Kolumne Die B-Note: Bei Hertha ists besser
Schon am Eingang zum Olympiastadion ist klar, dass hier einiges anders läuft als sonst beim Fußball. Es wird nicht besser.
I ch war im Olympiastadion, weil ich auch mal bei einer Fußball-WM dabei sein wollte und gehört habe, dass die Frauen technisch so schön spielen sollen. Eine Qualität, die Hertha nicht zu bieten hat.
Doch schon am Stadioneingang ist klar, dass hier einiges anders läuft. Der Sprecher verweist auf das Rauchverbot, die Frauenturngruppe aus Westheim formiert sich, und Eltern essen mit ihren Kleinkindern Apfelschnitzel aus Tupperdosen. Keine Schlange vor dem Bierstand, aber dafür vor dem Frauenklo. Das habe ich noch nie erlebt, wenn Hertha spielt. Dann bilden sich Schlangen vor dem Männerklo und es wird Bratwurst gegessen und Bier getrunken.
Mir reichts, ich gehe ins Stadion, die Stimmung ist freundlich, die beiden Mannschaften laufen auf und werden begeistert begrüßt. Beide! Hä? Die kanadische Mannschaft müsste doch ausgepfiffen werden. Ich pfeife, so laut ich kann. Aber keiner pfeift mit.
ISABELL LOTT ist Fotoredateurin der taz.
Das Spiel beginnt – und auch die La-Ola-Wellen. Auf dem Platz ist vor allem Langeweile angesagt. Die Spielerinnen bolzen rum, kein Spielzug klappt, der Ball wird hin und her gekickt, gerne mal ins Aus. Es wird vor allem viel rumgestanden und ich bin mir sicher, keine Spielerin hat nach diesem Spiel Probleme mit ihrem Achselschweiß.
Je lahmer das Spiel unten wird, desto heftiger wird die La Ola. Weil mir langweilig ist, beobachte ich Angela Merkel mit dem Fernglas: Die guckt auch nicht zu, sondern quatscht die ganze Zeit mit Theo Zwanziger.
Die Stimmung fühlt sich an wie beim Vorspiel in der Musikschule: Niemand hat geübt, die Darbietung ist grausam, aber alle sind begeistert. Bei Hertha sind die Ränge voll mit Stammtischprofis und Nationaltrainern, die ihren Frust aufs Spielfeld schreien. Hier wird sogar die kanadische Torhüterin beklatscht, wenn sie den Ball hält.
Die zweite Halbzeit wird besser, es wird mehr gefoult, endlich, und Birgit Prinz muss raus. In der 70. Minute darf Lira Bajramaj aufs Feld, heftiger Jubel beim Publikum, verhaltene Freude bei ihrer Mannschaft. Die Damen neben mir verlassen in der 83. Minute das Stadion. Beim Stand von 2:1. Sie müssen zum Zug. Sie haben nichts verpasst.
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