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Kolumne HabibitusDas Land, für das ich mich schäme

In diesem Land ermittelt der Staatsschutz wegen geklauter Kleidung. Und ein Neonazi kommt trotz Beihilfe zum Mord frei.

Glückwunsch Horst. Mit einem symbolischen Sarg vor dem Bundesinnenministerium gedenken Demonstrant_innen Jamal Naser Mahmodis Foto: dpa

Deutschland: Das ist das Land, in dem Schüsse auf eine Bäckerin mit Kopftuch nicht als rassistische Tat klassifiziert werden, aber wegen geklauter Kleidung eines rechts­extremen Politikers der Staatsschutz ermittelt.

Es ist auch das Land, das den NSU-Komplex nicht nur nicht auflöst, sondern die Aufklärung systematisch sabotiert und verhindert, seine Täter_innen schützt und nicht nur kaum bestraft, sogar trotz Beihilfe zum Mord freilässt.

Es ist dasselbe Deutschland, das eine rassistische Mordserie zunächst als „Dönermorde“ bezeichnet und die Betroffenen kriminalisiert hat. Die Unschuldsvermutung für mordende Neonazis wiegt mehr als die für antifaschistische Aktivist_innen, die wegen Verdacht auf Sachbeschädigung mit Freiheitsstrafen sank­tioniert werden.

Es ist ein Land, in dem das ganze Tradition hat: Schon immer wurden Verbrechen von (Neo-)Nazis verharmlost und Antifaschist_innen und Kommunist_innen verfolgt. Schon immer war die Empathie mit den Täter_innen größer als die mit den Ermordeten und ihren Angehörigen.

Was für Leitkultur?

An einer Entnazifizierung scheitert man hierzulande weiterhin, während deutsche Waffen auf der ganzen Welt morden. Es ist dasselbe Deutschland, dessen Verfassungsschutz Die Linke überwacht, die AfD nicht und den NSU jahrelang gestützt hat. Ein Land, dessen Politiker_innen Schweinefleischpflicht fordern, überrascht nicht, wenn Teile seines Bundestags die Shoah verharmlosen und sich zu Überlebenden seiner Vernichtungsindustrie respektlos verhalten. Was für Leitkultur, yani?

Sein Innenminister ist hochgradig inter- und transfeindlich, stimmte vor gut 20 Jahren für das Recht, seine Ehefrau zu vergewaltigen, und hält es für eine witzige Anekdote, dass an seinem 69. Geburtstag 69 Menschen in ein Land abgeschoben werden, in dem regelmäßig Bombenanschläge stattfinden.

Einer von ihnen, Jamal Naser Mahmodi, erhängte sich am Tag seiner Ankunft. Das BAMF twittert sein Beileid. Würden Migrant_innen offen so menschenverachtende Haltungen vertreten wie Seehofer, würden auch sie abgeschoben werden.

„Ergebnisoffen“ Menschenrechte diskutieren

All dies findet im selben Land statt, in dem Politiker_innen und Journalist_innen rechte Kampfbegriffe normalisieren. In genau diesem Land besteht der BAMF-„Skandal“ darin, dass 1.200 Menschen „unrechtmäßig“ Asyl gewährt wurde und nicht etwa in den vielfachen illegalen Abschiebungen.

Dieses Land lässt ein Seenotrettungsboot voller Menschen tagelang im Stich, anstatt sichere Fluchtwege zu schaffen. Dieses Land kriminalisiert Hilfeleistung und diskutiert ergebnisoffen über Menschenrechte. In diesem Land werden Abschiebelager errichtet, das bezeichnet man als „Masterplan“.

Und ausgerechnet in diesem Land fordern Menschen aus einer Sehnsucht, endlich wieder unverkrampft nationalistisch sein zu dürfen, einen Schlussstrich für seine Verbrechen? Stolz? Ich empfinde nur Scham.

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43 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • "Und ein Neonazi kommt trotz Beihilfe zum Mord frei." Ja, weil er bereits zwei Drittel der Haftstrafe in Untersuchungshaft verbracht hat und das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Darum besteht keine Fluchtgefahr, die eine weitere Untersuchungshaft erfordert.



