager zu finden. Ich glaube auch nicht, dass sich nur im konservativen Lager die Zehennägel hochgehen wenn eine Nahles, eine Roth, ein Stöbele oder ein Trittihn über die Innovationskraft deutscher Ingenieure in der Autoindustrie redet.

     

    Das es zu wenige an der politischen Spitze gibt die wirklich mehr von "der Industrie" wissen als das was sie bei Wahlkampfterminen und Betriebbesichtigungen sehen halte ich jedoch für Fakt. Würden beispielsweise die oben genannten Person sich mit ihren Vorstellungen von "der Autoindustrie" durchsetzen wäre hier für mich und 500 weitere Mitarbeiter morgen Ende.

     

    MFg

    Titus Löffler

  • K
    Kaboom

    Fleischhauer ist neben Thilo Sarrazin der profilierteste Vertreter der deutschen Variante der "Truthiness".

     

    http://en.wikipedia.org/wiki/Truthiness

     

    Konservative wie Fleischhauer haben schlicht und ergreifend ein Problem mit der Moderne. Und an dieser Moderne ist - selbstverständlich - primär die politische Linke "Schuld".

  • EF
    Erwins Freundin

    gähn