Kohleprotest in Nordrhein-Westfalen: In Garzweiler verweilt

Vielfältige Aktionen, Grube gestürmt: Für die Klima-Aktivist*innen dürfte es insgesamt ein erfolgreiches Wochenende werden.

Leute rennen durch ein Feld

Umweltaktivist*innen stürmen die Grube Foto: Tim Lüddemann

Garzweiler taz | Wie auf ein Signal rennen 1.000 Menschen in Maleranzügen los, weg von der Straße, rein ins Kornfeld. Die Polizei kann nichts machen, sie ist in der Unterzahl. Die Beamt*innen bekommen lediglich ein paar Aktivist*innen zu fassen, die anderen stürmen querfeldein in Richtung der Kohlegrube. Ein paar hundert erreichen die Abbruchkante. Sie schlittern einen sandigen, steilen Anhang hinunter, und haben ihr Ziel vor der Polizei erreicht. Sie stehen in der Braunkohle-Fördergrube Garzweiler, unten rollen Polizeiwagen an.

Es ist Samstag, der zweite Aktionstag des Protesttreffens von „Ende Gelände“ im Rheinland. Jährlich reisen mehrere tausend Aktivist*innen an, um im größten Braunkohle-Fördergebiet Deutschlands gegen die Klimapolitik und für einen sofortigen Kohleausstieg zu demonstrieren.

In diesem Jahr hat die Protestbewegung große Hoffnungen in das Treffen gesetzt – viele Neue haben sich in den letzten Monaten angeschlossen. „Fridays for Future“ hat sich mit dem Protest solidarisiert und zur bislang größten Klimademo der Schüler*innen aufgerufen: 40.000 Menschen protestierten am Freitag in Aachen.

Am Samstag luden sie nach Hochneukirch ein. Am Rande der Großdemo mit rund 5.000 Menschen schafften es ebenfalls mehrere hundert Aktivist*innen in die Grube: Der „goldene Finger“, ein Demonstrationszug, der am Morgen mit 2.000 Menschen das Protestcamp in Viersen verlassen hatte, brach aus der Demo aus und stürmte in den Tagebau. Als die Demonstrant*innen versuchten, eine Reihe eng parkender RWE-Autos zu überwinden, setzte die Polizei Schlagstöcke ein, konnte die Kohlegegner*innen aber nicht aufhalten.

Ein erfolgreiches Wochenende

Für die Aktivist*innen dürfte es insgesamt ein erfolgreiches Wochenende werden, auch wenn es am Freitag noch nicht danach ausgesehen hatte. Ein „Finger“ mit rund 700 Leuten hatte am Vortag über Stunden am Bahnhof Viersen festgesessen, weil der Zugverkehr eingestellt worden war. Ein anderer „Finger“ konnte über mehrere Stunden den Bahnhofsvorplatz Hochneukirch nicht verlassen.

Der parlamentarische Beobachter Hubertus Zdebel (Linke) äußerte sich gegenüber der taz empört: „Mit Demokratie hat das nichts zu tun!“. Schließlich handele es sich um eine angemeldete Kundgebung, den Teilnehmer*innen werde das Versammlungsrecht verwehrt.

Eine Sprecherin der Aachener Polizei sagte hingegen, die Mahnwache, zu der die Menge auf dem Weg gewesen sei, sei zwar angemeldet gewesen, aber nur für 100 Leute: „Ein Kapazitätsproblem.“

Wieder ein anderer „Finger“ hingegen schaffte es am Freitagabend auf die Schienen und blockierte über Nacht und in den Samstagnachmittag hinein die Versorgungsstrecke zwischen der Kohlegrube und dem Kraftwerk Neurath.

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