    Scheiß Rechtssystem, gell. Da muss man gegen polemisieren. Oje.

    • @Laurenz Kambrück:

      Yap.

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Wer sich für sein Land schämt, der liebt es. Ich hoffe die Dame liebt den Iran. Übrigens ich achte und liebe meine Frau(manchmal schäme ich mich für mein Verhalten). Also entspannt Euch.

  • "Es ist ein Land, in dem das ganze Tradition hat: Schon immer wurden Verbrechen von (Neo-)Nazis verharmlost und Antifaschist_innen und Kommunist_innen verfolgt. Schon immer war die Empathie mit den Täter_innen größer als die mit den Ermordeten und ihren Angehörigen."

    Schon immer! Mindestens seit 1871! Oder seit dem 16. Jahrhundert!

    "An einer Entnazifizierung scheitert man hierzulande weiterhin, während deutsche Waffen auf der ganzen Welt morden."

    Was hat die private Waffenindustrie mit Entnazifizierung zu tun?

    "Sein Innenminister ist hochgradig inter- und transfeindlich, stimmte vor gut 20 Jahren für das Recht, seine Ehefrau zu vergewaltigen, und hält es für eine witzige Anekdote, dass an seinem 69. Geburtstag 69 Menschen in ein Land abgeschoben werden, in dem regelmäßig Bombenanschläge stattfinden."

    Woah, wir wollen mal besser gar nicht nachschauen, was z.B. Frau Merkel noch vor 20 Jahren für Sprüche und Forderungen rausgehauen hat!

    "All dies findet im selben Land statt, in dem Politiker_innen und Journalist_innen rechte Kampfbegriffe normalisieren."



    Ein Land, in dem Linke und Grüne rechte Kampfbegriffe überhaupt erst zu ihrem Status erheben.

    "Und ausgerechnet in diesem Land fordern Menschen aus einer Sehnsucht, endlich wieder unverkrampft nationalistisch sein zu dürfen, einen Schlussstrich für seine Verbrechen? Stolz? Ich empfinde nur Scham."

    Machen Sie es wie mein Bruder: Wandern Sie aus. Der hatte auch die Schnauze voll von Deutschland, aber aus anderen Gründen. Und wenn es einem irgendwo nicht gefällt, sollte man woanders hinziehen. Natürlich auf legalem Weg.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Wenn es unmöglich ist, auf ein Land stolz zu sein, wie ist es dann möglich, sich für ein Land zu schämen?

  • Henga hat’s drauf! Daumen hoch!

  • Kaum einer der LeserInnen der Kolumne wird all die aufgezählten Punkte gut finden. (Besonders nicht die mangelnde Aufklärung des NSU Komplexes, der wahrscheinlich tief in den Staat hinzieht).

    Diese Punkte kann man wöchtentlich wiederholen, aber durch die Wiederholung werden die Argumente nicht stärker. Wo sind die Fortschritte in der Argumentation? Wo ist überhaupt die Argumentation abseits von der Wiederholung von Stereotypen?

    Um ein wenig abzulenken: welchen Staat gibt es denn, bei dem man nicht eine Liste von Verfehlungen auflisten könnte, um sich schämen zu wollen? Schweden? Die Schweiz? Selbst die, die vieles gut machen, von all den 200 oder so Staaten auf den Erde, haben einiges am Stecken, was man wiederholt auflisten könnte.

    Konkretes Arbeiten ist gefragt, nicht pauschalisierende Verunglimpfung von allen, ausser man selbst.

  • Es ist schon Bezeichnend, mit welcher Vehemenz manche abstreiten Rechtsradikale Ideen zu vertreten, aber im Endeffekt gegen jede Meinung die den Rechtsextremismus und die Neonazis anprangert, zutiefst widersprechen!

    Wer speziell in den letzten 3 Jahren die Kommentarspalten der Medien durchforstet hat, muss unweigerlich fesstellen, dass Rechtsradikale Ansichten extrem zugenommen haben!



    Seit Spätsommer 2015 hat es einen nie dagewesenen Ruck gegeben, sich öffentlich zu Rechtsradikalen Prinzipien zu bekennen, denn durch die aggresive Wortwahl der AFD Akteure ist es schon fast zur Normalität geworden gegen jede Art von Liberalismus zu hetzen!

    Diese Hetze wird aber nicht nur von der Rechten, sondern vermehrt auch von der Linken an den Tag gelegt!



    Jedes dieser Lager meint die Deutungshoheit über das Andere zu haben, so dass es eine totale Vermischung der Richtungen gegeben hat, gemeisam wird gegen Migranten gehetzt!

    Das dürfte auch der Grund sein, weshalb viele Menschen kaum Notiz vom NSU Prozeß in München genommen haben, der zu einem Prozeß gegen Einzelpersonen verkommen ist, weil die Regierung keinen Aufklärungswillen zu den NSU Verwicklungen mit den Geheimdiensten an den Tag gelegt hat, sogar unterdrückend gehandelt hat!

    Seit dem Ende des 2. Weltkrieges sind in Deutschland kaum echte Versuche unternommen worden, den Rechtsradikalismus auszumerzen, so dass es heutzutage nicht verwunderlich ist, dass es so viele Menschen im Lande gibt, die sich wieder davon begeistern lassen!



    Auch muss man dem Staat anlasten, in den Schulen viel Aufklärung zur nazizeit aus dem Unterricht verbannt zu haben!

    Kindern wird heutzutage kein wirklicher Geschichtsunterricht mehr erteilt, in dem auf diese unrühmliche Zeit Deutschlands eingegangen wird!



    Wie will man dann erwarten, dass eben die kommenden Generationen so aufgeklärt sind, dass ihnen wichtig wäre, dass sich die Geschichte nicht mal Ansatzweise wiederholen darf!

    Leider gibt es immernoch und wieder Seilschaften von (Neo) Nazis!

  • Aber mir erschliesst sich immer noch nicht, was diese Kolumne eigentlich soll:



    - Klicks generieren durch maximale Provokation (was anscheinend funktioniert, wenn man die Anzahl der Kommentare anschaut)?



    - die eigene Klientel in ihrer Überzeugung bestärken, dass hierzulande eh alles Scheisse ist?



    - Selbstvergewisserung der Autorin, dass sie ja auf der richtigen Seite steht und mutig gegen das ihrer Ansicht nach grassierende Unrecht anschreibt und sich damit in die Tradition der Geschwister Scholl einreihen möchte?



    - oder alles zusammen???

  • Letzte Woche gabs einen interessanten Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung: "«Kartoffeln», «Almans»: Rassismus – nein danke! Es sei denn, es geht gegen Deutsche"



    (www.nzz.ch/feuille...utsche-ld.1403605)

  • Hengameh Yaghoobifarahs Kolumne ist die Manifestation einer Filterblase, bedingt durch selektive Wahrnehmung.

    • @Mzungu:

      Festsitzend im Blub eines Kartoffelbreis?

  • Woher kommen die Erkenntnisse zu Kartoffelland, die sich so in diesem epischen Aufschrei doch mehr anhören wie eine Ansammlung von Stereotypen, also wie Kartoffelbrei.

    Die Ergebnisse der Mitte-Studien beispielsweise, wie die der FES beobachten seit 2014 jedenfalls eine Abnahme des Rechtsextemismus de.wikipedia.org/w...5087675#Ergebnisse Die Zustimmung zum Gesamtindex rechtsextremer Einstellungen fiel von 8,6 2006 auf 2,8 2016; was immer der Indes auch im Detail bedeuten mag, er zeigt eine Reduzierung auf.

    • @Rudolf Fissner:

      Ein Phänomen das mir seit langem aufstößt ist das umso stärker gegen Rassismus und andere ismen "gekämpft" wird, umso weniger es sie gibt. Gleichzeitig wird der Eindruck vermittelt alles würde immer schlimmer, indem man die Definition dieser ismen immer weiter aufbohrt.



      Gleichzeitig stehen grade diejenigen die sich gegen diesen ismen engagieren unter besonders starker Beobachtung und dürfen sich keinen Fehltritt und keine Doppeldeutigkeit erlauben.

      • @Januß:

        Das Schlimme ist, dass diese Form der Rhetorik (Artikel) verallgemeinernd ist. Dies erinnert an den Stil der Terroristen und Militaristen; er nimmt die Idee weg, dass auch ein kranker Körper auch gesunde erhaltenswürdige Teile hat; "Sie und ich" können Attentat oder Bombenhagel zum Opfer fallen, weil es erforderlich ist.



        Da ist es auch gleich, wenn es ebenfalls einen "Freund" erwischt, das ist Schicksal bzw unvermeidbar.



        Es mag nicht so gemeint sein, als Stilmittel erlaubt und auch (manchmal) erforderlich, aber diese (Übertreibung der) Rhetorik ist unangebracht. Es kostet nichts und nicht den ggf markanten Stil, das Bunte und Differenzierte zumindest kurz, aber unzweifelhaft abzubilden und das Bewusstsein dafür nicht allein dem Leser zu überlassen, denn "wir" wissen nicht, wer liest.

        • @Gerhard Krause:

          Diese Art der Rhetorik macht es sich einfach.



          Sie schweift ab ins Reisserische und lenkt ab von den Fakten. Sie nennt „das Land“ als den Schuldigen und verletzt niemanden.



          Sie polemisiert mit „die Politiker“ und greift keine konkrete Politik auf.



          Sie tut so, als ob erst heute Menschen verrecken und nicht schon seit langer Zeit: an Hunger, Krankheit, Folter, ...



          Sie tut so an ihrem Schreibtisch auf dem bequemen Stuhl in Gedanken an die Mittagspause und was man da wohl ist. Schmunzelnd und stolz über die eigenen Sätze, das duftende Käffchen dabei in der Hand.

        • @Gerhard Krause:

          Booey - kraus aber fast seherisch*!*

          “ Es kostet nichts und nicht den ggf markanten Stil, das Bunte und Differenzierte zumindest kurz, aber unzweifelhaft abzubilden und das Bewusstsein dafür nicht allein dem Leser zu überlassen, denn "wir" wissen nicht, wer liest.“

          kurz - Er nahm seinen Hut, Abschied und sich das Leben!



          Das hat Stil. Aber die Hoffnung - trügt!



          Normal - wa*¿!*



          Denn wer weiß - wer das alles noch liest! Newahr.



          Ooch wieder wahr. Die Wahrheit.

  • Die hier beschriebenen Zustände wurden in der Zeitschrift " Konkret" vor 30 Jahren als Normalität der Perversion bezeichnet und sind leider nur modernisiert worden. Scham und Schuldgefühle der Linken werden daran allerdings nichts ändern. Gebraucht wird stattdessen die durchdachte hartnäckige Benennung dessen, was passiert und die ebenso hartnäckige. Forderung nach Problemlösung anstatt nationalistischer Alltagshysterie.

  • Inhaltlich ist der Artikel aber "Bildzeitung von links" - aber wichtiger als kluge Gedanken ist wohl die richtige politische Einstellung.



    So bin ich sicher, dass die Badehosen-Typen - so man sie fängt - keine 2 Jahre Haft bekommen werden. Vergewaltigung in der Ehe war immer strafbar, nur nicht als "Vergewaltigung". Den Fall mit der Frau mit dem Kopftuch kenn ich nicht, aber bloß weil ein Opfer ein Kopftuch trägt, muss der Täter kein Rassist sein, es gibt ja zB Ehemänner, die ihre Frauen töten (mit Kopftuch).

    Das ganze ist "Linkspopulismus" hoch 10.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Ach waren das noch Zeiten als uns Deniz Yücel niveauvoll beleidigte.

    Kommentar gekürzt. Netiquette beachten. 

  • Ich für meinen Teil empfinde keine Empathie für Zschäpe oder Wohlleben und wüßte jetzt auch nicht, dass große Teile der Bevölkerung dies tun. Auch Horst Mahler bekommt meines Wissens keine prominente Unterstützung. Hess starb im Gefängnis.



    Wenn man das mal mit den bekannten Antifaschisten vergleicht - Baader, Meinhof, Enslin, Raspe usw. - dann war es zu dieser Zeit in bestimmten Kreisen durchaus chic, mit diesen zu sympathisieren, auch und gerade in der Öffentlichkeit. Deren Anwälte haben es letztendlich sogar in die Bundesregierung geschafft.



    Fehlende Empathie mit Opfern und ein hohes Interesse für den Täter ist bei fast allen Verbrechen der Fall, es sei denn, das Opfer war prominent. An den Fahrer und die Leibwächter von Hans-Martin Schleyer erinnert sich auch keiner mehr und an die Namen schon gar nicht. Das ist traurig, hat aber wenig bis gar nichts damit zu tun, wie der Nachname und die Herkunft des Opfers war.



    Ich könnte dem Artikel ansonsten an vielen Punkten zustimmen, aber die Polemik und der sinnlose Grabenkampf helfen der Sache nicht im geringsten weiter.



    Überhaupt: Was für Deutschland?

  • Wenn ich das richtig verstehe dann ist für die Autorin “Deutschland” die Summe all der Dinge die im Bundesgebiet nicht so laufen wie sie es sich in ihrer Fantasiewelt vorstellt.

    Das Nationalismus und auf sein Land stolz sein Schwachsinn sind verstehe ich ja aber wie man dann anders herum Scham empfinden kann entzieht sich meinem Verständnis!

    “Schon immer wurden Verbrechen von (Neo-)Nazis verharmlost und Antifaschist_innen und Kommunist_innen verfolgt.”

    Haben Sie dafür irgendwelche Belege? Seit ich lebe habe ich das so nie erlebt. Nazis sind sicher nicht “besser” als Kommunisten aber auch nicht schlimmer. Oder sind Tote in Gulags irgendwie besser als Tote in Konzentrationslagern?

    “Schon immer war die Empathie mit den Täter_innen größer als die mit den Ermordeten und ihren Angehörigen.”

    Ja genau so siehts aus. Die Angehörigen der “Dönermord”-Opfer haben keine Empathie erfahren, währen allerorts Mundlos und Böhnhardt Fanclubs gegründet wurden. Nicht!

    “… während deutsche Waffen auf der ganzen Welt morden.”

    Waffen morden genauso wenig wie Länder sprechen.

    “… stimmte vor gut 20 Jahren für das Recht, seine Ehefrau vergewaltigen zu dürfen …”

    Beim Missy Magazine haben sie wohl einen schier endlosen Vorrat an Halbwahrheiten und glatten Lügen, was? Das war _niemals_ straffrei, es galt nur als Körperverletzung.

    “und hält es für eine witzige Anekdote, dass an seinem 69. Geburtstag 69 Menschen in ein Land abgeschoben werden… ”

    Hmm nagut das fand ich auch ziemlich geschmacklos.^^

    “Würden Migrant_innen offen so menschenverachtenden Haltungen vertreten wie Seehofer, würden auch sie abgeschoben werden.”

    Ich denke mal man kann mit recht sagen das Islamisten eine menschenverachtende Haltung an den Tag legen. Werden die deshalb abgeschoben? Nein.

    • @Januß:

      Den von rechtskonservativen Seite angezettelten 'Historikerstreit' des späten 20. Jh. wollen Sie doch wohl allen Erstes hier nicht wieder aufwärmen ... oder?

      Den hatte der alte Herr des aktuellen AfD -MdB namens Nolte damals schon so jämmerlich verloren! Die Singularität der Naziverbrechen, von Deutschen begangen, zu relativen indem man kommentierenderweise mal so nebenbei die Stalinopfer herbeizerrt, kann nach der eindeutigen Absage dieser Relativierung durch Wissenschaft und Forschung heute nur noch IB- oder Vogelschuss-affinen Mitläufern passieren.

      Die stockfleckige Hundekrawatte wird Sie sicher trôsten.

      Oder ... vielleicht man man bei den burschenschaft-bewährten FPÖlern noch ein Gesangsbuch für 'die siebte Million" parat zum Aufmuntern.

      • @Tom Zwanziger:

        Ich kann keinen Widerspruch darin erkennen sowohl die Einzigartigkeit der Verbrechen der Nazis, als auch die der Kommunisten anzuerkennen.

        Viele hier wollen einfach nicht anerkennen das ihr eigenes politsches Lager am Ende des Tages keinen deut Besser ist als die Gegenseite, wenn man einmal absolute Macht hat. Darum der Hinweis, denn die Verteidigung von Kommunisten seitens der Autoren ist meines Erwachtens nicht weniger schlimm als wenn man sich über die Verfolgung von verfassungsfeindlichen Nazis aufregen würde.

    • 6G
      65334 (Profil gelöscht)
      @Januß:

      "Nazis sind sicher nicht “besser” als Kommunisten aber auch nicht schlimmer. Oder sind Tote in Gulags irgendwie besser als Tote in Konzentrationslagern?"

      Was für eine dämliche Gleichsetzung zweier völlig verschiedener Ideen. Und dann eine schöne Fangfrage angehängt, die natürlich niemand bejahen kann.

      Nach gleicher manipulativer Manier könnte ich behaupten:

      In der EU herrscht das gleiche Unrecht wie in der DDR. Oder sind Tote im Mittelmeer irgendwie besser als an der Mauer?

      • @65334 (Profil gelöscht):

        "Was für eine dämliche Gleichsetzung zweier völlig verschiedener Ideen."

        Ich setze nicht die Ideen gleich, sondern deren Ausmaß und Funktion. Beide Ideen haben in der Praxis zu erstaunlich ähnlichen Ergebnissen geführt. Beide Ideen wurden in verschiedenen Ländern und Kulturen ausprobiert und haben immer wieder zum gleichen, verheerenden Resultat geführt. Und vor allem haben sie nicht nur den Tod von Menschen in Kauf genommen, sondern ihn massenweise herbeigeführt.

        "In der EU herrscht das gleiche Unrecht wie in der DDR."

        Das stimmt einfach nicht. Jede seriöse Menschenrechtsorganisation wird Ihnen das Gegenteil bestätigen.

        "Oder sind Tote im Mittelmeer irgendwie besser als an der Mauer?"

        Sie sind nicht besser, sie sind anders. Die Toten an der Mauer wurden erschossen, ihr Tod wurde absichtsvoll und unmittelbar herbeigeführt. Das ist bei den Toten im Mittelmeer nicht der Fall. Das ist was die Verantwortung angeht ein gewaltiger Unterschied.

        • @Januß:

          Wenn Sie nicht differenzieren wollen zwischen den aus rassistischen Gründen getöteten Juden und den Verstorbenen in einem GULAG, dann frage ich mich, wieso eine Differenzierung zwischen den 140 Mauertoten und den allein in 2017 ertrunkenen 3000 Menschen im Mittelmeer dann sinnvoll sein soll.

  • 9G
    97546 (Profil gelöscht)

    Das erste Mal, dass ich dem Kommentar dieser Autorin vollkommen zustimme.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...der Verzehr von Schweinefleisch und die (angeblich) daraus resultierende 'Verharmlosung der sog. Shoah' in einem Satz, wie abartig ist DAS denn??!

    Diese Kausalität wird nicht angedeutet, bitte noch mal aufmerksam lesen. Danke, die Redaktion. 

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Ein Land in dem viel Schief läuft, in dem es Rassisten und Faschisten gibt. Ok, aber ein ganz banales europäisches Land austauschbar mit Italien oder Frankreich. Was wollen Sie also beweisen verehrte Frau Yaghoobifarah?

  • "Ein Land, dessen Politiker_innen Schweinefleischpflicht fordern"



    Also entweder ich hab da was nicht mitgekriegt (abgesehen von der Diskussion, ob das angeboten werden sollte oder nicht), dann wäre ein Nachweis meiner Aufgeklärtheit sehr dienlich. Oder aber das ist schlicht nicht wahr. Dann allerdings wäre diese Aussage wohl Diffamierung.

    "Würden Migrant_innen offen so menschenverachtenden Haltungen vertreten wie Seehofer, würden auch sie abgeschoben werden." Zurecht. Und am besten Horst gleich mit in die sog. sichereren Herkunftsländer, in welchen Demonstranten wie jene auf dem Bild wohl direkt gefoltert würden, in welchen es nicht Ehe für alle gibt, in welchen keine Gender-Sternchen und Anerkennung diverser Geschlechter diskutiert werden, yani?

    Ich würde noch weiter gehen als Gerhard Krause (heute um 16:56) und behaupten, dass hier durchaus das Richtige kritisiert wird, das aber auf miserable Weise und so ungefähr auf erbärmlichstem Seehofer-Gauland-etc.-Niveau...

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...Beihilfe zum Mord ist nicht gleichbedeutend mit Mord.



    Zudem wurde der Mann zu 10 Jahren Haft verurteilt, ich denke, das übliche Strafmaß für 'Beihilfe zum Mord', von denen er bereits über 6 Jahre verbüßt hat. Von "kaum bestraft" kann hier also nicht die Rede sein.

  • Solche krude und unreife Polemik gegen den Rechtsstaat spielt in die Hände der Rechten.

    Stolz auf das Land, ja mein Gott, brauche ich nicht.

  • Was denn nun. Wir haben lange in diesem Forum diskutiert, warum es unsinnig ist, auf (m)ein Land stolz zu sein. Aber schämen geht?

    • @Hesperus:

      word! Es vielleicht einfach nur die andere Seite der Medaille: Während einige mosern, dass sie sich für ihren Stolz schämen sollen, sind andere Stolz auf ihre Scham ;)

      • @pitpit pat:

        Der war nicht schlecht! :-)

        • @rero:

          Ja, der war gut. :-)

      • @pitpit pat:

        sehr schön gesagt.

  • Ein Artikel, der das richtige unrichtig kritisiert und deswegen selbst zum Schämen anregen sollte.



    Wenden wir für einen Augenblick die Aufmerksamkeit der Schweiz zu. Bedingte Strafen, d.m. dort Bewährung, für erstmaligen Betrug i.d.R. höher als für erstmalige Vergewaltigung. Bitte auch hier endlich einen Aufschrei des und nicht der Gerechten.



    Wahrscheinlich nicht, denn das ist Ausland und nicht dieser unsägliche s.g. NSU. Sehr geehrte Autorin aber sehen Sie, darin unterscheiden wir uns, denn ich arbeite mich nicht vergleichsweise einseitig ab, mich interessiert fachübergreifend das Leid von Menschen, auch in der Schweiz.

    • @Gerhard Krause:

      Ich verstehe Ihren Hinweis auf die Schweiz nicht. Der Artikel spannt einen Bogen ausgehend vom Holocaust und den bis heute tradierten Vorstellungen wie mit unliebsamen Menschen umgegangen werden kann und soll.



      Gesetzeslagen mögen in der Schweiz und in vielen anderen Ländern anders sein, aber wo bringen Sie die Verbindung zu einer ebenfalls bestehenden Tradition von Rassismus, wie sie in Deutschland gelebt wird?

      • @emanuel goldstein:

        Illegale Einreise und Identitätsfälschung sind nicht "unliebsam" sondern eine Straftat. Ihre "Rassismus"-Keule dient Ihnen zu Verunmöglichung jeglicher vernünftiger Differenzierung.

      • @emanuel goldstein:

        Ich weiß mich der von Ihnen angesprochenen "Tradition" nicht zugehörig.



        Wünschenswert wäre, zumindest für mich, Sie würden in Ihrer Bemerkung differenzieren.



        Nun natürlich zu Ihrer Frage: Ausgangspunkt des Gedankens ist für mich menschliches Leid. Für mich kommt, Mord hier, Missbrauch dort, keine Verengung auf eine Ursache in Frage. Selbstverständlich muss man dies nicht teilen.



        Das Fordern des Fallens nationalstaatlicher Grenzen, oder denen schlechten Geschmackes, geht ganz schnell. Der grenzübergreifende Blick auf Leid fällt schwer, oder hier im Forum geht es um Migration, Menschen sind überall in bedeutender Not.



        Mit etwa den Worten des Artikels, müssten sich die Verantwortlichen in der Schweiz für die angesprochene Schieflage ebenfalls schämen.

        Die Autorin kann das Deutsche pp kritisieren, so oft und etwa wie sie will. Ich würde mir aber etwa folgende ständige Einleitung wünschen: Wir wollen über die nachfolgenden Zeilen aber nicht die anderen Menschen vergessen.

        Letztlich: Nicht ständig die Debatte verengen, zB weil es einfacher ist.